- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Ritz Carlton - der Name bringt schon Klasse mit sich. Als ich die Gelegenheit bekam einen besonderen Anlass in diesem besonderen Hotel zu feiern, da musste ich zuschlagen. Das Hotel liegt ruhig inmitten des Trubels von Manhattan am Battery Park. 300 Zimmer und Suiten sollen laut der Beschreibung Blick auf die Statue of Liberty und die in die New York Bay fliessenden beiden New Yorker Flüsse geben. Ist aber nicht so, dazu aber später. Gäste kommen mehrheitlich aus den USA und sind ebenfalls mehrheitlich Businesspeople. Und hier liegt der Knackpunkt für den Touristen: Die Nähe zur Wall Street und ein scheinbar hoher Anteil an Gästen auf Staatskosten (Nur so kann ich mir die shuttlemässig an-/abfahrenden Chevy Suburbans mit getönten Scheiben erklären) geben hier Spesen aus und da scheint das teilweise sehr schlechte Preis-/Leistungsverhältnis nicht so aufzufallen. Insofern ist jede Nebenleistung im Hotel überteuert. Ich gebe wahrscheinlich recht viel Geld in Hotels aus und bezahle gerne für einen guten Gegenwert, hier sind aber die Dimensionen verzogen. Noch ein Punkt: Muss man heutzutage noch selbst in der Lobby für WLan-Nutzung abkassieren ? Halte das für ein Hotel dieser Liga auch für reichlich albern. Es bleibt ein durchwachsenes Urteil. NYC ist zurecht teuer. Es gibt aber eine Unterscheidung zwischen teuer und trotzdem preiswert versus teuer und übervorteilt. Das Ritz Carlton Battery Park sollte sich da mal kritisch hinterfragen. Achja: Und das Buch sollten alle mal lesen, besonders die Conciergen. Ansonsten war es ein schöner Aufenthalt, da ich den Tücken des Hotels dort aus dem Weg zu gehen versuchte, wo ich sie erkannte und die schönen Aspekte gerne mitnahm.
Grosses, modernes und neuwertig ausgestattetes Zimmer mit beschriebenem Cityblick, der aber mehr ein "gegen-die-Wand-Blick" war. Das Bett war extrem gemütlich, dafür einen extrafetten Pluspunkt. Geräumiges Badezimmer mit Dusche und Wanne separat. Minibar vorhanden, aber mit 7,50 US$ für ein Bier ebenfalls überteuert. Super Zimmerservice, der immer fleissig war, wenn ich gerade nicht da war, kein permanentes Generve, alles sehr sauber. Keine sonst US-übliche Kaffeemaschine vorhanden. Ein wirklicher Pluspunkt des Hotels.
Zunächst die traurige Tatsache: Die Bar mit Blick über den Park und die Bay im 14.Stock hat geschlossen. Hier hätte ich melancholisch motiviert mit dem weiten Blick aufs Wasser sicher Unsummen gelassen. So aber nicht, die Location kann für Events allerdings gemitet werden. Corporate America wird es freuen. Dafür gibt es dann eine kleine Bar im Restaurant des Hauses. Neben den wachen und cool wirkenden Barservicejungs gab es ein interessantes Bier zu entdecken: Brooklyn Pilsener, ein wirklich schmackhaftes, etwas lagerig schmeckendes Bier von der anderen Flussseite - sehr gut. Mit einem mageren, unspektakulären Caesar´s Salad und einem weiteren Bruder des mir gerade eben zum Freund gewordenen Bieres wurden 37 US$ fällig, stolzer Betrag. Aber gut, wir sind hier ja Top-Class unterwegs, wenn auch nur mit Blick auf eine Flaschenwand anstatt auf die Bay. Der Kracher dann am nächsten Morgen: Zum Start des Stadturlaubs tut ein kräftiges Frühstück im Hotel gut. Die erste leichte Überraschung: Trotz der fast 300 Zimmer gibt es kein Frühstücksbuffet. O.K. Dann odert man eben á la carte. Das continental breakfast kostet etwa 20 US$, beinhaltet dafür Kaffee (bis zu vier Tassen glaube ich), O-Saft (konnte nicht ganz ausmachen, ob frisch oder MinuteMaid) und wahlweise Pastry (also Plunderteilchen) oder Toast. Also, mal von jedem eins gewählt. Die servieren dann tatsächlich mit freundlichem Lächeln vier kleine Plunderteilchen (die auch noch im Haus gebacken sein sollten - im Leben nicht) und vier Scheiben Toast diagonal geschnitten. Marmelade steht auf dem Tisch. Dafür drückt man dann mit Charge hier, Service da und Fee obendrauf über 50 US$ ab - mal ganz ehrlich: Eine solche Unverschämtheit habe ich selten erlebt. Es war das letzte Mahl, was ich hier im Hotel während des Aufenthaltes zu mir nahm. Wer gut frühstücken will, der geht zum Marriott am World Trade Center (gehört ja eh zur selben Truppe) oder in eine der Delis, in allen Locations stimmen Preis-/Leistung besser, als im Ritz Carlton Battery Park. Nicht falsch verstehen: Ich bezahle für guten Wert gerne gutes Geld, aber hier ist der Gegenwert einfach schlecht, nur weil Ritz Carlton am Hotel steht.
Tracey und Wiersema schrieben in den 80ern eines der 100 besten Business Bücher aller Zeiten: "the discipline of market leaders". Wenn ich mich recht erinnere, dann wird in diesem Buch auch beschrieben, dass Ritz Carlton zeitweise Beschilderungen abnehmen liess, um den Gästen persönlich behilflich sein zu können und damit service excellence zu beweisen. Im Ritz Carlton Battery Park muss diese Version verpasst worden sein. Bereits beim Einchecken teilte der Front Desk Mann mit, dass ich keinen Statue Blick haben werden, sondern City View, was meinte, dass ich gegen eine Wohnhausfassade starrte. Er gab uns aber noch den Hinweis, dass iwr das gegen 50US$ pro Nacht ändern könnten - O.K. Die Tatsache an sich geht noch in Ordnung (wenngleich die Homepage meinen lässt, dass alle Zimmer Wasserblick haben), die rotzige Art, wie er das mitteilte war nicht nett. Irgendwann fragte ich den Concierge mal nach einem Nähzeug, wobei ich ausdrücklich nach einem "Ssuuing Kitt" verlangte - er fragte dreimal nach, so dass ich meinte eventuell deutsch gesprochen zu haben. Meinem Ausraster zuvorkommend entschwand er schnellstens und fand überraschender weise - ein sewing kit. Der Auftritt war immerhin noch besser, als der am Tag zuvor, als derselbe Concierge telefonierte und mich fünf Minuten schlichtweg ignorierte. Zu dem besonderen zu feiernden Anlass brauchte ich nun noch ein paar Blumen. Also wendete ich mich zu einem anderen Zeitpunkt an die nun weibliche Concergiesse (deren Namen ich noch weiss, den ich aber nun für mich behalte). Sie erklärte mir, dass Blumen in NYC extrem teuer seien. Für zehn Blumen wären 120 - 150 US$ ein normaler Preis, wenn der Concierge sie besorgt. Ich könnte aber auch selber zum Blumenladen gehe, dann wäre es eventuell 10-15% billiger. Ich fand später selber Blumen zu Preisen, wie wir sie in Europa kennen - leider zu spät. *kopfschüttel* Selber Concierge - anderer Tag. Das Essen in der City war schlecht gewesen und so fühlte ich mich, als ich das Hotel betrat. Mein Unwohlsein konnte man mir sicher ansehen. Die Conciergesse teilte mit mir den Aufzug, fragte aber nicht mal nach, ob sie mir helfen könne. Wahrscheinlich sah ich nicht Ritz Carlton-like genug aus. Ich hatte noch das Gefühl, dass sie hinter mir herschlich, musste mich aber beeilen in mein Zimmer zu kommen. Drei Munuten später stand dann die Security vor meiner Tür und fragte ob alles klar wäre - ich fragte die mal ganz eindringlich, was die denn jetzt von mir wollten. Das konnten sie aber selber nicht so genau sagen - ist mir noch nie passiert. Das alles muss nicht passieren, kann es aber. Was nicht passieren kann, das ist dass ein Hotel wie das Ritz Carlton persönlich wichtige Jubiläen/Festtage vergisst. Unser Travel Agent hat vorher auf verschiedenen Kanälen sichergestellt, dass dieser spezielle Tag dort im Ritz Carlton bekannt ist. Das Hotel hat es verpennt, für mich unfassbar für ein Hotel dieser Klasse. So, und jetzt bestellen wir nochmal: the discipline of market leaders.
NYC - world capital. Ist eben einfach so. Die Stadt ist aufregend, pulsierend und auch (dank Giulianis "zero-tolerance-Politik") friedlich. Im Süden Manhattans gelegen hat das Ritz Carlton Battery Park den Vorteil einer ruhigen Lage inmitten des quirligen Manhattans. In naher Umgebung sind die Wall Street, die Staten Island Ferry, der Anleger mit den Touren nach Liberty und Ellis Island, das Indianermuseum im ehemaligen Zollhaus und eben der Battery Park. Etwas weiter (zehn Minuten) sind dann das neue WTC, das World Financial Center, das 9/11 Memorial - oder auch zur andere Seite der South Seaport. Mietauto in NYC sollte man nicht einmal in Betracht ziehen, dafür gibt es gute Subway-Anschlüsse ab Bowling Green und South Ferry nach Mid-/Uptown oder Brooklyn - direkt zur Grand Central Station oder PennStation.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Juli 2012 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 370 |