- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Schon seit längerer Zeit haben wir mit einer kurzen Stippvisite auf der Burg Schlitz geliebäugelt und endlich zugeschlagen, als wir über booking.com („des Hoteliers worst best friend“) zur buchungsschwachen Vorweihnachtszeit ein unwiderstehlich günstiges Angebot fanden: Zehn Tage vor Heiligabend nur 99,- Euro im Doppelzimmer ohne Frühstück. Überhaupt offeriert das Hotel in den Wintermonaten immer mal wieder preiswerte Kennenlern-Angebote über Groupon und andere Portale, während in der Hochsaison die preiswertesten Zimmerraten regulär bei zweihundert Euro beginnen. Trotzdem waren während unseres Aufenthalts gerade fünf der insgesamt zwanzig Zimmer und Suiten belegt. Burg Schlitz wurde vor rund 200 Jahren vom Namensgeber Hans Graf zu Schlitz als landwirtschaftliches Gut im Herzen der Mecklenburgischen Schweiz erbaut und erlebte, wie so viele Schlösser der Region, besonders im 20. Jahrhundert eine äußerst wechselvolle Geschichte; seit dem 2. Weltkrieg diente es u. a. als Flüchtlingsunterkunft, Schule und Senioren- und Pflegeheim. Nach der Wende schließlich erwarb die Schnapsbrennerei Jägermeister das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude und den wunderschönen Schlosspark, steckte über einen Zeitraum von fünf Jahren Unsummen in umfangreiche Renovierungsarbeiten und eröffnete das Haus 1999 als 5-Sterne-Hotel. Seit zwei Jahren nun ist das Ehepaar H. (vormals Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim; einige ehemalige Angestellte wurden aus der Pfalz nachgeholt) Eigentümer des herrschaftlichen Anwesens, setzt neue Impulse in der mecklenburgischen Hotellerie und verdient größte Anerkennung für seinen unternehmerischen Mut in der strukturschwachen Region. Hoffen wir, dass dieses Kleinod auch in Zukunft seine Liebhaber finden wird – wir zumindest fühlten uns in der noblen Schlossatmosphäre von der ersten bis zur letzten Minute gut aufgehoben und freuen uns auf den nächsten Besuch. 2012 wurde das Schlosshotel Burg Schlitz, Mitglied bei Relais & Chateaux und Feine Privathotels, vom Bertelsmann-Verlag zum „Hotel des Jahres“ ernannt.
Obwohl unser Zimmer (Nr. 21) zur untersten Standardkategorie gehört, wird von den Gastgebern alles aufgefahren, was man in anderen Häusern nur in den teuersten Suiten erwarten würde: Ein persönliches, stilvoll mit Wachs versiegeltes Begrüßungsschreiben der Direktion (ganz korrekt „Herr XY und Begleitung“ und nicht, wie so oft, „Herr und Frau XY“), ein Obstkorb mit Äpfeln und Clementinen, eine Gratisflasche Mineralwasser, im Dekanter Portwein von Rozès, dazu ein kleiner Gugelhupf als Gruß aus der Patisserie. Nur die rote Rose ist unecht ... aber, wer sich da nicht willkommen fühlt! Inneneinrichtung und Mobiliar der Burg Schlitz und aller individuell eingerichteten Zimmer stammen von den Deutschen Werkstätten Hellerau aus Dresden, die, man mag es kaum glauben, auch für die futuristische Ausstattung des Bonner Kameha Grand Hotel zuständig war. Unser Zimmer präsentiert sich im gediegenen Charme des 19. Jahrhunderts mit zeitgemäßer Technik (kleiner Flachbildfernseher, Stereoanlage, kostenpflichtiger WLAN-Zugang); dunkle Hölzer, edle Stoffe, knarrende Dielen, die Lampen mit herrlich altmodischen Drehschaltern, alles sehr gediegen und so old-fashioned, wie man es in einem historischen Schloss ja auch erwartet. Perfekten Schlafkomfort bietet das speziell angefertigte Doppelbett mit feiner Bettwäsche und zwei bequemen Tréca de Paris-Matratzen, von denen man überhaupt nie wieder aufstehen möchte. Dass hingegen eine Klimaanlage fehlt und an der Innenseite der doppelt verglasten Fenstern die Feuchtigkeit herunter läuft – geschenkt; bei einem alten Gemäuer wie diesem müssen eben einfach Abstriche gemacht werden. Was uns hingegen schon mehr stört, sind die nach Sonnenuntergang ziemlich schlechten Lichtverhältnisse; das Zimmer wirkt auch bei voller Ausleuchtung noch etwas düster. Oder eben sehr romantisch. Zumindest gibt es im Schrank – neben Wärmflasche, Kleiderbürste und Regenschirm – auch eine Taschenlampe, die wir zum Herumkramen im Koffer dann tatsächlich auch benötigten. In diesem Zusammenhang gleich ein Kompliment an das Housekeeping, das unter solch schwierigen Bedingungen beste Arbeit geleistet und das Zimmer wirklich tip-top übergeben hat; nichts erinnert mehr daran, dass hier ja auch schon andere Gäste genächtigt haben. Der Turndown-Service hingegen beschränkt sich aufs Bettenaufschlagen und Verteilen der Betthupferl (zwei köstliche Schokoladentaler); Papierkörbe leeren, benutzte Handtücher wechseln oder schmutziges Geschirr abräumen gehört anscheinend nicht zu seinen Aufgaben. Schön immerhin, dass solch eine Leistung trotz der schwachen Belegung überhaupt angeboten wird – auch in 5-Sterne-Hotels heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Im Gegensatz zu den meisten modernen Hotels mit ihren schlecht belüfteten Nasszellen glänzt unser Badezimmer mit verschwenderisch viel Platz und hohen Fenstern, die sich zudem auch vollständig öffnen lassen. Wir hatten vorab um ein Zimmer mit Badewanne gebeten, und so fällt das Bad fast ebenso groß aus wie der Wohn- und Schlafbereich – wie wir hörten, ist es in den Einheiten mit Duschkabinen genau umgekehrt; großes Zimmer, kleines Bad. Das vorbereitete Badetablett mit Buchständer und Teelicht stellt ein hübsches Detail dar, unterstreicht noch einmal die allgegenwärtig individuelle Note des Hauses und macht das Baden zusammen mit dem wohlduftenden Badesalz gleich noch ein wenig verlockender. Auch hier wieder ein Blickfang die aus dunklem Holz individuell angefertigten Accessoires wie Handtuchständer, Kosmetiktücher-Box oder der (offene!) Papierkorb. Ein Bidet ist nicht vorhanden, das WC durch einen Mauervorsprung optisch leicht abgetrennt. Der große Marmorwaschtisch bietet Platz für zwei Waschbecken und genügend Ablageflächen, beleuchteter Kosmetikspiegel und Fön sind vorhanden, die ansehnlich in einer kleinen Schale platzierten Guest supplies von Molton Brown sind von bekannt guter Qualität. Ausreichend Handtücher liegen genauso bereit wie flauschige Bademäntel und Schlappen mit Burg Schlitz-Emblem; fehlen tut es hingegen an Telefon und Radio oder Lautsprecher. Auch eine Körperwaage ist nicht vorhanden – vielleicht will man die Gäste während ihres Urlaubs mit solch Spaßverderber aber auch bloß nicht behelligen. Die Waage im Wellness-Bereich zumindest zeigt so manches Kilo zu wenig an.
Wenn man auf Burg Schlitz residiert, sollte man sich schon im Voraus gut überlegen, wo, was und besonders wann man zu speisen gedenkt: Sabine Teubners feine Gourmet-Küche im spektakulären Wappen-Saal oder die zwanglose Brasserie Louise – achten Sie unbedingt auf Öffnungszeiten und Ruhetage, die selbst das Hotelpersonal nicht immer korrekt anzugeben weiß. In der Brasserie auf jeden Fall sehr zu empfehlen: Die berühmte Bio-Currywurst vom Havelländer Apfelschwein (mit Pommes Alumettes im Glas. Warum nicht?); sehr, sehr lecker, wenngleich die Portion doch etwas knapp ausfällt. Dafür zahlt man aber auch nicht einmal halb soviel wie etwa im Berliner Adlon. Der einzige Raucherbereich im gesamten Schloss ist ausgerechnet die klassisch-schöne Bar L’Orchidée, ein Schmuckstück von ganz besonderem Charme – schön für die Raucher, für Nichtraucher weniger. Wir lassen uns abends um neun als einzige Gäste die Bar erst einmal aufschließen, entscheiden uns dann ob des starken Zigarrenrauchs aber doch lieber für die Lobby. Die Kellnerin aus dem Restaurant ist sicherlich keine Barkeeperin im eigentlichen Sinne – was sie auch gleich offen zugibt –, ihr Manhattan gelingt dann aber noch ganz passabel. Aber natürlich muss man in der ostdeutschen Provinz ja auch nicht unbedingt exotische Cocktails trinken, und so stehen auch nur fünf Stück auf der Karte. Dass dazu dann aber keinerlei Knabbereien gereicht werden, fanden wir bei der sonst im Hotel herrschenden Großzügigkeit schon etwas enttäuschend. Das Frühstück wird in der Brasserie Louise auf zweierlei Weise angeboten: Auf dem Tisch eine stilvolle Etagère mit einer Auswahl an Käse, Wurst und Fisch (besonders der Lachs ist erstklassig!), ergänzt durch ein kleines, feines Büffet zur Selbstbedienung. Zur Tischkultur: Wertvolles Porzellan von Villeroy & Boch, Silberbesteck von Robbe & Berking; alles sehr schön anzusehen. Eierspeisen und Waffeln werden auf Wunsch zubereitet, Brötchen immer wieder nachgereicht, und besonders die hausgemachten Salate, Joghurts und Müslis in Einmachgläsern zeugen von Individualität und Liebe zum Detail. Auch Regionales – und für uns schon wieder exotisch – ist vorhanden, z. B. der Schwechower Noni-Sanddorn-Fruchtnektar. Bei dem angebotenen Orangensaft allerdings handelt es sich ganz offensichtlich nicht um frisch gepressten, sondern um Direktsaft (und, eiskalt, auch noch direkt aus dem Kühlhaus), während der angebotene Sekt der Hausmarke ganz hervorragend schmeckt. Da bedarf es dann auch nicht mehr eines Glases Ruinart-Champagner für 19.- Euro, um gut in den Tag zu starten. Dieses fabelhafte Frühstück bietet ein Preis-Leistungsverhältnis, wie wir es kaum je besser erlebt haben.
Schon bei der Anreise zeigt sich etwas von der grundsätzlichen Haltung dieses intimen und privat geführten Hotels – offensive Gastfreundschaft begleiten den Gast vom ersten Moment an. Allein der Check-in könnte sympathischer kaum sein: Während wir das bereits ausgefüllte Anmeldeformular überprüfen, werden uns Holunderblütentee und heiße Tücher („Gegen die kalten Hände“) angeboten, bevor die Dame vom Empfang uns aufs Zimmer begleitet und nebenbei das Haus erklärt und einige Räumlichkeiten zeigt. Lustig ihre Bemerkung, die Rezeption sei abends immer so lange besetzt, bis „alle unsere Schäfchen wieder daheim sind“. Irgendwie nett. Es dauerte nicht lange, und wir haben – abgesehen von der Küchencrew und dem Ehepaar H. – so gut wie alle Mitarbeiter kennen gelernt, die während unseres Aufenthalts Dienst taten. Dies liegt sicherlich auch daran, dass häufig abteilungsübergreifend gearbeitet werden muss und etwa die Servicekräfte aus dem Restaurant Wappen-Saal zugleich die Bar mit betreuen. Eine junge Kellnerin aus der Brasserie Louise – sehr höflich, sehr korrekt und aufmerksam – schien sogar gleich rund um die Uhr im Einsatz zu sein. Wie das in kleinen Hotels nun einmal so ist. Egal, wo und wann man jemanden vom Personal begegnet, stets fallen die Damen (und ein Herr) durch gute Manieren und freundliches Grüßen auf, sind zuvorkommend und sprechen einen, so bekannt, mit Namen an – kein Problem bei nur fünf belegten Zimmern. Da die reguläre Abreisezeit bereits mit 11 Uhr vormittags (!) angegeben wird, fragten wir rechtzeitig nach einem Late-Check-out, der uns bei halb leerem Hause natürlich auch ohne Weiteres gewährt werden konnte. Die Verabschiedung erfolgte freundlich, mit besten Wünschen für die Heimreise – und Weihnachten und Silvester gleich mit. Dazu eine kleine Tüte mit Süßigkeiten für die Fahrt. Charmant. Nur schade, dass bei dieser Gelegenheit versäumt wurde, nachzufragen, wie uns denn der Aufenthalt gefallen habe, um so Anregungen und Kritik unmittelbar aus erster Hand zu erfahren. Wir zumindest wären voll des Lobes gewesen, nun eben nachzulesen auf Holidaycheck (wofür im Hotel auch massiv geworben wird).
Der kleine Ort Hohen Demzin liegt jeweils rund zwei Autostunden von Hamburg und Berlin entfernt fünf Kilometer südlich von Teterow (9000 Einwohner) an der Bundesstraße 108, einer idyllischen Gegend zwischen Feldern und Seen, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Wer dies bei der Buchung nicht wusste, dem wird es spätestens bei der sich recht umständlich gestaltenden Anreise durch enge Dörfer und holprige Straßen klar – es sei denn, man reise per Helikopter; ein Landeplatz ist vorhanden. Wenn man dann aber das Schlosstor passiert und die langgezogene, mit prächtigen Baumreihen bewachsene Allee zum Hauptgebäude hinauf fährt, hat sich die weite Anfahrt gelohnt. Der über 180 Hektar große, im englischen Landschaftsstil gehaltene Park allein ist alle Mühen wert: Man kann reiten und auch gleich seine eigenen Pferde mitbringen (36 Boxen stehen im Marstallgebäude zur Verfügung), man kann wandern und in der Nähe Golf spielen oder den Revierförster auf die Jagd begleiten. Oder eben sich auch nur einen ganzen langen Tag in einen der fürstlichen Salons mit einem Buch die Zeit vertreiben – ideal für alle, die Ruhe und Einsamkeit suchen, fernab von Lärm und Hektik des Alltags. Und für Verliebte schließlich ist Burg Schlitz ein an Romantik nicht mehr zu übertreffendes Hideaway. Ja, und das war’s dann auch schon. Kurz, hierher verirrt man sich nicht, hierher muss man schon wollen.
Beliebte Aktivitäten
- Wellness
- Sport
Klein und fein, optisch sehr ansprechend und ohne unangenehmen Chlorgeruch präsentiert sich die edle Spa- und Wellness-Lounge mit Schwimmbad, Sauna, Dampfbad und winzigem Fitnessraum; außerdem stehen noch drei Behandlungsräume für Treatments und Massagen zur Verfügung. Leider konnte die erst vor wenigen Jahren erbaute Anlage nicht ins Schloss integriert werden, und auch ein (unterirdischer) Übergang existiert nicht, so dass man gezwungen ist, im Bademantel über den verschneiten Parkplatz zu laufen oder sich erst vor Ort umzukleiden. Vorher allerdings muss man sich an der Hotelrezeption noch den Schlüssel (mit quakendem Badeentchen, das auch in der Boutique käuflich zu erwerben ist) abholen, falls im Wellness-Bereich gerade keine Mitarbeiterin anwesend ist. Immerhin: Eine gepackte Badetasche mit Handtüchern und anderen Utensilien steht auf dem Zimmer bereit, und in den Umkleideräumen liegen weitere Bademäntel und Saunalaken aus. Schön außerdem, dass wir während des gesamten Aufenthalts die einzigen Gäste waren, was wir natürlich sehr genossen; sollte das Hotel einmal ausgebucht sein, könnte es bei schlechtem Wetter aber schnell recht eng werden. Als nicht besonders gastfreundlich empfanden wir die Öffnungszeiten; abends ist bereits um 19 Uhr Schluss, da das Spa im Zuge der „Private Spa Night“ anschließend exklusiv den Buchern dieses Arrangements vorbehalten ist. An sich eine schöne Idee – wenngleich mit 150,- Euro für zwei Stunden ziemlich happig kalkuliert –, bedeutet es für alle anderen Gäste hingegen eine ärgerliche Einschränkung. Hinzu kommt: An beiden Tagen war das Dampfbad augenscheinlich defekt (wohl schon länger), der auf allen Werbefotos so gemütlich flackernde Kamin war nicht angezündet und vormittags um halb elf musste die Sauna von uns erst einmal eingeschaltet werden.
| Infos zur Reise | |
|---|---|
| Verreist als: | Paar |
| Dauer: | 1-3 Tage im Dezember 2012 |
| Reisegrund: | Wandern und Wellness |
| Infos zum Bewerter | |
|---|---|
| Vorname: | Matthias |
| Alter: | 41-45 |
| Bewertungen: | 25 |
Lieber Herr Matthias, aus übervollem Herzen VIELEN DANK für dieses Weihnachtsgeschenk! Die große Mühe die Sie sich mit Ihrer Bewertung gemacht haben, wissen wir sehr zu schätzen. Sie ist Lob und Anerkennung für unser tägliches Tun. Feinfühlige Menschen wie Sie, sind für uns stete Motivation genau wie bisher weiter zu machen. Ihre wertvollen Anmerkungen nehmen wir sehr ernst und danken auch hierfür! "Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, und daß man sich durch widrige Zufälle, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen läßt." -Adolph Freiherr von Knigge- ZUM GLÜCK WAREN SIE BEI UNS! Wir freuen uns im neuen Jahr auf ein Wiedersehen mit Ihnen auf Burg Schlitz. Nun bleibt mir nur noch Ihnen ein besonders schönes und friedvolles Weihnachtsfest zu wünschen und Ihnen unsere allerbesten Wünsche für ein in allen Dingen glückliches neues Jahr zu schicken. Auf bald, Ihr Armin Hoeck -Inhaber-

