Wir haben unser Zimmer im Irene Palace online gebucht, um unseren ersten gemeinsamen Urlaub als Familie (mit Baby im Alter von 9 Monaten) am Strand zu verbringen. Dazu ist das Irene Palace auch gut geeignet. Im stark vom Tourismus geprägten Örtchen Kolymbia und etwa 100 Meter vom Strand gelegen, haben wir hier eine tolle Woche mit ein paar kleineren Abstrichen verbracht. Zu einem Großteil der Kritikpunkte in den negativen Bewertungen muss ich sagen: Zutreffend, aber im Ausmaß ein völlig übertriebenes Anspruchsdenken. Das ist uns auch vor Ort bei vielen Touristen begegnet.
Wir hatten eines der oft gelobten Superior-Zimmer, sodass wir den Zustand der nicht renovierten Zimmer in den unteren Stockwerken nicht beurteilen können. Unser Zimmer bot keinen Meerblick, dafür aber in etwa stündlichen Esel-Alarm (eindeutig lustig und KEIN Mangel) und die Aussicht war durch die Berge trotzdem toll. Ein bisschen eng war es schon, vor allem der Stauraum war knapp, das lag aber auch an den vielen Babysachen, die meine Frau mitgeschleppt hatte und dem auf Wunsch bereitgestellten Babybett. Es gab einen modernen Fernseher mit eher mittelmäßiger Bildqualität (lag wohl eher am Satellit) und 5 deutschen Fernsehsendern (soviel zur angeblichen Bevorzugung der Franzosen, die mit 3 auskommen müssen). Der Kühlschrank war in unserem Fall durchaus nicht leer, sondern enthielt einen von der Menge ansehnlichen und vom Geschmack akzeptablen Snack, da wir am Anreisetag erst sehr spät einchecken konnten und so das Abendbuffet verpasst haben - ist doch spitze. Einen Wein gab es dazu geschenkt - naja, der rhodische Wein hat uns leider generell nicht ganz überzeugt. Da außerdem der Wirt der Hotelbar uns bereitwillig Getränke zum Mitnehmen aufs Zimmer ausgegeben hat, läuft in unseren Augen die Kritik am leeren Kühlschrank völlig ins Leere. Das Badezimmer sah schön aus - es gab eine begehbare, geräumische Dusche mit zwei Duschköpfen, was allein schon eine wirklich tolle Überraschung für uns war. Die Ausstattung mit Handtüchern, Seifen und co. war völlig ausreichend. Die Klospülung war schwach und die Klobürsten waren im ganzen Hotel recht wacklig. Ebenfalls völlig unwichtig. Nicht unwichtig hingegen und aus unserer Sicht der einzige größere Kritikpunkt während unseres Aufenthalts war das Thema Klimaanlage / Belüftung. Wir waren außerhalb der Hauptsaison im Hotel, daher war die Klimaanlage zunächst ausgeschaltet. Heiß war es aber trotzdem, und selbst bei geöffneter Balkontür und kühlen Außentemperaturen schwitzten wir gehörig. Natürlich besuchte uns unter diesen Umständen eine Division von Moskitos und übersäte uns und vor allem unser Kind mit Dutzenden von Stichen. Da die die ersten beiden Nächte dadurch wirklich schwer erträglich waren, baten wir an der Rezeption um eine Lösung. Wir durften dann doch die Klimaanlage einschalten, allerdings gegen Aufpreis. Der war zwar nicht unerträglich hoch, trotzdem finden wir es selbstverständlich, dass bei einem 4-Sterne-Hotel in einer heißen Region entweder ein besseres Belüftungskonzept existiert oder die Klimaanlage inklusive ist. Moderate Kritik möchten wir auch noch an den Betten anbringen. Unsere beiden Betten waren zwar nebeneinandergestellt, rutschten jedoch recht leicht auseinander, wenn man sich darüberrollte. Kein Pärchentraum!
Das Essen hätte besser sein können. Mir persönlich hat ein Teil der Speisen am Buffet nicht gut geschmeckt. Die Auswahl war aber recht umfangreich (wobei selbst das von manchen Mitgästen wohl anders gesehen wurde - da frage ich mich dann allerdings, ob die sich sowas wie das Kempinski-Hotel mit Strandlage und für günstig wünschen). Die Fluktuation war nicht groß, aber vorhanden, d.h. es gab einen festen Stamm an Mahlzeiten, die jedes Mal gereicht wurden sowie jedes Mal eine Handvoll nichtregelmäßiger Speisen. Es gibt einen Grillbereich, wo frische Speisen sichtbar zubereitet wurden, diese haben uns meistens gut geschmeckt. Übrigens, zum Thema Frische der Speisen: In vielen Bewertungen wird genau darauf eingegangen und sehr kritisiert, dass man Speisen vom letzten Mal wiederfindet. Das macht mich wütend. Ich wäre im Gegenteil verärgert, wenn alle nicht aufgegessenen Mahlzeiten gleich weggeschmissen würden. Ich ERWARTE, dass Speisen wiederverwendet werden - solange es nicht gerade abgesoffene Salate oder verdorbene Lebensmittel sind. Wir hatten nach einigen Tagen ein gewisses Gefühl dafür entwickelt, wie wir unseren Teller zusammenstellen, ohne große Enttäuschungen zu erleben, und da hat es dann auch immer geschmeckt. Die Getränke schmecken leider ein bisschen nach zweiter Wahl, das macht sich vor allem bei den Cocktails bemerkbar. Coladas ohne Sahne? :( In der Bar im Hotel ist das etwas besser als bei der Strandbar, aber begeistern tun auch dort die Drinks nicht. Der Kritik, dass der Speisesaal eher an eine Kantine erinnerte als an ein gemütliches Restaurant, muss ich zustimmen, empfinde das aber als nebensächlich. Als Gäste mit manchmal lautem Baby waren wir wohl eher eine Störung für die übrigen Gäste als umgekehrt.
Bis auf den grummeligen Barkeeper draußen am Pool sind wir nur auf freundliche Mitarbeiter gestoßen. Wir hatten manche Sonderwünsche (ein Babybett ins Zimmer stellen, nach dem Auschecken noch einen halben Tag im Hotel bleiben und an den Mahlzeiten weiter teilnehmen), diese wurden erfüllt. Wenn wir Fragen nach Busverbindungen (die für deutsche Begriffe chaotische Organisation des Linienverkehrs ist nicht die Schuld des Hotelpersonals), Taxis oder anderem hatten, wurde uns freundlich geholfen. Dass das Personal häufiger gutes Französisch und Italienisch spricht als Deutsch oder Englisch, erschwert natürlich manchmal die Kommunikation, aber ich würde auch nicht erwarten, dort reihenweise Germanistik-Professoren anzutreffen. Man kommt schon durch. Was das Pochen auf bestimmte Regeln angeht, muss ich der Kritik mancher Bewertungen zunächst zwar zustimmen. Wie uns zu unserer Schande erst nach einer Weile aufgefallen ist, waren beispielsweise kurze Hosen im Restaurant eigentlicht nicht gestattet. Wir hatten bis dahin genau diese nicht erlaubte lockere Kleidung getragen und wurden nicht darauf angesprochen. Wen das also tatsächlich belästigt, dem ist rechtzugeben. Ich persönliche verstehe den Krampf indes nicht, wenn 20 Meter weiter draußen und in Sichtweite mit Badehose im Pool geplanscht wird. Da wir zum Badeurlaub, nicht zur Beerdigung angereist sind, fragten wir uns, welches Leid das Tragen kurzer Hosen im Restaurant anrichten könnte. Ansichtssache. Bei den Mitarbeitern im Restaurant erlebten wir übrigens einen der herzlichsten Punkte unseres Aufenthalts: Einige darunter widmeten sich immer wieder liebebvoll unserer kleinen Tochter - nur dank dieser "Ablenkung" der kleinen Bestie war es uns auch mal möglich, als Paar beide zur gleichen Zeit zu essen. An unserem Abreisetag hatten sie dann sogar ein kleines Geschenk für sie mitgebracht. Allein dieser lieben Menschen wegen denken wir darüber nach, doch irgendwann einmal wieder im Irene Palace einzukehren - wir sind eigentlich nicht die Typen für Wiederholungsreisen.
Da gibt es wenig auszusetzen. Die Kritikpunkte, die ich im Folgenden nenne, sind auf keinen Fall auch nur eine Sonne Abzug wert. Zu jedem Zeitpunkt hat man hohe Berge mit klassisch mediterraner Flora im Blick. Der Strand war gut, wenn auch etwas kiesig; in nicht allzu großer Entfernung (10 Autominuten, es gibt auch einen Bus, den Fußweg haben wir nicht ausprobiert) gibt es außerdem den auf Rhodos vielleicht bekanntesten und in jedem Fall wunderschönen Strand von Tsambika. Hätten wir vorher erfahren, wie toll es dort ist, wären wir bestimmt noch öfter dorthin gefahren. Vorsicht beim Benutzen der Linienbusse: Die Abfahrtszeiten, die auf den Bustafeln und den Zetteln in den Hotels stehen, sind mehr als Richtwerte zu verstehen und die Zettel sind überall gleich - obwohl eben durchaus nicht jeder Bus an jeder Haltestelle anfährt. Gerade den Bus nach Tsambika haben wir einmal verpasst, weil wir an einer von ihm nicht bedienten Haltestelle standen (an der er gleichwohl angeschrieben war). Unser einziger Ausflug führte uns nach Rhodos Stadt (mit dem Bus etwa 30 Minuten). Es hat sich gelohnt. Die Spuren des Johanniter-Ordens sind unübersehbar, die vollständig erhaltene Stadtmauer und der Großmeisterpalast schön anzusehen. Im Großen und Ganzen fanden wir, dass Kolymbias Lage (und damit die des Hotels) sehr günstig ist, da Ziele wie eben Rhodos Stadt, der Strand von Tsambika, die Akropolis von Lindos (wohl nach Athen die am häufigsten besuchte griechische Akropolis) alle gut erreichbar sind. Wir haben auch eine Entdeckung gemacht, die gar nicht beworben wurde (zumindest haben wir nichts davon mitbekommen, bis wir eher zufällig darauf gestoßen sind): Eigentlich wollten wir nur mal den Hügel erklimmen, den man vom Hotel-Strand aus auf der rechten Seite immer sieht. Dort angekommen, stellten wir dann allerdings fest, dass es sich um ein ganzes, recht umfangreiches Plateau handelt. Wir sind dort oben weitgehend allein durch zerklüftetes, felsiges Terrain mit atemberaubendem Ausblick gekraxelt - toll! Kolymbia ist eine Touristenhochburg. Wenn man einen Spaziergang unternimmt und dabei die Hotelzonen verlässt, stößt man oft auf verfallene oder halbfertige Häuser, wie im Übrigen auch sonst überall auf Rhodos. Dort liegt auch viel Müll. Das ist unschön. Aber es ist nunmal Teil der realen Verhältnisse vor Ort und ich bevorzuge das gegenüber einer Abriegelung der Touristen von der übrigen Umgebung.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
| Infos zur Reise | |
|---|---|
| Verreist als: | Familie |
| Dauer: | 1 Woche im Mai 2017 |
| Reisegrund: | Strand |
| Infos zum Bewerter | |
|---|---|
| Vorname: | Markus |
| Alter: | 26-30 |
| Bewertungen: | 1 |

