Hotel Gran Belveder

Als uns wegen Covid zu Hause und am Arbeitsplatz die mentale Decke auf den Kopf fällt, da muss eine Auszeit geplant werden. Die bot sich im Norden an der Ostsee an (nach einem kurzen Hamburg Aufenthalt), in der Lübecker Bucht fuhr ich vor 35 Jahren mit der Marine umher, Urlaub habe ich hier aber noch nie gemacht. Also haben wir mal die Küstenlinie abgecheckt nach guten Hotels und landeten beim Belveder ohne e am Ende, ein etwas gewöhnungsbedürftiger Name. Das Hotel gehört zu keiner Kette und ist offenbar im Familienbesitz. Fünf Sterne hat es vorzuweisen und die Preise bestätigen dies. Doch es sind nicht nur die, auch die Qualität ist gut. Zunächst besticht die Lage direkt am Wasser (nachts ist Ostseerauschen inklusive) und die Verbindung zur Ostseetherme, einem Bad mit allerlei Möglichkeiten, wie Sauna, Rutschen etc. Das Hotel erstrahlt in so einem gelblichen, mediterranen Terracotta-Ton, analog dazu sind auch Teppich, Möbel, Fliesen und Ausstattung abgestimmt. Für mich etwas altbacken, aber durchaus schönes Ambiente. Die Lobby und das Restaurant sind zweckmässig, nicht überflüssig üppig. Parken geht auf dem Parkplatz der Therme gegen Gebühr und in der teureren Tiefgarage, die sich aber wegen des direkten Aufzugs zur Zimmeretage anbot. Wifi funktioniert gut.

Das Zimmer: Sie braucht Badwanne zum täglichen Seelenheil. Die gibt es nur in den Zwei-Raum-Suiten und die haben einen satten Aufpreis gegenüber dem ursprünglich gebuchten Deluxe-DoZi. Aber sei es drum, denn dies könnte unser Sommerurlaub gewesen sein, also raus die Kohle. Wir bekommen einen Wohn- und einen Schlafraum, dazu ein sehr geräumiges Bad und ein separates WC. Das alles auf rot-braunem, gepflegten Teppich. Für mich gibt es eine Arbeitsecke, ansonsten kommt ein Obstkorb und eine Espressobar als kostenlose Zugabe. Unser Zimmer hat einen Eckbalkon mit Ostseeblick und Sitzecke. Platz ist damit für zwei Personen üppig vorhanden. Und es ist alles sehr gepflegt, nicht supermodern, aber gemütlich. Im Bett kann man gut schlafen - Kissen zum noch besser schlafen werden nachgeliefert. Man muss auch sagen, dass die Preise gesalzen sind, aber das muss man manchmal eben ausblenden. Life is too short to safe money.

Das Frühstück unter Covid Bedingungen ist hier frisch und vielseitig. Anfangs bekommt man einen Bestellzettel, auf dem man vermerken kann, was denn gewünscht wird. Die Auswahl ist recht gross, das Frühstück frisch und wenn man nicht zu den Stosszeiten aufläuft ist der Service auch zügig. Nett ist, dass es Fischhäppchen in kleinsten Portionen gibt, lecker. Was auch gut ist: Manchmal scheinen Hotels die Beschränkungen als Generalentschuldigung für ein sparsameres Frühstück nehmen zu wollen, dies ist hier sicher nicht der Fall. Guter Start in den Tag. Dazu lief der Service nach Schwächen am ersten Tag sehr gut. Zweimal blieben wir zum Abendessen im Hotel. Abend 1: Zur Vorspeise gab es Matjes, zur Hauptspeise hatte ich Nudeln mit Flusskrebsen. Mein heute wieder entzückendes Gegenüber verspeiste einen Wassermelonensalat mit Fetakäse. Alles sehr lecker, besonders der Spargel in meinem Nudelgericht war sensationell gut. Preise sind hier etwas gehoben, aber so ist es in dieser gepflegten Location eben. Abend 2: Meine an und für sich gute Idee der Parmesansuppe kam etwas dünn auf den Tisch, lecker war es. Mein Kalb zur Hauptspeise war etwas zu trocken. Nachtisch war ebenso lecker, wir hatten heute das Menue für knapp 40,--€ pro Person eine gute Wahl. Dazu einen hervorragenden Sauvignon Blanc von Schneider - läuft.

Man meint zu merken, dass der Service in vermeintlich familiengeführten Betrieben etwas bodenständiger ist, als in Hotels internationaler Ketten. So ist es auch hier. Dies kommt eben aber auch oft mit einer Liebe zum Detail daher, die einen erfreuen kann. Der Obstkorb zum Empfang, die extra gewünschten Kopfkissen, alles funktioniert einwandfrei und freundlich. An Der Covid Situation lernen wir alle noch, da gibt es Fragen wieso man exakt um neun Uhr zum Frühstück erscheinen muss, wenn bis halb zehn nur Kaffee und Orangensaft auf dem Tisch stehen, aber wie gesagt, an der Situation lernen alle noch. Qualität auch beim Einchecken: Ich hatte wiederholt im Vorfeld nach einem Zimmer mit Badewanne gefragt, die gab es aber nur in den Suiten. Der CheckIn wusste das noch genau und alle Information dazu war dann richtig gewesen, am Ende haben wir dann doch die Suite genommen gegen einen satten Aufschlag. Was dann beim CheckIn allerdings proaktiv verraten werden sollte, dass ist dass es keinen Zimmerservice zu Covid Zeiten geben soll - nur auf Anfrage. Steht auch auf einem Schriftstück, was man beim CheckIn ausgehändigt bekommt - waren aber insgesamt irgendwie vier DIN A4 Seiten, die ich schlicht nicht gelesen habe, ich will ja Urlaub machen. Wenigstens Abfall sollte beseitigt werden und benutzte Espresso-Tassen erneuert werden, sonst wird es etwas ungemütlich, was zum gesamten Ambiente nicht passt.

Die Lage an der Lübecker Bucht ist das grosse Plus. Ich finde hier die Ostsee am schönsten und gerade die Bucht vermittelt eine kleine Geborgenheit. Was ich nicht erwartet hätte, das sind einige leicht sylteske Züge in Timmendorf, da haben eben Neureichs auch gewusst, wo es schön ist. Ansonsten ist Lübeck in 20 Kilometern nah und einen Besuch wert, Hamburg ist 75 Kilometer weg, dort hat man dann wieder Anschluss an die Welt, noch ein Vorteil gegenüber Sylt.

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