- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
- BehindertenfreundlichkeitEher gut
- Zustand des HotelsEher schlecht
- Allgemeine SauberkeitGut
Wir haben im November 2009 auf der Rückreise von der Ostsee spontan einen Abstecher nach Berlin gemacht und im Hotel Kempinski Bristol übernachtet. Wir haben uns bewusst für das berühmte "Kempi" entschieden, da dem Haus ja seit Jahrzehnten ein beinahe legendärer Ruf vorauseilt, man aber leider in letzter Zeit auch immer wieder Negatives über das Hotel gelesen hat. Über die Daten und Fakten wurde in den vorigen Bewertungen schon genug geschrieben, so dass ich diese Bewertung etwas subjektiver halten möchte. Eins möchte ich jedoch vorausschicken: Mit noch keiner Hotelbewertung haben wir uns so schwer getan wie mit dieser, und bei noch keinem unserer zahlreichen Hotelbesuche bisher wurden wir sowohl mit grandiosen (Service, Freundlichkeit) als auch inakzeptablen (Zustand des Zimmers, Ambiente, Abnutzung) Aspekten konfrontiert. Fakt ist, dass das Hotel Kempinski Bristol vor einiger Zeit aus dem luxuriösen Verband der Leading Hotels of the World wegen "Qualitätsmängeln" ausgeschlossen wurde (ebenso wie das Atlantic in Hamburg, also doppelter Rückschlag für Kempinski). Fakt ist leider auch, dass das "Kempi" Berlin inzwischen nicht mehr in der Sterne-Klassifikation der DEHOGA auftaucht. Das hat sicherlich seine Gründe. Als wir im Kempinski Hotel Bristol ankamen, wurden wir bereits vor der Tür von einem traditionell gekleideten Doorman in Zylinder und weißen Handschuhen begrüßt, und ein ebenfalls sofort herbeigeeilter Page nahm uns unser Gepäck ab. Das ist Grand-Hotel-Feeling pur und genau das, was man vom legendären "Kempi" erwartet. Beim ersten Betreten der Lobby fühlten wir uns schlagartig in die 1950er-Jahre versetzt: pastellfarbene Abricot- und Minttöne, geschwungene Cocktailsofas, dazu dunkelgrüner Marmor, eine dunkle Holzkassettendecke und blank polierte Messingapplikationen gehen heutzutage fast schon wieder als Retro-Look durch, hatten aber einen ganz eigenen und irgendwie auch wieder niedlichen Charme. Alles sah ein wenig so aus, als ob gleich Hildegard Knef oder Harald Juhnke um die Ecke kommen. Eine schöne, klassische, etwas liebevoll angestaubte aber grundsympathische (West)-Berliner Atmosphäre. Auch in der Lobby stehen überall dezent Pagen bereit, die einem sofort zur Hilfe eilen, wenn es auch nur ansatzweise so aussieht, als ob man Hilfe bräuchte. Nach meiner Einschätzung übertraf die Personaldichte selbst die des Adlon; man hatte überall und sofort ohne eine Sekunde Wartezeit einen Ansprechpartner. Kompliment. Beim Check-In konnte dann auf Grund eines Computerfehlers unsere Buchung nicht gleich aufgefunden werden, so dass wir einen Moment warten mussten. Als Entschädigung erhielten wir dann von dem sehr freundlichen Rezeptionisten ein Doppel-Upgrade auf eine Superior-Suite. Wir staunten nur noch. Das ist Service pur. Auf dem Weg zu unserer Suite war dann aber der Renovierungsbedarf des Hauses nicht mehr zu übersehen (und wir gehören nicht zu den Leuten, die auf dem Boden herumkriechen und krampfhaft eine Stelle suchen, an der der Teppich vielleicht auf 3 mm nicht auf Stoß verlegt ist): Die grüne Auslegeware war zwischendurch immer wieder zerschlissen, Kommoden und Beistelltischchen auf dem Flur vermackt und verschrammt. Hier hat bestimmt seit der Eröffnung des Hauses im Jahr 1952 keine Renovierung mehr stattgefunden. Unsere Superior-Suite (Nr. 462) war sehr geräumig (ca. 70 qm) und bestand aus zwei getrennten Zimmern (Wohn- und Schlafzimmer) und zwei Bädern (jeweils mit Badewanne). Die Zimmereinrichtung (Wohnzimmer mit Sofa und zwei Cocktailsesseln sowie poliertem, schon sehr angelaufenem Messingcouchtisch und Schlafzimmer mit Messingdoppelbett, einem riesigen, antiken Schreibtisch und ein paar ebenfalls antiken Ziermöbeln) war mit Sicherheit hochwertig, aber alles wirkte ziemlich lieblos und sah irgendwie aus wie hineingeworfen. Nichts war aufeinander abgestimmt, nichts passte so richtig zusammen. Es gab gerade mal ein kleines Bildchen über dem Sofa, ansonsten in beiden Räumen nackte, hell getünchte Wände. Keine Pflanze, kein Accessoire, nichts. Geschmackvoll waren die beiden Nachttischlampen aus KPM-Porzellan, aber das daneben stehende schnurlose Telefon funktionierte schlicht nicht (5 Sterne??). Zum Glück gab es noch ein schnurgebundenes auf dem Schreibtisch. Absolutes "Highlight" waren die beiden Kleiderschränke und Garderoben: Diese bestanden aus schlichten, verbogenen Sperrholzplatten, auf die ein Stoffbezug getackert (!!) war. Das ist nun wirklich absolut grenzwertig. Die beiden Bäder waren mit beigen Marmorfliesen verkleidet und wirkten auf ihre Art noch sehr geschmackvoll, aber auch hier war die Technik in die Jahre gekommen (warmes Wasser kam erst rund eine Minute nach dem Aufdrehen des Hahns, in den Boden waren offene Abflüsse eingelassen, die bei jedem Duschen und Betätigen der WC-Spülung laut gluckerten und entsprechende Gerüche von sich gaben). Schade, aber da hilft nur noch ein Facelifting, wie es das "Kempi" ja mit den neuen Deluxe-Zimmern und Suiten auch begonnen hat. In absolutem Kontrast hierzu steht der sehr freundliche, persönliche Service. Es wirkt fast ein wenig so, als wollten die Mitarbeiter mit der hohen Grand-Hotel-Schule dem schleichenden Verfall trotzen. Schade, aber die Nummer 1 in Berlin ist das "Kempi" lange nicht mehr. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt auf die Renovierung, denn Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Ich würde es diesem charmanten, traditionellen Hotel trotz allem sehr gönnen, denn das "Kempi" gehört einfach zu Berlin wie das Brandenburger Tor und die Gedächtniskirche.
- ZimmergrößeSehr gut
- SauberkeitGut
- Ausstattung des ZimmersEher schlecht
- Atmosphäre & EinrichtungEher schlecht
- Sauberkeit im Restaurant & am TischGut
- EssensauswahlGut
- GeschmackGut
- Kompetenz (Umgang mit Reklamationen)Sehr gut
- Freundlichkeit & HilfsbereitschaftSehr gut
- Rezeption, Check-in & Check-outGut
- Kinderbetreuung oder SpielplatzEher gut
- FamilienfreundlichkeitEher gut
- Einkaufsmöglichkeiten in UmgebungSehr gut
- Restaurants & Bars in der NäheSehr gut
- FreizeitangebotGut
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
- Zustand & Qualität des PoolsEher gut
- Lage für SehenswürdigkeitenSehr gut
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im November 2009 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Malte |
Alter: | 26-30 |
Bewertungen: | 52 |