DORMERO Hotel Halle

Das Hotel liegt unweit vom Bahnhof in der Fußgängerzone, nicht weit entfernt vom Altstadtmarktplatz, dem Stadtkern. Das Treppenhaus ist originell, die Einrichtung pompös-antiquarisch, und weil man partout ein flippiges Theaterflair erzeugen möchte, trägt der Mann hinter der Rezeption rote Hosenträger wie ein Zirkusdirektor oder was auch immer. Dummerweise ist er nicht so wortreich wie ein Conférencier, eher muffelig, und als ich ihn darauf hinweise, dass das gebuchte Komfortzimmer beim Hotelvermittler mit 35m² angezeigt wird, obwohl es laut eigenem Dormero-Hotel-Internetauftritt zehn Quadratmeter weniger hat, übergeht er meine Worte kurzerhand und lässt uns lediglich wissen, dass noch kein Zimmer fertig sei (es war ja erst 12 Uhr, Eincheckzeit ist 15 Uhr). So kann man Gästefragen natürlich auch beantworten: Man tut, als habe man nicht richtig verstanden. – Wir lassen unsere Tasche im Hotel und begeben uns in die Stadt. Zurück im Hotel weiß der Rezeptionist erst einmal gar nicht, wer wir überhaupt sind – angeblich liegt keine Anmeldung vor (was sich später als Irrtum herausstellt). Weil vor uns noch ein anderer Gast eincheckt und der Rezeptionist wirklich sehr lahm agiert, müssen wir unnötig warten. Als wir endlich an die Reihe kommen, weise ich nochmals auf die Diskrepanz zwischen dem Hotel-Internet-Auftritt und den Angaben des Vermittlers hin – immerhin ist es für ein Hotelzimmer nicht ganz unerheblich, ob es 25 oder 35 Quadratmeter groß ist; im Übrigen hat die Zimmergröße bei unserer Buchung den Ausschlag gegeben. „Im Zweifelsfall stimmt die größere Angabe“, meint er und fragt: „Haben Sie ein Maßband mit?“ In mir reift der Entschluss, sofort wieder auszuchecken, falls wir mit der Größe nicht zufrieden sind, denn allmählich ärgern mich deren Ignoranz und dumme Bemerkungen. Zusammen mit mir wartet ein junger Mann vom Personal vor dem Fahrstuhl, mit einem leeren Servierwagen. Nunmehr spielt sich folgende Szene ab: Der höfliche Herr grüßt freundlich. Der Fahrstuhl kommt. Mit einer dienstbereiten Geste lässt er mich als Ersten eintreten, kommt hinterher, fragt mich, in welches Stockwerk ich möchte, drückt den Knopf mit der Nummer 4, verabschiedet sich oben von mir, fährt weiter ... schön zuvorkommend zu den Gästen sein, man hat schließlich einen guten Ruf zu verlieren, immerhin ist dieses Hotel eingerichtet wie ein Luxusschuppen. Alles gelogen. So sah es in Wahrheit aus: Der unhöfliche Bursche kriegt die Zähne zum Grüßen nicht auseinander, drängelt sich mitsamt Servierwagen vor mir in den engen Fahrstuhl, ich quetsche mich mit meiner Reisetasche nach ihm hinein, er drückt mit mürrischer Miene (denn der Gast ist ja ein Störfaktor) aufs Untergeschoss und verschleppt mich erstmal in den Keller, wo er aussteigt und mich dann großzügigerweise wieder nach oben fahren lässt, wo meine Frau, die die Treppe vorgezogen hatte, bereits verwundert wartet, weil sie glaubte, ich sei schneller. Ins Zimmer konnte sie noch nicht, denn es gibt nur einen einzigen Schlüssel für beide, und den habe ich in der Jackentasche. Letztlich entpuppt sich das Zimmer als überaus zufriedenstellend, die Hotelvermittlung hatte mit der Größenangabe offenbar recht. Auch am Rest des Aufenthalts gibt es nichts zu meckern – zumal die Dame beim Auschecken wesentlich freundlicher und kompetenter war als ihre männlichen Kollegen – weshalb ich eine klare Weiterempfehlung gebe. Alles bestens … lediglich am ersten Eindruck sollte man noch feilen.

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