Ohne Kompass zurück zur eigenen Kabine finden: Am ersten Tag ist die schwimmende Urlaubsstadt ein Labyrinth aus verworrenen Korridoren, Aufzügen, Treppenhäusern. Aber vom zweiten Tag an wird's richtig schön. Hier ein erster Überblick für Kreuzfahrt-Einsteiger:
Achtern: ... ist immer hinten. Dort, wo die Schraube den Ozean quirlt und die Fahne im Fahrtwind flattert.
Backbord: ... ist links und durch eine rote Positionslampe kenntlich gemacht.
Begrüßungscocktail: ... gibt´s am ersten Abend nach dem Einschiffen und kostet nichts – meist der einzige Gratis-Cocktail der Seereise. Einen Handschlag und ein Lächeln des Kapitäns gibt es gebührenfrei dazu.
Bordfotograf: ... ist der Mann mit der riesigen Kamera, der im Vorbeigehen wildfremde Menschen zu Grüppchen zusammenschiebt und bei nahezu jeder Gelegenheit knipst. Einen halben Tag später hängen die Schnappschüsse öffentlich aus und werden teuer verkauft. Zugreifen kann jeder, der dafür zahlen mag – ob abgebildet oder nicht.
Bordsprache: ... ist auf den meisten Schiffen mit internationaler Zielgruppe Englisch. Ersatzweise wird muntere Pantomime fast überall verstanden. Zugleich gibt es für den deutschen Markt Schiffe mit Bordsprache Deutsch. Und falls die Speisekarte des À-la-carte-Restaurants auf Deck 8 irgendwo ein fremdsprachliches Rätsel bleiben sollte, gibt's entweder Überraschungsmenüs durch spontanes Tippen auf irgendetwas – oder das rettende Buffet-Restaurant auf einem anderen Deck.
Brücke: ... ist nicht zwangsläufig auf dem obersten Deck, aber weit oben und mit freiem Blick nach vorne sowie Ausguck-artigen Balkonen an beiden Seiten. Von hier aus wird das Schiff gesteuert. Kapitäne kleinerer Schiffe (und da vor allem der Expeditionskreuzer) dulden schon mal Passagiere in ihrem Reich. Bei den großen ist der Kommandostand tabu. Manche Reedereien haben ein Deck darunter eine „Show-Brücke“ installieren lassen, die Passagieren jederzeit offen steht.
BRZ: ... ist die Abkürzung für das sperrige Wort „Bruttoraumzahl“ und als Hohlraum-Größenmaß die Nachfolge-Einheit für die zuvor verwendete Bruttoregistertonne (BRT).
Casino: … ist der Lieblingssaal gerade amerikanischer und asiatischer Reeder, weil sie mit ihren schwimmenden Spielbanken die größten Gewinne einfahren. Wer klein anfangen will: Mindesteinsatz auf den meisten Schiffen 10 US-Cent am Einarmigen Banditen.
Dress Code: ... ist die täglich wechselnde Bekleidungsvorschrift und reicht von casual (Freizeit) über smart casual (bisschen eleganter) und informal (recht elegant) bis formal (Abendgarderobe, möglichst Smoking beim Herrn, Klunker bei der Lady). Insgesamt verliert er an Bedeutung. Auf vielen Schiffen geht es inzwischen recht relaxt zu.
Gemüseschnitzer: ... bekommt man selten zu sehen, stammen meist von den Philippinen und produzieren in der Küche liebevoll die lebensgroßen Schwäne aus Karotten, Skulpturen aus Kohl sowie Deko-Tiere aus Eis, mit denen die Buffets geschmückt werden.
Kabine: ... ist dein privates Reich an Bord, verfügt fast immer über eigene Dusche und Toilette, ist auf den meisten (neueren) Schiffen mindestens 14 Quadratmeter groß und hat gegen Aufpreis sogar einen Balkon.
Kapitänstisch: ... ist die Tafel des wichtigsten Mannes an Bord, an die er abends wechselnde Ehrengäste einlädt.
Kombüse: ... war mal der Begriff für die Schiffsküche und wäre heute eine unpassende Bezeichnung. Küchen und Lagerräume der modernen Ozeanriesen sind vielmehr viele hundert Quadratmeter große Fluchten voller hochglanzpolierter Edelstahl-Arbeitsflächen und Kochplatten, wo Dutzende von Köchen und Hilfskräften wirbeln.
Knoten: ... ist ein Geschwindigkeitsmaß in der Seefahrt. Die Hochseeschiffe sind meist zwischen 18 und 25 Knoten schnell, also 33 bis 46 Stundenkilometer (1 Kn = 1852m/Stunde).
Liegestuhl: ... ist bequem, steht an Deck und darf grundsätzlich nicht mit Handtüchern oder privatem Kram zur frühen Morgenstunde reserviert werden.
Lotse: ... ist der Mann, der dem Kapitän durch schwierige Fahrtgebiete hilft, dort jede hinderliche Sandbank persönlich kennt und sich mit störenden Riffs duzt. Ist er auf der Brücke, kann nichts schiefgehen. Eigentlich. Ist er nicht da, geht auch nichts schief. Meistens.
Mitternachtsbuffet: ...ist für alle gedacht, die arg früh frühstücken oder vom siebengängigen Abendessen dreieinhalb Stunden zuvor noch immer nicht satt geworden sind oder allein deshalb schon wieder kräftig zugreifen, weil sie schließlich dafür mitbezahlt haben.
Neptun opfern: ... ist nicht wirklich eine nette Geste dem Meeresgott gegenüber. Vielmehr beschreibt es in der Seemannssprache was geschieht, wenn die Seekrankheit zupackt und der Körper das Abendessen wieder loswerden möchte.
Rettungsübung: ... ist Pflicht, dauert keine zwanzig Minuten und findet immer kurz nach dem ersten Auslaufen statt. Dabei wird jedem Passagier eine Rettungsstation zugewiesen, die er im Notfall umgehend aufsuchen muss.
Schwimmweste: ... ist orange, mit Trillerpfeife und Mini-Lampe als nette Accessoires ausgestattet, liegt im Schrank der Kabine bereit und wird kurzfristig über Smoking, Abendkleid oder Schlafanzug getragen – falls nötig. Was zum Glück fast nie der Fall ist.
Seekrankheit: ... kann eine schnell vorübergehende Sache sein, wenn man sich rechtzeitig die kostenlosen kleinen Wunderpillchen an der Rezeption besorgt hat.
Show-Lounge: ... ist das Theater an Bord, wo jeden Abend Konzerte stattfinden, Revuen aufgeführt werden, Stars auftreten, rauschender Applaus und tosendes Gelächter gewollt sind und oft spielend erreicht werden. Und es ist ein Ort, wo die Cocktails meist nicht im Reisepreis eingeschlossen sind.
Shuffle Board: … ist ein auf die Decksplanken gepinseltes Spiel mit weißen Feldern, auf denen man Pucks hin- und herschiebt und das kaum je einer spielt.
Smutje: … war früher die Seemannsbezeichung für den Koch. Heute ist der oberste Koch an Bord eher ein Großküchenmanager – auf vielen Schiffen durchaus ambitioniert und manchmal sogar sterneverdächtig.
Staff Captain: … ist der zweite Mann an Bord, der sich um alles Nautische und um die Managementaufgaben kümmert, wenn der Kapitän wieder mal in Gala-Uniform Hände schütteln und bei Selfies in immer gleich guter Laune lächeln muss.
Stabilisator: … ist das Lieblings-Bauteil im Schiff für die meisten Passagiere. Er hält den Dampfer auch bei hohem Seegang bestmöglich im Gleichgewicht.
Steuerbord: ... ist rechts und durch eine grüne Positionslampe kenntlich gemacht.
Titanic: ... war ein ziemlich großes Schiff, von dem nach Möglichkeit kein Angestellter einer Kreuzfahrtreederei im Dienst spricht, weil das nicht gut für die Stimmung an Bord ist.
Trinkgeld: ... ist das, was fast alle Besatzungsmitglieder am Ende einer Reise fast immer erwarten und womit gerade auf US-Schiffen als Gehaltsbestandteil fest kalkuliert wird. Sich nicht mindestens an die Höhe der Trinkgeldempfehlung der Reederei zu halten, gilt als Affront.
Zahlmeister: ... ist der Mensch, der das Geld verwaltet, die Extra-Ausgaben an Bord am Ende der Kreditkarte belastet und oft auch die Landausflüge organisiert.