Bornholm ist ganz einfach klasse. Mit 588 Quadratkilometern ist die dänische Insel etwa dreimal so groß wie das deutsche Fehmarn. Sie liegt vor der Südküste Schwedens und näher an Rügen als am dänischen Festland. Eine Steininsel, die offenbar die Wärme speichert. Dadurch herrscht dort ein anderes Mikroklima als im Rest von Dänemark. Feigen wachsen hier, Birnen, Pfirsiche und sogar Rotwein wird angebaut.
Ein Bummel durch romantische Städtchen wie Gudhjem, Allinge, Sandvig oder Svaneke ist ein Genuss. Svaneke an der Ostküste zählt gar die meisten Sonnenstunden in ganz Dänemark. Im Süden gibt es herrliche weiße Sandstrände etwa beim Ort Dueodde, außerdem mehr als 230 Kilometer Fahrradwege.
Auf Bornholm kann sich der Reisende ganz schnell einfach wohlfühlen. Vielleicht liegt es an der guten Luft auf der Insel, am besonderen Licht, an den schnell ziehenden Wolken – oder an der großen Ruhe und an der Gelassenheit, die man hier überall spürt.
Bei unserer Tour über die Insel begegnen wir immer wieder spannenden Geschichten. Mal aus der Vergangenheit, zum Beispiel ganz oben im Norden am Hammershus, der größten Burgruine Skandinaviens. Man landet da schnell im frühen Mittelalter und erkennt, dass es im Lauf der Jahrhunderte hier nicht immer so friedlich war – Bornholm war begehrt bei den Mächtigen der Region.
Die Insel war mal schwedisch, mal dänisch. Bischöfliche und königliche Truppen stritten sich, und auch die Hanseaten aus Lübeck mischten im 16. Jahrhundert als Herren von Hammershus mit. Die größte Burgruine Nordeuropas liegt malerisch auf einer Klippe, 74 Meter hoch über dem Meer. Im vergangenen Frühjahr wurde dort ein modernes Besucherzentrum eröffnet, von dem aus man einen guten Ausblick auf die Burganlage hat.
Manchmal kommen die interessanten Geschichten aber auch aus dem heutigen Alltag. Bei einer Inselrundfahrt erzählt der Guide Klaus, ein Deutscher, der seit ein paar Jahren hier seinen Ruhestand genießt, dass das Leben auf Bornholm sehr modern ist. Er plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen. So ist die gesamte Insel mit schnellem Internet versorgt, Bezahlung per Kreditkarte oder Handy – auch für Kleinbeträge – ist völlig normal. Es gibt zudem für jeden Bürger ein elektronisches Postfach. Und Kriminalität existiert so gut wie gar nicht auf der Insel: „Die Bornholmer schließen ihre Türen nicht ab“, sagt er.
Immer wieder begegnen wir bei unserer Tour über Bornholm interessanten Menschen, die hier ein neues, ganz anderes Leben begonnen haben. Und oft geht es dabei um gesunde Ernährung. Camilla und Mads Meisner etwa hatten gut dotierte Manager-Jobs, bevor sie vor einigen Jahren ihr Startup auf Bornholm gründeten. Sie betreiben nun mit Liebe und Leidenschaft eine Sanddorn-Farm und sind sehr kreativ im Erfinden von immer neuen Sanddorn-Produkten. Die Marmelade schmeckt ganz großartig, es gibt Saft, Gin, Bier – alles aus und mit dem gesunden Sanddorn gemacht.
Oder da ist zum Beispiel Vera aus Deutschland, die mit Freunden einen Öko-Hof betreibt, auf dem sie mit Perma-Kultur-Feldern experimentieren. Wir lernen sie kennen als Naturführerin bei einer Wanderung von Gudhjem Havn nach Melsted, bei der wir wilde Kräuter sammeln. Das Abendessen damit bereiten wir im Gaarden zu, dem „Bornholmer Esskulturzentrum“, in dem Einheimische und Urlauber gemeinsam gut und kreativ kochen.
Interessant ist auch ein Besuch in der Lykkelund Gedemejeri, das ist eine Ziegenfarm mit angeschlossener Molkerei, die Lene und Lene gegründet haben. Zwei Freundinnen, die eine aus Schottland, die andere aus Bornholm, die sich auf dem Festland kennengelernt haben. Vor zwei Jahren haben sie ihr altes Leben an den Nagel gehängt, die Ziegenfarm im Inselinneren bei Gudhjem eröffnet, dazu ein Café und Käsehandel. Sie alle freuen sich über Besuch und zeigen mit Begeisterung ihr Projekt und ihre Produkte.
Übrigens: Bornholmer nennt man nicht nur die freundlichen Menschen auf der Insel, Bornholmer sind auch die goldgelb geräucherten Heringe, die man überall serviert bekommt, oft noch warm aus dem Räucherofen. Unsere besten Räucherfische verzehrten wir bei der „Røgeri“ im wunderschönen Städtchen Svaneke. Im Idealfall sitzt man dann direkt vor der Räucherei oder an den Klippen, schaut den Möwen zu und genießt. Ein bisschen grobes Salz dazu, vielleicht ein Stück Brot, das ist es. Einfach genial – genial einfach.
Die dänische Insel liegt etwa 150 km südöstlich von Kopenhagen und 80 km nordöstlich von Rügen, die Küste Schwedens ist nur etwa 40 km entfernt. Bornholm zählt knapp 40.000 Einwohner.