Rote Dächer, kleine Balkone, stolze Fachwerkgiebel und verschnörkelte Tore – das ist der Architekturstil von De Haan, einem der schönsten Orte an Flanderns Küste. Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs, eine gute Art, die knapp 13.000 Eiwohner große Gemeinde zu erkunden. Gemächlich radeln wir durch die teilweise noch mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen des Badeorts.
Zu unserer Tour gestartet sind wir am Fahrradverleih Cattrysse in der Leopoldlaan. Von hier aus ist es nicht weit ins bekannte Villenviertel „Concessie“. Das englisch-normannische Quartier war einst ein großes freies Dünengrundstück, das der belgische Staat 1889 mehreren Bürgern in Erbpacht überlassen hat. Darauf entstanden sind viele Villen im romantischen Stil der Belle Époque, die an eine Zeit erinnern, in der vor allem die High Society hier ihren Urlaub verbrachte.
Heute säumen zusätzlich große Bäume die Straßen und bilden schattige Alleen, die das Radfahren auch bei warmen Temperaturen angenehm machen. Die an der belgischen Küste einzigartige Architektur dieses Badeorts hat auch Prominente angezogen – der berühmteste Einwohner von De Haan war Albert Einstein (1879–1955), der 1933 nach seiner Flucht aus Deutschland sechs Monate lang dort lebte. Ein Highlight ist der denkmalgeschützte Bahnhof im Belle Époque-Stil, an dem heute die Küstenstraßenbahn, die Kusttram, hält.
Wir passieren nun die Koninklijke Baan, eine der Hauptstraßen rund um De Haan, und nehmen Kurs auf Dünen und Strandpromenade. Dort werden wir mit einem traumhaften Weitblick über den Strand und das Meer belohnt. Die Dünengräser wiegen sich im Wind, ab und an hören wir Möwen kreischen, ansonsten ist es wunderbar ruhig hier.
Auf der Strandpromenade sind natürlich auch andere Urlauber unterwegs, die bunte Luftmatratzen und Sonnenschirme unter den Armen tragen. Kleine Geschäfte verkaufen Sonnencreme, Bälle, Badekleidung und alles, was Touristen zu Hause vergessen haben könnten. Ein Stück weiter sitzen entspannte Menschen in Cafés bei Eis und Waffeln, perfekte Orte für eine ausgiebige Pause.
In und um De Haan gibt es viele Radrouten für alle Ansprüche. Ihr könnt immer am Meer entlang radeln oder das Hinterland mit seinen kleinen Ortschaften erkunden, die meist aus einer Kirche, einem urigen Gasthaus und einer Handvoll hübscher Häuser bestehen. Die Orientierung fällt leicht, alle Radwege und Kreuzungen (sogenannte Knotenpunkte) sind nach Zahlen sortiert. So müsst ihr euch keine Straßennamen merken, sondern könnt einfach den Zahlen hinterher fahren.
Der Tag geht langsam zu Ende, bald heißt es, die Leihfahrräder wieder abzugeben. Dem Strand good bye sagen, ein letztes mal durch die Innenstadt holpern, schon kommt hier alles ein bisschen heimelig und vertraut vor. Und im Kopf reift der Plan, diesen besonderen Küstenort später noch mal zu besuchen – am besten mit ein paar Tagen mehr Zeit.
Weitere Informationen zur Radtour erhaltet ihr hier.
Die offizielle Seite des Tourismusverbands von De Haan findet ihr hier.
De Haan ist eine Küstengemeinde im Norden Belgiens, ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von Brügge gelegen. Der Ort hat knapp 13.000 Einwohner, bekannt ist er für seine opulente Architektur sowie den langen Strand mit schöner Promenade.