Litauen ist ein vielseitiges Land, das bei vielen noch unter dem Radar fliegt. Wer jedoch Lust auf viel Natur, überraschende Städte und im wahrsten Sinne des Wortes sagenhafte Orte hat, sollte das Land unbedingt auf seine Bucketlist setzen. Gründe für einen Besuch gibt es viele, zehn davon stellen wir Euch in diesem Artikel vor. Wenn ihr besonders viel erleben wollt, empfehlen wir Euch, Litauen mit einem Roadtrip zu bereisen.
Rote Spitzdächer über barocken Fassaden, enge Gässchen, die sich zu gepflasterten Plätzen erweitern, überall Bäume und Grünflächen: Willkommen in der Altstadt von Vilnius. Vilnius (“Wilnus” ausgesprochen) ist die Hauptstadt Litauens und die flächenmäßig größte Stadt des Baltikums. Das historische Zentrum zählt zu den größten Altstädten Europas und ist so gut erhalten, dass es 1994 UNESCO-Welterbe-Status erhielt. Spaziert am besten gleich einmal zur Annenkirche, deren filigrane gotische Fassade schon Napoleon zum Schwärmen brachte. Besucht das Stadtviertel Užupis, das von den ansässigen KünstlerInnen zur unabhängigen Republik erklärt wurde, oder steigt zum Gediminas-Turm hoch, dem Wahrzeichen von Vilnius, wo Ihr im Museum viel Spannendes zur Stadtgeschichte erfahrt.
Gerade noch war es das dunkelblaue Haus mit den schrägen Wänden und den undefinierbaren Stockwerken. Jetzt ist es das rote Haus mit den Schweizer Türmchen. Und in fünf Minuten … Bei einem Spaziergang durch Žvėrynas wechseln Eure Lieblingshäuser garantiert im Minutentakt, so viel herrliche Architektur gibt es dort zu sehen. Insgesamt 108 Holzhäuser stehen in diesem Stadtviertel am Rande des weitläufigen Vingis Parks. Jedes einzelne ist auf seine eigene Art besonders. Manche sind mit Türmchen versehen, andere haben Fensterverkleidungen im russischen Stil und wieder andere wachsen so herrlich windschief aus dem Boden, dass sie an Hexenhäuschen aus einem Märchen erinnern. Holz war im waldreichen Litauen lange Zeit der wichtigste Baustoff. Das erklärt die großartigen Holzbauten, die es bis heute in vielen Dörfern und Städtchen zu bewundern gibt.
Wo viel gelaufen wird, darf viel gegessen werden – und beides geht in Vilnius besonders gut. Speisen in coolster Atmosphäre könnt Ihr zum Beispiel im Paupys-Markt in der Altstadt. Die riesige Foodhall liegt in einem modernen Bau und beherbergt 16 Restaurants, vier Bars und … 1300 Pflanzen. Auf den Speisekarten stehen gefüllte Pfannkuchen, Pizza, Buddha Bowls, aber auch litauische Klassiker wie Cepelinai, das sind mit Hackfleisch oder Quark gefüllte Kartoffelklöße. Für den Absacker empfiehlt sich ein Glas Met, süßer Honigwein. Es ist das älteste (überlieferte) litauische Getränk und wurde früher vor allem von den Herzögen des Landes genossen. Ein stimmungsvoller Ort ist die Met-Bar Girta Bitė im Stadtzentrum. Für alle FahrerInnen: Es gibt auch alkoholfreien Metnektar
Euer nächstes Ziel, nur 30 Kilometer westlich der Hauptstadt, ist das historische Örtchen Trakai am Ufer des Galva Sees. Dort liegt eine von Europas schönsten mittelalterlichen Wasserburgen. Im Unterschied zu anderen Wasserburgen liegt diese Burg tatsächlich auf einer Insel mitten im Galva See. Die Inselburg wurde im 15. Jahrhundert erbaut, war lange Zeit der Wohnsitz der Fürsten Litauens und wurde später als Gefängnis für Adelige genutzt. Heute ist in Teilen des spektakulären Gotik-Baus ein Museum mit über 400.000 Exponaten untergebracht. Entdecken könnt Ihr die Geschichte Trakais und das Leben der ehemaligen Schlossbewohner. Die Burg erreicht Ihr zu Fuß, eine Brücke verbindet die Insel mit der Altstadt.
Lust auf Kultur? Dann nichts wie ab ins 90 Kilometer westlich von Trakai gelegene Kaunas. Die zweitgrößte Stadt Litauens wurde von der Times zu einem der besten Reiseziele der Welt gekürt und war 2022 Europas Kulturhauptstadt. Kreativ geht es hier schon sehr viel länger zu. Das sieht man unter anderem in der Architektur, die vor Art Deco, Bauhaus und Industrie-Design der Zwischenkriegszeit strotzt. Auch viele KünstlerInnen hat die Stadt hervorgebracht. So wurde Jurgis Mačiūnas – George Maciunas auf Englisch – in Kaunas geboren, der Gründer der Fluxus-Kunstbewegung. Fluxus wurde in den 1960ern weltweit bekannt; zu ihren berühmtesten VertreterInnen zählen Yoko Ono oder der Komponist John Cage. Eine der Fluxus-Philosophien ist, dass Kunst Spaß machen soll. Und den werdet Ihr in Kaunas definitiv haben, vor allem, wenn Ihr das alljährlich im September stattfindende Fluxus-Festival besucht. Bringt ein Kostüm mit, je verrückter, desto besser.
Kaum zu glauben, doch in Kaunas liegen diese Extreme nur acht Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Zumindest, wenn man das Kloster Pažaislis als Himmel bezeichnet und das Teufelsmuseum als Hölle. Das große Kloster liegt idyllisch im Grünen am Kaunasser Meer, wie der aufgestaute Fluss Memel genannt wird. Das Kloster wurde im 17. Jahrhundert erbaut und gilt als das schönste barocke Architekturensemble Litauens. Das Kontrastprogramm zu so viel Himmlischem findet im weltweit einzigen Teufelsmuseum statt. Es liegt im ehemaligen Wohnhaus des Künstlers Žmuidzinavičius, der Teufelsfiguren und -kunstwerke sammelte. Im Museum sind über 3000 Teufels-Kunstwerke aus aller Welt ausgestellt. Es ist übrigens kein Wunder, dass solch ein Museum ausgerechnet in Litauen steht. Sagen und mythische Figuren spielen in diesem Land eine große Rolle. Allein über den Teufel kursieren dort über 5000 Märchen und Sagen. Angst müsst Ihr bei Eurem Besuch im Teufelsmuseum aber nicht haben. Falls es Euch doch gruselt, einfach immer ein Stück Brot dabei haben. Hilft gegen Teufel und den kleinen Hunger, wissen die LitauerInnen.
Wer nach dem Besuch im Teufelsmuseum ganz auf Nummer sicher gehen möchte, macht auf dem Weg nach Klaipėda einen Abstecher nach Šiauliai. Nordöstlich der Stadt erhebt sich der Berg der Kreuze. Ein absolut einzigartiger Ort: Über 200.000 Kreuze stehen und hängen hier eng an eng – ein Anblick, der auch bei überzeugten AtheistInnen eine gewisse Gänsehaut erzeugt. Der Ort bei Šiauliai ist ein beliebter Wallfahrtsort und wurde auch schon von Papst Johannes Paul II. besucht. Es lohnt sich, bis zur Abenddämmerung zu bleiben. Dann werden Lichter auf dem Berg angezündet und eine wunderbar mystische Atmosphäre breitet sich aus.
Lust auf Meer? Dann nichts wie an die Ostsee. Dort, etwa 170 Kilometer von Šiauliai entfernt, liegt die charmante Hafenstadt Klaipėda, auf Deutsch Memel. Die Stadt ist fast 800 Jahre alt und war in ihrem langen Leben in litauischer, deutscher und sowjetischer Hand. Spuren dieser Vergangenheit sieht man heute noch, vor allem in der Architektur. So könnt Ihr bei Eurem Besuch einige Fachwerkbauten und Speicherhäuser entdecken, die genauso auch in Norddeutschland stehen könnten. Spaziert unbedingt auch an der hübschen Uferpromenade des Fluss Danė entlang. Dort liegt seit 1969 das große Segelschiff Meridianas, in dem seit 1971 ein Restaurant betrieben wird.
Wollt Ihr die hübsche Stadt an der Ostsee auf besondere Art entdecken? Dann macht doch mal bei Dobermann, Ännchen und Co. halt. Das sind Skulpturen, welche die Altstadt und das Stadtzentrum schmücken. Auf dem Weg von Statue eins bis Statue 40 spaziert Ihr wie nebenbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie dem Theater und der Memelburg vorbei. Außerdem könnt Ihr an jeder Station über einen QR-Code etwas über die Statuen erfahren. Auf keinen Fall auslassen solltet Ihr Statue Zwei, das Wundermäuschen. Wenn Ihr an der Nase der gerade mal 17 Zentimeter großen Skulptur reibt und der Maus Euren Wunsch ins Ohr flüstert, soll er in Erfüllung gehen. So glänzend poliert, wie die Figur heute aussieht, scheint der Großteil der BesucherInnen auf Nummer sicher gehen zu wollen und gleich die ganze Figur blank zu rubbeln.
Wie wäre es damit, Eure Reise in großartiger Natur ausklingen zu lassen? Dazu müsst Ihr gar nicht weit fahren, denn die Kurische Nehrung liegt direkt vor der Hafenstadt Klaipėda. Die insgesamt 98 Kilometer lange Halbinsel – 52 Kilometer davon gehören zu Litauen, der Rest zu Russland – erstreckt sich vor der Küste und schließt dazwischen das Kurische Haff ein. Gründe, die Halbinsel zu besuchen, gibt es viele. Die beeindruckende Parnidis-Düne etwa, die zu den größten Wanderdünen Europas zählt; den hübschen Urlaubsort Nida, der aus bunten Holzhäusern besteht und wo schon Thomas Mann urlaubte, und der Hexenhügel, den zahlreiche Sagenfiguren, Hexen und Teufel schmücken. Die geschichtsträchtige Halbinsel ist UNESCO-Welterbe und ein Naturschutzgebiet. Und sie bietet jede Menge Spaßpotenzial: beim Baden, beim Angeln oder auch beim Strandsegeln. Tipp: Es lohnt sich, die Insel mit dem Auto zu besuchen (einfach mit der Autofähre übersetzen). Nida und die Riesendüne liegen ganz im Süden der Insel und der Hexenhügel liegt mittendrin.
Litauens Hauptstadt liegt ganz im Südosten des Landes und hat knapp 570.000 EinwohnerInnen. Die Flugzeit von Deutschland in die Hauptstadt beträgt knapp zwei Stunden. Vilnius ist 1323 zum ersten Mal erwähnt worden und somit 2023 genau 700 Jahre alt geworden.
Trakai liegt knapp 30 Kilometer westlich von Vilnius. Das kleine Städtchen liegt mitten in einer riesigen Seenlandschaft und zählt knapp 4000 EinwohnerInnen. Auf einer Insel vor der Stadt liegt die berühmte Wasserburg.
Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt 90 Kilometer westlich von Vilnius entfernt. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Neris und Memel und hat kulturell einiges zu bieten. In der Stadt leben knapp 300.000 EinwohnerInnen.
Der Berg der Kreuze liegt knapp 11 Kilometer Nordöstlich von der kleinen Stadt Šiauliai.
Klaipėda ist die einzige Hafenstadt Litauens. Sie ist knapp 300 Kilometer von der Hauptstadt entfernt und hat 150.000 EinwohnerInnen. Von hier ist es nur eine Fährfahrt zur Halbinsel Kurische Nehrung, die zum UNESCO-Welterbe gehört.
Die insgesamt 98 Kilometer lange Halbinsel – 52 Kilometer davon gehören zu Litauen, der Rest zu Russland – erstreckt sich vor der Küste des Landes. Sie schließt das Kurische Haff ein, in dem Ihr wunderbar Baden und Segeln könnt.