Cahors in der Occitanie
Valentré-Brücke in Frankreich: Was sie mit dem Teufel zu tun hat
Manche Bauwerke trotzen der Zeit auf besonders eindrucksvolle Weise. Die Pont Valentré bei Cahors gehört zweifellos dazu. Seit gut 700 Jahren überspannt die befestigte Brücke den Fluss Lot im Süden Frankreichs und gilt als eines der besterhaltenen Beispiele mittelalterlicher Militärarchitektur in ganz Europa. Anders als überlaufene Sehenswürdigkeiten in Großstädten lockt die Valentré-Brücke als echter Geheimtipp. Sie ist damit perfekt für einen Urlaub in Frankreich abseits ausgetretener Pfade.
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Alle anzeigenEine reiche Stadt beschließt den Bau einer neuen Brücke
Im Jahr 1306 sollen die Konsuln der damals wohlhabenden Handelsstadt Cahors den Bau einer neuen Brücke beschlossen haben. Der Grundstein wurde schließlich laut offizieller Angaben im Jahr 1308 gelegt, doch die Fertigstellung zog sich über mehrere Jahrzehnte. Erst um das Jahr 1380 herum, frühestens wohl 1378, war das monumentale Bauwerk größtenteils vollendet.
Die Brücke sollte Cahors der Überlieferung nach vor Angriffen schützen. Mit ihren Wehrtürmen, Fallgattern und Schießscharten war sie als Festung konzipiert. Heute gilt die Pont Valentré nicht nur als eine beachtliche Vertreterin mittelalterlicher Verteidigungskunst, sondern als eine der wohl schönsten, militärisch befestigten Brücken der brutalen Epoche. Sie ist gleichzeitig das Wahrzeichen von Cahors.
Die Brücke erstreckt sich mit sechs gotischen Spitzbögen über rund 138 Meter. Mit zwei weiteren Bögen an den Ufern des Lot beträgt die Gesamtlänge 172 Meter. Fünf im Wasser stehende Pfeiler besitzen spitz zulaufende Wellenbrecher, die mit Zinnen versehen wurden. Sie dienten einst dazu, auch an diesen Stellen mögliche Angreifer abwehren zu können. Drei quadratische Wehrtürme erheben sich gut 40 Meter über dem Wasserspiegel und versperren ungebetenen Gästen den Weg.
Die damalige, wirtschaftliche Blütezeit der Stadt ermöglichte das ambitionierte Projekt – doch tatsächlich standen offenbar schwere Zeiten bevor, weshalb wohl der Bau auch eine so lange Zeitspanne in Anspruch nahm. Die Regionalzeitung "La Dépêche du Midi" berichtete im Jahr 2020, dass es damals zu wirtschaftlichen Krisen aufgrund von Überschwemmungen und der Pest kam.
Die Teufelslegende
Mit dem langwierigen Bau ist auch eine fantastische Erzählung verbunden, von der Einheimische noch heute gerne berichten. Der Baumeister soll vom schleppenden Fortschritt der Arbeiten geradezu zermürbt gewesen sein. Daher habe er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Der Antichrist höchstpersönlich sollte bei der Errichtung behilflich sein – im Austausch für die Seele des Mannes.
Durch die Dienste des Leibhaftigen sei die Valentré-Brücke schnell erwachsen, doch der Baumeister wollte seine Seele natürlich retten. Er schmiedete einen gerissenen Plan, um den Deal schließlich platzen zu lassen. Abgemacht war demzufolge, dass der Teufel leer ausgehen würde, sollte er aus welchem Grund auch immer eine ihm übertragene Aufgabe nicht erfüllen können. Kurz vor Fertigstellung des Baus beauftragte der Mann den Höllenfürsten, mit einem Sieb Wasser für den Mörtel zu holen.
Der Teufel erkannte, dass dies nicht möglich war, versuchte sich aber trotzdem an der Aufgabe. Er musste sich schließlich eine Niederlage eingestehen, schwor jedoch Rache. Fortan wollte er in jeder Nacht den letzten zur Fertigstellung des mittleren Turms benötigten Stein wieder herausbrechen. Bei einer Restaurierung ließ der Architekt Paul Gout daher im Jahr 1879 auch eine kleine Teufelsfigur an dem Turm anbringen. Die Figur erinnert an diese Legende und ist ein beliebtes Fotomotiv für BesucherInnen.
Seit 1840 ist die Pont Valentré als historisches Denkmal anerkannt und seit dem Jahr 1998 gehört die Brücke als Teil des Jakobswegs zum UNESCO-Welterbe. Heute – seit 1995 – dient sie ausschließlich als Fußgängerbrücke. Um die jahrhundertealte Brücke auch weiterhin zu erhalten, steht ein weiteres großes Projekt an. Zwischen 2026 und 2031 soll sie umfassend restauriert werden.
Lage und Umgebung
Cahors liegt spektakulär in einer engen Flussschleife des Lot, der die Stadt im Westen, Süden und Osten umgibt. Die Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements Cahors befindet sich im Herzen der Region Occitanie und ist mit ihrer traumhaften Umgebung einer der Okzitanien-Geheimtipps für einen Wochenend- oder Kurztrip sowie für alle, die an Kultur und Architektur interessiert sind.
Die romantische Landschaft rings um Cahors beeindruckt durch idyllische Weinberge und malerische Dörfer. Das Lot-Tal gehört zu den Grands Sites Okzitaniens und verbindet mediterrane Atmosphäre mit mittelalterlichem Charme. Vom Mont Saint-Cyr aus bietet sich ein grandioser Panoramablick auf Stadt und Flussschleife.
Ein Besuch der Pont Valentré lässt sich wunderbar mit weiteren Erlebnissen in der Region verbinden. Die "Jardins Secrets" von Cahors umfassen etwa mehr als zwanzig fantasievolle, geheime Gärten, deren Vielfalt sich besonders gut zwischen Ende Mai und Anfang Oktober entdecken lässt.
Das etwa 30 Kilometer entfernte Saint-Cirq-Lapopie zählt zu den wohl schönsten Dörfern Frankreichs. Mit seinen mittelalterlichen Häusern thront die Gemeinde friedlich auf einem Felsen über dem Lot. Die nahe Grotte Pech Merle bei Cabrerets ist unterdessen für ihre beeindruckenden prähistorischen Wandmalereien bekannt und zählt zu den bedeutendsten Fundstätten dieser Art in Europa.
Bootstouren auf dem Lot sind in der Regel von April bis Oktober möglich. Die Fahrt ermöglicht einen besonderen Blickwinkel auf die Pont Valentré, aber auch eine spannende Entdeckungstour der Region. Bootsverleihe gibt es unter anderem in Cahors sowie den Gemeinden Bouziès, Douelle und Luzech.
Und was wäre ein Aufenthalt in Frankreich ohne Wein? Liebhaber sollten eine Verkostung der Cahors-Weine nicht verpassen. Die aus der Rebsorte Malbec gewonnenen Rotweine mit ihrer charakteristischen tiefroten Färbung genießen internationales Ansehen.
Praktische Tipps für den Besuch
Mit dem Auto erreichst Du Cahors über die Autobahn A20 in rund anderthalb Stunden von Toulouse aus. Auch per Bahn ist der Ort gut zu erkunden, der Bahnhof liegt zudem nur wenige Gehminuten von der Pont Valentré entfernt.
Die Brücke ist ganzjährig frei zugänglich. Besonders stimmungsvoll präsentiert sie sich in den Abendstunden, wenn die Beleuchtung das Bauwerk in ein neues Licht taucht. Zwar ist die Brücke in voller Pracht recht zügig besichtigt, wer Cahors und die nähere Umgebung entdecken möchte, sollte jedoch einen mehrtägigen Aufenthalt einplanen. Das Lot-Tal eignet sich hervorragend für ein Wochenende oder einen Roadtrip. Die Strecke von Cahors nach Saint-Cirq-Lapopie führt etwa teils entlang des Flusses durch eine atemberaubende Landschaft.
Pont Valentré vereint eine architektonische Meisterleistung, lebendige Geschichte und eine sagenhafte Erzählung an einem Ort. Sie ist weit mehr als eine Brücke – sie ist das steinerne Gedächtnis einer Region, die noch immer als Geheimtipp für einen Urlaub in Okzitanien gilt. Zum Vergleich: Laut des obigen Berichts besuchen jährlich rund 250.000 Reisende die Brücke, der Eiffelturm in Paris kommt auf gut sieben Millionen BesucherInnen. Wer Frankreich abseits der bekannten Metropolen entdecken möchte, findet hier im Lot-Tal eine faszinierende Mischung aus Kultur, Natur und mediterraner Lebensart.
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