- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Die Quinta da Palmeira ist ein kleines, stilvolles und sehr gepflegtes Hotel in ruhiger Lage. Das Hotel befindet sich auf einem weitläufigen Grundstück in Hanglage am Ortsrand des Dorfes Cerdeira. Sie sind mitten im ländlichen Portugal. Das Hotel firmiert als Boutique-Hotel, aber es hebt sich von zahlreichen Häusern dieser Kategorie wohltuend ab, weil auf oberflächlichen Chic, architektonische Eyecatcher und allen modischen Firlefanz konsequent verzichtet wird. Das Hotel hat seinen ganz eigenen, individuellen Stil, aber auf eine kultivierte und wohltemperierte Weise. Wenn einige Boutique-Hotels HipHopper sind, dann ist dieses Hotel ein junger Singer-/Songwriter.
Wir belegten eine Junior-Suite im Obergeschoss eines separaten Gebäudes. Dieses Haus beinhaltete zwei Suiten, eine untere und unsere obere. Das Haus erwies sich nicht als hellhörig - wir haben unsere Mitbewohner kaum gehört. Unsere Unterkunft hatte keinen Balkon, aber eine schöne kleine Terrasse direkt vor der Eingangstür. Dort saßen wir mitten im Grünen, bei Vogelgesang und im Duft der nahen Orangenbäume. Die Junior Suite muss man sich als sehr geräumiges Doppelzimmer mit einem äußerst großzügig bemessenen Vollbad vorstellen. Ein Fernseher - von dem wir keinen Gebrauch gemacht haben - mit Empfangsmöglichkeit deutscher Sender war vorhanden. Die Junior-Suite war neuwertig ausgestattet und blitzeblank sauber. Die Aussicht in die Natur war grandios. Das französische Bett (große gemeinsame Matratze, große gemeinsame Decke) war ein Garant für guten Schlaf. Bad und Wohnraum hatten gut funktionierende Heizkörper, was angesichts der Kühle der Frühjahrsnächte eine gute Sache war. Aber es gibt ja keine Rose ohne Dornen: die Tür zum Bad war ein zweiteiliges Schiebeelement aus gerastertem Holz. Sie haben also de facto ein Bad mit einem groben Holzgitter als Tür. Dies bedeutete in der harten Lebenswirklichkeit, dass meine Frau über die Aktivität meines Verdauungsapparates stets bestens unterrichtet war. Sie nahm es nonchalant: "Wir sind halt in einem Boutique-Hotel, und da gibt es so Extravaganzen, mein kleiner Stinkebär..."
Hier können wir nur begrenzt mitreden, da wir das Dieses mehrgängige Abendessen wurde von den anderen Gästen sehr gelobt und uns wärmstens empfohlen. Es muss wirklich gut sein, wenn man Fleisch- und Fischgerichte schätzt. Nun sind wir Vegetarier und fragten diesbezüglich bei unserem Hotelier an. Die Mitteilung erzeugte ein unsicheres Lächeln unseres Gastgebers, dann ein vorsichtiges: "Oh, really..." Wie wir Jack kennengelernt haben, hätte er uns sicherlich ein Veggie-Menü organisiert, aber wir wollten sein Küchenteam nicht unnötig quälen. Deshalb haben wir von der Buchung eines Abendessens abgesehen. Das Frühstück war von guter Durchschnittsqualität. Es gab allmorgendlich frische Brötchen und Weißbrot zum Rösten (im XXL-Toaster), dazu eine kleine Auswahl an Wurst, Käse und Konfitüre. Der Kaffee war sehr gut. Die Küche bereitete auf Wunsch auch Spiegel- oder Rührei bzw. Frühstückseier. Dazu wäre zu erwähnen, dass der Frühstücksraum ein äußerst stilvolles Ambiente aufwies. Die Atmosphäre war angenehm und entspannt, zumal man auch erst um 10:00 Uhr morgens zum Frühstück erscheinen konnte.
Der Hotelier - er stellt sich als "Jack" vor - ist ein stets höflicher, freundlicher und aufmerksamer Gastgeber. Obschon Niederländer, pflegt Jack die typische Zurückhaltung englischen Hotelpersonals, das sich bekanntlich niemals aufdrängt. Dieser Stil hat, wie wir anderweitigen Bewertungen des Hotels entnommen haben, offenbar schon zu Missverständnissen geführt. Bitte bedenken Sie: erstens ist der gute Mann zurückhaltend, und zweitens kann er keine Gedanken lesen. Folglich müssen Sie das Wort an Ihren Gastgeber richten, wenn Sie ein Anliegen haben. Sie müssen Jack nur kurz sagen, was Sie gerne möchten, dann bekommen Sie es. All unseren Anliegen - doppelte Portion Kaffee zum Frühstück, Sonnenliegen am Pool, Hochregulierung der Heizung, Ausdruck von Bordkarten für den Rückflug - wurde sofort entsprochen. Jack kann sich übrigens gut auf Deutsch verständigen, aber er scheint sich im Englischen sicherer zu fühlen. Die Zimmerreinigung erfolgte schnell und umfassend, in vorbildlicher Weise.
Sehen Sie sich die Region in all ihrer Schönheit und Ursprünglichkeit noch einmal gut an. Denn wir fürchten, in zwanzig Jahren wird es hier so zugehen wie im Hinterland der Algarve. Sie sind hier im Distrito de Coimbra (Distrikt Coimbra), einem schönen Fleckchen Erde, das gerade als Urlaubsort und Wohnsitz entdeckt zu werden scheint. Die Gegend ist offenbar groß im Kommen, was einerseits ihrem Reiz geschuldet ist, andererseits aus Portugals massiven Bemühungen um die touristische Erschließung resultiert. Das haben wir mehrfach von Einheimischen gehört. Die Pinhal Interior Norte - das ist die Unterregion, innerhalb derer Coimbra, Cerdeira und somit das Hotel belegen sind - hatte allein in den letzten fünf Jahren einen Zuwachs von 3.000 neuen Residenten zu verzeichnen. Die doppelte Zahl wird in den nächsten fünf Jahren erwartet (alle Angaben ohne Gewähr, wir haben das nur von jungen Studierenden in Coimbra gehört). Nun aber zum Ringsherum: in unmittelbarer Nähe zu Cerdeira findet sich das hübsche COJA mit seinem schönen Marktplatz und einigen Cafés drumherum. Der nächstgrößere und sehenswerte Ort ist ARGANIL, wo wir als Vegetarier zumeist unsere Abendmahlzeit in Form von Salat und Pizza einnahmen. Veggies, hier empfiehlt sich die Pizzeria Avenida (kennt dort jeder) oder das - rein subjektiv bewertet - bessere Restaurant O Andrade in der Rua Oliveira Matos, super Pizza Vegetaria. Die alte Universitätsstadt COIMBRA ist die nächstgelegene Großstadt und einen ausgiebigen Besuch wert. Seien Sie vorsichtig im Straßenverkehr, in Coimbra fahren die Portugiesen ganz unportugiesisch, eher süditalienisch. Da wird oft mit achtzig Sachen innerorts geholzt, Zebrastreifen interessieren nicht, hupen statt bremsen. Das kannten wir so noch nicht. VISEU ist eher eine biedere Kleinstadt, aber ansprechend und besonders lohnenswert, wenn man den Ausflug mit dem Bergdorf CARAMULO (ein Hammer!) verbindet. Das Museo do Caramulo mit seiner Gemäldegalerie hatte ich für eine peinliche Provinzveranstaltung gehalten und mich über den hohen Eintrittspreis gewundert. "Ist ja ganz nett, was die hier an B-Ware gesammelt haben" meinte ich bei zügigem Durchgang. "Äh, schau doch mal, was auf den kleinen Schildchen unter den Bildern steht", sagte meine Frau, die dauernd wo stehen blieb und lange schaute: "Picasso...Dali...Chagall...Rodin..." Weil man doch auch einmal am Meer gewesen sein sollte, bietet sich FUGUEIRA DA FOZ mit seinem riesigen Sandstrand an. Dort kann man eine wunderbare, kilometerlange Barfuß-Wanderung direkt am Atlantik machen. PORTO hatten wir uns lange nicht so quirlig und lebhaft vorgestellt, wie es ist. Es war mir schon des Guten zuviel.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Der Swimming-Pool ist unbeheizt und hat folglich erst ab Mai seine volle Gebrauchstauglichkeit. Ich habe mich - unser Urlaub fand in den ersten Apriltagen statt - somit auf einen einminütigen, morgendlichen Tauchgang im kalten Wasser beschränkt, der für den ganzen Tag belebt hat. Die Umgebung ist reich an schönen Wanderstrecken, auf denen man sich stundenlang durch das grüne Hügelland bewegen kann. Das kleine, ruhige Hotel mit seinen weitläufigen Anlagen ist ein idealer Ort, um völlig aus dem Alltag zu fallen und sich ganz in ein Buch, das man immer schon mal lesen wollte, zu versenken. Das funktioniert an diesem Ort ganz von alleine. Ansonsten empfiehlt es sich, den Aufenthalt für einige Ausflüge mit dem Auto zu nutzen.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im April 2017 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Matthias |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 6 |