- Preis-Leistungs-VerhältnisEher schlecht
Ich weiß ja nicht, in welchem Hotel diejenigen waren, die bislang für eine Durchschnittsnote von 5,5 gesorgt haben. Ich war jedenfalls im Monty Small Design Hotel am Blvd. Brand Whitlock in Brüssel und dieses Etablissement ist niemals so viele Punkte wert. Das Hotel befindet sich in einem Eckhaus aus Naturstein und umfasst etwa 20 Zimmer, verteilt auf drei Stockwerke in zwei Gebäudeteilen. Der Zustand ist definitiv renovierungsbedürftig und die Sauberkeit lässt zumindest in den Zimmern zu wünschen übrig. Das Monty nennt sich ja Small Design Hotel. Ich vermute, das Small bezieht sich eher auf das Design als auf das Hotel, denn die Designelemente in den Zimmern beschränkten sich auf ein paar Plastik-Accessoires. Und im Rest des Hauses wurde konsequent eine gruftig-düstere Stimmung beschworen, mit Böden, Wänden und Decken durchgängig in dunkelgrau. Und mit Stühlen, Sesseln, Lampen und sämtlichen anderen Einrichtungsgegenständen in blutrot. Man wartete förmlich darauf, dass die Addams Family oder Graf Dracula um die Ecke biegt. Engländer und Amerikaner würden sagen: Scary! Ich war mit zwei Kollegen jeweils in Einzelzimmern im zweiten Stockwerk untergebracht, die anderen Gäste waren nahezu ausnahmslos auch Geschäftsreisende aus verschiedenen Ländern und keine Touristen. Auf die Frage nach einem Lift wurde uns beschieden, dass die wacklige, steile Holz-Treppe in den zweiten Stock quasi den Fitnessraum ersetzt. Definitiv nichts für Behinderte oder Ältere. Ich kann mir vorstellen, dass manche Leute Hotels wie dieses durchaus lieben, weil es so schön schräg ist und weil die Atmosphäre oder das Frühstück am großen, gemeinsamen Tisch einen an die guten, alten Zeiten in Jugendherbergen oder Hostels erinnern mag. Nur sollte dann ein Zimmer auch nicht 85 Euro kosten. Und nicht den Eindruck erwecken, hier wären Designer am Werk gewesen, die aus einem alten Bürgerhaus ein schickes Schmuckkästchen gemacht hätten. Hier wurde stattdessen mit einfachsten Mitteln versucht, eine in gewisser Weise einmalige morbide Atmosphäre zu schaffen. Leider passen die erbrachten Leistungen genauso wenig zum geforderten Preis wie das rote Plastikmobiliar zum Begriff "Design".
Au weia! Das Zimmer im "Design"-Hotel war sehr klein, kahl und spartanisch ausgestattet. Der Plastikstuhl, die Plastiklampe und eine Plastik-Wandlampe sollten wohl die Design-Elemente darstellen, womöglich sogar der lächerliche, quadratische Fernseher mit einem Monitor, dessen Bildfläche kleiner ist als die meines Laptops. Immerhin war das Bett ordentlich, die Matratze gut und die Bettwäsche frisch und sauber. Ansonsten durfte man nirgendwo allzu genau hinschauen. Weder in den offenen Schrank, der eher ein kleines Regal war und minimale Staumöglichkeiten bot. Noch auf die zerbröckelnden Fenster, die im offenen wie geschlossenen Zustand gleich viel Straßenlärm ins Zimmer ließen. Und erst recht nicht ins Bad, wo es in der Dusche bereits schlimme Kalk- (oder vielleicht auch Schimmel-) Ablagerungen gab. Die Armaturen sind wackelig und stumpf, der Klositz könnte mal wieder gewechselt werden und bezüglich Haken und Stellfläche herrscht aufgrund des beengten Platzes absoluter Mangel.
Hm! Die Betreiber oder ihre Mitarbeiter waren nicht unfreundlich, aber trotzdem merkwürdig scheu und zurückhaltend. Dazu trug sicherlich auch bei, dass die offene Rezeption mitten im Aufenthaltsraum so angebracht war, dass die Rezeptionisten den Gästen stets den Rücken zukehren mussten und dafür den Inhalt ihres Bildschirms immer allen Interessenten präsentierten. Eine komische Idee. Aufgrund der internationalen Kundschaft mit vielen Geschäftsleuten waren die Fremdsprachenkenntnisse gut, zumindest Englisch wird neben Französisch und Flämisch gesprochen, Deutsch wird zumindest verstanden. Die Zimmerreinigung klappte leider nicht wie gewünscht. Sie war vielmehr sehr oberflächlich, wahrscheinlich ein Routine-Blitzdurchlauf in 5 Minuten pro Zimmer. Richtig sauber gemacht wurde zumindest in meinem Zimmer und dem meiner Kollegen schon lange nicht mehr.
Die Lage ist grundsätzlich recht gut. Das Hotel befindet sich an einer der Einfallstraßen nach Brüssel in der Nähe des Place Montgomery (daher wohl auch der Name Monty). Von dort fährt die Metro in 6 Stationen ins Stadtzentrum von Brüssel, kurze Taktfrequenz, 15 Minuten Fahrt. Zum Flughafen ist es ein wenig weiter, aber je nach Verkehr ist man in etwa einer halben Stunde mit dem Taxi dort. Einige Restaurants sind ganz in der Nähe (empfehlenswert das Martin Pêcheur direkt gegenüber), auch Einkaufsmöglichkeiten gibt es in unmittelbarer Umgebung.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Kinder: | Keine Kinder |
Dauer: | 3-5 Tage im September 2014 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Randolf |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 83 |