- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das „Forgách Kastély“ fehlte bisher noch in unserer Sammlung exklusiver ungarischer Schlosshotels, weil es so entlegen ist (an der ukrainischen Grenze, ca. 570 km von Wien entfernt). Der weite Weg nach Mándok zahlt sich aber jedenfalls aus, wenn man alte Prunkschlösser so schätzt wie wir. Tatsächlich „alt“ ist hier jedoch nur mehr die Bausubstanz. Dieses Schlosshotel wurde nämlich vor nicht allzu langer Zeit aufs Modernste renoviert, offenbar mit den kostspieligsten und edelsten Materialien, die auf dem Markt zu finden sind. Von der gesamten, auf Spätbarock getrimmten Einrichtung scheint nichts älter als 10 Jahre zu sein – dunkles Mahagoni, rote Stofftapeten, schwere Brokatvorhänge, mondäne Lederfauteuils sowie vielflammige (aber kitschige) Messingluster überall. Die Ausstattung eines einzigen Raumes der Gästezimmer kostete vermutlich ein Jahresgehalt – wohlgemerkt nach westlichen Maßstäben! Obwohl der Grundriss des Schlosses sehr groß ist, befinden sich darin lediglich 12 Doppelzimmer bzw. Suiten (3 im Erdgeschoß, 9 im 1. Liftstock). Beim beträchtlich hohen Personalaufwand stellt sich die Frage nach der Rentabilität dieses Anwesens, zumal wir unter der Woche die einzigen Bewohner waren (erst freitags traf eine Handvoll anderer Wochenendgäste ein). Wir hatten das teuerste Zimmer gebucht, nämlich die Präsidentensuite im Parterre: Wohnzimmer 31 m², Schlafraum 21,6 m², Bad 12,4 m² - gesamt somit erquickliche 65 m². Die exklusive Einrichtung und Ausstattung (siehe oben) braucht einen Vergleich mit dem Nobel-Schlosshotel „Hertelendy“ in Kutas-Kozmapuszta nicht zu scheuen, wobei die dunklen Farbtöne hier alles noch edler wirken lassen. Im Wohnzimmer sorgte ein funktionstüchtiger Kamin für noch mehr Behaglichkeit, nur der Teppich auf dem wunderschönen Parkettboden war nicht „echt“ (kein Perser). Was wir noch nirgends geboten bekommen haben: Sowohl im Schlaf- als auch Wohnzimmer war eine reichbestückte Minibar vorhanden, ebenso jeweils ein riesiger Flat-TV. Im luxuriösen Bad (Wanne, Duschkabine, Doppelwaschbecken, Bidet) waren wir von den Fläschchen mit den Badezusätzen begeistert – extrem hohe Qualität! Und sogar das WC-Papier war parfümiert. Nachdem wir einige Tage die einzigen Gäste im Schloss waren wurden wir stets gefragt, wann wir zu speisen wünschen, und zur angegebenen Zeit (egal ob morgens oder abends) war dann auch immer Personal anwesend, von dem wir entsprechend verwöhnt wurden. Zum Frühstück konnten wir à-la-carte bestellen, was und so viel wir wollten. Abends gab es eine eigene HP-Karte, die in der ungarischen Version 3 Vorspeisen und 9 Hauptgänge umfasste, in der englischen Fassung aber nur 2 bzw. 7 (nicht so tragisch, weil die engl. Übersetzung ohnehin fehlerhaft war und ich mich lieber ans ungarische Original hielt). Die Qualität der Speisen war sehr gut bis ausgezeichnet, wenn auch mit kleinen Mängeln: Einmal waren die Palatschinken kalt, ein andermal kam der Schnittlauch auf der Geflügelsuppe aus dem Schraubglas und war nicht einmal mitgekocht. Der distinguierte, sogar deutschsprachige Kellner (der aber sichtlich erleichtert war, wenn man mit ihm in seiner Muttersprache kommunizierte) verschwand nach dem Nachtisch stets grußlos auf Nimmerwiedersehen. Dass wir eventuell noch etwas zu trinken bestellen möchten, kam ihm wohl nicht in den Sinn. Zum vornehmen Rahmen im Speisesaal passte leider nicht ganz, dass es kein Silberbesteck und keine Stoffservietten gab – das war aber zu verschmerzen. Entschädigt wurden wir am vorletzten Abend mit einer 0,5-l-Flasche Wein als „Geschenk des Hauses“, die wir aus der umfangreichen Weinkarte frei wählen konnten (wir haben uns für einen trockenen Tokajer entschieden). Die Ortschaft Mándok sowie die umliegenden Bauerndörfer sind absolut nicht sehenswert, im Gegenteil: Es ist erschreckend, welch große Armut in diesem Teil Ungarns herrscht. Wir haben uns richtiggehend geniert, dass wir wie der Kaiser von China in einer Luxussuite wohnen, deren Preis für eine einzige Nacht vermutlich gleich hoch ist wie das Monatseinkommen eines Einheimischen (soferne dieser das Glück hat, überhaupt einen Job ausüben zu können). Dennoch haben wir uns – wie überall – unters Volk gemischt und rasch Kontakt mit den Dorfbewohnern knüpfen können, die keine Spur von Neid zeigten. Im Gegenteil, der Umgang war herzlich und gastfreundlich, wie es die Ungarn nun einmal sind. Der Dorfwirt hat uns als Stammgäste am letzten Tag sogar zu einem Gratis-Mittagsmenü eingeladen, was uns geradezu rührte. Fazit: Wir haben uns in diesem feudalen Schlosshotel überaus wohlgefühlt und können eine uneingeschränkte Weiterempfehlung abgeben, wenn man auf Ausflüge in die ohnehin triste und deprimierende Umgebung keinen Wert legt. Wir raten allerdings zu einer baldigen Buchung, weil zu befürchten ist, dass mangels Auslastung bald ein Insolvenzverfahren vor der Tür stehen wird. Hotel allgemein: Zustand des Hotels: 6/6 Allgemeine Sauberkeit der einzelnen Bereiche: 6/6 Behindertenfreundlichkeit: nicht bewertet Familienfreundlichkeit: nicht bewertet Exakte Gesamtnote: 5,4 (individueller Gesamteindruck allerdings 6,0)
Sauberkeit & Wäschewechsel: 6/6 Größe des Zimmers: 6/6 Größe des Badezimmers: 6/6 Ausstattung des Zimmers (TV, Balkon, Safe, etc.): 6/6 Zimmertyp: (Präsidenten-)Suite Ausblick: in den Schlosspark
Vielfalt der Speisen & Getränke: 4/6 Geschmack & Qualität der Speisen & Getränke: 5/6 Atmosphäre & Einrichtung: 6/6 Sauberkeit im Speisesaal & am Tisch: 6/6 (genauer Punktedurchschnitt: 5,25)
Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft: 6/6 Fremdsprachenkenntnisse des Personals: 5/6 Rezeption, Check-in & Check-out: 6/6 Kompetenz (Umgang mit Reklamationen): nicht bewertet (genauer Punktedurchschnitt: 5,67)
Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung: 5/6 (Supermarkt direkt an der Schlosseinfahrt!) Verkehrsanbindung & Ausflugsmöglichkeiten: 2/6 Restaurants & Bars in der Nähe: 3/6 (genauer Punktedurchschnitt: 3,33)
Beliebte Aktivitäten
- Wellness
- Sport
Die elegante Wellnessanlage mit großem In- und Outdoor-Pool sucht ihresgleichen!
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im September 2018 |
Reisegrund: | Wandern und Wellness |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Oliver |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 100 |