Gasthof zur Linde

Der Gasthof zur Linde ist eine typische Dorfwirtschaft im Ortsteil Adorf (Diemelsee), die Gästezimmer und eine kleine Ferienwohnung vermietet und einen netten Biergarten besitzt. Ein großer Saal kann für Feiern oder Seminare belegt werden. Das Haus befindet sich zwar an der Hauptstraße, ist aber völlig ruhig gelegen – wie ganz Adorf! Zum (Rad-)Wandern und Erholen ist die Region wärmstens zu empfehlen, wer andere Abenteuer sucht ist hier allerdings am völlig falschen Platz, denn außer ein paar Restaurants und Geschäften bietet Adorf nur die schöne Landschaft. Eine Übernachtung im Gasthof zur Linde ist verhältnismäßig günstig, dementsprechend sollten allerdings auch die Erwartungen an das Haus gestellt sein. 2 Sterne-Standard bietet es nämlich gewiss nicht! Die Zimmer sind klein, altmodisch eingerichtet und verfügen leider noch nicht alle über eine eigene Dusche (Systemwürfel der mitten im Raum steht) oder Toilette. Unsere Reisegruppe hatte fünf Zimmer belegt und in keinem davon funktionierte der Fernseher – der übrigens eine mindestens 20 Jahre alte Röhre ist. Allerdings konnten an den Betten Kopf- und Fußteile höhenverstellt werden, was z.B. beim abendlichen Lesen sehr angenehm war. Mit der Zimmerreinigung ist das so eine Sache ... Ich kann nicht sagen, dass es wirklich dreckig war, aber der Service ließ zu wünschen übrig. In 12 Tagen wurde mein Bett ein einziges Mal gemacht, nämlich als ich das Bettlaken von der Matratze gezogen hatte. Meine Reisegenossen berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Der Handtuchwechsel erfolgt auf Wunsch, d.h. sobald man sein Handtuch unter dem Waschbecken auf den Fußboden schmeißt. Ich finde diese Regelung gut, schließlich schont das die Umwelt. Allerdings fand ich es weniger schön, als ich zweimal den von mir zum Wechseln auserkorenen Duschvorleger wieder an Ort und Stelle zurückgelegt fand. Toll, wenn man mit Socken auf das feuchte Ding tritt! In Sachen Handtuchwechsel berichteten meine Reisebegleiter genau dasselbe. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Dusche und das Waschbecken nicht täglich gereinigt wurden, oder warum lagen da noch ein paar Haare vom Vortag? Der Service war in diesem Punkt leider schlecht. Das Essen im Gasthof zur Linde ist in Ordnung, aber auch nicht mehr. Ich will es damit umschreiben: Wenn Sie als Gast merken, dass der Wirt an ihnen spart, ist etwas faul. Unserer Reisegruppe wurde abends ein Dreigängemenü serviert, wobei es jedes Mal zur Vorspeise eine Suppe (Zwiebel, Kohl, Erbsen etc.) und als Nachtisch irgendeine – meist nicht besonders leckere – Creme gab. Die Speisen wurden in großen Töpfen bzw. auf Platten serviert und jeder konnte sich selbst auftun. In den 12 Tagen, die unsere Reisegruppe im Gasthaus zur Linde verbrachte, war das leckerste Hauptgericht Rührei mit Speck (spricht das Bände?). Ansonsten gab es auch mal Braten oder Nudeln mit Käse-Lauch-Soße. In der Reisezeit wurden uns als Beilage sechsmal Kroketten serviert, sodass uns die Dinge alsbald zum Hals heraushingen, der dazu gereichte Salat war allerdings an den meisten Tagen lecker. Angerichtet wurden die Speisen ziemlich lieblos – wie auch anders im großen Topf? Doch wie heißt es eben: Das Auge isst mit! Beim Frühstuck waren die Körnerbrötchen abgezählt (1 pro Person und das erst auf mehrfache Nachfrage; am ersten Tag gab es noch keine Körnerbrötchen, danach 5 … knauserig!). Ansonsten gab es Wurst, Käse, Marmelade, Ei, Müsli und Orangensaft. Bezeichnend: 4 Tage vor unserer Abreise ging das Nutella aus und kehrte nie wieder auf den Frühstückstisch zurück. Das Personal war teils sehr freundlich, teils vom Schlag Feldwebel. Im Gasthaus scheint jeden Abend eine andere Dame aus dem Ort zu servieren. Jede hat so ihren eigenen Charme … Der Inhaber ist durchaus hilfsbereit. Das tröstet aber nicht über die erwähnten Mängel hinweg. Wer sich daran nicht stößt, kann getrost ein paar Nächte im Gasthaus zur Linde verbringen. Zu überlegen ist allerdings, ob sich für ein paar Euro mehr am Tag, nicht ein Haus mit besserem Standard findet.

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