- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Ein aussergewöhnlicher Aufenthalt. Citizen M (wobei das M für Mobile steht) hat eine völlig neue Hotelkultur geschaffen, die laut eigenen Angaben Luxushotellerie für alle erschwinglich machen möchte. Für mich war es auf der einen Seite faszinierend, auf der anderen Seite bin ich vielleicht doch mehr old style. Ich schreibe diese Bewertung auch um herauszufinden, wie ich es selber fand. Generell spricht Citizen M eher junge, mobile und liberale Menschen an, so das eigene Credo. Nun, ich würde es so beschreiben: Die wohl niederländischen Konzeptväter haben sich alle Kostentreiber eines Hotelbetriebs vorgenommen und an denen gespart, damit der Stay günstig bleibt. Alle einfachen Dinge, die das Leben angenehm machen (WiFi {das schnellste Hotel WiFi, das ich gesehen habe}, TV) sind im Preis inkludiert. CheckIn geht mit leichter Hilfe selber. Die Zimmerschlüssel sind auch Kofferanhänger. Es gibt wenig Personal, eine kleine Lobby, die direkt in den Bar-/Essbereich übergeht. Neben dem Lobby/Barraum sind zwei Aufenthaltsräume mit bequemen Sofas. Die Lobbyatmosphäre ist dunkel, bunt und irgendwie trotzdem anheimelnd. Gäste kommen aus der ganzen Welt. Man muss schon ein wenig mobil und flexibel sein, aber es ist ein Hotelaufenthalt anderer Art. Bei mir hat sich anfängliche Skepsis in schlussendlichen Respekt umgekehrt, da hier alles konsequent andersdurchgehalten wird.
Der Kracher sind die Zimmer: Irgendwer muss die Idee gehabt haben aus der Fläche eines normalen Hotelzimmers zwei zu machen und hat es durchgezogen mit vielen cleveren Gimmicks. Toilette und Dusche sind in vertikalen Glasröhren mitten im Zimmer aufgestellt. Dusche funktionert erst, wenn die Türe geschlossen ist - man fühlt sich wie beim Beamen im Raumschiff Enterprise. Die Regenwalddusche ist angenehm. Die Wascheinheit gibt es neben dem Bett auf einem Podest, das unten ein kleiner Schrank und oben nur Waschbecken ist. So steht alles verteilt im Zimmer und es benötigt einen Slalom um durchs Zimmer zu kommen an dessen Ende sich ein an drei Seiten schlüssig mit Wänden und Fenster stehendes grosses Bett befindet, in dem man in alle Richtungen schlafen kann - meint zwei Kopfkissen liegen da, Bettdecke liegt da und man kann sich legen, wie es einem gefällt. Die Steuerung der Elektrik (inklusive TV, Licht, Klima,Fenster, Wecker) findet mit einer Fernbedienung statt. Die AC ist ganz leise, aber monstermässig effizient. Es gibt keine Minbar, keinen Kaffeekocker, einen nur sehr kleinen Schreibtisch und einen Stuhl. Fertig, alles sehr klein eben. Aber auch wieder effizient gemacht und das Bett versöhnt.
Ich war genervt vom Parken, das Zimmer hatte einen nicht sehr einladenden Eindruck gemacht, doch nun setzte langsam das Ankommen ein. Der Kracher: Ich stelle mich an die Bar und frage nach der Speisekarte - "Nein", so die Antwort "das wäre doch zu einfach !" Ich rege mich ein letztes Mal auf. Es gab nur ein Essen: Glasnudeln, darauf einen Schlag Hühnercurry, dann asiatisch scharf gebratenes Rindfleisch obendrauf und dann noch Röstzwiebeln und Kartoffelchips draufgepackt - alles in einer Schüssel. Dutch Diner. Überraschung: Es schmeckte gut. Dazu gab es ein Heinecken und meine Welt war in Ordnung. Preise sind O.K. (Essen 12,--€, 0,5 Liter Bier 5,--€). Man kommt dann in der kleinen Bar ins Gespräch und so verging der Abend mit Reisekommunikation und Fernweh. Nun ging es mir gut und ich fing an das Konzept zu mögen. Das Frühstück fällt dagegen in Qualität leider ab: Kaffee muss per Tasse geordert werden, Orangensaft gibt es in einer Plastikflasche (am Mülleimer gibt es dann eine Entschuldigung an die Umwelt für den Platikmüll), ein kaltes Ei und ansonsten alles aus der Verpackung - nur die frisch gebackenen sehr blassen Brötchen nicht. Das war nicht so mein Ding.
Man benötigt ein paar Informationen zum Hotel, die man einfach wissen muss. Das alles selber zu lernen, das benötigt Zeit - eben bis der Wohlfühlfaktor einsetzt. Mit einer besseren Erklärung der Handhabung der Zimmer, des Essens und des Parkens ginge es schneller - das habe ich vermisst. Alle Servicekräfte waren keine Fachkräfte, was manchmal locker und O.K. ist, doch mit ein wenig mehr Kommunikation hätte ich mich schneller wohl gefühlt.
Das Amsterdamer Citizen M ist ein Flughafenhotel im Amsterdamer Airport, kein Hotel für einen Besuch der Stadt, eher für Stopovers. Ich kam mit dem Auto, was der erste grosse Fehler ist. Das Hotel, ein architektonisch gesehen sehr simpler Blockbau inmitten des Flughafens, liegt verkehrsmässig zwar in einem der grössten europäischen Flughäfen, aber man kommt auch am besten mit dem Flieger zum Hotel. Einen Parkplatz hat das Citizen M nur für zehn Minuten vor der Türe, danach muss man in das Flughafenparkhaus, was zwei Nachteile hat: Erstens kostet OverniteParking hier 30,--€ (was den ansonsten günstigen Stay wieder extrem verteuert) und zweitens muss man vom Parkplatz 10-15 Minuten Fussweg einkalkulieren. Man kann auch die ShortCut-Variante nehmen, die braucht auch 10 Minuten, aber geht über Wiese, Schotter und Ausfallstrassen, so dass mich nachher die Polizei fragte, wo ich denn hinwolle. So hatte ich schon üble Laune, als ich das Hotel betrat, schlechte Voraussetzung.
Beliebte Aktivitäten
- Geschäftsreise
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Dezember 2013 |
Reisegrund: | Arbeit |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 370 |