AHORN Panorama Hotel Oberhof

Ich beginne meinen Reisebericht am 3. Tag unseres Aufenthalts. Denn das war der Tag, an dem unsere Handtücher gewechselt und die Mülleimer geleert wurden. Es war der Tag, als wir Abschied vom Müll unserer Vorgänger nahmen, der bis dahin unsere Eimer füllte. Zum Glück wurde während unseres gesamten Aufenthalts nicht ein einziges Mal Staub gesaugt. Zuviel Reinlichkeit ist einem Gast offenbar nicht zuzumuten. Außerdem hat sich dadurch unser Teppich nahtlos dem Gesamtbild der Etage angepasst. Erinnerten Eislöffel am Boden vor den Fahrstühlen an längst vergangene Sommerabende und Staubmäuse in den Ecken an zahllose Menschen, die die heiligen Böden bereits betreten hatten. Zudem konnten wir dank vergessener Socken und einsamer Gummibärchen unter den Betten an vorherige Aufenthalten fremder Menschen teilhaben. Ein besonderes Erlebnis war unser Badezimmer, dessen Toilettenschüssel ganz sicher einem Delaborierer bei der Sprengung einer Bombe gedient hatte. Zumindest wies sie eine nicht unerhebliche Zahl an Rissen auf, in denen sich der Urin ganzer Gästescharen zu sammeln schien. Das dies zu einem Geruchserlebnis der besonderen Art führte, bedarf wahrscheinlich keiner weiteren Ausführung. Auch ansonsten ließ die Hygiene im Bad sehr zu wünschen übrig, was sich in einer Millimeter dicken Staubschicht auf den Halogenbirnen und dem Siphon des Waschbeckens widerspiegelte, der von dort so weit herunterhing, dass er einem geradezu ins Auge stach. Zudem war der Deckel des zuvor erwähnten Mülleimers derart verkrustet, dass er eigentlich nur noch zu Forschungszwecken dienen sollte. Mit nur einem Satz möchte ich die mehr gelbe als weiße Klobrille und die schwarzen Silikonfugen erwähnen. In meinen Augen Dinge, die ohne große Kosten ersetzt werden könnten, und somit einfach nicht nötig sind. Die Trinkgläser, die im Zimmer bereitstehen, wurden augenscheinlich seit langem nicht mehr gereinigt. Hier zeigt es sich, dass es nicht immer hilft, wenn man etwas einfach nur umdreht, es reinigt sich nicht zwangsläufig von alleine. An dieser Stelle würde ich gerne zum Speisesaal übergehen. Die Ausmaße des Saals sind astronomisch. Im vorderen Bereich, also im Bereich des Buffets, sind auf vielen Tischen Schilder zu sehen. Hier sei anzumerken, dass die Gäste, die VP oder HP gebucht haben, immer einen Platz haben. Dieser wird mit aufgestellten Reservierungskarten gesichert. Sollte ein AI Gast einmal das Glück haben, einen Tisch zu finden, der nicht mittels Karte reserviert ist, bitte nicht zu früh freuen! Aber – der Großteil des Bedienungspersonals hat ein Schweigegelübte abgelegt. Sie dürfen nichts sagen, also bitte nicht ansprechen! Der andere Teil wird sich sofort wie ein Drache auf Sie stürzen und Sie Ihres Platzes verweisen. Man teilt Ihnen dann mit, dass Sie als AI Gast freie Sitzplatzwahl haben, doch bitte nicht an den Plätzen im Speisesaal! Sie werden postwendend in einen Nebenraum geführt, der für zahllose Teilnehmer von Busreisen reserviert ist. Hier und da finden sich einzelne Sitzplätze, die unbenutzt aussehen, finden Sie einen solchen, bitte greifen Sie zu, es kommt nichts Besseres! Der Vorteil des Nebenraumes liegt jedoch klar auf der Hand, Sie werden zukünftig direkt diesen Raum ansteuern, die Stühle, auf denen Sie dort sitzen dürfen sind abwaschbar und somit deutlich hygienischer als die, die sich im vorderen Bereich befinden. Auf diesen zeichnen sich doch die Spuren zahlloser Nutzer ab. Teilweise sind die Polster derart verdreckt, dass man sich überlegen muss, ob man nicht eine Unterlage benutzen sollte. Zum Essen fällt mir nur eines ein: große Klasse. Es gleicht einem Wunder, wie das Küchenpersonal es schafft, über Stunden hinweg hunderte von Hungrigen satt zu bekommen, ohne auch nur einen Hauch an Qualität einzubüßen. Die Auslagen sind immer gut bestückt, der Nebenraum hat ein eigenes Büffet. Das einzige, was hier negativ auffiel war, dass große Teile des Essens offen präsentiert wurden und sich jeder mit seinem Gesicht direkt darüber beugen konnte. Und, dass der Gang recht eng ist, also bitte, keine ruckartigen Bewegungen und immer schön den Teller festhalten. Nicht erschrecken, wenn während des Essens wortlos die Teller vom Tisch weggezogen werden, Sie sind auf Personal gestoßen, dass unter keinen Umständen reden darf! Wenn Sie sich Geschirr holen, achten Sie bitte selbst darauf, ob es sauber ist, außer Ihnen tut es keiner! Der auf der Homepage angekündigte Clown, der jeden Morgen Waffeln backen sollte, war wohl gerade selbst verreist, jedenfalls war er während unseres Aufenthalts nicht aufzufinden. Man wurde aber auch ohne Clown beim Frühstück satt. Die Auswahl von allem ist reichlich. Negativ aufgefallen ist der klebrige Boden rund um den Getränkespender. Hier hätte es auf keinen Fall geschadet, wenn man mal zwischendurch oder zumindest nach der Essenszeit gewischt hätte. Nun zu den Attraktionen. Wir sind mit zwei Kindern angereist. Das Hotel haben wir ausgesucht, da es ein tolles Programm für Kinder zu bieten schien. Der Indoor-Spielplatz ist ein wahres Paradies. Allerdings hat dieses Paradies an fünf von sieben Tagen geschlossen! Der Minigolfplatz stammt aus einer Zeit, aus der es keine Überlebenden mehr gibt. Der Spielplatz ist nicht nur überschaubar, er ist geradezu minimalistisch. Was dafür ausgezeichnet ist, ist der Fotograf, der dem Gast in den Reisebroschüren ein Bild von Perfektion vermittelt, das seinesgleichen sucht. In den meisten Bereichen des Hotels scheint die Zeit still gestanden zu haben. Ein Hauch von Nostalgie liegt über der Einrichtung und Ausstattung. Außer den Senioren der Busreisen, kann sich hierüber jedoch kaum jemand erfreuen. Beim Einchecken erhält jeder Gast die Thüringen-Card, mit der es Rabatte auf Eintritt oder Busfahrten gibt. Wer die Schwarzwald-Card kennt, dem sei empfohlen, werfen Sie die Thüringen-Card in den Mülleimer und vergessen Sie, dass Sie sie jemals erhalten haben. Allen anderen sei gesagt, bitte achten Sie darauf, die Karte gilt nur saisonal und gibt teilweise nur sehr geringe Nachlässe. Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass der Fitnessraum des Hotels zwar mehr als überschaubar, dafür aber neu hergerichtet wurde und wirklich super ist. Die wenigen Geräte, die Sie dort finden, es sind fünf Stück, funktionieren einwandfrei. Leider kann man das nicht von allen Zimmerschlüsseln, mit denen Sie Zugang zu diesem Bereich finden, sagen. Eventuell müssen Sie sich vom Personal die Tür öffnen lassen.

Beliebte Aktivitäten

• Kultur & Erlebnis
• Ausgehen & Nightlife