Schon mal mit dem SUP durch Grachten gepaddelt, eine Nacht im Hausboot verbracht oder übers Watt gewandert? Die Provinz Groningen im Norden der Niederlande ist wie das Wattenmeer: abwechslungsreich und immer in Bewegung. Vor allem in der Studentenstadt Groningen, dem pulsierenden Herz der Provinz, weht ständig ein frischer Wind. Unsere Tipps für Deinen Urlaub in Groningen.
Ein mittelalterlicher Stadtkern mit krummen Gassen, Grachten und Giebelhäusern, mit Kirchen, verwunschenen Klosterhöfen und einer altehrwürdigen Universität – Groningen, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden der Niederlande, blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Gleichzeitig ist Groningen aber auch ganz anders – jung, hipp und lebendig. Rund 230.000 Einwohner zählt die Stadt, ein Viertel davon sind Studierende.
Stolzes Wahrzeichen der Stadt ist das Groninger Forum, das neue Kulturzentrum am Grote Markt. Zehn Stockwerke zählt das moderne Gebäude aus Glas und Beton, genug Platz für Talkshows und Diskussionsrunden, für Live-Musik und Lesungen, für Treffs zum Essen, Kaffe trinken und plaudern. Im Groningen Forum stecken außerdem fünf Kinosäle, die Stadtbibliothek, Ausstellungsräume, das Storyworld-Museum und das Smartlab, wo mit neuen Technologien experimentiert werden darf. Und weil das Forum weit hinausragt über die umliegenden Gebäude, hat man von ganz oben einen grandiosen Blick auf die Stadt. Weitblick gibt’s auch vom nahegelegenen Martinitoren, dem höchsten Turm der Stadt, den es über eine schmale Wendeltruppe zu erklimmen gilt.
Vom 2. bis 3. Oktober finden in der Innenstadt von Groningen die "Groninger Marktendagen" statt. Auf dem größten Markt im Norden der Niederlande gibt es für jeden etwas zu entdecken und zu erleben. Die Kombination verschiedener Märkte an einem Ort und die Zusammenarbeit mit zahlreichen Marktveranstaltern innerhalb und außerhalb von Groningen garantiert ein abwechslungsreiches Teilnehmerfeld. Musik, ein Kinderprogramm und ein Platz mit Imbisswagen runden die Veranstaltung ab.
Irgendwer sitzt immer an der Gracht Hoge der A, guckt auf den Kanal und zeichnet: die alten Segelboote, die im Wasser schaukeln, die schmalen Backsteinhäuser, die sich dicht an dicht drängen, die Brücke, die sich für die großen Segelboote öffnet, die hier vorbeifahren. Der Kanalabschnitt Hoge der A im Herzen der Stadt ist der wohl malerischste Teil von Groningen. Früher diente er als Hafen; heute haben sich auf beiden Kanalufern inhabergeführte Läden, Cafés und Restaurants angesiedelt. Weniger geschäftig, aber ebenso romantisch ist der Stadtyachthafen Reitdiep. Ein bisschen wie in Kopenhagen sieht es aus, wie die Boote da am Steg liegen und die bunten Häuser sich im Wasser spiegeln. Schön hier: lasst euch von einem Boot durch das Kanalsystem schippern. Oder tut es den Groningern gleich und gleitet mit dem SUP übers Wasser der Grachten.
Preisgekrönte Museen, jede Menge Galerien und renommierte Theaterbühnen – in Groningen pulsieren Kunst und Kultur. Schon von außen ein Hingucker ist das Groninger Museum, ein knallbuntes, futuristisches Gebäude, das aussieht, als würde es über der Gracht schweben. Gezeigt werden meist Werke renommierter Künstler:innen der Gegenwart. Mit Club Guy and Roni besitzt Groningen außerdem eine der besten Theatergesellschaften im ganzen Land. Zu sehen ist das multidisziplinäre Ensemble – es verbindet Tanz, Theater und Musik – in der Stadsschouwburg, wo auch klassisches Theater aufgeführt wird. Gut zu wissen: Viele der Vorstellungen sind auf Englisch. Auch im Grand Theatre und im Der Aa-Theater wird gespielt, meist Stücke und Performances von jungen Nachwuchstalenten.
Ob ein Konzert im Oosterport oder ein Tanzabend im Technoclub Oost – das Nachtleben ist wild in Groningen. Auch weil es – anders als in anderen Städten in den Niederlanden – keine Sperrstunde gibt. Wenn in Städten wie Amsterdam also morgens um drei die Clubs schließen müssen, darf in Groningen noch bis in die frühen Morgenstunden durchgetanzt werden. Gemütliche Kneipenabende verbringt ihr am besten in den vielen Kneipen, Bars und Nachtcafés, die sich am Grote Markt, am urigen Vismarkt und in den schmalen Gassen rund um die Universität angesiedelt haben.
Erste Anlaufstelle für Musikliebhaber ist VERA, ein Konzerthaus mit Kultstatus, wo regelmäßig namhafte Bands auf der Bühne stehen, sowie der Osterpoort, wo auch klassische Konzerte stattfinden. Immer im Januar richtet Groningen das große europäische Musikfestival Eurosonic aus. Kinos, Theatersäle, Kirchen, Schulen, Kneipen – sie alle werden dann zur Bühne für junge Bands und Künstler:innen aus ganz Europa. Das Tolle: Oft schaffen Acts, die man bei Eurosonic in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre erleben kann, in Groningen ihren Durchbruch und spielen schon im Sommer darauf auf den großen Festivals.
Bei all seinem lebendigen, urbanen Charakter ist Groningen aber auch richtig grün! In dem mitten in der Stadt gelegenen Park Noorderplantsoen suchen die Groninger seit jeher Erholung. Hier findet jedes Jahr auch Noorderzon statt, ein großes mehrtägiges Theaterfestival mit mehreren Musik-Bühnen, Kunst- und Theatervorstellungen und reichlich Food-Zelten. Deutlich größer ist der Stadtpark, der etwas außerhalb des Zentrums liegt und als Erholungsort und Sportstätte zugleich dient. Jogger und Spaziergänger drehen hier ihre Runden, im Gras sitzen Student:innen und picknicken. Auch im Botanischen Garten Prinsentuin, wo es nach Rosen duftet und plötzlich ganz still ist, lässt es sich mitten in der Stadt zur Ruhe kommen. Ein absoluter Geheimtipp sind die Binnenhofjes, verwunschene Gärtchen, die sich an mehren Orten der Stadt hinter Backsteinmauern versteckt halten.
Auch das Umland von Groningen bietet sich für eine kleine Auszeit vom Trubel der Stadt an. In etwa einer Stunde erreicht man mit dem Auto Bourtange im Emsland. Sternförmig sind die Wassergräben rund um die frühere Festungsstadt angelegt. Wer über den Markt schlendert, der Mühle und den Handwerkshäusern einen Besuch abstattet, bekommt einen lebendigen Eindruck vom damaligen Leben in der Wehranlage, die auf das Jahr 1580 zurück geht. Noch heute ist die liebevoll restaurierte Festungsstadt bewohnt; in den Sommermonaten ist sie authentische Kulisse für Mittelalter Märkte und kleine Festivals.
Den Schlick unter den Füßen spüren, dabei den Blick bis zum Horizont schweifen lassen und das Gefühl von Grenzenlosigkeit spüren: Nördlich von Groningen beginnt das Wattenmeer, ein einzigartiges Naturparadies und UNESCO-Weltkulturerbe. Wasser im Rhythmus der Gezeiten, Wind und Wetter formen eine sich stets verändernde Landschaft aus Schlick und Salzwiesen, aus Rinnen, Dünen und Sandbänken. Fische, Vögel, Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale sind hier zuhause. Auch die Beziehung zwischen Mensch und Natur spiegelt sich in der Wattenmeerregion wider. Schon seit vielen Jahrhunderten bauen Menschen Deiche, Polder und Werften, um Land zu gewinnen und um Sturmfluten Herr zu werden. Besonders nahe kommt man dem Naturspektakel bei einer geführten Wattwanderung. Auch radelnd könnt ihr die Wattenmeer-Region erkundet, zum Beispiel auf dem Radweg Kiek over Diek. Wegweiser braucht ihr praktischerweise keine. Einfach den Deichen folgen!
Groningen ist bequem mit der Bahn zu erreichen; von Bremen oder Oldenburg aus dauert es etwa zwei Stunden. Ein Besuch in Groningen lässt sich außerdem prima mit Ausflügen in andere Städte der Niederlanden verbinden. Eine Direktverbindung führt in weniger als drei Stunden ins Zentrum von Amsterdam; auch Utrecht, Rotterdam und Den Haag lassen sich mit dem Zug gut erreichen. Tipp für Bus- und Bahnreisende: Besorgt euch eine OV-Chipkaart, eine bargeldlose Chipkarte, mit der ihr im ganzen Land in Bussen und Zügen einchecken könnt. Was das Übernachten betrifft, reicht die Palette der Möglichkeiten von Camping über Übernachtungen in einer Mühle bis hin zum Hostel mitten in der Stadt. Unser Tipp: Eine Nacht im Hausboot in einer der Groningen Grachten.