Im Hippodrom ist der Teufel los. Römische Streitwagen rasen in dichten Staubwolken über die 250 Meter lange Pferderennbahn des Areals, die Sitzreihen am Rand boten einst Platz für 15.000 Zuschauer. Von rechts naht eine martialische römische Kohorte, die Krieger schwitzend in silbern schimmernden Rüstungen mit roten Schilden, ein Gefangener wird in Ketten vorbeigezerrt. Die zweimal täglich stattfindende „Roman Army and Chariot Experience“ läuft auf vollen Touren – und wir bekommen einen Eindruck, wie mächtig die Organisation, die Entschlossenheit und Durchschlagkraft der Römer einst war.
Jerash zählt zu den besterhaltenen römischen Siedlungen im Nahen Osten, ja der ganzen Welt. Nur rund 50 Kilometer nördlich von Amman liegt dieses opulente Überbleibsel aus dem 2. Jh. n. Chr. zwischen bewaldeten Hügeln und fruchtbaren Tälern. In den letzten 70 Jahren wurde es liebevoll freigelegt und restauriert. Am auffälligsten sind die himmelhoch ragenden Säulen, es gibt wahre Säulenwälder und Säulenalleen. Man findet zudem auf Hügeln thronende Tempel, stattliche Theater, großflächige öffentliche Plätze, Badehäuser, Brunnen und mit Türmen und Toren versehene Stadtmauern. Auf dem Pflaster des Cargo Maximus, der Hauptstraße, sind noch Wagenspuren aus römischer Zeit erkennbar. Da läuft uns eine Gänsehaut über den Rücken, und wir fühlen uns auch ohne Show versetzt in die Tage der Gladiatoren.
In Jerash spürt der Besucher zudem einen Hauch vom Zusammengehen abend- und morgenländischer Kulturen. Die Architektur verrät, wie eine griechisch-römische Welt und die Tradition des arabischen Orients nebeneinander bestehen konnten – ein Thema, das heute aktueller daherkommt denn je. Östlich der Ruinen erstreckt sich das moderne Jerash mit seinen rund 40.000 Einwohnern. Das antike und das heutige Jerash haben eine gemeinsame Stadtmauer, trotzdem werden die historischen Stätten vom Trubel der Neuzeit nur wenig beeinträchtigt. Übernachten muss man hier aber nicht, Jerash lässt sich auch gut auf einem flotten Tagestrip von Amman aus besuchen.
Das Festival von Jerash geht alljährlich im Juli vor der Kulisse der beleuchteten Ruinen über die Bühne und gilt als eines der lebendigsten Kulturfeste der Welt. Gebotenen werden Volkstänze, Ballettvorführungen, Theaterstücke, Opern und Konzerte, zudem werden traditionelle Handwerkswaren verkauft. www.visitjordan.com
Jerash liegt im Norden Jordaniens, etwa 40 Kilometer nördlich von Amman. Die vielen gut erhaltenen römischen und griechischen Tempel und Baudenkmale machen das antike Gerasa, wie die Stadt auch genannt wird, zu einem lohnenden Ziel.