Piekfeine Kellner, luxuriöse Einrichtung, winzige Portionen für viel Geld – die "Flanders Kitchen Rebels" mögen das nicht. Sie brechen mit der gängigen Vorstellung von Gourmet-Restaurants und beweisen, dass es auch anders geht. Die jungen Wilden bieten hervorragende Küche und tolle Geschmackserlebnisse in lässig-gediegenem Ambiente zu erschwinglichen Preisen.
Seit ein paar Jahren wächst der Kreis dieser jungen flämischen Spitzenköche, die mit ihren kleinen, feinen Restaurants althergebrachte Konventionen der Haute Cuisine auf den Kopf stellen. Fünf der mittlerweile rund 50 Kulinarik-Rebellen stellen wir euch hier vor.
Das kleine, aber feine Restaurant von Kim de Visschere liegt in der Vrouwebroersstraat im Genter Altstadtviertel Patershol.
Benny van Torres Restaurant befindet sich in De Panne an der Küste – der Ort ist der westlichste Punkt Belgiens und der südlichste Badeort an der belgischen Küste.
Das kleine Restaurant Brinz'l liegt in Brüssel-Uccle. Küchenchefin Laure Genonceaux wurde im Jahr 2017 zum "Ladychef of the Year" gekürt.
Das Restaurant von Gregory Slembrouck ist eine der ersten Adressen für Feinschmecker in Brügge – Sterne-Küche mit asiatischer Note.
Das Restaurant Nathan in der Lange Koepoortstraat bietet Platz für rund 30 Gäste, die hier abwechslungsreiche und hervorragende Küche genießen können.
Schlicht, elegant und modern: Wie das Interieur des Nathan selbst sind auch die Gerichte, die Nathan van Echelpoel zubereitet. Für seine Kreationen verwendet er stets nur einige wenige Zutaten, die aber von erlesenerer Qualität sind und raffiniert zubereitet werden. Sein absoluter Favorit: Langustinen, hierzulande besser bekannt als Kaisergranat oder auch als Norwegischer Hummer.
Nathan hat sein Handwerk in verschiedenen Sterne-Restaurants gelernt, danach wollte er aber neue Wege entdecken. Die klassische französische Küche ist auch in seinem eigenen Restaurant die Basis – doch hier wird sie modern interpretiert. Gekonnt experimentiert Nathan auch mit asiatischen Einflüssen, bringt Altbekanntes mit handwerklicher Perfektion in neue Kombinationen.
Seinen Gästen beschert er auf diese Weise ein zugleich klassisches wie auch ungewöhnliches Geschmackserlebnis. Da der Kitchen Rebel selbst „nicht mit Hummern aufgewachsen“ ist und sein erstes selbst zubereitetes Gericht „Arme Ritter“ waren, möchte er in seinem Restaurant auch jungen Leuten die Möglichkeit geben, gut zu essen, feine Speisen zu entdecken und zu genießen – zu einem angemessenen, erschwinglichen Preis.
Mehr Infos zum Nathan findet ihr hier.
Wer bei Gregory Slembrouck im Restaurant "Le Mystique" essen geht, sollte offen sein für neue Geschmäcker und Aromen. Der 32-Jährige liebt die asiatische Küche und kombiniert sie gerne mit regionalen Produkten aus dem Brügger Umland. So kommen schon mal Kombinationen zustande wie gegrillter Thunfisch mit orientalischer Vinaigrette oder Flan aus Wasabi mit einer Variation von Karotten.
In Asien gewesen ist der junge Chefkoch übrigens noch nie. "Das ist ein großer Traum von mir", erzählt er. Eine weitere Leidenschaft hegt Gregory für Gin, den er eifrig zu Hause sammelt – und ab und an findet man auch ein wenig davon in seinen Gerichten wieder. Im Video erzählt der Küchenchef, wer ihn zum Kochen animiert hat. Mehr Infos zum Restaurant gibt es hier.
Dass Laure Genonceaux ihr Restaurant Brinz’l im Vorort Uccle eröffnet hat, liegt vor allem daran, dass sie dort aufgewachsen ist. Und weil sie wollte, dass es in dieser recht durchschnittlichen Wohngegend ein gutes Restaurant gibt, eines, das familiär ist, schon auch ein bisschen feiner – aber vor allem ein Lokal, in dem sich die Menschen wohlfühlen, egal woher sie kommen.
Laure hat mauritische Wurzeln, sie liebt die kreolische ebenso wie die französische Küche, mag aber auch die asiatische. Auf der Karte ihres Restaurants bringt sie diese Einflüsse zusammen, kombiniert sie miteinander, mischt Deftiges mit Zart-würzigem, richtet mit der Pinzette die Teller her und lässt den Genuss für Gaumen und Augen auf wunderbare Weise miteinander verschmelzen.
Ihre Leidenschaft fürs Kochen hat die junge Küchenchefin früh entdeckt, ihr Handwerk in Sterne-Restaurants gelernt, und ihr Talent hat sie mittlerweile zum "Lady Chef of the Year" gebracht. Und ihre Gäste lernen auch etwas: Dass gutes Essen furchtbar glücklich macht, aber kein Vermögen kosten muss. Mehr Infos zum Restaurant findet ihr hier.
Benny van Torre arbeitet seit fünf Jahren in seinem Restaurant Markt XI in De Haan. Der Sohn eines Fischers hat eine Schwäche für Zutaten aus der Nordsee, vor allem für Krabben. "Mein Vater war 25 Jahre lang Garnelenfischer und mein Bruder ist heute noch auf See. Graue Shrimps, wie wir sie kennen, gibt es nirgendwo sonst auf der Welt und darauf können wir sehr stolz sein", sagt er zufrieden.
Seine Gerichte klingen oft simpel, sind aber wahre Kunstwerke auf dem Teller. Geschmacklich belässt Benny es gerne so pur wie möglich, Gewürze sollen das Aroma unterstützen und nicht überdecken, so der Jungkoch. Sein Restaurant in de Haan ist klein, aber sehr fein. 25 Gäste können maximal an einem Abend das Essen genießen.
Das Menü ändert sich etwa alle sechs Wochen. "Wir brauchen immer ein bisschen Zeit, neue Sachen auszuprobieren und zu entwickeln", erzählt Benny. Im Video könnt ihr ihn in seinem Restaurant erleben – mehr Infos und Impressionen (leider nur auf Flämisch) findet ihr außerdem hier.
In einem der verwinkelten Gässchen des einst etwas verrufenen Altstadtviertels Patershol betreibt Kim De Visschere Rebellion im besten Sinne. Seine Kochkünste hat er in Sternerestaurants erworben, doch das ganze Brimborium drumherum war ihm immer zu viel.
Deswegen hat er sein eigenes Restaurant eröffnet, Roots heißt es, und hier geht es nur um gutes Essen aus guten Zutaten, ums Kochen aus Leidenschaft. Und darum, eine gute Zeit mit netten Leuten zu haben. Um das Wesentliche also. Gerade einmal 25 Gäste finden Platz und können Kim und seinem jungen Team beim Arbeiten in der offenen Küche zuschauen – und die Köche sehen, ob es den Gästen schmeckt.
Die Grundlage – die Roots – für Kims Küche bilden regionale und saisonale Produkte. Fleisch und Gemüse erfahren dabei einen Rollentausch, denn tierische Produkte nehmen im Roots mengenmäßig den Beilagen-Platz ein. Auf dem Teller landen fein angerichtete, kulinarisch raffinierte Gerichte, die aber zugleich absolut bodenständig sind – zu einem fairen Preis. Ehrliches Essen, wie es so schön heißt. Mehr Infos zum Roots findet ihr hier.
In Flandern gibt es noch etliche andere Kitchen Rebels, jeder betreibt auf seine Weise die Genuss-Revolte – weitere Adressen und Infos findet ihr hier.