Noch keine Zeit fürs Bauhaus-Jubiläum gehabt? In Thüringen, wo alles begann, gibt es noch bis zum Jahresende viele Events und Ausstellungen. 1919 gründete Walter Gropius hier, in Weimar, das Staatliche Bauhaus – die wichtigste Kunstschule des frühen 20. Jahrhunderts. Von dort eroberte es die Welt und unsere Wohnzimmer. Das Bauhaus war aber nicht nur die Wiege des modernen Designs. Den Künstlern damals ging es um viel mehr, nämlich zum Beispiel um die Frage, wie wir in Zukunft eigentlich leben möchten. An den originalen Bauhaus-Stätten in Thüringen taucht man ein in eine Welt voller Kreativität und Inspiration. Und auch an kleinen Orten werden große Bauhaus-Geschichten erzählt: zum Beispiel darüber, wie aus einer gemütlichen Dorfkirche eine weltberühmte „Kathedrale“ wurde. Und warum es nicht immer um berühmte Bauwerke geht, sondern ganz einfach auch um den Bauhaus-Spirit, der sich besonders in Töpfereien und Webereien entfaltete.
Hier stellen wir Stationen, Tipps und Termine für eine Thüringen-Bauhaus-Reise im Herbst vor:
Die wichtigen Weimarer Architektur-Ikonen aus der Bauhaus-Zeit, seit 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, lernt man am besten bei einem Bauhaus-Spaziergang kennen, den Studentinnen und Studenten der Bauhaus-Universität Weimar mehrmals wöchentlich anbieten. Man geht dabei durch die von dem Bauhaus-Wegbereiter Henry van de Velde entworfenen Gebäude der Universität und den frisch renovierten Versuchshaus Haus Am Horn. In der Bauhaus-Universität sollte man folgendes nicht verpassen: den Figurenfries von Oskar Schlemmer im Treppenhaus des Ateliergebäudes, die Bauhaus-Malereien im Neben-Treppenhaus des Hauptgebäudes, die berühmte Treppe von Henry van de Velde, das Gropius-Zimmer und die Oberlichtsäle, außerdem das „Bauhaus.Atelier / Info Shop Café“ mit Bauhaus-Produkten im Innenhof. www.uni-weimar.de
Extra-Tipp: Triennale der Moderne
Die Triennale der Moderne, die seit 2013 mit wechselnden Schwerpunkten in den Städten der Bauhaus-Institutionen stattfindet, kommt im September 2019 nach Weimar – mit unterschiedlichen Kulturevents rund ums Bauhaus. www.triennale-der-moderne.de
Seit April 2019 ist das neue Bauhaus-Museum Weimar am Weimarhallenpark geöffnet, welches das provisorische Museum am Theaterplatz abgelöst hat. Den minimalistischen Kubus hat die Berliner Architektin Heike Hanada entworfen. Drinnen gibt es fünf Ebenen, die in zweigeschossigen offenen Räumen ineinander übergehen und ein intuitives Entdecken ermöglichen. Zu sehen sind unter anderem die Arbeiten von Lyonel Feininger, Gerhard Marcks, Johannes Itte und Georg Muche, darunter auch Klassiker wie die berühmte Wiege von Peter Keler. Die ausgestellten Originale sind ein beeindruckendes Zeugnis für die Kreativität und bahnbrechende Ideenvielfalt der Bauhaus-Künstler, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben.
Im Zentrum der neuen Ausstellung im Bauhaus-Museum Weimar steht die weltweit älteste Sammlung von Arbeiten des Bauhauses, die Walter Gropius noch selbst anlegte. Gleichzeitig stellt die Schau die These auf, dass das Bauhaus weniger ein Architektur- oder Designstil war als vielmehr eine Kunstschule, die wichtige gesellschaftliche Veränderungen initiiert hat. Es ging den Lehrenden und Studierenden vor allem um ein anderes Wohnen und auch darum, mit ganz neuen Materialien zu experimentieren und sinnvolle Technologien weiterzuentwickeln. bauhausmuseumweimar.de
Extra-Tipp: BauhausCard
An den Kassen des neuen Bauhaus-Museum Weimar und des Neuen Museum Weimar gibt es für 11 Euro die BauhausCard. Mit ihr erhält man Eintritt in beide Museen – sowie in weitere 70 touristische Einrichtungen und Ausstellungen am selben sowie am Folgetag. www.bauhauscard.info
Zur neuen „Grand Tour der Moderne Thüringen“ gehören insgesamt 30 Stationen im Freistaat, unter anderem das von Henry van de Velde entworfene Haus Schulenburg in Gera, das Bauhaushotel „Haus des Volkes“ in Probstzella sowie die nur von außen zu besichtigenden Gropius-Villen Haus Auerbach und Haus Zuckerkandl in Jena. Die Tour macht den Geist des Bauhauses in seiner ganzen Bandbreite erlebbar. Stationen sind daher auch das Bauhaus-Werkstatt-Museum in Dornburg – die ehemalige Töpferwerkstatt des Bauhauses – und das Margareta-Reichardt-Haus in Erfurt, in dem einst die gleichnamige Bauhaus-Weberin lebte und arbeitete. Weitere Infos findet ihr hier.
Bei der 28 km langen Radrundtour durch Weimar und das Weimarer Land begeben sich Aktivurlauber und Kunstfreunde auf die Spuren des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger. Der amerikanische Künstler reiste 1906 zum ersten Mal nach Weimar und mietete sich dort ein Atelier. Über drei Jahrzehnte begab sich Feininger zu Fuß oder mit dem Rad in das Weimarer Umland. Dort füllte er Skizzenblöcke mit unzähligen Bildern von Kirchen, Brücken und Dorfkernen, aus denen später viele seiner weltberühmten Kunstwerke entstanden. Gut nachvollziehen lässt sich für heutige Besucher, wo Feininger damals malte. Glasaufsteller, die das jeweilige Gemälde abbilden, stehen meist an den Orten, wo man auch das Motiv im Blick hat. Von Weimar aus geht es über Niedergrunstedt und Gelmeroda mit der berühmten Feininger-Kirche nach Possendorf, Vollersroda und Mellingen. Das Faltblatt „Auf Feiningers Spuren“ hilft dabei, die Gegend mit den Augen des Künstlers zu betrachten. www.thueringen-entdecken.de
Extra-Tipp: Traumstadt – Lionel Feininger und seine Dörfer
Die Ausstellung im Kunsthaus Avantgarde in Apolda zeigt etwa 100 Werke von Feininger, der oft als Radfahrer zwischen den Dörfern im Weimarer Land unterwegs war und einige der Dorfkirchen in seinen Bildern weltberühmt gemacht hat (noch bis bis 15. Dezember, Apolda). www.kunsthausapolda.de
Alle Hintergründe und Informationen zum Bauhaus in Thüringen bekommt man hier: thueringen-entdecken.de
Die 65.000-Einwohner-Stadt liegt am Fluss Ilm, knapp 25 Kilometer östlich der Landeshauptstadt Erfurt. Sie ist vor allem für ihr kulturelles Erbe bekannt.
Die mit 95.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Thüringens liegt im Norden des Vogtlands an der Weißen Elster, etwa 80 Kilometer westlich von Erfurt.
Jena liegt im mittleren Saaletal, 15 Kilometer westlich von Weimar und 30 Kilometer südlich von Rudolstadt. In der zweitgrößten Stadt Thüringens leben gut 111.000 Einwohner.
Das kleine 750-Einwohner-Städtchen ist seit 2008 Teil der Stadt Dornburg-Camburg und liegt im mittleren Saaletal zwischen den Städten Jena und Naumburg (Saale).
Die 22.000-Einwohner-Stadt liegt rund 15 km nordwestlich von Jena und ebenfalls 15 km nordöstlich von Weimar. Bis nach Erfurt sind es 45 Kilometer, Naumburg liegt 30 km südwestlich.