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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

[color=#000000][size=14px]Danke, liebe Freunde, vergesst uns nicht, und kommt recht bald wieder![/color][/size]

Die Dorfbewohner. 

Es ist vorbei und geschafft, die schöne Zeit ist zu Ende und wir müssen nun gehen! Das fielen Lucita und mir nach so langer Zeit sehr schwer. Schon Tage vorher war die Stimmung auf ein Minimum gesunken. Schließlich waren wir alle so etwas wie eine große Familie geworden. Auf die Frage „Warum bleibt ihr nicht bei uns?“, mußten wir uns die Antwort schon sehr überlegen, und trotzdem fiel sie dann nicht befriedigend aus. Delia erkannte unser Problem und tat das was für alle einfach unfassbar war. Wir beide, Lucita und ich, hatten sie schon mehrfach gefragt ob sie nicht mit uns kommen möchte um eine Zeit lang Ferien bei Lucitas Eltern zu verbringen. Bisher war diese Frage nicht beantwortet worden, sondern wurde bei ihr eher zu einem seelischen Konflikt. Woraufhin wir nun diese Frage nicht mehr stellten. Nun, so kurz vor unserem Abschied, saßen wir abends alle in dem neuen Gemeinschaftsraum zusammen bei ziemlich gedämpfter Stimmung. Die Gedanken daran diese lieben Menschen verlassen zu müssen war quälend. Delia saß ohnehin schon lange Zeit immer neben mir in meinem Arm, aber nun sagte sie etwas, was uns alle traf wie ein Peitschenhieb: „Wenn ihr mich mitnehmt und meine Eltern und das Dorf es erlauben, komme ich eine Zeit lang mit euch zu Lucitas Eltern!“ Das schlug bei allen Anwesenden ein wie eine Bombe. Wir beide waren jetzt wirklich wie gelähmt und nahmen unsere Delia einfach nur in die Arme. Dazu ergab sich noch, dass ihr älterer Bruder Manolo seine Schwester begleiten würde.

Sofort wurde diese Nachricht nach Erjos zu meinen Gastgebern durchgegeben, und alle jubelten. Wie ein Volltreffer im Lotto. Kurz gesagt, diese Nacht wurde zum Tag gemacht und alle haben ausgiebig gefeiert. Alles hatten wir beide erwartet, nur diese Wendung nicht! Ob ich mich jemals schon einmal so gefreut habe, kann ich auch nicht sagen.

Selbstverständlich hatten die Eltern und Anverwandten nichts gegen Delias Wunsch. Was vorher widerwillig geschah, nämlich das Zusammenpacken, das flutschte nun mit Vergnügen und Freude. Jeder half mit, und wenn wir nicht energisch eingegriffen hätten, dann hätte so mancher Bewohner uns noch sein einziges Hemd geschenkt. Von Obst über Schnitzereien beschenkte man uns, wie auch schon bei den bereits heimgekehrten Elektro-Fachleuten geschehen. 

Es fiel mir auf, dass Lucita sich vehement als Bremse betätigte, was alles ins Auto sollte und was nicht, z. B. keine persönlichen Sachen und meine „Kaninchen-Waffen“, eine Flinte und eine Büchse?! Aber wir können die Sachen doch nicht in der Hand tragen, was soll das? Ich war schon fast dabei ärgerlich zu werden! Aber Lucita führte irgendetwas im Schilde, sie verschwieg uns etwas. Was da buchstäblich in der Luft lag, sollte sich erst zum Zeitpunkt des Abschiedes offenbaren. Mitten in der Abschiedszeremonie wurde diese durch ein großes Geknatter gestört und es landete ein Militärhubschrauber in der Nähe. Ja, aber was wollen die denn? Außer den beiden Piloten stiegen noch drei weitere Soldaten aus. Die Meldung des Kommandierenden lautete auf Deutsch und Spanisch klar und präzise: „Ihr Transport über El Amparo nach Erjos ist bereit. Zwei Mann überführen den Geländewagen zur Eremita!“ – Das war der Hammer und die Überraschung, die uns Lucita verschwiegen hatte. Nur ihre Eltern konnten das eingefädelt haben. Ich glaube wir alle müssen ein ziemlich dummes Gesicht gehabt haben.

Nun ging alles ganz schnell mit dem Verladen und Verabschieden, nachdem wir erst alles so richtig begriffen hatten.

Keine Angst, liebe Freunde, wir kommen ganz bestimmt wieder, und außerdem nehmen wir euch eure Delia und ihren Bruder nicht weg. Auch sie werden begleitet zurückkehren wann immer sie es wünschen!

Einsteigen, Türen schließen und anschnallen es geht heimwärts. Ich sah, dass Lucita bemüht war ein paar Tränen zu unterdrücken, waren wir doch dort schon fast heimisch geworden! Das ganze Dorf war versammelt und einige Nachbarn auch, die uns noch auf der Ehrenrunde, die der Pilot über dem Dorf flog, von unten zuwinkten. Und dann ging es über die Wipfel der Bäume ab in Richtung Eremita. Auch dort eine riesige Begrüßung als wir in der Nähe landeten. Eigentlich war eine Landung im Innenhof vorgesehen, aber dort war es zu eng für die Rotoren, so dass aus Sicherheitsgründen auf einen freien Platz außerhalb ausgewichen werden mußte.

Ein leichtes vorbereitetes Mittagsessen konnte aber nicht ausgeschlagen werden bei dem wir uns bei allen Beteiligten ganz herzlich für die Hilfe bedankten. Eine kurze ganz persönliche Messe für alle war vorbereitet und schloss sich an. Abschied von den treuen Eseln und allen Ordensbrüdern und -Schwestern des Klosters und auf ging es weiter nach Erjos. Nicht in den Ort, sondern direkt zum Anwesen Lucitas Eltern, wo uns trotzdem mindestens halb Teneriffa mit großem „Bahnhof“ empfing. Das war ein Wiedersehen, und nun flossen auch Tränen – der Freude, der Dankbarkeit?! Sie waren es doch alle, die all das organisiert und gemanagt hatten! Ohne diese Unterstützung wäre so etwas niemals möglich gewesen! Der Kommandierende meldete Vollzug mit „Auftrag ausgeführt“ und schon waren sie wieder weg, diejenigen, die ihren schönsten „Trainingsflug“ diesen Jahres durchgeführt hatten, wie uns gesagt wurde! Ich glaube es ihnen sogar!

Nun ging die Feierei weiter in großen offenen Zelten, die errichtet worden waren, bis weit nach Mitternacht. Natürlich schliefen unsere beiden Gäste Delia und Manolo schon längst; sie waren doch sehr erschöpft. Wir eigentlich auch!

Am folgenden Morgen wurde es doch für die beiden Kinder aufregend; so viel Neues, so viele Geschenke und all die freundlichen Menschen. Delia hielt Lucitas und meine Hand die ganze Zeit fest umklammert. Dann wurden die beiden sich selbst überlassen alles zu entdecken, ihre Zimmer, das riesige Haus in dem man sich beinahe verlaufen kann, den Garten, die Tiere und so Vieles mehr. Beide kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Viele neue Bekleidungsstücke waren angeschafft worden, aber besser war es sie nicht zu nötigen ihre heimischen Trachten unbedingt gegen diese zu wechseln. Sie hatten auch keine besonderen Zimmermädchen, wie normalerweise andere Gäste. Es waren eben Familienmitglieder und nichts anderes! Wie gesagt, es wurde ihnen alles selbst überlassen. Sie sollten sich einfach nur wohl und geborgen fühlen und keineswegs ihr Zuhause vergessen. Das lag allen am Herzen und hatte absolute Priorität.

Dass Delia ein neugieriges Persönchen ist, war wohl bekannt, aber was hier abging setzte dem die Krone auf. Die beiden sind einfach überall anzutreffen, selbst auf den Feldern bei den Nachbarn! Nun gut, das sind auch alles Landsleute und sprechen den gleichen Dialekt, da ist der Kontakt viel einfacher, außerdem sind diese fast genau so arm wie ihre Dorfbewohner. Viele Gäste von wer weiß woher sagten sich an, aber da wurde dann doch die Bremse gezogen. Ich werde das Gefühl bis heute nicht los, dass die nur ein armes Mädchen aus einem noch ärmeren Dörfchen beglotzen wollten. Da hörte bei uns allen aber der Spaß entschieden auf. Dann mögen sie in den Loro-Park gehen, dort können sie nach Herzenslust diese größtenteils bedauernswerten schizophrenen Tiere anglotzen!

Meine beiden letzten Wochen waren beinahe genau so ausgefüllt wie dort in dem Dorf. Bald ging Lucita wieder ihrer Arbeit als Juristin ihrer Eltern und deren Geschäfte nach und ich war voll ausgebucht mit den Kindern und all den Nachbarn und Freunden ringsum. Leider waren mir anstrengende Wanderungen etwas versagt, denn ich quäle mich immer noch mit einem verschleppten „Hexenschuß“ herum, der mir bis heute noch zu schaffen macht. Trotz aller Behandlungen.

Nun werden alle fragen: „Und was ist denn mit der Schule?“ Die Antwort ist einfach! In dem Dörfchen wurden alle Kinder ab sieben Jahren von einer Ordensschwester mehr oder weniger gut unterrichtet, so dass Delia momentan auf dem Stand etwa der dritten Klasse ist; das ist zu wenig um ihrem Alter gemäß in die angemessene Klasse zu kommen, trotz allen Fleißes. Also gibt es für alle hier eine Aufgabe sie und Manolo täglich zu unterrichten. Da machen viele von uns mit unter der „Schirmherrschaft“ des örtlichen Lehrers. Jeder, der Zeit hat, ist dabei und das mit viel Freude und ganz engagiert. Sehr zu unserer aller Freude erstreckt sich beider Neugierde auch auf diesen weniger lustigen Bereich. Mit viel Eifer und wissbegierig sind sie dabei, ohne großartigen Motivationsschub von außen.

Tagsüber sind beide regelrechte „Streuner“, überall zu finden. Wenn niemand was dagegen hätte, würden sie vielleicht liebend gerne in den Stallungen bei den Tieren schlafen, die sie in ihr Herz geschlossen haben. Es gibt hier aber auch genug davon! Und sie machen sich nützlich wo immer es eine Gelegenheit dazu gibt. Auf den Feldern sind beide schon wohlbekannte und gern gesehene „Mitarbeiter“, selbst wenn es zur Zeit wenig zu tun gibt. In ihrem Gefolge sind immer irgendwelche Tiere zu finden, ob Hunde, Esel oder Kakadus. Auch ich liebe Tiere und habe ein prima Verhältnis mit ihnen, aber das hier zwischen denen und mit den beiden ist die beneidenswerte Liebe auf den ersten Blick! In nächster Zeit, wahrscheinlich in der nächsten Woche, wird Esel-Nachwuchs erwartet. Delia und Manolo ahnen noch nicht, dass das einmal ihr ganz persönliches Eigentum sein wird, so ist es im Familienrat beschlossen worden; sie sind bisher nur gebeten Namen zu finden. Selbstverständlich wird der/die Esel/in dann mit in das Dörfchen gehen. Aber Eselfohlen bleiben sehr lange bei der Mutter! Selbst als "Köchin" macht Delia eine passable Figur; ihre mitgebrachten Dorfrezepte begeistern hier alle. Aber das kennt man ja auch bei uns: Was früher ein ausgesprochenes "Arme-Leute-Essen" war, gilt heute als Delikatesse! Es gibt ja auch hier das gleiche Gemüse und die gleichen Früchte wie bei ihr zu Hause.

Fische und andere Meeresfrüchte waren beiden ja ziemlich unbekannt was die Waren und die Speisen angeht, also nehmen wir sie mit an die Küste in die kleinen Fischerhäfen zum Einkaufen. Aber Fisch essen mögen sie nur zu gerne. Kein Wunder, denn das was allgemein Südländer aus alle den Meeresfrüchten an Speisen zaubern, ist bei uns hier völlig unbekannt und manch einer würde staunen, ohne zu wissen was er gerade ißt. Z. B. wenn Thunfisch entsprechend vorbehandelt wird, könnte er glatt als zartes Rinderfilet angesehen werden! Das ist für beide immer ein Erlebnis; dafür lassen sie alles stehen und liegen. Gestern waren wir mit einem mittleren Kühltransporter in La Mancha an der Nordwestküste, einem kleine Fischerhafen, um uns mit Thunfischen, lebenden Langusten, Knurrhahn, verschiedene Sorten Garnelen, Kalamar, Seehechten, Muscheln, Seezungen, usw. zu versorgen. Eine große Kiste gemischten unsortierten Beifang bekamen wir gratis mit, vorzüglich geeignet und fast auch notwendig für Suppen. Von den Fischern wird alles restlos verwertet außer zu kleine Exemplare und zu junge Tiere, die landen wieder in ihrem Element. Anders als bei den großen Fabrikschiffen, bei denen alles in die an Bord befindliche Verwertung geht was nicht erwünscht ist. Solche Beifänge holen sich meistens arme Leute direkt weg vom Schiff. Es werden wieder einmal viele Gäste erwartet, und da muß alles ganz frisch sein, direkt vom Boot und von den Fischern. Dann noch in die riesigen Markthallen von Icod, gegenüber dem Drachenbaum, wo es nur einheimische Produkte gibt, alles unter scharfer Kontrolle und Überwachung. Dort kann man auch die sehr begehrten ganzen Schafs-, Rinder-, Pferdeköpfe im Fell kaufen samt Gehirn, aber keine Schweineköpfe, die verderben zu schnell. Alles das schmeckt gut und richtig zubereitet ausgezeichnet! Da gehen einem die Augen über und man kann sich nicht satt sehen, so toll ist das dort, mit einem ganz großen Warenangebot an Naturalien. Natürlich kauften wir auch gleich für die ganze Nachbarschaft in Erjos mit ein, denn so häufig fährt niemand an die Küste um Fische zu holen. Sonst sind unsere Stammhäfen immer San Juan oder Puerto de Santiago an der Westküste, aber das ist viel weiter weg. Dann kann ich mich wieder mal auf gegrilltes Thunfischsteak mit allerlei Salaten freuen, oder auch große Langusten von ca. 1,5-2 Kg/Stück! Eine halbe davon schaffe ich locker! Sehr gesund sind sie aber nicht, weil ihr Fleisch pures Eiweis ist. Nahezu 75 Kg ganzen Thunfisch mittlerer Größe um die 8-12 Kg hatten wir dabei, und das für 2,00 Euro/Kg direkt vorbestellt vom Boot, also ganz fangfrisch von vor der Haustür in Richtung La Palma nachts geangelt! Das sieht man am Blut, wenn sie gerade eben erst geschlachtet wurden. Hier kostet er das fünf-bis sechsfache der rote oder auch große Thun, wenn nicht noch mehr, dafür hat er dann schon Tage auf Eis gelegen! Da hat Delia aber doch gestaunt. Beide wollten gar nicht mehr raus aus den Markthallen. Alle anderen Fleischsorten, Milch, Butter, Geflügel, Schweine, Rinder, Schafe/Ziegen, usw., werden direkt von den nahegelegenen Bauern bezogen und extra für uns groß gefüttert. Das ist selbstverständlich und bedarf keines Vertrages. Dabei verdienen sie selbst sehr viel mehr als würden sie das in den Handel geben, weil sie einen sehr anständigen Preis von uns bekommen und auch teilweise das Land meiner Gastgeber für sich zu ihrem ganz persönlichen Nutzen frei bewirtschaften dürfen, es sogar sollen. Und es ist sehr gutes aufbereitetes und ertragreiches Land! Landmaschinen können sich alle ausleihen, aber meistens benutzen sie lieber ihre seit altersher gebräuchlichen Geräte. Durch große begehbare Kühl- Gefrierräume können wir auch sehr gut und lange bevorraten, auch für unsere Nachbarn mit, den kleinen Bauern. Praktisch gehören sie alle schon zur Familie, denn einen Haciendero im Stile eines allmächtigen Grundbesitzers gibt es nicht. Ich schlief auch schon oft bei ihnen in ihren Häuschen. Es sind sehr fleißige und aufrechte Menschen mit einem guten Charakter.   

So verlaufen die schönen Tage mit sehr schönem Wetter hier; für viele Menschen die schönsten Tage ihres Jahres, ihr Urlaub! Ich beneide sie nicht, diejenigen die nun zu Hause arbeiten müssen um ein- oder auch zweimal im Jahr diese so wunderschöne Insel für viel Geld besuchen zu können. Ich konnte es früher auch nicht anders und deshalb bin ich meinen Freunden hier und anderswo so unendlich dankbar, dass sie es mir ermöglichen und gestatten mit ihnen zu leben und Einblick in ihr ganz privates Leben nehmen zu können! Das verstehen sie und ich unter Freundschaft und so bin ich Freund der Familien und deren Häuser mit allen Pflichten und Freiheiten. Ich bin stolz darauf es schon seit langer Zeit sein zu dürfen! Und besonders glücklich bin ich über meine Nähe zu denen hier, die als arme und genügsame aber glückliche Menschen mir gegenüber so aufgeschlossen, vertrauensvoll und freundschaftlich entgegenkommen, den kleinen Bauern. Wenn es mir möglich wäre, ich würde alles das mit Zins und Zinseszins zurückgeben. Dennoch glaube ich aber nicht, dass das ein guter Weg und ein gutes Unterfangen wäre, ganz im Gegenteil. Es ist ein Geschenk und bleibt es auch!

Nun will ich mich wieder meinen Aufgaben und Freuden zuwenden. Vielleicht lässt sich noch etwas finden was mir die Genugtuung verschafft hier nützlich sein zu können. Ganz gewiss besteht diese Aufgabe aber in Delia und ihrem Bruder, die mir auch schon so viel gegeben haben. Bei den allerkleinsten Anzeichen aufkommenden Heimwehes werden wir sofort beide wieder zurück zu ihrem Zuhause begleiten.

Viele hier bei uns können oder wollen meine Gedanken und Einstellung nicht verstehen. Sollen sie nur, vielleicht lernen sie es noch einmal irgendwann!

Und nun gehe ich mit meinen beiden jungen Freunden und zahlreichen Nachbarkindern nach San Jose de los Llanos, einem Nachbarort, auf die Plaza zum Eisessen! Immer ein besonderes Highlight für alle Kinder ob groß oder klein und wir werden auch querfeldein auf Pfaden schon knapp eine Stunde wandern müssen. Zurück werden wir allerdings abgeholt. 

 

Viele Grüße von

Dieter

 

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Liebe Admins! Dieser Beitrag ist sehr lang, wenn er zu lang ist, dann streicht ihn zusammen oder teilt ihn oder macht sonstwas. Bitte!

 

 

[color=#000000][size=medium]Durch den Urwald Teneriffas! ( Teil I )[/color][/size]

Was machen ganz junge ungebundenen Single-Mädels der selbstbewussteren Kategorie, wenn sie nicht in der Küche stehen, gerade flirten, auf Partys gehen oder sich sonst wie als Models und wandelnde „Werbeträger für Briefmarken“, ihre Bikinis sind gemeint, betätigen und keinem Ehemann zur Sportschau seine Pantoffel und das Bier bringen brauchen? 

 

*Tipp*: Ihr jungen Ehefrauen, wenn ihr meint euer Männe beachtet euch manchmal nicht genug, dann zieht einfach bei laufender Sportschau den TV-Stecker aus der Dose! Und schon ist er wieder voll bei euch! - Ist doch egal wie!

Vielleicht kommen sie auf die Idee einmal zu wandern, was ja Leib und Seele gut bekommen soll! Es erstaunt mich immer wieder, dass es viele dieser Sorte gibt! Es muss ja nicht gerade der „Urwald“ Teneriffas sein.

Also mit einer solchen 12-köpfigen Truppe, es waren fast alles Studentinnen über 19 bis ca. 26 Jahre alt, waren wir drei bis vier Männer, der vierte still im Hintergrund agierend, 3 Wochen im „Anaga-Urwald“ unterwegs! Sie hatten sich bei ihrer UNI, die ein solches Unternehmen angeboten hatte, beworben.

Vorweg genommen: Es war für alle ein Erlebnis der ganz besonderen Art, wobei sogar einer von uns führenden und begleitenden Männer anschließend glatt weggeheiratet worden ist! Aber das ist nicht das Erlebnis, das war schon sehr bald vorausseh- und berechenbar! Alle waren sie sehr sportlich und trainiert, ob auch für ein solches Unternehmen? Das wird sich zeigen müssen.

Es war ein schöner Frühling, und es war April als wir uns erstmals für gute 3 Wochen beschnupperten. Im Mai sollte es losgehen. - Ist das ein Wunder, dass da einer von uns als Ehemann auf der Strecke bleibt? - Vorher gab es aber noch viel zu erledigen: Ein Teil der Ausrüstung, insbesondere sicherheitsrelevante Dinge wie Seile, Schutzhelme, die Genehmigungen, Auswahl der Depots, usw. Bei Frauen müssen ganz andere Dinge bedacht und berücksichtigt werden!

Jedenfalls trafen wir uns nun jeden Tag am Rande von La Laguna in ihrem Camp, das freundlicherweise kostenfrei von der UNI zur Verfügung gestellt wurde. Nach ein paar Tagen Theorie-Palaver ging es dann täglich raus in die nahen Wälder des Las Mercedes-Gebietes zum Training, insbesondere Anwendung und Behandlung der Sicherheitsausrüstung, wie Seile usw.

Es zeigte sich sehr bald, dass sie alle ganz tolle, hochmotivierte und disziplinierte Frauen waren, die auch mal einen kleinen Schubs vertragen können. Ein erfahrener Arzt der Klinik in St. Cruz war stets dabei, es war der gleiche wie im Bco. de Cochinos – Manolo der Profi - und er war sehr kritisch und pingelig! Das ist gut so! Lieber etwas strenger als zu lasch, aber immer mit dem richtigen Fingerspitzengefühl.

Hier geht es nicht um Styling, lange Haare, make up, Klamottenmarken oder die sonstige Anatomie, sondern nur und ausschließlich um ihr Können! - Ist eine Frau wirklich schön, dann ist sie es auch noch ohne Hilfsmittel, Tuschkasten, Ersatzteile und Styling! - Dass dabei trotzdem eine Änderung der Steuerklasse eines Mitgliedes herauskam, ist eben die Auswirkung eines „Blattschusses“ dieses kleinen hinterhältigen boys mit dem Pfeil und Bogen. Anders kann man das doch nicht ausdrücken, - oder seid ihr anderer Meinung?

Die Route: Start in Batan de Abajo, weiter über Casas de Afur, Las Casas de la Cumbrilla, nordöstlich von Laguna in sehr großen Schleifen nach  Chamorga, dem Ziel.

Ob das wohl gut geht? Denn der überwiegende Teil der Strecke war wirklich urwaldähnlich. Es gab fast keine Unterkünfte, nur ein paar sehr kleine Herbergen und Schutzhütten, aber nicht für so viele Leute bestimmt.

Auch sagten wir den Mädchen, dass wir nicht gedenken Sichtschutzwände Spiegel u.Ä. für die tägliche Reinigung und Körperpflege  mitzuschleppen, und dass wir gegebenenfalls alle in einem gemeinsamen, aus den kleinen per Reißverschluss gekoppelten Zelten, schlafen werden um die Wärme eines jeden in nur einem Zelt zu halten. Das ergibt viel weniger Energie-Verluste! - Kein Problem; sie waren sogar verwundert, dass das überhaupt erwähnt wurde!

So etwas ist schon im Vorfeld große Klasse! Die Moralapostel laufen bis außer Sichtweite um sich die Nase zu waschen, und dann kommt plötzlich ein hysterischer Schrei, weil sich vor ihnen auf dem Boden im Laub etwas bewegt hat. Plötzlich ist dann alles egal und sie kommen bar jeden Fetzen Stoffes angerannt. Diese Spezies hab ich besonders gerne! Sie hätten ja auch sehr wohl einen Abhang hinunterstürzen können!

Ein übergroßes Glück war es, dass 2 „Fast-Ärztinnen“ dabei waren, also solche, bei denen nur noch die Approbation ausstand, sie aber schon als Assistenz in einer Klinik tätig waren. Ebenso auch 2 mit einem Ausweis des Alpenvereins mit mehreren Seminaren, die schon eine gute alpine Ausbildung absolviert hatten. Soviel Glück musste doch einfach zum Erfolg führen!

Die Lorbeerwälder des Anaga sind genau das feuchte Gegenteil des Tenogebirges, von dem ich ja schon berichtete.

Die Zeit des Kennenlernens war um. Nun hieß es umquartieren nahe dem Startort, wo wir noch vier Tage verbrachten. Das war die Eremita Cruz del Carmen bei Vega de las Mercedes und Batan de Arriba.

Die Truppe wurde immer ungeduldiger, wie junge Pferde, die zwar schon eingespannt sind aber die Zügel noch nicht freigegeben wurden! Alle freuten sich ganz mordsmäßig, dass es nun endlich losgehen sollte. In dieser Situation ist ein Start oft eine heikle Sache, weil alle überdreht und wie eine Saite gespannt sind! Da könnten sie schon einiges an Bedacht und Zügelung vergessen, und dann fangen sie womöglich an zu schmollen: „Nun lass uns doch endlich vorwärts!“

Dann Verlegung nach Batan de Abajo, dem Ausgangspunkt; übermorgen in aller Herrgottsfrühe sollte es losgehen, das Unternehmen „Frauen im Urwald“!

Der vierte Mann kam noch kurz vorbei zur letzten Lagebesprechung und zur Kontrolle der Ausrüstung, sowie der Packordnung der Rucksäcke, die nicht mehr als sieben bis max. acht kg kurzzeitig wiegen sollten. Er brachte auch noch die 1,5 m langen Wanderstecken für jeden mit, das wichtigste Utensil überhaupt, sowie den letzten medizinischen Kram, wie diverse Medikamente gegen Stauchungen, Anästhetika, Injektionen für lokale Betäubung, Schmerzmittel, Analgetika als Injektionen, Antibiotika, Desinfektionsmittel auch für Trinkwasser usw. mit. Alles in Durchstechflaschen größeren Inhaltes, nicht in Ampullen, denn die brechen zu schnell trotz Sicherheitsbehälter. Tabletten waren nie gut wegen der Luftfeuchtigkeit, trotz dichter Verpackung habe ich damit stets schlechte Erfahrungen gemacht! Dann lieber Injektionen von einer der drei Sorten, sc., iv., im.. Sie wirken im Notfall auch viel rascher. Und wo hat man für Tabletten schon immer Wasser bereit? Diese wichtigen Dinge wurden auf uns und die beiden Doctores verteilt und zunächst an Gürteltaschen getragen, bis sich das als unzweckmäßig erwies. Dann landeten sie inmitten des Rucksackes.

Wenn wir die beiden Medizinerinnen ärgern wollten, benannten wir sie immer mit „….aber Frau Doktor hat gesagt …..“. Das löste mit hartnäckiger Konstanz den Spruch aus: „Ihr seid blöd! Wenn ihr das noch einmal sagt, spreche ich kein Wort mehr mit euch, das schwöre ich!“ Es wurde dann mit absoluter Sicherheit und Regelmäßigkeit schon nach einer Minute ein Meineid.

So gewappnet überstanden wir die Sichtkontrolle, um die wir selbst gebeten hatten.

Einen Freitag um drei Uhr früh war das Warten zu Ende! Katzenwäsche, hurtig in die „Ausgehuniformen“, ein leichtes Frühstück, statt Kaffe einen ungezuckerten Tee mit Mineralien, Antreten zum Appell und die Rucksäcke feldmarschmäßig geschultert. Das ging wie bei einer Ehrengarde auf dem Exerzierplatz!

Man wünschte uns Glück, gutes Gelingen und gesunde Heimkehr von unseren Wirtsleuten. Dabei umarmt man sich und spuckt über die linke Schulter.

Auf geht’s Richtung Batan de Arriba, weiter Mirador Pico del Ingles links vorbei am Bco. de Tahodio weiter nach Valle Vega, einer ganz kleinen Siedlung. Das sollte für den Tag reichen! Nach Valle Vega ging es schon durch reichlich viel Wald, aber der war noch sehr licht. Zu Beginn hatten wir starke Einschnitte und Schluchten vermieden und einigermaßen sanfte Höhenstrecken gewählt. Luftlinie war es vom Ausgangspunkt bis hier nicht weit, ca. 13 km, aber auch nur Luftlinie! Real waren es wohl eher 20 km.

Wir konnten im Buch vermerken: Ziel 1. Tag nach 6 gemütlichen Stunden plus 2 Stunden Pause vollzählig erreicht. KbV = keine besonderen Vorkommnisse. Es war Gott sei Dank nicht gar so heiß und gerade mal 13:30 Uhr. Nun wollen wir doch mal sehen wie das Zeltbauen im „Ernstfall“ so flutscht? Alle zu einem großen Kreis. Auch hier ging alles bestens. In der Tat, die girls waren ja wirklich gut und sehr dynamisch! Jedoch hüteten wir uns davor auf den weiteren Verlauf zu extrapolieren. Und mit Lob hielten wir uns noch sehr zurück. Frauen gewöhnen sich zu schnell an Lob, und dann hat man keine Reserven und Steigerungen an Komplimenten mehr für den wirklichen Bedarfsfall. Nur eine kleine Bemerkung: „Gut gemacht!“ Alle strahlten sie wie Models wenn sie irgendwo eine Kamera sehen, nur nicht so verkrampft gagebewußt, sondern ganz natürlich.

Unsere Zelte wollten sie auch gleich mit aufbauen, wenn sie ohnehin denn schon dabei sind! Das fehlte auch noch! Schließlich war Gleichberechtigung ausgemacht. Nun stellten wir uns aber auch einmal ganz dösig an. Mal sehen was passiert! Aber die Schlitzöhrchen von Weibchen hatten das sofort durchschaut.

Alle waren begeistert von der Gegend und der Natur, die ein Urlauber auf einer Rundfahrt niemals zu sehen bekommt! Und dabei ging es doch erst los! Ein schönes Lagerfeuer wurde gemacht, aber so gut wie ohne Rauch, denn dann kommen die Waldhüter und die Feuerwache (bomberos), die überall in den Wäldern sehr hohe Beobachtungstürme, ähnlich unseren Hochsitzen, haben. Dazu benötigt man harzfreies, trockenes Holz. Das gab es in Mengen. Auch wurde versucht Feuer wie in der Steinzeit mit Basaltstein als Reibunterlage, Holzstab und trockenen Flechten/Moosen zu entzünden. Es gelang nur meinem Kumpel! Bei jedem dieser Feuerwachen oder Waldhüter haben wir uns unterwegs brav gemeldet.

Die Etappen waren nach Möglichkeit so gelegt und geplant, dass, bis auf einige Ausnahmen, eine Tagestour nicht länger als 7 Stunden plus Pausen, dauern sollte. Je nach Schwierigkeitsgrad auch nur mal max. 6 Stunden, bei durchschnittlich 2,5 - 3 km/h. Nur recht selten kam das nicht hin und wir mussten „draufzahlen“! Puffer war aber viel mehr als reichlich vorhanden.

Auf, auf in die Heia! Morgen früh um 5:30 Uhr ist der Tag zu Ende und es geht gegen 7 Uhr weiter. Ohne Lampen ist ohnehin um 21 Uhr wegen hereinbrechender Dunkelheit Feierabend.

Nächstes Ziel über Valle Crispin, La Cumbrilla ist das Wald- und Forstamt Paso abseits der Hauptstraße TF 12 gelegen. Unser erstes Depot. Vor Cumbrilla wechseln auf die Nordseite der Straße durch den Wald des Parque de Anaga. Da kommt schon ein richtiger Vorgeschmack eines Urwaldes auf: Verfilzte und hohe Farngewächse, zugewachsene Wege, alles voller hoher fast abgestorbener Bäume völlig umkleidet von Moosen und langen Bartflechten. Das alles speichert ungeheure Wassermengen aus der Luft, so dass bis nachmittags unterhalb der Baumkronen alles eine einzige dicke Nebelsuppe ist. Alles sieht sehr gespenstisch aus. Auch hier müssen einstmals Siedlungen und Menschen gewesen sein, denn man findet noch erodierte, fast zugewachsene, Treppen von Pflanzen überwuchert. Merkwürdig ist, dass sie nicht aus dem hiesigen Lava- bzw. Basaltgestein hergestellt worden sind, von wem auch immer?! All das wollen wir  entdecken! Das wird etwas mehr Zeit brauchen als heute, weil es auch gleichzeitig ganz schön „hügelig“ wird! Hier sind wir völlig abgeschnitten und einsam. Nicht einmal ein befahrbarer Pfad geht hier durch. Wer sich hier verläuft hat schlechte Karten. Ganz auf sich allein gestellt neigt jeder Mensch dazu im Kreis zu laufen wegen der ungleichen Schrittlängen zwischen dem rechten und linken Bein. Bei Rechtshändern ist auffällig, dass der linke Schritt im Mittel um 1 – 1,5 cm länger ist. D. h. er würde einen großen Rechtskreis laufen, so er keine Uhr hat und nicht in der Lage ist sich am Sonnenstand zu orientieren. Das ist fatal und schon manchem zum Verhängnis geworden, insbesondere in der Wüste. Ich bereitete die 2 Doctores und unsere „Bergziegen“ darauf vor, dass sie auch ein wenig mit auf alle anderen achten mögen. Denn wir gingen ab nun in Gruppen je 4 Mädels auf Rufweite teilweise weit auseinander. Alleine auf sich gestellt, ohne Vorkenntnisse, würde hier ein neuer Wanderer niemals wieder herausfinden. Es ist nicht bös gemeint, auch ich war einmal Anfänger und musste lernen die kleinsten Dinge zu beachte, auch durch Fehler! Bei uns Kerlen wurden nun die Trillerpfeifen aktiviert. Diese sind als Signalgeräte sehr gut geeignet, weil es keinen Vogel gibt, der das nachäffen kann. Sonst ist der akustische Untergrund in den Wäldern ein einziges Geschnatter und Gepfeife. Man nimmt es schon gar nicht mehr richtig wahr. Ich kannte die Gegend schon grob und war deshalb sehr im Vorteil!

Bis nach La Cumbrilla gab es kaum etwas Bemerkenswertes, außer der wundervollen Aussicht nach unten auf die entfernte Küste mit den Abhängen und Terrassen zur Südseite hin. Die Passage auf die Nordseite, hinein in die eben kurz beschriebenen Wälder, verlief reibungslos.

Aber bis zum Forstamt Paso war es doch noch ein ganzes Stück Arbeit, zumal wir weit nach Norden ausholten, im Halbkreis weit von der Straße weg und es doch recht hügelig wurde. Alle waren sehr beeindruckt und glaubten es kaum auf Teneriffa zu sein! Sie blieben immer wieder mal kurz bewundernd stehen. Da die Sonne durch die Baumkronen und den dicken Nebel nur schwach und diffus zu sehen war, nahmen wir doch schon mal den Kompass raus. Es gab ja überhaupt nirgendwo Hinweise und Anzeichen, dass wir noch die gewünschte Richtung hatten! Kein Haus, kein Feuerwachturm, nichts war da an dem man sich auf den Vermessungskarten orientieren konnte. Alles sah gleich aus. Jedoch die Mädchen waren voller Vertrauen in uns; sie machten nicht die geringste auch nicht einmal unterschwellige Andeutung von Zweifel oder Besorgnis, sondern waren einfach ganz fasziniert von dem was sie sahen. Wir drohten sehr bald sehr nass zu werden, denn es tropfte auch von den Bäumen. Also erging die Anweisung: Die Anoraks anziehen und die Rucksäcke fest zu schließen!

Wir verfügen ja über sehr viel Zeit, also keine Hetze, aber Ruhetage wollten wir erst dann einlegen, wenn wir in den „dicken Enden“ sind. Vielleicht aber auch schon im Forstamt, so als kleine Überraschung und Belohnung. Bis jetzt ist es noch etwas halbwegs Mittelschweres und nicht gerade allzu hart, deshalb zunächst einmal jeden Tag gehen bei etwas reduzierter Leistung. Die drei „Häufchen“ blieben ganz brav beieinander und liefen nicht davon. Das ist viel wert, und ich habe es im Teno schon ganz anders erlebt, weil dann kein Schlusslicht benötigt wird! Ich sage immer „Hirtenhund“ zu denen. Und sie plapperten nicht dauernd; das nervt am meisten! Solch eine Gruppe ist angenehm und pflegeleicht; sie macht wirklich Spaß und recht wenig Arbeit! – Ach wären sie doch alle so!­

Die „Verletzungen“ des Volltreffers des Knaben mit dem Pfeil und Bogen waren nun schon deutlich zu bemerken. Es störte sich niemand daran, sondern es war niedlich anzusehen, obwohl beide Parteien es zu verheimlichen suchten. ­­­

Die erste Digi-Kamera meldete „Landunter“! Und ich hatte so gewarnt davor welche mitzunehmen; die extreme Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 % rF vertragen sie nicht. Und wenn sie anfängt zu spinnen, dann sofort den Akku raus sonst gibt es Kriechströme und Kurzschlüsse mit irreversiblen Schäden in der Elektronik. Dann die Kamera in die Hosentasche stecken, falls es keine von diesen großen DSRL-Modellen ist, und warten, warten, wa……..  Hinter den Linsen kann man die Feuchtigkeit als trüben Schleier schön deutlich sehen.

So langsam schwenkten wir ein mit einer Rechtskurve in Richtung Paso. Vorher aber noch eine Pause um Elektrolyte aufzuladen, und mit Traubenzucker den Zuckerspiegel anzuheben. Quellen gab es genug, aber ich fand keinen Ursprung der reineres Wasser bedeutet. Also doch eine Desinfektions-Brausetablette benutzen. Das war allen tausend Mal eingebläut worden warum das so ungeheuer wichtig ist!

Nach ein paar Stunden erreichten wir aus dem Wald kommend rückwärtig das Forstamt. Obgleich wir in unmittelbarer Nähe waren und es längst hätten sehen müssen, standen die großen Gebäude ganz plötzlich vor uns. Auf dem seitlichen Parkplatz zwei Rangerautos und eines von der Fireguard. Wir wären glatt ganz nah vorbeigelaufen, hätten wir kein Hundegebell gehört! Natürlich wusste ich das, aber ich hielt mich auf dem letzten Kilometer bewusst schweigend als Schlusslicht. Mal sehen was passiert? Nun waren wir da, am Etappenziel. Keiner der Bewohner war überrascht, man hatte uns erwartet! Und mich kannten sie dort schon. Es gab einen herzlichen Empfang. Als erstes sich des Gepäckes und der Anoraks entledigen und die Schuhe ausziehen und draußen vor die Tür stellen. Dann war allen schon viel wohler! Obgleich unterwegs nie das Spaßen und Lachen vergangen war!

Da so viele „Offizielle“ anwesend waren, kramten alle unaufgefordert ihre eingeschweißten Ausweise raus, und wir legten die Genehmigungen und die Streckenkarte vor, samt Protokollbuch. Das hat Eindruck gemacht. Einer der Polizeioffiziere lobte und sagte zu allen: „Seht mal her, das ist Disziplin! Wären alle so, müssten wir nicht hinter jedem verlaufenen Schaf hinterher suchen!“ Im administrativen Teil wurden alle unterschriftlich in ein dickes Registrierbuch aufgenommen. Dann war die Prozedur beendet, und nun kamen Fragen über Fragen. An mich gewandt: Du machst wohl hier immer solche verrückten Sachen? Eines Tages wird auch dich der Dämon eines Barrancos behalten!  - Eine wenig tröstliche Aussicht. Aber ich hatte auch nicht die Absicht das zuzulassen. Dem konnte ich nichts entgegen setzen, wir kannten uns ja schon! Die Kanarier glauben fest und ernsthaft daran, dass jeder Barranco von einem eigenen Dämon beherrscht wird. Na ja, solange der uns alle in Ruhe lässt ………! Keiner sollte darüber lachen; es sind schon zu viele dort umgekommen! Ob mit Dämon oder ohne, jedenfalls überwiegend durch Leichtsinn und Selbstüberschätzung! Und das soll unseren Mädchen, die sich uns anvertraut haben, und uns selbst nicht geschehen. Lieber einsehen dass etwas so nicht machbar ist und dann zurückstecken, als aus falschem Ehrgeiz und Eitelkeit mit dem Kopf durch die Wand und alles verlieren! Man muss es erst lernen auch verlieren und aufgeben zu können, auch noch die Kenner und Routiniers, und besonders die! Darauf weise ich bei den Ausbildungen der Führer immer wieder beharrlich und konsequent hin, auch wenn es vielen lästig ist. Natürlich könnte ich denen sehr leicht schon im Training ihre Grenzen zeigen und sie hängen lassen, um mich dann an ihrer Hilflosigkeit zu ergötzen! Das wäre ein ganz schlechter, charakterloser Zug von mir, denn für j e d e n gibt es jemanden, der noch besser ist! - Oh ja, ich habe schon einige aus ausweglosen und fast schon verlorenen Situationen, z.B. in Barrancos, herausholen können, und dabei oft den eigenen Kopf riskiert. So vermeide ich auch stets die Bezeichnung ‚retten‘, aber so war es, und dann wird man ganz bescheiden.

Merkt euch alle Eines, das Wichtigste: Solche Touren werden mit dem Kopf gemacht und durchgeführt, nicht mit von vor Öl triefenden, grinsenden ``Boddybilding-Playboy-Muskelprotzen``!

Draußen auf dem großen Hof standen Tische und Bänke unter großen Bäumen; dort machten wir es uns bequem bei Wein und Brot. Es wäre sehr unhöflich gewesen sogleich die weiteren Planungen besprechen zu wollen, oder sich unter der Dusche auf dem Hof wie die Wilden zu erfrischen. Jeder dort wusste doch, dass wir etwa zwei Nächte hier bleiben möchten. Wir brauchten ja nur ein Dach über dem Kopf, und nicht einmal das! Unser Nachschub-Depot war bereits aufgefüllt worden, und alle genossen das frische Obst gestiftet von der Försterei. Jemand von den Offiziellen hängte sich an seine Funke und gab unser Eintreffen als Rundspruch durch. Das fand ich ganz toll von ihm! Alles andere hatte Zeit, manana, manana! Man lässt immer den Gastgeber von sich aus mit dem Thema beginnen und fällt nicht mit der Tür ins Haus. Das gebietet die Höflichkeit! Eile und Drängelei gelten als Verstoß gegen diese.

Erst nach einer Stunde kam die lange ersehnte Frage ob die Senoritas sich nicht unter der Dusche etwas erfrischen wollen. Seife und Handtücher lagen schon bereit. Sie wurden immer besser unsere Mädels und stürmten nicht gleich los, sondern zogen sich jeweils zu zweit ganz gemächlich in Richtung Freiluftdusche zurück, als wäre das überhaupt nicht wichtig. ‚Frauen und Kinder zuerst!‘ So sagt man doch. Drinnen im Kopf schlugen sie aber Purzelbäume vor Freude. Die heimischen Anwesenden bemerkten das auch sehr wohlwollend. Zu mir meinten sie: Das ist wieder eine gute Arbeit gewesen, die Vorbereitung!

Dieser Auftritt muss später unbedingt ein Lob geben! Ich war ganz einfach stolz auf sie!

Sonst waren alle ganz topfit und ganz ohne Beschwerden. Nur die Injektionsmittel die mussten doch etwas gekühlt werden, obgleich es nicht zwingend vorgeschrieben war. Sonst flocken manche aus.

So  langsam nach fast 2 Stunden trollten auch wir uns zur Dusche. Obgleich das Wasser gut seine 22 – 25 °C hatte, war es eine tolle Erfrischung. Dann zerstreuten sich alle an den Waldrand mit der Verpflichtung nicht eigenmächtig allein auf Entdeckungstouren in den Wald zu gehen, und sei es auch noch so nah dabei. Komisch, es kam schon nach kurzer Zeit dazu dass sich alle doch wieder gemeinsam auf einem Haufen im Gras unter den Schatten spendenden Bäumen versammelt hatten. War das Unsicherheit oder Ausdruck ihres Zusammengehörigkeits-Gefühls?  Nach dem Motto: Wir sind eine Truppe und bleiben und halten zusammen!

Nach dem Abendbrot gegen 21 Uhr, das von unseren Mädels für alle, incl. der Gäste und Mitarbeiter der Forststation, angerichtet wurde, hockten wir noch draußen zusammen. Die Sonne war fast untergegangen, müde war aber noch keiner. Die Planungsgespräche mit den Verwaltern und Betreibern der Station waren längst erledigt, ohne dass das einer so richtig mitgekriegt hatte. Wir werden erst übermorgen weiterziehen!

Und genau in solch einer Situation eines lustigen Beisammenseins, die beiden „Schussopfer“ vertraten sich gerade die Beine, platzte eine unserer Frau Doktorinnen mit einem Vortrag über die intraspezifische arterhaltende Leistung der Aggression eines gewissen Freischützen mit Pfeil und Bogen, sowie über hormonelle Veränderungen und Langzeitwirkungen der Opfer inklusive deren Diagnose. Zuerst dachten alle wir sind im Kino, oder sie hat der Lagerkoller erwischt, so ernsthaft und quasi-wissenschaftlich, durchsetzt mit verballhornten Fachausdrücken versehen, gestaltete sie ihre Ausführungen! Das war eine richtig lässige, gekonnte Vorlesung mit allen Schattierungen moderner Physiognomie und ganz ernsthaft. Dann haben wir uns gekringelt vor Lachen! Das war absolut medaillenreif. Ob sie oder ihre medizinische Kollegin wohl dahintersteckten die beiden Betreffenden so lange auf einen Spaziergang zu schicken? Medizinern kann man doch nie trauen, aber alles zutrauen!

Auf ging‘s ins Bett um Mitternacht, d.h. in eine Scheune, schön weich gepolstert und luftig. Schon lange hatten wir alle nicht so bequem gelegen. Auch die nasse Kamera hatte sich eines Besseren besonnen, war ausgetrocknet und funktionierte wieder! Nochmal Glück gehabt!

Wir Männer machten uns noch daran die Zisterne für das Duschwasser wieder zu befüllen, was sonst die Bewohner hier immer als letztes erledigen. Strom gab es zwar, aber mit so wenig Leistung, dass es gerade mal für die Notbeleuchtung und vielleicht etwas mehr reichte mit ein paar KW Anschlussleistung. Gekocht wird mit Gas.

Na dann gute Nacht euch allen! Ihr ward wirklich alle gut! Buena noche und schlaft gut!

Der nächste Tag kündigte sich mit einem wundervollen Sonnenaufgang an. Die Hygiene-Prozedur ging deshalb auch in windeseile. Das wollte sich niemand entgehen lassen. Es lief wie geschmiert und völlig ruhig und diszipliniert, ohne dass es groß bemerkt wurde. Aus El Bailadero brachte der zweite Bus von San Andres nach San Christobal (La Laguna) um 6 Uhr früh ganz frische, noch warme Brötchen und miel de Montanas de Anaga, das ist Gebirgs-Honig, mit. Ich weiß bis heute nicht wer das organisiert hatte. Alle Frauen richteten lange Tafeln zum Frühstück. Es war ein richtiges Weiber-Gewusel. Dieweil wir Männer uns in den Ställen und Tierboxen umsahen und nützlich machen konnten, denn diese Station war auch gleichzeitig eine Wildtier-Klinik für die Region Anaga, und direkt unterstellt dem Ministerium für Wald- und Forstwirtschaft. Es ist dort üblich, dass sich jeden Morgen alle die bomberos, Polizei (Ranger), und viele mehr hier in der Station treffen. Deshalb war es auch ein ganzer großer **** voll Brötchen! Manche kannte ich, viele noch nicht, aber alle wussten dass wir hier sind. Das war wohl gestern der Rundspruch des Kommandanten gewesen! Fast jeder hatte etwas mitgebracht: Schinken, Eier, die besondere Wurst Sobrassada, die eigentlich von Mallorca kommt und vorwiegend zu den Schlachtfesten im Spätherbst hergestellt wurde, Früchte und natürlich selbstgemachte Aloe vera

Getränke. Das war ein Fest bis gegen 11 Uhr. Die meiste Zeit davon wurde palavert. Abgeräumt und abgewaschen machten wieder alle zusammen, ein Heer von ca. 17 Frauen. Ruck zuck war alles weg. Die Männer machten inzwischen z. B. Kaminholz usw. Die Spaltäxte und Beile mit den ergonomischen Stielen sind dort viel effektiver als unsere hier. So brachten wir den Tag um.

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---------------------------------------( Teil II )-------------------------------------

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