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9282 Ergebnisse für Suchbegriff Teneriffa

Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Schmiede das Eisen solange es warm ist!

Oder auch:

Ein jeder ist seines Glückes Schmied!

….. So lautet das Sprichwort! Demnach müsste das Schmieden doch eine Kunst sein?!

Fragen wir doch einmal diejenigen, die es wissen müssen! – Felix und Miguel, - die beiden Meister dieser Kunst in einem Ort im oberen Nordwesten Teneriffas, in Los Silos, zwischen Buenavista und Garachico. Eigentlich sehen beide überhaupt nicht wie Handwerker aus, die tagtäglich schwere Arbeit verrichten, sondern eher wie zartbesaitete Künstler! Und das sind sie wahrhaftig auch beide. Wir werden es später noch erfahren!

Unter einem Schmied jedenfalls stellte ich mir immer einen kraftprotzenden ‘Schwerstathleten‘ vor, der aber mehr so die Züge eines ‘Gemütsakrobaten‘ an sich hat. – Vor Kraft strotzend, mit dem Gemüt, der Sanftmut und dem Zartgefühl eines Kinderteddys! – Unsere beiden waren fast genau das Gegenteil! Die Statur war eher die eines Musikers, als die desjenigen, der alles und jedes nach seinem Willen formt und verformt, was aus Metall ist, und das mit einem 'breitschlagendem' Humor. Eher hätten beide Säuglingspfleger auf einer entsprechenden Krankenhausstation sein können. Sie waren nicht nur die einzigen Schmiede weit und breit, sondern sie beherrschten auch die artverwandten Handwerke, wie die der Klempner, Rohrbauer, Mechaniker, Schlosser, ………..! Nichts was aus Metall war, war ihnen ’heilig‘. Aber vorwiegend waren sie eben doch Schmiede, denn im Umkreis gab es viele Ländereien mit vielen Ackergeräten, die es so an sich haben mitunter zu verbiegen, zu brechen oder sonstwie kaputt zu gehen. Dann kam ihr Einsatz und Können, außer dem alles bestimmenden „Gewusst wie“!

Dort hörte ich erstmals den Spruch: "Wer viel Kraft zum Schmieden braucht, dessen Eisen ist nicht heiß genug oder er kann nicht schlagen"!

Da mag wohl was Wahres dran sein?!

Hier wurde jedenfalls mehr mit dem Kopf nach zweimaliger Besichtigung und fünf Minuten Denken ‚geformt‘ und repariert, als mit roher Kraft.

„Wer rohe Kraft lässt walten, kann bald keinen Hammerstiel mehr halten!“

Das stand auf einem Schild in der Werkstatt zu lesen, das man mir übersetzte! Denn wer den Hammerstiel ganz fest hält, hat schon verloren! Eben das ist auch einer der Gründe dafür, dass ein Schmied nach ein paar kräftigen "Formschlägen" auf das Werkstück seinen Hammer daneben ein paarmal "tanzen" lässt, nämlich um sein Handgelenk zu lockern und zu entspannen bevor er weiterschlägt. Dabei hält er den Stiel nur ganz lose mit den Fingern, praktisch ohne Krafteinwirkung, denn das Eisen auf Eisen, Amboss und Hammer, tanzt ganz von alleine.

Außerdem legte man mich diesbezüglich ziemlich schmerzhaft rein, um den Spruch zu beweisen, indem ich mit einem, wie ich nachher erfuhr, falschen Hammer leicht auf die falsche Stelle des Ambosses schlagen sollte. Aber das wußte ich ja nicht, und hielt den Stiel auch noch ganz fest, damit mir der Hammer nicht aus der Hand fliegt! Das beides hätte ich lieber sein lassen sollen. Es tat mächtig weh von der Prellung des Hammerstieles, im Handgelenk bis hin zur Schulter. Das hat mich nachhaltig von dem Wahrheitsgehalt überzeugt!

Dieser große Betrieb lag dafür auch sehr günstig! Mitten in einem ausgedehnten landwirtschaftlichen Anbaugebiet, das ist ideal. An Aufträgen und Reparaturen war hier bestimmt kein Mangel. Zudem fertigten sie auch noch Eisentore und allerlei Zier- und Fenstergitter aus gewundenen Vierkantprofilen. Nebenbei führten die Schwiegersöhne noch ein sehr einträgliches Geschäft mit landwirtschaftlichen Geräten, bis hin zum Trecker samt allem Zubehör.

Ein gewaltiges Lager gehörte dazu. Es gab wohl nichts an Metallen, außer den ganz Edlen, - Profilen und Blechen, was hier fehlte! Wobei die Schmiede bei Blechen und deren Dicken wohl in ganz anderen Maßstäben rechnen. Es geht hier nur nach Zentimeter Stärke, bei ganzen Tafeln in Quadratmetern Fläche. Alles darunter sind Folien!

Die Hauptwerkstatt jedoch war aber die Schmiede, so wie sie von jeher gewesen ist, auch hier: Mit Ambossen, Dutzenden von verschiedenen Hämmern und Feuerzangen, Feuerstellen und Blasebälgen. Ein motorgetriebenes Gebläse war zwar vorhanden, wurde aber nach Aussage nur bei sehr massiven Schmiedeteilen wirklich benutzt. So machten sich die Kinder aus der Nachbarschaft hier gegen ein Taschengeld nützlich die Bälge, die sich oberhalb der Raumdecke befanden, zu bedienen, was ihnen ordentlich Spaß machte. Einzig und alleine die stark eingefärbte Wärmeschutzbrille störte sie, weil sie da nicht genau sehen konnten was und wo gerade etwas geschmiedet wurde. Aber eine wohlmeinende Aufklärung von mir, mit der Übersetzung meines Freundes, über die enorme Gefährdung des Augenhintergrundes mit der Netzhaut und der Linse ihrer Augen durch die Wärmestrahlung brachte auch hier ein einsichtiges „Aha-Erlebnis“ und dem Versprechen nie wieder ein glühendes Metall, die Glut der Esse oder etwas sehr Heißes mit ungeschützten Augen anzuschauen. Das ist wirklich sehr gefährlich für jeden von uns! Der Raum, es war schon eine mittelgroße Halle, war rauchgeschwärzt und es roch stark nach brennendem Koks, dem Feuerungsmittel, sowie dem Löschwasser und Öl zum Härten. Natürlich waren auch Gasbrenner und -Öfen vorhanden, aber da war die Wärmeverteilung des Werkstückes für unsere Künstler nicht gut genug!

Überhaupt war die Schmiede, abseits des Mittelpunktes des Ortes gelegen, der allgemeine Treffpunkt der Landarbeiter vor und nach der Arbeit. Eine Bar wäre da sicherlich auch noch gut gelaufen, denn die Frauen schafften ohnehin andauernd Getränke und Tapas in allen Variationen für alle herbei. Immerhin waren dort zwei Schmiedemeister, unsere ‚Künstler‘, zwei Gesellen und zwei Lehrlinge beschäftigt. – Also so klein war der Laden nicht, das lässt sich schon hören!- Und das Sommer wie Winter, sofern man Temperaturen auf Teneriffa von 21 bis 24 °Celsius als Winter bezeichnen will!

Ich erwähnte ja schon, dass sie mit jedem schmiedbaren und formbaren Metall perfekt umgehen konnten! Das wurde einmal im Jahr, ich glaube zusammen mit einem Feiertag, weiß nur nicht mehr genau welchem, im Frühling demonstriert. Auch, und insbesondere ihre künstlerischen Qualitäten als Musiker! Dann nämlich fanden sie sich mit der Dorfmusik und deren folkloristischen Instrumenten auf der großen Plaza zusammen und zeigten was sie auf ihren selbstgebauten Instrumenten aus Flach- und Bandeisen, Röhren, Blechen, usw…. an Klängen hervorzaubern können. Denn Orgeln sind aus Metallröhren, Xylophone und Geläut aus Bandmaterial, Triangeln, Glocken, Schellen, usw. All das hatten sie gebaut und selbst harmonisch gestimmt! Dazu muss man schon eine gehörige Portion an Wissen über die Längenverhältnisse und harmonischen Klänge von tongebenden Klangkörpern verstehen! Ein Feilstrich zu viel, und alles ist vorbei! Es war ein tolles Konzert, das sie mit ihren Instrumenten, Hämmern und Ambossen dort ablieferten. Es ist erstaunlich, welche Klangfülle man aus einem simplen Amboss „hervorschlagen“ kann, ganz ohne Prellungen, wenn man die richtige Stelle mit dem richtigen Hammer und der richtigen Schlagkraft trifft, denkt mal an die berühmte "Amboss-Polka" oder den Radetzki-Marsch, in dem ein Amboss benutzt wird! Es war eine perfekte Perkussion. Hier sollte und durfte nichts verformt werden, im Gegensatz zu den alltäglichen Aufgaben und Pflichten. Entsprechend war die Anerkennung der Zuhörer und Akteure, die alles mit ihren Tänzen und Liedern vervollkommneten. Da hab‘ ich gestaunt!

Es war eine große und schöne Fiesta mit viel Wein, sehr vielen schönen jungen Frauen und Mädchen in wunderschönen Trachten, viel Musik und Tanz und natürlich Paella für alle; und das waren sehr viele. So große Pfannen mit einigen Metern Durchmesser sah ich noch nie, und die Pfannen gehen von Ort zu Ort reihum, gerade dorthin wo eine Fiesta stattfindet. Acht Männer mindestens waren ringsum nötig um die Paella vom offenen Feuer zu wuchten! Den ganzen Tag hatte es gedauert sie vorzubereiten; die Zutaten wurden nur kistenweise verwendet.

Und es war nicht nur ein Tag an dem gefeiert wurde! – Wenn schon, dann aber auch richtig zwei oder drei Tage! –

Ob meine „Metallbändiger“ auch so standhaft wie ihr glühendes, zu schmiedendes Eisen waren, weiß ich nicht! Ich habe vorzeitig Reißaus genommen vor dem Wein und der großen Anzahl der viel gefährlicheren Frauen, bevor ich womöglich noch das Urteilsvermögen der Berechenbarkeit verloren hätte!

Das hat mir sicherlich auch ein paar Aspirin am nächsten Morgen erspart! Nur, fürchte ich, bei den vielen Frauen hätten die allerhöchstwahrscheinlich auch nicht viel bewirkt! Gewiss wäre Aspirin "anstatt" auch nicht akzeptiert worden, könnte ich mir denken!

Vielleicht auf ein andermal!

Gruß Dieter

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Lava und Basalt, das Urgestein und die „Mutter“ aller kanarischen Inseln und seine Eigenarten und Tücken!

Es gibt dort nichts anderes als diese beiden Sorten von erstarrter vulkanischer Magma. – Also der heißen „Suppe“ aus den Tiefen unterhalb der Ozeanplatten, die vor 20 – 3 Millionen Jahren dort an die Oberfläche hochkam und die Inseln bildete. Zwischen etwa 20 und 14 Millionen Jahren entstand die östlichste Inselgruppe, danach alle weiteren westlicher gelegenen Inseln. Die jüngsten „Kinder El Hiero, La Palma“ etwa erst vor ein „paar Tagen“, vor 2 -3 Mio. Jahren. Teneriffa und La Gomera werden auf 8 – 10 Mio. Jahre geschätzt. Gegenüber unserem Planeten Erde gesehen also ganz junge Gebilde. - Aber SCHÖNE! -

Und die ganze große Inselgruppe samt Platte driftet mit 2 bis 2,5 cm/Jahr auf den Kontinent zu. Aber um vom Festland zu Fuß rübergehen zu können, dazu braucht es noch einige Zeit! Und der Untergrund in der Gegend rumort immer noch, er schläft nur! Das kann man beim Teide sehr eindeutig messen. Ebenso die enorme Hitze, die noch dicht unter der Oberfläche des Teide herrscht! Dabei sollen es nur 5 % des Volumens der Vulkane sein, die von oberhalb sichtbar sind. Das erinnert an die Eisberge!

Diese beiden Gesteinsarten treten in den vielfältigsten Farben, kristallinen Strukturen, Eigenschaften und chem. Zusammensetzungen auf. Und das macht sie auf den ersten Blick so unterschiedlich. Dabei stufen die Geologen sie in die gleiche Gruppe ein!

In Ermangelung von alternativen Gesteinssorten haben die Kanarier es meisterhaft gelernt mit dem Material zu arbeiten, das ihnen geboten wird und direkt vor der Haustüre liegt! Mit unvergleichlicher Kenntnis nutzen sie die sehr verschiedenen Eigenschaften zu ihrem Vorteil!

Und wenn es sein muss und erforderlich ist, auf eine handwerkliche Weise, wie sie zu prähistorischen Zeiten eben nur möglich war! Und das in der heutigen Zeit noch! Da lacht mir das Herz!

Und genau davon möchte ich ein wenig berichten!

Geplant ist ein Stollenbau am Montaña del Estrecho, etwa 1200 m ü. d. M., ca. 350 m unterhalb des Gipfels an dessen westlicher Flanke. Er liegt außerhalb des Parque Natural, denn sonst dürfte man ihm kein Häarchen krümmen. Im Berg wird ein See vermutet und er ist auch seismographisch bestätigt worden, ganz ähnlich dem, wie in einem Bericht davor geschildert. Alles ist genau vermessen und lokalisiert in allen drei Koordinaten. Nach der gleichen Methode, wie sie schon beschrieben wurde.

Aber wie nun vorgehen, denn das Lavamassiv besteht aus einem sehr widerspenstigem Gefüge, und scheint auch sehr rissig zu sein. Das birgt Gefahren, denn wenn es sich um eine monolithische Formation (gleichbleibend, einheitlich, zusammenhängend), kurz gesagt aus einem Guss, handelt, dann kann man nicht mal eben sprengen! Denn dann würde der ganze „Laden“ einbrechen, weil der Druckimpuls mit großer Geschwindigkeit und Energie durch die ganze Nachbarschaft läuft.

Nun müssen unsere Ahnen uns helfen!

Sie konnten nicht sprengen, in Ermangelung von Sprengmitteln, und wir dürfen es nicht, aber beide Methoden haben den gleichen Erfolg, wenn auch nicht zeitlich gesehen!

Es ist wie mit einer modernen Schildvortriebsmaschine für z. B. einen U-Bahntunnel! Trifft das Bohrschild auf einen Findling, dann sind auch die alten Arbeitsweisen erforderlich, andernfalls, beim Sprengen, ist der Bohrer hin und der Findling lacht sich kaputt über soviel Dummheit!

Was tut man nun um diesen gottverdammten Stollen zu bauen?

Erstensmal muss die Nivellierung horizontal zwischen dem See und der Sohle des Stollens genauestens stimmen, denn sonst hat man den Effekt eines Dammbruches beim Durchstoß, und es ist schon mal gar nicht ganz so einfach die Koordinaten nach unten zu transformieren.

Aber jetzt geht’s los!

Ein kurzes Eingangsloch wird durch ganz softe Sprengungen, es ist mehr ein Anklopfen als eine Sprengung, erstellt, weil die äußeren Schichten schon stark verwittert und porös sind, also leicht abbaubar. Danach trifft man nun auf das Urgestein mit seinen vielen Spalten. Gut ist es, wenn die Lava eine spaltbare Vorzugsrichtung und Struktur hat!

Ab nun bestehen die Werkzeuge nur noch aus einer mittelgroßen wassergekuhlten Bohrmaschine, einem auch genannten Kernbohrer, der mit Pressluft betrieben wird wegen der Staub-Explosions-Gefahr, Hammer und Schlagspaten und sehr viel hartem und trockenem Holz in Form von Keilen aller Winkel und Dübeln zugeschnitten. Die Hölzer sind sogar feuchtigkeitsabweisend verpackt! In jeden geeigneten Spalt wird ein Keil geschlagen, aber ganz vorsichtig und möglichst ganz tiefsitzend. Felsbrocken und massive Lava in Vorwärtsrichtung, wenn sie keine Spalten hat, werden angebohrt und mit Rundhölzern versehen, sehr tief und stramm, damit die Kraft des Holzes sich voll entfalten kann und genutzt wird!

Diese letzten Arbeitsgänge werden jeweils zum Ende des Arbeitstages von einem Sprengmeister – jawohl, ein Sprengmeister -, erledigt, nachdem alle Dübel und Keile mit einer grellen Farbe markiert und intensiv gewässert sowie mit einer Knetmasse verschlossen worden sind! Dann heißt es: Raus aus dem Stollen! Die Natur und die Physik erledigen dann alles von alleine.

Bei all diesen Vorgängen im Stollen ist die Karbidlampe ein wichtiges und u. U. lebensrettendes Gerät - eine Grubenlampe - trotz aller elektronischen Sauerstoff-Überwachungsgeräte! Eigentlich wird sie weniger dazu benutzt um den Arbeitsplatz auszuleuchte, sondern mehr noch um Schwankungen des Sauerstoffgehaltes der Atemluft leicht sichtbar zu machen, denn der muß unbedingt zwischen 19 und 20,8 vol. % liegen! Sauerstoffmangel ist vielfach der sichere und "schleichende Tod" ohne Vorwarnung und Anzeichen! Er kommt plötzlich und unbemerkt! Wir haben kein Organ und keinen Sinn dafür ob wir Sauerstoff oder ein anderes geruchloses Gas einatmen! Der Atemnotreflex wird nur durch die Konzentration von Kohlendioxid im Blut und in den Muskeln ausgelöst. Und da ist diese Lampe sehr nützlich das zu verhindern, denn längere Zeit überdauernder Sauerstoffmangel mit geringen Konzentrationen ergibt irreversible Gehirn- und Nervenschäden, mit sehr rasch eintretendem Tod. Sie sieht heute noch so aus wie früher und funktioniert auch so. Der Gaslieferant liegt in fester Form als Calciumcarbid vor. Zusammen mit Wasser entwickelt sich Ethin (Azethylen), das ja jeder vom Löten und Schweißen kennt.

Dieses brennbare Gas benötigt einen Mindestanteil von Sauerstoff, der genau im chemischen Gleichgewicht mit der Gasmenge steht, um eine helle fast farblose Flamme zu erzeugen. Man reguliert außerhalb an der Frischluft nur die Gasmenge bis eine farblose Flamme entsteht. Oftmals wird sogar noch ein Gelbfilter zu Hilfe genommen um den Gelbanteil des Lichtes empfindlicher sichtbar zu machen und zu minimieren. - Man kalibriert einfach das Gemisch! - Die Gelbfärbung rührt von einem Überschuß an Azethylen her,oder andersherum von zu wenig Sauerstoff. Wenn sich nun aber der Sauerstoffanteil in der Stollenluft verringert, dann verfärbt sich die Flamme grell und intensiv gelb immer stärker und dunkler werdend und beginnt letztendlich stark zu rußen. Es ist keine farblose helle Flamme mehr möglich, soviel man auch dreht. Wird die Gaszufuhr derart gedrosselt um den Gelbanteil zu reduzieren, dann erlischt die Flamme. Und das passt ziemlich gut in den Bereich des notwendigen Sauerstffgehaltes der Atemluft. Bei gelber Färbung heißt es sofort den Tunnel verlassen!

Am nächsten Tag bei Arbeitsbeginn, kann man ganz sicher sein, dass die Hölzer alles auseinander „gesprengt“ haben, wenn sie richtig fest gesessen haben. Ganz ohne Knall, gefährlichen Erschütterungen und Druckwellen.

Zu Beginn geht immer ein Ingenieur und andere Experten das Tunnelstück ab, und klopft leicht mit einem langstieligen Hammer Decke, Wände und Boden ab. Am Klang können sie hören, ob sich irgendwo hinter der Oberfläche noch ein Hohlraum befindet von einem Keil, der vielleicht nicht ganz gepasst hat, so dass der Stein nur gelöst, aber nicht abgeplatzt ist. Geologen analysieren tagtäglich den Abraum und machen Festigkeitsuntersuchungen.

Wenn es gut läuft, werden schon mal 3 – 4 m pro Tag geschafft.

Den Durchbruch zur Kaverne kann ich noch nicht miterleben, denn bis dahin sind es noch ein paar Meter.

Jedenfalls, wenn das geschieht, darf sich niemand im Tunnel befinden! Er könnte wie ein Grashalm fortgespült oder weggeweht werden, wenn die Höhe des Niveaus auch nur beim Tunnel um ein paar lächerliche Zentimeter zu tief war oder sich komprimiertes Gas in der Kaverne befindet. Das wäre dann so, als würde man eine Flugzeugtür bei erhöhtem Innendruck öffnen wollen, hinter der sich von innen ein großes Volumen befindet, das innere Volumen des Rumpfes. Und wer weiß welche Gase sich dort in der Kaverne befinden?

OK, es ist genügend Sicherheitshöhe mit eingeplant, aber wer kennt denn schon das Niveau des aktuellen Wasserstandes im „Plantschbecken“? Es ist doch noch keine Regelung des Wasserspiegels vorhanden! Natürlich wird der schon bestehende Tunnel ständig mit Frischluft von außen versorgt.

So geht das vor sich, und so habe ich das schon 1 1/2 Jahre verfolgt!

Alles was alt ist, ist noch längst nicht immer schlecht! Hätte man Stück für Stück den Stollen vorwärts gesprengt, dann wären wir zwar schon fertig, aber wahrscheinlich wäre alles bei der Hälfte schon eingestürzt mit großen Schäden in den Nachbararregionen. – So sagte man mir! -

Man glaubt es nicht welcher enorme Druck, sich hinter einem lumpigen und feuchten Holzkeil verbirgt, der beidseitig an seiner freien Ausdehnung gehindert wird!

Wenn man das berechnet, dann staunt man nur und zweifelt!

Es ist eine sehr große Zahl!

Gruß Dieter

P.S. Frage:

Können Steine auf der Wasseroberfläche schwimmen?

Ohne Trick, ganz normal?

Ja, der Bimsstein, ein erkalteter Lavaschaum von den Montana Blanca am Teide der kann das unabhängig vom Salzgehalt des Wassers! :frowning:

Aufschrift auf einer Salzpackung im Supermarkt:

"Dieses Salz ist vor 200 000 Jahren in den Salzstöcken unserer Gebirge gewachsen und hat dort gelagert!"

Verfallsdatum: Juli 2009!

Ohne Kommentar! :frowning:

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

[size=15][i]Der „Prügelknabe“ , oder auch der Fußabtreter, vom Dienst?!

Die Leiden und Illusionen einer die auszog das Grausen zu lernen![/size][/i]

Soetwas gibt es tatsächlich noch als Deutsche mit spanischen Sprachkenntnissen in Wort und Schrift, Englisch und Französisch, den Wunsch zu haben das Hotelfach in Spanien zu erlernen, trotz Abschluss einer BWL! ’Heißt wohl Betriebs-Wirtschafts-Lehre? Aber was da auf das Mädchen zukam, war ganz und gar anders gedacht! Gut, oder auch nicht gut: Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber das war ganz offenbar des Guten zu viel! Leider geschieht das im Folgenden Geschilderte doch noch recht häufig - leider Gottes!

Ich lernte sie kennen als sie völlig verzweifelt war und nicht mehr weiter wusste. Eben ein seelisches und menschliches Wrack. Sie war einfach zu „blauäugig“ gewesen. Meine spanischen Freunde und Gastgeber stellten sie mir vor, weil sie dachten ich kenne die deutsches Geschäftsgebaren besser als sie, und sie hätten dann den heißen und einflussreichen „Draht“ nach ganz oben, sollte es erforderlich sein! Und das war gut so!

Also nach ihrem Abschluss an der Fachschule war sie für ein praktisches Jahr nach Teneriffa gegangen, schon mit verlockenden Angeboten, wie es schien, und mit dem voreiligen und leichtsinnigen Vorsatz dort zu bleiben und ins Hotelmanagement zu gehen.

Soweit war das ja noch einigermaßen realistisch gedacht. ……. Aber dieses Vorhaben war die unüberlegte Reaktion auf eine herbe Enttäuschung hier in Sachen einer ganz großen unsterblichen Liebe auf Wolke 7, das sie aus ihrem momentanen seelischen „Jammertal“ als einen möglichen Ausweg wählen wollte. Das ist ja menschlich nur allzu verständlich! Folglich brach sie alle Verbindungen und Kontakte hier ab!

Damit nahm das Elend seinen unaufhaltsamen Lauf!

"Arme Kleine, da muss man durch; so oder so!" Soetwas tut sehr weh!

Dort bekam sie auch sofort eine Anstellung, wie im Praktikum versprochen worden war, aber mit einem völlig indiskutablen Lohnausgleich und der Verpflichtung sich mit den Eigenarten und Gewohnheiten des „Hauses“ erst einmal vertraut zu machen. Auf Deutsch nennt man das einfach: als Putzfrau und Zimmermädchen arbeiten! Ihr Fachwissen im Buchungs- und Finanzwesen usw. nutzte man natürlich gerne und ausgiebig aus, das was höher gestellte Dienstgrade normalerweise zu tun pflegen. Und es nahm kein Ende: Vom Boden bis zum Keller musste sie das „Haus kennenlernen“, und immer wieder! Es war einer dieser riesengroßen Touristenbunker im Süden Teneriffas unter deutscher Leitung und in einer fast deutschen Hotelkette, bis auf die spanischen Neureichen, die hier versuchten Fuß zu fassen und an Einfluss zu gewinnen.

So ging das nun tagein und tagaus und keine positive Veränderung ihrer Tätigkeit und Bezahlung war in Sicht. Man hatte wohl auch spitz bekommen, dass sie alle Zelte in der Heimat abgebrochen hatte. Deswegen wurde ihr auch ganz unmissverständlich auf diesbezügliche Einlassungen zu verstehen gegeben, dass sie ja gehen könne, wenn es ihr hier nicht mehr gefallen würde. Das bedeutet soviel wie: mutterseelenallein in einem weitgehenst fremden Land auf der Straße stehen, weil sie sonst nirgendwo mehr eine Stellung findet.

Viele Hoteliers dort in Spanien sind doch alles eine durch und durch charakterlose Mafia ohne den Hauch einer Moral, nicht einmal auf unterstem Keller-Niveau!

Was bleibt anderes übrig als sich zu fügen und weiterhin erpressen zu lassen?! Wenigstens war sie jetzt neben der Putzarbeit auch noch die Beschwerdestelle für unzufriedene Gäste! Natürlich außer den "häuslichen" und innerbetrieblichen Pflichten als Buchhalterin! Ein Schritt vorwärts war das nicht, ganz das Gegenteil, denn nun wurde sie auch noch nachts zu einer Kakerlake geordert und gerufen!

Nun also zogen erst die richtig schweren Gewitter in Form von kleinkarierten und über alle Maßen anspruchsvollen und arroganten Gästen über ihrem Haupte auf! Schlimm sollen die Möchtegerne von Männern, die angeblich von ihren Frauen vernachlässigt werden, gewesen sein. Am liebsten noch mit einem Gute-Nacht-Liedchen ins Bett bringen! Von diesen Geschöpfen war sie aber erstmal nachhaltig kuriert! Ebenso war Mamas liebster und teuerster Lippenstift verschwunden, der, wenn es ihn gäbe, bestimmt eine 4 bis 5-stellige Summe gekostet hätte. „Man stiehlt ja in diesem Haus!“, so hieß es dann. Er fand sich in Papa’s Hosentasche wieder als er sich seine ausgebeulten Beinkleider ausbürsten ließ. Damit hatte er auf den Spiegel im Bad geschrieben und mitgeteilt, dass er bei Herrn Direktor „Schleimbeutel“ nebenan in der Suite (Suite gemeint => DZ eines Möchtegerns!) sei um im TV die Fußball-Bundesliga-Millionäre zu sehen!

Ich könnte noch so viel zum Lachen erzählen, wenn das alles nicht so betrüblich für das Mädchen gewesen wäre.

Es kam was unweigerlich kommen musste: der totale psychische und physische Zusammenbruch mit einem massiven Kreislaufkollaps! Reif und ein Fall für die Klinik in Playa de las Americas! Die Kündigung von diesem Hotel-„Palast“ war fast schneller dort als sie selbst, verbunden mit sehr eindeutigen Androhungen und Konsequenzen für den Fall, dass sie sich erdreisten sollte etwas über die Interna und Gepflogenheiten des „ersten Hauses“ am Platz zu äußern! Durch ihre verantwortungsvolle Tätigkeit unterliege sie auf ihrem Posten ja immerhin noch der Schweigepflicht, deren Einwilligung sie als Praktikantin annodunnemals einmal unter ganz anderen Bedingungen und Voraussetzungen eingegangen war, und man würde sich auch „erkenntlich“ (nicht erkennbar!) zeigen!

So, es darf jetzt gelacht werden!

Das war ein Fall für meine Freunde und ein gefundenes *******, denen sie so in der Klinik, ohne eine vorgeschriebene und ordnungsgemäße Krankenversicherung, in die Arme lief. Vielleicht hatte einer der Ärzte auch einen diskreten Hinweis gegeben, ich nehme es fast an, denn sie sind international bekannte Wissenschaftler mit großem Einfluss, natürlich insbesondere in Spanien!

Ab nun drehte sich ihr Schicksal um, zum Nachteil derer, die ihr erst zu diesem Zustand verholfen hatten! Für diejenigen erfolgte nun Schlag auf Schlag, und die Gerichts- und Staatsanwaltsakten wurden immer voluminöser.

Da ging es nicht mehr nur um einfache Delikte wessen sie angeklagt und beschuldigt wurden, denn eine gerichtlich angeordnete Durchsuchung der Räumlichkeiten des „Direktionssektors“ war ein voller Erfolg. In der Computersprache nennt man das wohl die Zerstörung des Boot-Sektors?!

Bingo, voll ins Schwarze getroffen!

Das war was nach meinem Geschmack! Da rollten Köpfe von oben bis unten und bis zum Zentrum der Hotelkette hin! Ich bekam aber seltengute und vielversprechende Angebote von denen, die noch um ihren "Haarhalter" zitterten, wenn ......... ich nur etwas weniger aktiv und etwas zurückhaltender wäre! Pustekuchen, jetzt war ich doch gerade erst richtig heiß gelaufen und in Fahrt gekommen, und dann schon wieder die Weiche umstellen? Das war nichts!

Die Kleine blieb anschließend noch zu einer zeitlich unbegrenzten „Reha“ sehr lange im Hause meiner Gastgeber, und sie lernte auch wieder einen Glauben an die Menschen zu haben, sogar fast schon wieder an die Männer! Mit großem Beitrag der einfachen Bauern aus der Umgegend! Das war sehr beachtenswert, außerdem von großem Nutzen!

Alsbald darauf wurde ihr eine Stellung durch Vermittlung angeboten, die klar definiert, fundiert und sehr angemessen dotiert war. Aber diesmal ging ich mit dem Einverständnis der Stellungsanbietern mit zu den diversen Vorgesprächen, und die Sache war sehr sauber. So meinte ein dort lebender und praktizierender deutscher Anwalt.

Ich hatte ja keine Ahnung, dass diese ganze Affäre auch in der Presse zu lesen gewesen war. Also war der Schuss nach rückwärts losgegangen und das mit mächtigem Getöse! Es soll viel Hosenschlottern innerhalb der Mafia gegeben haben, was mich umso mehr freut!

Heute ist unsere „Kleine“ eine ganz Große in der Hotelbranche mit enormer Fach- und Sachkenntnis, sowie weitreichender Kompetenz, und niemand getraut sich mehr ihr ein Häarchen zu krümmen, geschweige denn sie hinters Licht führen zu wollen! Bei Verhandlungen, bei denen es richtig um was geht, ist sie arg gefürchtet als Verhandlungsgegnerin.

Das ist unser „Lohn“, und der schönste, den man sich nur vorstellen und wünschen kann!

Sie besucht uns praktisch immer noch jedes Wochenende. Wir sagen dann immer: „Da kommt unser kleines Sorgenkind!“ Alle haben sie sehr lieb gewonnen, und bitten sie ihre Erfahrungen auch anderen weiterzugeben und auch die menschliche Seite nicht zu vergessen! – Ist sie nun doch Chefin von Dutzenden von Angestellten in den ganz oberen Etagen! –

Das könnte sonst einen Rückfall in ein Stadium geben, das sie doch so grausam hassen gelernt hat!

Mein unmaßgeblicher Rat: Versucht es, euch auf eigene Beine zu stellen, auch im Ausland, ABER schlagt NIEMALS alle Türen hinter euch zu und brecht alle Zelte ab! Ihr habt nur EIN Zuhause, und es ist gut sich gelegentlich daran zu erinnern wie bedeutungs- und wertvoll das ist! Und wie schlimm es kommen kann, wenn man es nicht oder nicht mehr hat!

Ich kenne dort genügend elendige „Republikflüchtige“, denen es sehr schlecht geht und um die es noch schlechter bestellt ist, und die nun nur noch den sehr fragwürdigen Ausweg auf die schiefe Bahn haben! Sie haben ihr eigenes ICH bereits verloren! Der Rest erledigt sich von ganz alleine!

Es gibt kein vernünftiges Argument dagegen dass etwas nicht machbar ist. Bezahlen muss jeder, so oder so, denn was schief gehen kann, das geht auch irgendwann schief, meistens zum falschen Zeitpunkt. (Murphy’s Gesetz)

........ dann ist es gut einen Notfallplan, wohlmeinende Freunde und noch eine Heimat zu haben!

Wir sind alle ziemlich stolz auf unser einstmals „seelisches Wrack“! Sie hat es nochmal geschafft, mit sehr großen Anstrengungen!

Im Ausland, also in der Fremde, läuft Vieles ganz ganz anders. Das muss man wissen und kein Tagträumer oder Illusonist sondern Realist sein! Diese grausamen Erfahrungen gehen doch weit über das hinaus, was man meint, wenn man sagt: „Stoßt euch selbst die Hörner ab!“

Das war die traurige Geschichte von einer die dem Grausen begegnet ist, und dabei fast alles verloren hätte, selbst ihr eigenes ICH, ihre Identität und fast noch ihr kleines bisschen junges Leben das noch in ihr steckte!

Und das ist wohl das Schlimmste was es für einen Menschen geben kann!

In diesem Sinne

Gruß Dieter

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Quer durch das Anaga-Gebirge, hinein in das Leben eines Eremiten; weit abseits der Zivilisation!

Keine Angst, ein Dschungelcamp wird es nicht sein, worauf ich mich da eingelassen habe. Und menschenwürdig bleibt es auch!

Obgeich in dem Camp ja hinter fast jedem Baum eine ganze Mobil-Klinik lauert, ohne die sie niemals überleben würden! Jedenfalls diese Promis nicht!

Objektiv betrachtet scheint mir diese ganze Gesellschaft und die Fragestellung ihrer Initiatoren, ganz offensichtlich von so großer Dekadenz und pathologischer Natur zu sein, dass sie nicht einmal mehr selbst, aus eigenem Antrieb, die Kraft aufbringt den elementarsten aller Triebe, nämlich denjenigen zum Überleben, ohne Hilfe aktivieren und mobilisieren zu können! Der kulturelle und geistige Verfall liegt hier so offenkundig vor und ist nicht mehr zu übersehen! - Und zu retten?! -

Ich folgte nur der Einladung des Eremiten Patre Lois.

Den Schneid, den Ehrgeiz und die Kondition des Patres, von nahe El Tanque bis ganz ans nördliche Ende Teneriffas zu wandern, wie er es tat als er uns besuchte, konnte ich nicht aufbieten. Aber gut eineinhalb Wochen wird`s schon gehen!

Planung und Vorbereitung bis in alle Eventualitäten und Kleinigkeiten, sind schon fast der halbe Marsch, - und lebenswichtig! Jedes unnütze Teil wiegt was, und es kann mit der Zeit immer schwerer werden; aber jedes wichtige Utensil, das fehlt, könnte ein großer Fehler gewesen sein. Ein kräftiger Wanderstecken gehört auf jeden Fall dazu! Er war mein bester Freund, Helfer, und Stütze; ein handgefertigtes Geschenk der Nachbarn aus einem besonders knorrigem Holz. Alles in Allem habe ich mich ca. zwei Wochen mit den Vorbereitungen und Beschaffungen herum geplagt. Ich wollte alleine gehen, obgleich sich einige gute Leute etappenweise mir anschließen wollten. Die feldmarschmäßige Ausrüstung wog alles zusammen ca. 8,5 - 9 Kg. Gerade richtig um sich nicht übermäßig zu plagen. Es muss ja trotzdem mit Allem gerechnet werden! Nun noch die Abmeldung bei der Guardia Civil mit Hinterlegung der Handynummer und des Routenplanes wegen des Ortungssystems, denn ohne dieses bekommt man heute für solche Unternehmen keine Erlaubnis mehr, und dann ging's los!

Startpunkt war drei Wegstunden vor El Peladero in der Nähe von Bajamar, Tegueste und Las Mercedes, das noch mit einem Jeep erreichbar war. Hauptstraßen oder befestigte Landstraßen waren verboten! Es gab auch wenige auf der Route. Das Ziel war kurz vor Lomo de las Bodegas im nördlichen Zipfel unweit von Chamorga. Dort ist die „Inselwelt“ auch schon fast zu Ende.

Bis zum Ausgangspunkt wurde ich gefahren; dann gingen wir nochmals die Route durch, insbesondere die Querung des Barrancos de Taborno, und prüften unsere Handys, den Notnagel, für den Fall: "Nichts geht mehr"! Auch war es dort meine vorletzte Nacht in einem Bett unter einem festen Dach. Dort in der Herberge traf ich Johann, den Wanderführer. Er kam vor vielen Jahren aus Bayern, wo er Sommers auch Bergführer war und im Winter Skilehrer. Er ist ein guter und strenger Führer, und steht in den Diensten einer Reisegesellschaft. Wir gingen am nächsten Tag ein Stück zusammen, bis er in Las Carboneras eine Gruppe übernahm. Ganz früh morgens, als noch die anderen mit dem Aufstehen kämpften, ging es los in eben die besagte Richtung Carboneras mit den vielen Holzkohlenmeilern "vor der Tür"!. Es war alles noch sehr feucht und die Wolken zogen hoch zum Grat. Dann geht es sich am besten, wenn man auf die feuchten und glatten Felsen acht gibt. Es ging gut voran, - na ja, war es doch erst der erste Tag! Das wird sich noch gewaltig ändern.

Man muss einen „Schritt“ haben, der dem Herzschlag und der Atmung harmonisch entspricht. Die meisten Leute schwatzen viel zu viel! -Sie schwatzen sich ihre eigene Kondition kaputt. Normalerweise pendelt sich dieser Rhythmus ganz automatisch ein, auf glatter Strecke! Hier war es etwas anders; gleichmäßiges Gehen war nicht möglich. Zwischendurch wurde immer wieder mal angehalten und ein „Mineralschnaps“ genommen. Der Elektolythaushalt ist sehr empfindlich und für ein schlappes Gefühl verantwortlich - man mag einfach nicht mehr weiter! Hinter Las Caboneras, irgendwo im Wald, schlug ich mein Lager auf, noch vor dem Barranco de Taborno, das ich morgen überqueren wollte. Das wird eine Heidenarbeit werden! Ein Barranco entlang seines Verlaufes zu gehen, ist längst nicht so besonders schlimm und schwer, wie das Risiko und die Anstrengung es zu überqueren! Das ist wie mit einem amerikanischen Canon. Heute ist der Auf- oder Abstieg noch da, morgen vielleicht schon nicht mehr begehbar! Morgen war die Strecke über Taborno bis Casas de Afur angesagt. Immer schön an den Ortschaften vorbei! Ich schlief sehr gut, obgleich es nachts sehr feucht und kühl war, bis mich der „Hahn“ wecke! - Ach nein, es war ja weit und breit keiner da. Also Sachen zusammenpacken und das Barranco in Angriff nehmen, worauf ich psychisch und physisch schon vorbereitet war! Der Wald war sehr dicht und überall moos- und algenbehangen, und wieder der gleiche dicke Nebel. Ständig fielen große Wassertropfen von den Bäumen. Jetzt beweist sich der Ausdruck 'Wolkenmelker' der Kiefern an den Teideflanken! Im Nu ist man nass, und die Kleidung vollgesogen. Wenn dann die Sonne kommt, ist alles unter den Bäumen eine fast undurchsichtige Dampf- und Nebelsuppe. Deswegen sollte man nie zu dieser Zeit ohne Regenschutz durch unbekannte Wälder marschieren!

So kann ich die Schlucht nicht queren, dazu muss die Sicht gut sein! Ich war schneller als ich gedacht hatte, und nun musste eine Zwangspause eingelegt werden. Als sich der Nebel löste, konnte ich nach einem Abstieg Ausschau halten. Es war eine glückliche Stelle dort, und der Abstieg ging wider Erwarten gut. Nun der Aufstieg auf der anderen Seite. Wo suchen? Zum Meer hin werden die Wände zwar immer flacher, aber das bedeutet auch einen großen Umweg. Talaufwärts fand ich was Passendes, aber ohne Seil war das nicht gut zu machen, trotz Bäumen und Sträuchern an den Felswänden, sie waren viel zu steil. Also ging es los mit dem Seil, an dessen einem Ende mein Rucksack befestigt war, den ich jeweils von oben hinter mir her zog. Ein paar Stunden waren schon drauf gegangen, aber später von Gegenüber sah das alles viel besser und leichter aus – geschafft! Nun war erstmal Essen angesagt in der Nähe einer Quelle, denn bislang war mein Magen noch, bis auf ein paar Kekse, leer gewesen. Mit vollem Magen sollte man solche anstrengenden Klettereien auch nicht machen! Da die Quelle hier entsprang, konnte sie noch nicht vom Vorlauf verschmutzt sein; und so braute ich mir meinen Mineralcocktail aus Brausetabletten oder Pulvertütchen, die es in jeder Apotheke gibt, mit dem frischen Quellwasser und unterzog mich einer Reinigungsprozedur mit diesem sehr kalten Wasser und flüssiger Seife!? -Warum flüssige Seife? Weil sie viel ergiebiger und löslicher ist, besonders bei sehr weichem und kaltem Wasser, als die Stücke! Außerdem ist sie bequem und platzsparend in einer verschließbaren Platikflasche aufzubewahren, und seift nicht den ganzen Rucksackinhalt ein, wie es die nassen Stücke tun.

Um mich herum wurde es lebhaft. In den Lorbeerbäumen tummelten sich ganze Heerscharen von Finken, die alle lautstark bemüht waren den neuen Tag und die Sonne zu begrüßen. Sie freuten sich, so wie ich mich auch! Jetzt fehlten eigentlich, außer mir, nur noch die anderen Affen! - Es war einfach herrlich mit den ganzen Pflanzen und Blumen um mich herum. Und dabei war es schon, oder erst, Mittag, und die Sonne fing an grell zu werden. Dann lieber zusammenpacken bevor die große Hitze einsetzt, und weitergehen, denn sonst können Beine und Gelenke anschwellen. Afur erreichte ich schon sehr früh, und so entschloss ich mich noch weiter bis zur Försterei bei Paso, in 934 Metern Höhe, zu gehen. Dort wollte ich den Grat überqueren und auf der südlichen Seite weitergehen. Denn hier weiter in Richtung Taganana würden mich eine sehr zerklüftete Bergwelt und ein neues Barranco erwarten, das Bco. de la Iglesia. Es war schön in der Försterei, und man fragte mich nach der Registrierung im Kontrollbuch ordentlich aus! - Ein Aleman, ganz hierher gewandert? Niemals im Leben! Mein Ausweis machte mich glaubwürdig. Es war eine Kopie, die in Folie eingescheißt war, die ich in einer Tasche um den Hals trug. So muß es mit allen feuchtigkeitempfindlichen Teilen und Dokumenten sein! Alle anderen Sachen, insbesondere alle Nahtstellen, trotz zusätzlicher Schweißungen und überlappenden Blenden, den Rucksack mit Schlafsack, den Anorak und das Zelt, hatte ich lange vorher sorgfälltig mit Teflon-Spray oder -Fett imprägniert. Sonst fängt alles bald an zu stocken. Das waren nun fürs erste meine letzte warme Mahlzeit und ein richtiges Bett. Die Hälfte war geschafft, und auf der Südseite geht es besser voran, trotz des besonders dichten Waldes. Dort im Forsthaus sah ich erstmalig eine Wildziege mit stark gebogenem Gehörn, so wie eine Gemse es hat. Auch sah ihr Körperbau ganz ähnlich aus, nur kleiner, als wäre sie noch ein Zicklein. Sie sind sehr selten, hervorragend getarnt, sehr scheu und leben in den nackten Felsen nahe der Küste. Diese hier hatte sich ein Gelenk verletzt, mit dem sie nach einer Ruhestellung und Behandlung aber schon wieder ganz munter war, sonst hätte sie draußen auch nicht lange überlebt. Am nächsten Morgen dann: „Adios Amigo, und komm' auf dem Rückweg vorbei, y Vaya con Dios Aleman!“ Wir waren die Route nochmals sorgfältig durchgegangen, und ich war auf dem richtigen Weg zur Eremita. Man wußte aber nur in etwa wo sie genau liegen soll. Das reichte mir aber schon. Schließlich waren die Forstmänner ortskundig und glaubwürdig.

Nirgendwo auf Teneriffa sah ich jemals so viele und ausgedehnte Terrassenplantagen, wie hier in dieser Gegend!

Es ging forsch voran, immer am Hang entlang durch sehr dichte Wälder mit feuchtem und rutschigem Untergrund ohne eine Ortschaft. Da tritt es sich schwer, auch mit starken Profilsohlen ist es noch glatt und schmierig, weil die Blätter auf dem Boden so feucht sind. Nur ein paar kleine Bauernhäuschen und eine Menge ganz kleiner Örtchen waren ganz abseits gelegen, und wahrscheinlich auch solche von den selbsterwählten Einsiedlern, wie dem Orgel- und Pfeifenbauer. Ich kreuzte die Hauptstraße von San Andres nach El Bailadero. Überall an den Straßenrändern sieht man kleine Kapellen, geschmückt mit frischen Blumen. Teils sollen die dort verehrten Heiligen die Autofahrer beschützen, teils sind es auch Gedenkstätten für Verunglückte, die hier zu Tode gekommen sind - und es müssen schon recht viele gewesen sein! Die Straße ist sehr kurvenreich; ich bin sie schon mehrfach in beide Richtungen gefahren!

Noch zwei Übernachtungen mit den Vögeln, dann sollte ich eigentlich angekommen sein! Das letzte Ende war wieder ziemlich mühsam, weil es nicht mehr ganz so viel Wald gab, dafür schroffere Felsformationen und Gluthitze. Also mußte das Tempo verlangsamt werden! Die Hitze und die Sonnenstrahlung sind der Feind Nr.1 eines jeden Wanderers dort; dann unbedingt den "Gang" herunterschalten, denn sonst geht der Kreislauf in die Kniee! Eine ersehnte Dusche würde jetzt nicht erfrischen, sondern alles nur noch verschlimmern und beschleunigen. Das ist der häufigste aller Fehler bei der Heimkehr nach längeren, ob geführten oder nicht, Wanderungen. Schnell unter die Dusche, und "Peng" ist es passiert! "Herr Kreislauf " meldet sich, er will nicht mehr! "Alleinreisenden" braucht man das nicht erklären, die wissen das ohnehin was passiert! Unterwegs fängt es immer an mit schweißnasser aber kühler Stirn (kalter Schweiß), leichte Blässe mit flatterigen Händen und flachem Puls. Erst dann kommt der unsichere Gang mit Krämpfen, Gleichgewichts-, Bewußtseins- und Sprachstörungen, wie Doppelbilder bis hin zur Bewußtlosigkeit (Kollaps). Einziges sofortiges Mittel bei den ersten Anzeichen dagegen, nicht nur für unterwegs, ist: Ganz schnell flach auf den Rücken legen, enge Kleidung, besonders am Hals, öffnen, und die Unterschenkel und Füße möglichst hoch auf den Rucksack, bis alles vorbei ist. Stirn kühlen erfrischt zwar, nützt aber gar nichts! Ein Würfelzucker, Kekse oder Schokolade, alles was Zucker enthält, hilft sofort gegen Unterzuckerung, welches die gleichen Symptome hat, aber beaufsichtigt eingenommen werden sollte, oder noch bei vollem Bewußtsein auf der Seite liegend! Denn der Schluckreflex ist auch betroffen, und dann droht Erstickungsgefahr! Traubenzucker ist das Idealste! Meistens dauert es nicht lange an. Dann langsam und vorsichtig erstmal hinsetzen, nicht gleich wie ein Stehaufmännchen hoch! Denn dann kann es richtig "schwarz" werden, mit spontaner Bewußtlosigkeit. Das Blut muß Zeit haben sich umzuverteilen.

Noch einmal die Straße nach Chamorga überqueren und auf die Nordseite wechseln, und dann noch etwas mehr als drei Stunden und ich war am Ziel! Bis auf ein einziges Mal hatte ich nie den Kompass benutzt! Wozu sind die Sonne, die Karte und eine Uhr da?

Er war da und erwartete mich, der Patre Lois, der Mönch und Eremit! Die Wiedersehensfreude war sehr groß, und erst jetzt legte ich meinen Stecken beiseite und kramte einige Geschenke hervor; wir waren sehr gute Freunde geworden, mein Stecken und ich! Auf dem Rückflug von Teneriffa bekam ich seinetwegen fast noch Probleme bei der Kontrolle, weil alle Welt glaubte er sei ein altes Kulturgut, weil er doch oben am knorrigen Knauf mit Schnitzereien verziert war, und ziemlich abgegriffen aussah! Erst ganz zuletzt, bevor er mir abgenommen werden sollte, wurde auf der halben Länge der eingeschnitzte Wunsch "Vaya con Dios" entdeckt. Das Kreuz, ein Geschenk vom Patre, blieb hingegen unbeanstandet. Und gerade das war wirklich schon sehr alt, und hatte alle unübersehbaren Merkmale eines solchen Gutes! Es stammte aus einem bekannten Monasterio.

Des Patres Haus war eigentlich kein festes Haus in dem Sinne, sondern, bis auf den Keller und den Kamin, ganz aus dicken, runden Holzstämmen und Schindeln gebaut und abgedichtet mit einer Masse, bestehend aus Lehm oder Ton, verknetet mit sehr widerstandsfähigen Pflanzenfasern (Bambus-, Palmwedel- und Sisal-, Hanffasern), wie die Eisengebinde im Beton! Das geht niemals kaputt! Ebenso waren die Lavasteine des Kamins verklebt und verfugt. Ein Keller war einfach in die Lava gehauen und schön gleichbleibend kühl und trocken. Dichter Wald und große Felsen schützten die Lichtung von allen Seiten vor Wind und Wetter. Rings um das Haus fanden sich alle möglichen Sorten von Gemüsen in buntem Gemisch durcheinander, die teilweise dreimal im Jahr geerntet wurden. Daran war wahrlich kein Mangel!

Da waren ein Batterie betriebenes Radio, viele Bücher und eine Quelle vor dem Haus, und das war aller Komfort. Alles andere war selbst aus Holz gezimmert und geschnitzt, selbst Teller, Löffel und Gabeln und Schalen, abgesehen von dem anderen Inventar! Es war wie in einem Märchen!

So zogen wir tagein tagaus durch die Wälder, sammelten Beeren, Kräuter, Blüten, den echten Lavendel und den giftigen Oleander, besondere Pilze und Moose. Machten Brennholz, versorgten die hauseigenen Ziegen, die beiden Hunde, den treuen Esel und kochten unseren Tee und das Hirse-, Hafer-, und Kräuter-Süppchen mit Ziegenmilch. Ein paar eigene Aloe Vera-Pflanzen gab es auch. Es sind ganz besondere Heilpflanzen, die dort auch extra in großen Plantagen und Kulturen auf Feldern angebaut werden, wofür Patre Lois ein begehrter Berater war, denn er kennt sich mit den Schädlingen ebenso gut wie mit den Pflanzen aus. Bei uns ist sie eine beliebte Topfpflanze. Ihre Ähnlichkeit mit der Agave ist rein willkürlich, denn mit der ist sie weder "verwandt noch verschwägert! Alle Varianten sind genießbar; nur für Menschen mit Niereninsuffizienz kann ihr Saft oder Harz (ziemlich bitter) unverträglich sein. Als Wildling zählt sie zu den besonders geschützten Pflanzen, so die Erklärung von Patre Lois!

Es war Juni, und die Tage schon lang.

Manchen Abend saßen wir ganz schweigsam beieinander und sprachen dennoch miteinander! Nur dass der Ton abgeschaltet war!

Das Haus stand immer offen; es existierte auch kein Schloss, nur ein Holzriegel für kalte Tage und Nächte, damit die Tür gegen Kälte geschlossen bleibt. Hin und wieder kamen Ziegenhirte vorbei und brachten Brot oder etwas Nützliches mit. Dann wurde stets Ziegenkäse in Holzbütten bis spät in die Nacht gemacht. Meistens übernachtete sie dann auch dort. Draußen wimmelte es dann von Ziegen. Dem Gemüse konnten sie aber nichts tun, das war gut geschützt.

Ich vermisste nichts, so wie ich auch auf dem Weg hierher nichts vermisst habe. Das ist gewiss nicht jedermanns Sache auf diese Weise stille Einkehr und eine „Inventur“ mit und in sich selbst zu machen! Leute, die auf solchen Touren immerfort plappern müssen, sind mir höchst unsymphatisch und lästig; ich verabscheue das. Ich weiß auch nicht wie lange ich das gekonnt hätte! Jedenfalls tut es gut, sich einmal körperlich zu fordern, ohne gleich an seine individuelle Leistungsgrenze zu gehen!

Nur nie die Reserven unnötig beanspruchen, sie könnten noch gefordert werden, solange man noch nicht auf der Schwelle seines Zieles steht! Das ist eine alte Weisheit!

Nach einer Woche ging es wieder heim mit dem Auto von Lomo de las Bodegas. Wir hatten eine schöne Zeit, der Patre und ich.

Aber ich habe niemanden vermisst oder gebraucht, ganz ebenso wie mich auch keiner vermisst hat!

- Oder doch? Vielleicht ein junges Mädchen? -

Zu Hause fiel mir ein solches mitten auf der Straße, in Tänen aufgelöst und völlig aus der Fassung geraten, um den Hals, als sie mir begegnete und mich gesund und heil sah. Ich kannte sie gar nicht, und erinnerte mich auch nicht ihr schon jemals begegnet zu sein. Auf meine Frage nach der Ursache ihrer Fassungslosigkeit und ihrer Tränen, meinte sie, sie hätte solche Angst gehabt; es geschehe doch so viel und es sei doch alles so gefährlich, wie man im Dorf so erzählt! Das war nun so ganz und gar nicht die Art einer unverheirateten, wohlerzogenen und tugendhaften jungen Spanierin in der Öffentlichkeit; ihr spontanes Verhalten mitten im Ort auf der Straße war ganz sicherlich unmöglich gewesen und muß sie einfach überwältigt und sehr viel Überwindung gekostet haben! - Eigentlich hätte ich nie etwas anderes vorgehabt als so wiederzukehren, wie ich fortgegangen war, erklärte ich ihr! - Aber lieb war es trotzdem von ihr, und ich fand es irgendwie rührend! Und so machte ich auch keinen Hehl daraus sie einfach in den Arm zu nehmen und ihr das sofort und selbst auf der Straße zu sagen. Es hat viel Klatsch und Tratsch gegeben, bis hin zu Beleidigungen und Diffamierungen gegen mich als Deutscher, die gerichtlich sehr wirkungsvoll geahndet wurden, aber es hat uns noch tagelang amüsiert, denn nun begegneten wir uns häufiger, wahrscheinlich nur deshalb weil ich sie vorher nicht wahrnahm. Nun kannte ich sie und vorher nicht. Fortan grüßte ich die Fenster einiger Häuser immer besonders überschwänglich, bei denen ich wußte, dass die alten Klatschweiber hinter den Gardinen saßen. Sie waren ja von draußen zu sehen! Dann sind sie immer blitzschnell verschwunden. Heute lachen wir darüber. Vor 25 Jahren wären die Tuscheleien des "Nachrichtendienstes" vielleicht wohl begründet gewesen - ich geb' es zu! Viel später beim Tanz auf einer Fiesta erfuhr ich, dass sie Medizinstudentin sei und in den Ferien den Eltern half. Eine von drei Töchtern, die das Glück einer gehobeneren Ausbildung gegenüber ihren Schwestern hatte. Meistens ist es innerfamiliär so geregelt, dass nur ein Kind auserwählt ist, etwas anderes zu werden. Das hat viele Gründe, sowohl finanzielle, wie auch historische! Also doch kein "ländliches Kulturgut"! Wie ich es mir eigentlich schon so gedacht hatte.

Ihre Schwestern waren ebenfalls sehr itelligent und aus dem gleichen "Holz" geschnitzt, mit ebensolcher guten Ausbildung. Ganz einfach, unkompliziert, sympathisch und charmant! Wir brachten es sogar fertig oftmals abends gemeinsam zu viert, sogar manchmal zu sechst mit den Eltern, durch den Ort zu bummeln und draußen vor einer Bar an der Plaza zu sitzen. Das Gegaffe war spassig! Sie mußten immer noch einmal wieder vorbeigehen, und krampfhaft bemüht sein, uns zu übersehen! Ein richtiger "Wildwechsel", und alle taten so als existierten wir überhaupt nicht. Gott sei Dank reagierten die Eltern mit außerordentlich großer Aufgeschlossenheit und noch mehr Humor! Der Papa war ein bekannter Architekt in St. Cruz mit Büros in Pt. de la Cruz, also nicht gerade ganz unbegütert!

Ich glaube sie hat wohl doch zu viel Dschungelcamp oder Robinson & Co. gesehen, und glaubte allen Ernstes daran. Aber damals gab es das ja noch nicht in dieser menschenunwürdigen Form.

Bis zu diesem Tag war sie mir ganz fremd, ich ihr offenbar nicht!? Ich habe nie danach gefragt, um sie nicht eventuell in Verlegenheit zu bringen. Heute ist sie die Senorita Doctora in der modernen Kinderklinik von La Laguna - Santa Cruz.

Nun musste ich so viel erzählen, wie es auch gewesen wäre, wenn ich hier die ganzen Wochen normal geplappert hätte. Sie wollten alles auf einmal wissen. Der ganze Ort sprach über diese Reise in die "Wildnis", was sie ja überhaupt nicht war! Es gab dort nur weniger Zivilisation als hier! Es hat Vor- und Nachteile alleine zu gehen. Auf jeden Fall erfordert es eine noch größere Vorsicht, und eine gute Fähigkeit eine Situation oder ein Risiko bestmöglichst einschätzen zu können!

Jedenfalls ist solch ein Unternehmen eine Schlankheitskur mit Erfolgsgarantie!

Zwei Wochen später fuhr ich nochmals nach las Bodegas hinauf, um Säcke und Kartons voller notwendiger Utensilien und Nahrungsmittel dort in einer Bar für Padre Lois zu deponieren. Gewisse Dinge sind sehr wichtig, wie Salz, Zucker und dann die Seifenmittel, Nähgarn, Bleistfte, Papier und all den vielen Kleinkram, und noch ein kleines bisschen Luxus. Es war eine sehr lange Liste! Haferflocken und Milchpulver waren auch ein paar Kilo dabei, das isst er so gerne. Der Ziegenhirte des Ortes, der auch gleichzeitig der "Dorftrottel" war, bot sich an, alle Sachen nach und nach per Esel bei Padre Lois abzuliefern. Das war absolut glaubwürdig, und verlangte nach einer deftigen Belohnung. Wie ich hörte, war alles in ein paar Tagen geliefert.

Es gibt sehr Vieles zu bedenken, bevor man sich auf den Weg macht!

Es dauerte eine Weile, bis das alles innerlich verarbeitet war!

Gruß Dieter

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Ein Unfall kommt selten alleine! – Gestern noch auf stolzen Rossen, heute ……. !

Wir zeigen denen mal wie man bei uns in Bayern nachts Serpentinen fährt!

Dabei begann der Tag so verheißungsvoll, in einem großen Hotel (Barcelo Santiago) an der Westküste Teneriffas.

Gestern Abend war es spät geworden, und die Alkoholvorräte an der Hotelbar und anschließend in einer anderen Bar gegenüber waren noch nicht erschöpft! Wenn man um die 45 Jahre alt ist, kann man sowas ab! Lauthals hatte man ja verkündet einen Mietwagen zu haben mit dem man morgen eine Rundfahrt mit einem abschließenden Casinobesuch in Las Americas machen wolle. Es würde also spät werden zum allabendlichen „Umtrunk“, der stets untermalt wurde mit germanischem, volkstümlichem „Liedergut“. Nicht schön, aber laut!

Es wurde spät, auch schon mit dem Start der Rundreise! Erst am Nachmittag war dann der Alkoholpegel so weit gesunken, dass sich auch der Autoschlüssel wiederfand. Er hatte friedlich in der letzten Bar genächtigt! Aber nun sollte es losgehen! – Auf ins Casino, man gönnt sich ja sonst nichts! Meine Warnungen sehr vorsichtig zu fahren, insbesondere nachts und in den Kurven, wurden zwar gehört, aber als „Paperlapap“ abgewinkt und kommentiert. Allerdings gehörte ich ja auch nicht zu diesem erlauchten Kreis der Kampftrinker! Und als Outsider hat man zu schweigen, besonders dann, wenn man doch gar nichts weis über Teeriffa und sich doch nur tagsüber getraut Auto zu fahren. Ich wußte ja warum! 'Wir kommen aus Bayern, und sind das Serpentinenfahren von der Wiege auf gewohnt', so tönte es. 'Die hier werden uns nichts vormachen!' Nun ist die direkte Strecke nach Las Americas von Puerto Santiago eigentlich sehr gut ausgebaut und neu, also keine Probleme, - ja, wenn man sie kennt, und das bei Nacht! Es war ja noch reichlich Zeit bis zum nächsten Morgen, und deshalb könne man ja auch noch einen Umweg über Santiago del Teide machen, einer sehr schönen Strecke, - wenn man sie kennt - bei Nacht! Also ging es doch recht spät nachmittags unter viel Gebrüll und Beifall der abendlichen „Gemeinde“ im bayerisch-deutschem Fahrstil, also mit viel Gas, los gen Süden. Es war Freitag, und somit Wochenendbeginn auch für die Insulaner, und nicht einmal der 13. des Monates! Einige Gesichter des Personals, die die Show mitbekommen hatten, sahen sehr bedenklich aus.

– Wenn das mal gutgeht! –

Es ging nicht gut!

Noch weit vor Mitternacht erhielt das Hotel einen Anruf von irgendjemandem; es seien zwei ihrer Gäste seitlich von der Straße abgekommen. Es sei nichts passiert und man hatte das Auto schon wieder auf die Fahrbahn gezogen. Ein paar einheimisch Spätheimkehrer, die von der Arbeit kamen, hatten gute Arbeit geleistet. Glück gehabt! Aber das in einer Gegend, die völlig abseits der angegebenen Route lag! Was wollten die denn dort zu so später Stunde. Hatten sie sich verfahren? Noch während der Diskussion über das Wie und Warum kam schon der zweite Anruf, aber diesmal von der Guardia Civil aus dem neuen modernen Krankenhaus in Las Americas. „Zwei Hotelgäste sind in einer Kehre von der Straße abgekommen und einen Steilhang hinabgestürzt. Wenn es geht, möge bitte jemand mit den Personalpapieren in der Poli-Klinik von Las Americas vorbeikommen, um beide Personen als Gäste des Hotels zu identifizieren, da sie beide noch bewusstlos sind und dieser Zustand auch für's Erste so erhalten bleiben solle.“ Das hörte sich überhaupt nicht gut an! Heißt es doch im Klartext: In Koma gehalten!

Erwähnt werden muß hier, dass die großen Kliniken sich schon auf schwere Unfälle mt Touristenbeteiligung eingestellt haben. Überall gibt es Krankenschwestern, die gleichzeitig als deutsche Übersetzerinnen tätig sind. Die Ärzte sprechen ohnehin Englisch und oft auch Deutsch.

Das war’s also vorerst mit den bayerisch-kanarischen Serpentinen-Fahrkünsten! Jedenfalls lebten sie noch!

Am frühen Morgen machte ich mich, mit einer Vollmacht des Hotels versehen und einem der Saufkumpanen sowie den Pässen, der Personalausweis ist in solchen Fällen nicht besonders hilfreich, besonders dann, wenn sich das Konsulat einschaltet, im Geleit zweier Polizisten in einem Polizeiwagen auf nach Las Americas, zu schauen was da los ist. Ein alter Bekannter, Robert, der Direktor des Hotels, bat mich darum. Natürlich hatte man in der Klinik eine Blutprobe genommen, aber ich verschwieg das Gelage vom Abend zuvor in der Befragung! Es war ja sonst niemand zu Schaden gekommen, anderenfalls hätte ich das auf keinen Fall auf eine direkte Frage verschwiegen. Tut man das, geht es einem sebst an den Kragen!

Es sah nicht schön aus; bis auf einige kleine Hautstellen, die zwecks besserer Identifizierung freigelegt und vergrößert worden waren, nur weißes Verbandszeug. Die können später ganz sicher einen Roman über die 1000 Meter Verbandsstoff schreiben, wenn ihnen wieder die große Klappe aufgegangen ist! Es ist immer wieder erstaunlich wie klein und hässlich doch die großen "Töner" werden, wenn sie eine Klinik betreten, und ihnen der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase steigt. So jedenfalls verhielt sich mein Begleiter! Er weigerte sich standhaft die OP-Bekleidung, wegen der Verbrennungen, für sterile Räume anzuziehen. Damit durfte er dann auch den Intensivraum nicht betreten, was ihn sichtlich erleichterte. Man hatte ihm wohl zu Hause allzuoft gesagt, dass das "letzte Hemd" keine Taschen hat, so wie ein OP-Kittel auch nicht! Die Kopfhaube und den Mundschutz nahm ich für ihn als Andenken mit, damit er gegenüber seinen Kumpels nicht gar so "nackt" dasteht und was erzählen kann! Glück im Unglück, war, dass es „nur“ diverse Brüche und Wirbelstauchungen, einige starke und großflächige Verbrennungen und nur geringe, keine unmittelbar lebensbedrohlichen, inneren Verletzungen, bis auf einen kleinen Milzeinriss und Leberprellungen, waren, denn der Wagen war bei dem Sturz und den Überschlägen in Brand geraten. Nun ging das Gerangel mit den Behörden los. Verwandte in Deutschland ausfindig zu machen und zu benachrichtigen, nachzuforschen ob Versicherungen bestehen, usw.. Der Autovermieter wollte sofort Geld sehen für den zurückgebliebenen Schrott, die Polizei und die Touristikbehörden in Santa Cruz waren sehr ungeduldig, und dann die Kostenübernahme für das Krankenhaus und einen evtl. Rücktransport, sollte es dazu kommen. Zwischendurch waren beide nach Santa Cruz in die Uni-Klinik verlegt worden. Das alles und mehr ist etwas, was ich keinem wünschen würde! Die Botschaft wurde automatisch benachrichtigt, sowie auch die Staatsanwaltschaft. Eine Erhebung großen Ausmaßes also.

Gott sei Dank meldete sich ein Sohn aus Deutschland, den die hiesige deutsche Polizei hier ausfindig gemacht hatte und betraute einen ortsansässigen Anwalt damit. Es wurde ein langer Krankenhausaufenthalt in Las Americas und St. Cruz mit anschließendem Heimtransport.

Nun, was war geschehen?

Im Casino war es gar nicht das was man sich erhofft hatte, und was immer so angepriesen wird. Nein, es gefiel denen einfach überhaupt nicht. Und so entschloss man sich, nach einem letzten Glas, doch über den schon erwähnten Umweg über Santiago del Teide die Heimreise anzutreten. Mittlerweile war es dunkel geworden, aber die Straßen waren ja gut, - wenn man deren Verlauf gut sehen kann. Und überhaupt kommt ja auf diesen Nebenstrecken nur jedes Schaltjahr mal ein Auto entgegen. Soweit ging’s ja auch ganz gut, bis auf einmal die Straße weg war. Schon rappelte es und der Wagen war von der Straße abgekommen und knapp einen Meter über den Seitenstreifen gerutscht. Ein paar junge Leute haben ihn dann wieder flott gemacht, was sie eigentlich auf keinen Fall gedurft hätten! War ja alles noch gut gegangen! Nun erinnerte man sich aber an die Uhrzeit, und dass man ja noch zu dieser Stunde alle an der Bar treffen würde, um zu berichten wie großartig man diese läppischen Kurven gemeistert hätte! Da sollten die erst mal nach Bayern kommen um wahre Serpentinen kennenzulernen! Jetzt musste aber richtig Gas gegeben werden, so kurz vor der Bar. – Und schon war die nächste Kehre da, ohne Seitenbegrenzung und mit viel Schotter auf dem Seitenstreifen, in dem kein Reifen mehr greift. Es war eine kleine Ausweichbucht. Die Scheinwerfer leuchteten ins Leere, und dann ging alles ganz schnell und ..... abwärts. Der Wagen überschlug sich ein paarmal und landete auf einem Felsvorsprung tief unten.

Einige Bewohner in der Umgebung hörten den dumpfen Knall und sahen auch schon Feuer, wie sie behaupteten. Sie müssen es auch gewesen sein, die beide aus dem Wrack befreit haben, denn bis dort ein Krankenwagen oder die Polizei hinkommt, vergeht eine ziemlich lange Zeit.

Wie beide den Transport von ca. 35 bis 40 Km nach Las Americas überlebt haben, ist mir heute noch schleierhaft, denn die Ambulancias haben generell keinen Notarzt an Bord, noch haben die Fahrer und Beifahrer eine ordentliche Ausbildung als Unfallhelfer oder gar Sanitäter. Eigentlich brauchte man auch nur einen, der zweite ist wie ein Strohmann nur zum tragen der Trage da! Weit und breit ist außer Las Americas keine Klinik für schwere Unfälle. Die kleinen privaten Kliniken, sind oft nur etwas mehr als große Praxen. Und das auch noch Freitag Nacht!?

Sie haben es überlebt, die Serpentinen-Schumis; es ist eben doch nicht ganz so wie hierzulande!

Ein Rattenschwanz von Anspruchsstellern mit einer Unmenge Papier folgte dem ganzen. Gott sei Dank klnkte das Konsulat sich ein.

Nun glaubt mal ja nicht, dass der Rest der Clique schweigsamer geworden wäre! Keinem von denen wäre sowas je passiert, - nie im Leben! Schließlich fahren sie ja in Bayern tagtäglich Kurven! Das muss unbedigt und ganz alleine am Auto gelegen haben, denn Fremdeinwirkung war ja auszuschließen! Die vorsichtge Erwähnung der Saufgelage und nicht angepasster Fahrweise brachten nur höchten Ärger ein. Und damit war die Sache erledigt und abgetan, jedenfalls für sie!

Eigentlich sollte jedem bekannt sein, dass Teneriffa ein einziges Gebirge ist, das jedoch ganz anders geartet ist als unsere Alpen! Demzufolge sind auch die Straßen anders an die Gebirgsformationen angeglichen!

Weiß man das nicht, so kann es einem leicht zum Verhängnis werden, zumal auch die Sicherheitsvorkehrungen z. B. der Straßenränder teilweise an andere Erfordernisse angepasst sind.

Es ist nur ein Appell an alle die Gäste, die dort mt einem Auto unterwegs sind, sich und ihre Fähigkeiten nicht zu überschätzen, und anderen nachzueifern. Die Einheimischen kennen sich besser aus!

Die Spitzkehren dort sind eben doch ganz anders, zumal in der Dunkelheit!

Darum nehmt euch Zeit und nicht das Leben; man hat nur eines.

"Wenn du einmal tot bist, hast du einen sehr wichtigen Teil deines Lebens verloren." (Brook Shields)

Gruß Dieter

P.S. Es gibt hier ein Foto eines Autos, dass auch versucht hat die Kehren abzukürzen bei einer ähnlichen Situation. Nur hat es nicht gebrannt. Allerdings entstand es auf Mallorca im Gebirge auf der Strecke Lluc - Inca.

Titel: Schrott durch Leichtsinn!

Fotorubrik: Lluc

Bild ID: 10 98 33 68 58

Eine Mahnung für jeden!

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Ein kleines süßes Mädchen mit zweiundzwanzig „Elternpaaren“!?

Gibt es das? Ja, sie wird von allen nur „Nuestra Senorita Delia“ genannt!

 

Wer ist diese kleine Senorita und warum wird sie so verehrungsvoll genannt? Schauen wir uns doch die Geschichte einmal an, die dazu geführt hat. Mich selbst rührt diese Begebenheit heute noch!

Sie ist eine von zwei Töchtern ganz armer Landwirte, gewissermaßen ein Nachkömmling, denn ihre Schwester ist gute zehn Jahre älter. Mindestens fünfzehn Kilometer Luftlinie südlich von Icod de los Vinos liegen noch ganz verstreut ein paar kleine Haufendörfchen schon im Parque Natural rund um den Parque National del Teide. Es sind dies die Siedlungen: Hoya de Retondo und Los Marque. Sie, die Einwohner dort, haben Sondergenehmigungen und -Rechte und sie leben schon seit vielen Generationen in den Örtchen. Auf normalen Landkarten sind sie gar nicht verzeichnet, so klein und einsam sind sie gelegen. Es ist wirklich entweder ein guter Tagesmarsch oder eine halsbrecherische Fahrt mit einem Geländewagen von El Amparo, dem nächst „größeren“ Ort, dorthin! Alle Wege hin zu diesen Kleinbauern haben eigentlich bisher nur Eselkarren gesehen. Dementsprechend sind auch die Wege. Die umgebende Landschaft ist extrem: Dichter Pinien- oder Kiefernwald oder karge Savanne. Es ist ja schon die nordwestliche Flanke hoch zum Teidegebiet und immerhin bereits gute 900 bis 1100 Meter hoch. Entsprechend rau ist auch das Klima.

Diese beiden Siedlungen sind typisch im Stil von Haufendörfchen angelegt sehr weiträumig  umgeben von einzelnen versteuten Fincas, d. h. alle gruppieren sich dicht bei dicht um ein Zentrum. Das kann alles mögliche sein, ein Platz, ein uralter Baum, eine Quelle usw.. Mitunter sind die Häuschen sogar direkt miteinander verbunden und zusammengebaut.

Hier leben jeweils etwa 40 bis 50 Menschen fast jeden Alters. Alle sind sie Selbstversorger und haben täglich schwerste Arbeit zu verrichten um dem unfreundlichen Boden etwas abringen zu können. Hier wird die freie Marktwirtschaft untereinander noch praktiziert: Wer hat, der tauscht! Zu verkaufen gibt es nichts, Geld besitzt keiner, außer den paar Groschen staatlicher Unterstützung.

Und die Einwohner sind glücklich mit sich und der Welt, denn keiner besitzt mehr als der andere. Ein paarmal im Jahr kommen einige Mönche der Eremita de Bernabe südlich von El Amparo vorbei und wechseln die Ordensfrau aus, die dort bemüht ist die Kinder zu unterrichten. Das ist dann ein „Highlight“! ------ Aber seit 2006 nicht mehr das Einzigste im Jahr! ------

Und daran trägt die heute zehnjährige Delia alle Schuld! Wäre sie damals nicht gewesen, so gäbe es alle diese Menschen heute nicht mehr und auch das Dorf würde nicht mehr existieren!

Und das ist die Geschichte einer verhinderten Tragödie:

Im März 2006, es war ein heißer Tag gewesen, kehrten alle Einwohner von ihren Feldbestellungen heim. Das erste was dann folgt, wenn man sein Häuschen erreicht hat, man entfacht das Feuer in der offenen Feuerstelle, das den ganzen Tag über geglimmt  hat, denn die Abende und Nächte sind noch recht kühl, und mehr als ein paar selbst gestrickte Wolljacken hat man nicht um sich zu schützen. Das wird immer so gemacht seit dort Menschen leben. Wird es dunkel, dann zündet man vielleicht noch eine Talgkerze an, aber damit muß sparsam umgegangen werden, viele hat man nicht davon und die langen dunklen Abende kommen erst noch! Vielleicht treffen sich noch ein paar Nachbarn in einem Haus dessen Fensterläden geschlossen werden um niemanden zu stören, d. h. praktisch treffen sich alle zu einem Plausch und evtl. auch einem Gläschen Wein. Nur die Alten und kleinen Kinder bleiben daheim. Es ist grundsätzlich so, dass man abends alle Fenster und Türen schließt! Ich kenne das von allen ländlichen Gegenden auf Teneriffa, teils wegen des Ungeziefers und dann auch um gegen plötzliche nächtliche Wettereinbrüche geschützt zu sein.

Und genau in einer solchen Situation geschah die Katastrophe, die alles Leben hier ausgelöscht hätte, wäre nicht Delia gewesen!

Eines dieser Felshäuschen in dem Delia wohnte fing Feuer und brannte innen lichterloh. Die alte Oma war taubstumm und Delia erst fünf oder sechs Jahre alt! So etwas brennt wie Zunder und greift sofort auf alle Nachbarn über; die meisten schliefen schon bis auf die zahlreiche Männergesellschaft. Delia hat die uralte Großmutter aus dem brennenden Haus geschafft und ist dann schreiend durch das Örtchen gerannt, während die ersten Dächer der Häuser schon brennend einstürzten. Nur die Außenmauern sind aus Felsen geschichtet, alles andere ist ausschließlich Holz. Sie selbst wurde von einem brennenden und glühenden Balken getroffen und räumte diesen mit den bloßen Händen von ihrem Körper, um nun, mehr noch vor Schmerzen schreiend, auch den letzten aus seinem Haus zu holen. Es gab "nur" einige Rauch- und Brandverletzte. Nachdem alles in Schutt und Asche lag, suchte man nach Delia.

Sie war weg und verschwunden und in dem Chaos auch nicht auffindbar. Die ganze Nacht über wurde nach ihr gesucht, - vergebens!

Am nächsten Morgen fand man sie durch Zufall im nahegelegenen Barranco de Castro; abgestürzt und sehr schwer verletzt aber 'noch ein bisschen' lebend. Sie wollte doch nur ihre Brandwunden in dem Bach kühlen, der dort nahe der Steilwand des Barrancos vorbeifließt.

Ein Hubschrauber, von den bomberos (Feuergarde) alarmiert, brachte sie in ein großes Hospital, wo sie einige Monate verblieb und mehrfach operiert wurde, sowohl an den Brandwunden als auch an den zahlreichen inneren Verletzungen.

Nun setzte ein wahrer run auf diese Klinik ein. Von Nah und Fern kamen sie um das kleine Mädchen zu sehen, das ein ganzes Dorf vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Natürlich war das alles publik geworden. Die Spendenbereitschaft war so hoch, dass heute neue Häuschen aus massiven Stämmen mit sicheren, steinernen Wänden und Feuerstellen dort stehen, denn die Einwohner weichen nicht von der Stelle ihres Dörfchens, das nun neu aufgebaut wurde.

Seit dieser Zeit wird Delia wie eine Heilige verehrt, aber sie ist Gott sei Dank dennoch ein kindliches Wesen geblieben! Sie spricht nicht gerne über dieses Geschehen. Und ich habe den untrüglichen Eindruck gewonnen, dass sie dieses Trauma noch lange nicht verarbeitet hat! Manchmal, ganz spontan, unterbricht sie ihr Spielen und setzt sich still und alleine abseits. In sich versunken und den Kopf in die Hände gestützt. So sitzt sie mitunter stundenlang geistesabwesend da und niemand spricht sie an; bis sie dann urplötzlich wieder ganz munter am Treiben der anderen teilnimmt als wäre nichts gewesen. Das ist typisch für ein solches posttraumatisches Verhalten!

 

Was nicht einmal ein Erwachsener so einfach fertigbringt, dass zeigt uns ein Kind! Selbst wenn es auch nur rein instinktmäßig wäre, so könnte es manchen Erwachsenen doch schon fast beschämen!

Als ich sie fragte: "Darf ich diese Geschichte in Alemania schreiben?"

Antwortete sie ganz erstaunt und unbekümmert mit einer Gegenfrage : "Warum willst du darüber schreiben?"

"Weil ich es gut finde und es anderen Leuten in Alemania auch erzählen möchte!"

"Wieso? Habt ihr bei euch keine Omas, Opas, Papas und Mamas? Und gibt es bei euch kein Feuer?"

"Doch, das schon, aber viele Leute sollen es erfahren, dass es dich gibt!"

Sie daraufhin ganz kindlich naiv, eher erstaunt und kein bisschen arrogant: "Ach sooo, na gut, dann schreib es! ....... Ich geh' jetzt wieder spielen, kommst du mit? Ich zeig' dir auch mein kleines Hündchen?"

Dieser kurze Dialog hat mich einfach umgehauen!

Ich habe versprochen wiederzukommen; das soll eigentlich nun in drei oder vier Wochen geschehen. So ist es geplant und vorbereitet!

Bislang konnten alle die Reporter, Filmemacher und alle die dieses Dorf mit ihrer "Heiligen" vermarkten wollen, erfolgreich abgewehrt werden. Selbst die Kirche, die ja ihre Finger dort überall dazwischen hat, machte schon zwar noch zurückhaltende aber doch schon eindeutige und listige Versuche daraus Kapital zu schlagen, mit ihren typischen Floskeln: Göttliche Eingebung, Erleuchtung, Wunder, usw., was dererlei Dinge mehr sind. Die viel zitierte "Seele" ist dabei völlig unwichtig, solange es um Ansehen und Geld geht. Nötigenfalls auch durch indirekte Erpressung; jedes Mittel ist recht was dem egoistischen Zweck dient!

Wie war das doch noch gleich? "Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!" War das nicht der Leitspruch der Kreuzzüge im Mittelalter? Es hat sich nicht sehr viel geändert, nur die Methode ist raffinierter und verschleierter geworden. Die spanische Kirche ist unermeßlich reich, auch deshalb weil sie sich seit hunderten von Jahren von Rom abgewandt hat, also auch finanziell weitgehenst autark ist. Aber an finanzielle Hilfen ist überhaupt nicht zu denken bei diesen "Scheinheiligen" in ihren bunten Faschings- bzw. Theaterkostümen. - Man betet! - Das kostet ja auch nichts, jeder kann es und nur selbst essen hält gesund! Die einzig wahren Gläubigen dort sind die Einsiedler und Eremiten!

Sie gehört in das Dorf, so wie das Dorf genau dort hingehört wo und wie es immer war! Und sie ist die Delia, eine ihrer Einwohnerinnen! Schüchtern, verlegen, bescheiden und sehr scheu, auch heute noch! Eben ein Kind! Und nichts sollte an diesem Zustand etwas ändern können. Zweiundzwanzig Ehepaare gibt es hier und alle lieben sie wie ihre leiblichen Eltern!

Trotzdem habe ich Angst um sie! Die Menschen sind so grausam und rücksichtslos! Man lässt sie nicht zur Ruhe kommen und wird alle legalen und illegalen Mittel einsetzen um sie zu vermarkten!

Wenn ich irgendwo schrieb sie sei ein ganz normales Mädchen wie alle ihres Alters, schüchtern, leicht verlegen und noch sehr verspielt, so trifft das für Delia nur sehr bedingt zu!

Im Gegensatz zu den anderen ist sie nämlich schon ganz hoffnungslos verliebt, mit all ihren großen kindlichen Gefühlen, Empfindungen und inneren Konflikten. Und das gleich in sechs Männer! Wenn sie von ihren „Liebsten“ spricht, und sie läßt keine Gelegenheit dazu aus, ja sie sucht sie gerade - schon ein richtiges Appetenzverhalten - dann strahlen ihre dunklen Augen und ein geheimnisvoller und glücklicher Ausdruck von innen heraus überzieht ihr Gesicht. Jede Achtzehnjährige mit „Hummeln und Schmetterlingen im Bauch“, also gleichermaßen „erkrankt“, kann davon noch lernen!

Gemeint sind der Herr Professor und sein Ärzteteam der Klinik! Die Chirurgen und Fachärzte, die ihre äußeren Entstellungen und inneren Verletzungen, zumindestens an den sichtbaren Partien, z. B. das Gesicht, Arme, usw. wieder ansehenswert gestaltet haben. Sie spricht nur ganz ehrfurchtsvoll und voller Liebe von ihnen.

-------- Ein sehr glückliches Mädchen! --------

Drei Tage habe ich gebraucht und mich bemüht, stumm ohne ein einziges Wort, um sie davon überzeugen zu können, dass ich keiner von diesen Geschäftemachern und Rattenfängern bin. Bis sie mich akzeptierte, Vertrauen bekam und merkte, dass von mir keine "Gefahr" im Sinne der üblichen "Sorte" ausgeht! Allerdings hat sie mich ständig aus den Augenwinkeln scharf  beobachtet, immer auf Distanz haltend! Wahrscheinlich hat man sie damit im Hospital oft genug gequält. Die Ärzte scheinen auch hier im psychischen Bereich sehr gute Arbeit geleistet zu haben! Alle Achtung!

Sie muß sehr gelitten haben!

Am 24. November ist ihr Namenstag, und ich habe mir ernsthaft vorgenommen dann einmal von meinem ständigen "Feriendomizil" dorthin zu wandern um sie an dem Tag zu besuchen.

Zweimal im Jahr muß sie für ca. zwei Wochen zurück in die Klinik zur Kontrolle und Überprüfung ihres Wachstumes, obwohl die ganzen stählernen Halterungen aus den Gelenken, Hüften, der Wirbelsäule und Teile der Schädelplatte längst entfernt wurden. Und auch die Vernarbungen der Brandwunden mit Hauttransplantationen und verschiedene Modellierungen sind einmalig gut gelungen. Das ist der Vorteil bei kleinen Kindern, die noch voll im Wachstum und der Entwicklung sind! Den Transport bis zu einer größeren Ortschaft innerhalb des Schutzgebietes des Teides haben die Teide-Ranger übernommen. Allerdings dürfen sie dabei nicht diese Gebiete verlassen, das ist Bedingung und Vorschrift!?! - Und wer will das überprüfen? Ab der Ortschaft wird sie weiter mit offiziellen Klinikwagen transportiert. Das ist insgesamt mehr als eine volle Tagesreise! Da möchte ich einmal mitfahren!

Gruß Dieter

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Schläft Teneriffa eigentlich im Winter, oder geht es munter weiter mit dem bunten Treiben?

Wie ihr alle ja schon gemerkt haben werdet, habe ich mit Hotels, der ganzen Gastronomie und dem was damit verbunden ist, beliebig wenig am Hut. Trotz der Ballungen sind sie, die in dieser Branche tätig sind, gegenüber den Landbewohnern und den restlichen Insulanern, weit in der Minderzahl. Erstere sind also nicht repräsentativ für eine Meinungsbildung. Aber auch bei denen wird schon merkbar die Bremse angezogen damit nicht so viele ungebetene Arbeitskräfte eingeschleust werden wie in den letzten Jahren. Schließlich haben die auch einen Urlaubsanspruch mit Sicherung ihres Arbeitsplatzes; jedoch über die Fest- und Feiertage ist Hochsaison.

Also wenden wir uns doch lieber meinen speziellen Freunden zu, nämlich den eigenständigen Bauernfamilien und ihren treuen Eseln! Da kenne ich mich weit besser aus. Beide haben sie natürlich keinen Urlaubsanspruch. Also dass da nichts los ist und die Fensterläden geschlossen sind, kann man nun wirklich nicht sagen.

Es ist die große Zeit der Fiestas!

Die Ernte ist geschafft, außer ein paar Früchten, aber die ganz große Arbeit ist getan. Bald wird auch das größte Fest der Heiligen Drei Könige vorüber sein. Jetzt kann man feiern, und dazu findet sich immer ein Anlass; kneift es einmal damit und dem sprichwörtlichen Einfallsreichtum der Kanarier, na dann hat eben kurzerhand das Eselchen Geburtstag! Oh ja, sie können feiern und wie! Gleichgesinnte finden sich immer in einem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt. Vorsichtshalber bleibt die Straßendekoration mit den Girlanden danach noch eine ganze Weile (meistens einige Wochen lang!) unverändert. Man kann ja nie wissen, denn die nächste Fiesta ist ja vielleicht schon in Sicht. Die Musik wird von den Bewohnern gestellt; wozu haben sie dann wöchentlich im Gemeindesaal so fleißig geprobt? Nun können sie richtig zeigen ob sie das Spiel auf der Timple gut gelernt haben. - Die Timple ist das kleinste Zupfinstrument und wird gespielt wie die Mandoline; sie ist wirklich sehr klein und schwer bespielbar, so etwa nur 55 bis 60 cm lang mit ausgeprägtem bauchigem Korpus, sie gehört aber zu jeder heimischen Musik unbedingt dazu! Die Ukulele ist ihre nächste Verwandte.- Es wird getanzt, gesungen und Wein getrunken bis der Morgen sich ankündigt.

Es ist ja nicht unbedingt kalt draußen, jedenfalls nicht wenn man tanzt und nebenbei noch „Leistungssport“ in Form von intensivem Flirten betreibt! Solche Feste sind immer die wahren Ehe-Anbahnungs-Vergnügungen – ein schreckliches Wort für eine solch schöne Sportart! Natürlich sind der Wein und die Musik die eigentlichen Vermittler, aber das tut den individuellen Erfolgen keinen Abbruch!

Wie die Spatzen, oder die Kanarienvögel, sitzen die jungen “Girls“ dann hinter vorgehaltener Hand tuschelnd und kichernd da und harren der Dinge, die ganz bestimmt auch auf sie zukommen, jedenfalls hoffen sie das, und die Mama auch! Derweil, vorwiegend ihre Mütter, schon ihre Ränke schmieden und über den sozialen Stand desjenigen, den sie ins Visier genommen haben, nachdenken, und dem sie, falls nötig, auf die „Hinterbeine“ helfen würden und auch etwas Anschub leisten, wenn die ganze Anbahnungsgeschichte ins Stocken geraten sollte! Dadurch wird natürlich dem Auserwählten eine Menge sonst üblicher und erforderlicher filigraner "Kleinarbeit" abgenommen! Er merkt davon nichts, denn sein Mädchen, das er meint erobert zu haben, stellt sich natürlich nach wie vor ganz "mädchenhaft" an.

Man muss schnell sein, und es muß alles nach Plan flutschen, denn die Konkurrenz schläft nicht; schließlich haben andere Mütter auch hübsche Töchter!

Ist es bei uns so viel anders? Doch nur der rüde, legere Umgangston ist hier das was den Schein der Romantik so trübt.

Das Endergebnis ist und bleibt doch dasselbe!

Die meisten spanischen Senoras, - also die mit der schwarzen Mantilla, ledige tragen weiße, das ist außer der Anrede auch das Zeichen für eine verheiratete Frau, - sind allgemein recht "unhandlich", also recht "gewichtig"! Vor der Ehe war es ein Jammer so zu leben, dass man rank und schlank bleibt um ja noch "Einen" abzubekommen, ein regelrechtes Kasteien war das. Dann war man verheiratet und die Kinderchen kamen, man hatte ein Heim, war versorgt, ein Mann war auch noch da so ganz nebenbei, das Auskommen war gesichert; alles war im Lot! Nun war es Schluß mit dem Schlankheitsbedürfnis. Es war doch kein Grund mehr vorhanden nicht ab sofort zu schlemmen und sich den Gaumengenüssen zu entsagen! Jeder weiß, dass ein Mann im fortgeschrittenem Stadium der Gewichtsklasse, seiner eigenen und der seiner Frau, also wenn die ehemaligen weiblichen Konturen seiner Frau sich langsam zu verwischen und einzuebnen beginnen, sich eine Freundin zulegt! Beim Mann ist das gaaaanz was anderes: Es zeugt vom Wohlstand der Familie! Das stört eigentlich überhaupt niemanden, denn alles ist bestens versorgt, und eine Scheidung ist wegen des unerschütterlichen Glaubens unmöglich und undenkbar. So ist doch alles von der Kirche geschützt und geschieht unter ihrem Dach! Zumal doch die Ehe heilig ist!

Daraus folgt doch notwendig der Schluss, dass die spanischen Frauen eigentlich die glücklichsten der Welt sind!

Aber ich wollte ja von den winterlichen Tätigkeiten berichten und nicht von den Romanzen junger Leute! Obgleich das auch zu den äußerst wichtigen „Arbeiten“ gehört!

Überwiegend wartet doch noch Einiges auf Erledigung. Das Häuschen muss dringend neu gestrichen werden, ein paar Ackerwerkzeuge haben den harten sommerlichen Einsatz nicht ganz unbeschadet überstanden und müssen in die Schmiede, von der ich vielleicht noch in einem Beitrag berichten werde, der kleine Acker muss gepflügt werden, die Steinmauer vor dem Haus droht einem Steinschlag zum Opfer zu fallen, denn sie ist ja trocken gebaut, d. h. ohne haltenden Mörtel nur so Stein auf Stein, das ist eine Kunst! Und all die früchtetragenden Bäume müssen ausgeschnitten werden – eine harte Arbeit – bei der jeder jedem hilft. Zwischendurch schaut man mal rum ob es irgendwo in der Nachbarschaft oder im nächsten Ort nicht wieder eine Fete gibt! Soviel Zeit muss sein! Auch die Zufahrtswege brauchen dringend eine Einebnung, ebenso wie die Stallungen, wenn deren Boden noch aus Lehm oder Basalt besteht. Am meisten Arbeit macht auch in dieser Jahreszeit die Landwirtschaft, denn es eilt; die erntefreie Zeit ist bald vorbei, und schon wieder ist die Tomaten-Pflanzerei und Vorzucht angesagt. Dann kommt wieder alles auf einmal! Also genießt die Abende, die nächste Ackersaison ist schnell da, und dann kommt unsere Bauernfamilie wieder mächtig ins Schwitzen; zum großen Luftholen bleibt da wenig Zeit! Reichtümer sind damit auch nicht zu machen!

Oh je, nun hätte ich beinahe etwas sehr Wichtiges vergessen! Natürlich gibt es manchmal Rangeleien und Streitigkeiten zwischen den Einwohnern, aber da niemand das Geld hat um Gerichte bezahlen zu können, ist man sein eigener Herr. Außerdem sind in einem kleinen Dörfchen die meisten Legasteniker, jedoch dieser Begriff hat dort eine ganz andere Bedeutung! Wegen der sommerlichen Arbeitsauslastung verlegt man solche "Verhandlungen" eben auf die Winterzeit.

Ihre Tageszeitung mit dem Sportteil schaffen zumindestens die Älteren gerade noch mit dem Finger auf der jeweiligen Zeile nachfahrend zu lesen. Auch dort gibt es eine Zeitung mit ganz großen Überschriften, versehen mit Frage- oder Ausrufezeichen oder beidem dahinter, und vielen Bildern! Also würden sie doch Probleme haben die Amts- oder Gerichtsergüsse lesen zu können! Dafür hat man die Institution eines gewählten Schiedsmannes. Es darf aber nicht der Alcalde (Bürgermeister) oder eine andere Amtsperson sein und erst recht kein Priester, denn die gelten als nicht vorurteilsfrei, also befangen und bestechlich! - Eine sehr weise Überlegung! - Oftmals ist es der Lehrer mit einem Ältesten des Ortes, der seine Pappenheimer am Gang kennt. Sie genießen hohes Ansehen und großen Respekt. Bis es eben zu dieser winterlichen Prozedur kommt, herrscht Burgfriede unter den Streithähnen. Denn eigentlich sind sie sich gar nicht richtig gram, sie spielen weiterhin gemeinsam friedlich Domino, diskutieren und streiten über längst vergangene Fußballspiele und trinken ihren Wein, ganz so wie bei uns, wenn nicht die Frauen dahinter stecken würden und andauernd Öl ins Feuer gießen damit ja auch nichts anbrennt! Dabei gibt es keinen Rechts- und Staatsanwalt, die dann auch noch korrupt wären. Man einigt sich eigentlich stets auf einen Vergleich, und damit ist die Sache dann auch abgetan und erledigt. Das ganze Spektakel findet sehr diszipliniert in einem öffentlichen Restaurant statt, und ist jedesmal ein großes Ereignes. Zumal für die Frauen, die dann triumphieren, oder auch nicht, mit: "Siehste, hab' ich dir doch gleich gesagt, aber du hörst ja nicht auf mich"! Und so ähnlich, wie man das hier ja auch kennt.

Die "Verhandlungen" betreffen aber ausschließlich Fälle, die, wie bei uns, unter das BGB fallen würden, natürlich keine Strafdelikte!

Und die Streitpunkte über die verhandelt wird, sind einfach umwerfend komisch! Sie erinnern mich immer an Ludwig Thoma's Lausbubengeschichten oder eine frühere Fernsehsendung, die "Das königlich bayerische Amtsgericht" hieß.

> Da klagt ein Nachbar, dass der Sohn des anderen den gleichen Namen des Heiligen Franziskus erhalten soll wie seiner. Erstens ist der Name geburtstagsgebunden, zweitens heißt beinahe jeder zweite Spanier in einem seiner Vornamen so und drittens ist er nicht geschützt. Der Grund dieser Klage war ein ganz egoistischer, wahrscheinlich eingefädelt von seiner "Madame". Es sollte verhindert werden, dass die Gunst des heiligen Franziskus für seinen Sohn dadurch geschmälert wird, da es nun doch einen zweiten gleichen Namens gibt. Außerdem ist doch der Namenstag viel wichtiger als der Geburtstag, und es müßte demzufolge auch zwei Feiern zu Ehren des Franziskus geben! Schließlich hat Franziskus der Heilige ja nur einen "Etat" für den Ort! Also lautete der Beschluß des "hohen Gerichtes" seine Frau aufzufordern den Sohn doch wieder "zurückzugeben" dahin wo er hergekommen ist! Da bekam er es mit der Angst zu tun, ich glaube wohl vorwiegend vor seiner Frau! Das wollte er auf gar keinen Fall riskieren.

> Ein Bauer hatte am Seitenpfosten seiner Haustür von innen einen sehr großen und starken Nagel eingeschlagen. Er wird der Götzenanbetung mit Glaubensverrat beschuldigt. Das ist ein schlimmes Vergehen, denn wenn der Besitzer sein Haus betritt, dann ist es üblich sich zu bekreuzigen. Hätte er das nicht getan, dann wäre es wieder Missachtung der Ehrfurcht Gottes gewesen. Da der Nagel nun dicht daneben war, sah es für den Kläger so aus als würde er den Nagel verehren, und dabei diente er nur dazu die Jacke und den Rechen daran aufzuhängen! Was ja auch zweckdienlich ist! Der weise "höchstrichterliche Entscheid" lautete einen zweiten Nagel neben dem ersten einzuschlagen. Denn die Bibel schreibt vor, das es nur EINEN Gott gibt, und welcher von den Nägeln soll nun der Eine sein? Somit ist die Aussage logisch unentscheidbar. Das wäre absurd und ein Widerspruch zu den Voraussetzungen und Annahmen des einen Gottes! Diese Logik ist umwerfend einfach derart eine Aussage ad absurdum zu führen! Jahrhunderte plagen sich Generationen großer Mathematiker mit unentscheidbaren Aussagen logischer Systeme herum, und hier wird das in der Praxis nach der klassischen Methode der Logik, der reductio ad absurdum, demonstriert!

> Ein anderer wird der Gotteslästerung beschuldigt. Eine von seinen Ziegen hat eine Glocke, die für den Ankläger wie die Mittags-Messe-Glocke der Kathedrale von Compostella klingt! Es war ihm schwer beizubringen, dass das wegen Mangel an Glockenmasse nicht möglich sei! Außerdem hatte er die von Compostella ohnehin noch nie gehört! Die Ziege durfte ihre Glocke behalten.

Frauen sind nicht "rechtsfähig", deshalb stacheln sie ihre Männer auch so an einen Streit anzufangen.

Ich habe mich innerlich gekringelt vor Vergnügen, durfte es aber keinesfalls zeigen wie mich das ganze belustigt! Es war ein schweres Stück Arbeit ernst zu bleiben.

Gleichwohl sind sie keineswegs neidisch auf uns; ganz das Gegenteil ist der Fall!

Es ist immer wieder erstaunlich und bewundernswert mit welchem Gleichmut und mit welcher Ergebenheit sie sich in ihr wahrhaftig nicht leichtes Schicksal, ohne zu klagen, fügen, und wie leidenschaftlich sie alles verteitigen! Möglicherweise ist das der Grund weshalb ich mich so zu ihnen hingezogen fühle?! Ich habe noch nicht darüber nachgedacht; es wird Zeit das einmal zu tun! Sie haben eine natürliche Scheu und Zurückhaltung vor allem Fremden, was uns doch sehr oft fehlt. Das „Mäntelchen“ des Touristen habe ich gottlob in ihren Augen und aus ihrer Sicht schon abgelegt und er ist mir genommen worden. Es hat viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert; aber es hat sich – wie ich glaube – für beide Seiten gelohnt! Manch ein Fremder arbeitet sein ganzes Leben lang daran und schafft es nicht in ihr Herz und Inneres schauen zu dürfen! Für diese Menschen ist das in der heutigen Zeit einfach notwendig und eine gewisse Art von instinktivem Selbstschutz.

Und schon steht der Frühling wieder vor der Tür, und alles wartet draußen darauf bedient zu werden. Schluss mit den Fiestas, genug getanzt und geflirtet! Aber, wenn alle Mühe nicht umsonst war, dann hat Carmen einen Freund gefunden. Vielleicht gibt es dann im nächsten Winter eine Verlobung. Sicherlich würde das die Señora Mama freuen, nur den Papa nicht, denn der hat gefälligst schon Überlegungen über die Mitgift anzustellen, und alle hätten wieder einen Grund zum Feiern! Eine Verlobung mit einem Eheversprechen ist dort noch eine sehr ernste Angelegenheit, nicht wie heutzutage in den “modernen“ Ländern, wo es doch mehr oder weniger die Bedeutung von: „Sicherstellen und weitersuchen“, hat!

Das war ein ganz kleines bisschen aus dem winterlichen Leben und meinem Schatzkästchen von den Leuten auf dem Lande erzählt!

Von den Ballermännern in den fernen großen Städten, in denen das Leben zu jeder Jahreszeit pulsiert, haben sie nichts mitbekommen, und es interessiert sie auch recht wenig. Auch in Sachen Kleidung, Handy’s und Co. bescheiden sie sich und müssen sich alle nach der Decke strecken! Das ist für die Familie und deren Wohlergehen unabdingbar.

So sind sie glückliche Menschen, zufrieden und mit ihrem Leben in Harmonie!

Haben wir es auch so gut?!

Gruß Dieter

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