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8214 Ergebnisse für Suchbegriff Teneriffa

Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Ein kleines süßes Mädchen mit zweiundzwanzig „Elternpaaren“!?

Gibt es das? Ja, sie wird von allen nur „Nuestra Senorita Delia“ genannt!

 

Wer ist diese kleine Senorita und warum wird sie so verehrungsvoll genannt? Schauen wir uns doch die Geschichte einmal an, die dazu geführt hat. Mich selbst rührt diese Begebenheit heute noch!

Sie ist eine von zwei Töchtern ganz armer Landwirte, gewissermaßen ein Nachkömmling, denn ihre Schwester ist gute zehn Jahre älter. Mindestens fünfzehn Kilometer Luftlinie südlich von Icod de los Vinos liegen noch ganz verstreut ein paar kleine Haufendörfchen schon im Parque Natural rund um den Parque National del Teide. Es sind dies die Siedlungen: Hoya de Retondo und Los Marque. Sie, die Einwohner dort, haben Sondergenehmigungen und -Rechte und sie leben schon seit vielen Generationen in den Örtchen. Auf normalen Landkarten sind sie gar nicht verzeichnet, so klein und einsam sind sie gelegen. Es ist wirklich entweder ein guter Tagesmarsch oder eine halsbrecherische Fahrt mit einem Geländewagen von El Amparo, dem nächst „größeren“ Ort, dorthin! Alle Wege hin zu diesen Kleinbauern haben eigentlich bisher nur Eselkarren gesehen. Dementsprechend sind auch die Wege. Die umgebende Landschaft ist extrem: Dichter Pinien- oder Kiefernwald oder karge Savanne. Es ist ja schon die nordwestliche Flanke hoch zum Teidegebiet und immerhin bereits gute 900 bis 1100 Meter hoch. Entsprechend rau ist auch das Klima.

Diese beiden Siedlungen sind typisch im Stil von Haufendörfchen angelegt sehr weiträumig  umgeben von einzelnen versteuten Fincas, d. h. alle gruppieren sich dicht bei dicht um ein Zentrum. Das kann alles mögliche sein, ein Platz, ein uralter Baum, eine Quelle usw.. Mitunter sind die Häuschen sogar direkt miteinander verbunden und zusammengebaut.

Hier leben jeweils etwa 40 bis 50 Menschen fast jeden Alters. Alle sind sie Selbstversorger und haben täglich schwerste Arbeit zu verrichten um dem unfreundlichen Boden etwas abringen zu können. Hier wird die freie Marktwirtschaft untereinander noch praktiziert: Wer hat, der tauscht! Zu verkaufen gibt es nichts, Geld besitzt keiner, außer den paar Groschen staatlicher Unterstützung.

Und die Einwohner sind glücklich mit sich und der Welt, denn keiner besitzt mehr als der andere. Ein paarmal im Jahr kommen einige Mönche der Eremita de Bernabe südlich von El Amparo vorbei und wechseln die Ordensfrau aus, die dort bemüht ist die Kinder zu unterrichten. Das ist dann ein „Highlight“! ------ Aber seit 2006 nicht mehr das Einzigste im Jahr! ------

Und daran trägt die heute zehnjährige Delia alle Schuld! Wäre sie damals nicht gewesen, so gäbe es alle diese Menschen heute nicht mehr und auch das Dorf würde nicht mehr existieren!

Und das ist die Geschichte einer verhinderten Tragödie:

Im März 2006, es war ein heißer Tag gewesen, kehrten alle Einwohner von ihren Feldbestellungen heim. Das erste was dann folgt, wenn man sein Häuschen erreicht hat, man entfacht das Feuer in der offenen Feuerstelle, das den ganzen Tag über geglimmt  hat, denn die Abende und Nächte sind noch recht kühl, und mehr als ein paar selbst gestrickte Wolljacken hat man nicht um sich zu schützen. Das wird immer so gemacht seit dort Menschen leben. Wird es dunkel, dann zündet man vielleicht noch eine Talgkerze an, aber damit muß sparsam umgegangen werden, viele hat man nicht davon und die langen dunklen Abende kommen erst noch! Vielleicht treffen sich noch ein paar Nachbarn in einem Haus dessen Fensterläden geschlossen werden um niemanden zu stören, d. h. praktisch treffen sich alle zu einem Plausch und evtl. auch einem Gläschen Wein. Nur die Alten und kleinen Kinder bleiben daheim. Es ist grundsätzlich so, dass man abends alle Fenster und Türen schließt! Ich kenne das von allen ländlichen Gegenden auf Teneriffa, teils wegen des Ungeziefers und dann auch um gegen plötzliche nächtliche Wettereinbrüche geschützt zu sein.

Und genau in einer solchen Situation geschah die Katastrophe, die alles Leben hier ausgelöscht hätte, wäre nicht Delia gewesen!

Eines dieser Felshäuschen in dem Delia wohnte fing Feuer und brannte innen lichterloh. Die alte Oma war taubstumm und Delia erst fünf oder sechs Jahre alt! So etwas brennt wie Zunder und greift sofort auf alle Nachbarn über; die meisten schliefen schon bis auf die zahlreiche Männergesellschaft. Delia hat die uralte Großmutter aus dem brennenden Haus geschafft und ist dann schreiend durch das Örtchen gerannt, während die ersten Dächer der Häuser schon brennend einstürzten. Nur die Außenmauern sind aus Felsen geschichtet, alles andere ist ausschließlich Holz. Sie selbst wurde von einem brennenden und glühenden Balken getroffen und räumte diesen mit den bloßen Händen von ihrem Körper, um nun, mehr noch vor Schmerzen schreiend, auch den letzten aus seinem Haus zu holen. Es gab "nur" einige Rauch- und Brandverletzte. Nachdem alles in Schutt und Asche lag, suchte man nach Delia.

Sie war weg und verschwunden und in dem Chaos auch nicht auffindbar. Die ganze Nacht über wurde nach ihr gesucht, - vergebens!

Am nächsten Morgen fand man sie durch Zufall im nahegelegenen Barranco de Castro; abgestürzt und sehr schwer verletzt aber 'noch ein bisschen' lebend. Sie wollte doch nur ihre Brandwunden in dem Bach kühlen, der dort nahe der Steilwand des Barrancos vorbeifließt.

Ein Hubschrauber, von den bomberos (Feuergarde) alarmiert, brachte sie in ein großes Hospital, wo sie einige Monate verblieb und mehrfach operiert wurde, sowohl an den Brandwunden als auch an den zahlreichen inneren Verletzungen.

Nun setzte ein wahrer run auf diese Klinik ein. Von Nah und Fern kamen sie um das kleine Mädchen zu sehen, das ein ganzes Dorf vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Natürlich war das alles publik geworden. Die Spendenbereitschaft war so hoch, dass heute neue Häuschen aus massiven Stämmen mit sicheren, steinernen Wänden und Feuerstellen dort stehen, denn die Einwohner weichen nicht von der Stelle ihres Dörfchens, das nun neu aufgebaut wurde.

Seit dieser Zeit wird Delia wie eine Heilige verehrt, aber sie ist Gott sei Dank dennoch ein kindliches Wesen geblieben! Sie spricht nicht gerne über dieses Geschehen. Und ich habe den untrüglichen Eindruck gewonnen, dass sie dieses Trauma noch lange nicht verarbeitet hat! Manchmal, ganz spontan, unterbricht sie ihr Spielen und setzt sich still und alleine abseits. In sich versunken und den Kopf in die Hände gestützt. So sitzt sie mitunter stundenlang geistesabwesend da und niemand spricht sie an; bis sie dann urplötzlich wieder ganz munter am Treiben der anderen teilnimmt als wäre nichts gewesen. Das ist typisch für ein solches posttraumatisches Verhalten!

 

Was nicht einmal ein Erwachsener so einfach fertigbringt, dass zeigt uns ein Kind! Selbst wenn es auch nur rein instinktmäßig wäre, so könnte es manchen Erwachsenen doch schon fast beschämen!

Als ich sie fragte: "Darf ich diese Geschichte in Alemania schreiben?"

Antwortete sie ganz erstaunt und unbekümmert mit einer Gegenfrage : "Warum willst du darüber schreiben?"

"Weil ich es gut finde und es anderen Leuten in Alemania auch erzählen möchte!"

"Wieso? Habt ihr bei euch keine Omas, Opas, Papas und Mamas? Und gibt es bei euch kein Feuer?"

"Doch, das schon, aber viele Leute sollen es erfahren, dass es dich gibt!"

Sie daraufhin ganz kindlich naiv, eher erstaunt und kein bisschen arrogant: "Ach sooo, na gut, dann schreib es! ....... Ich geh' jetzt wieder spielen, kommst du mit? Ich zeig' dir auch mein kleines Hündchen?"

Dieser kurze Dialog hat mich einfach umgehauen!

Ich habe versprochen wiederzukommen; das soll eigentlich nun in drei oder vier Wochen geschehen. So ist es geplant und vorbereitet!

Bislang konnten alle die Reporter, Filmemacher und alle die dieses Dorf mit ihrer "Heiligen" vermarkten wollen, erfolgreich abgewehrt werden. Selbst die Kirche, die ja ihre Finger dort überall dazwischen hat, machte schon zwar noch zurückhaltende aber doch schon eindeutige und listige Versuche daraus Kapital zu schlagen, mit ihren typischen Floskeln: Göttliche Eingebung, Erleuchtung, Wunder, usw., was dererlei Dinge mehr sind. Die viel zitierte "Seele" ist dabei völlig unwichtig, solange es um Ansehen und Geld geht. Nötigenfalls auch durch indirekte Erpressung; jedes Mittel ist recht was dem egoistischen Zweck dient!

Wie war das doch noch gleich? "Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!" War das nicht der Leitspruch der Kreuzzüge im Mittelalter? Es hat sich nicht sehr viel geändert, nur die Methode ist raffinierter und verschleierter geworden. Die spanische Kirche ist unermeßlich reich, auch deshalb weil sie sich seit hunderten von Jahren von Rom abgewandt hat, also auch finanziell weitgehenst autark ist. Aber an finanzielle Hilfen ist überhaupt nicht zu denken bei diesen "Scheinheiligen" in ihren bunten Faschings- bzw. Theaterkostümen. - Man betet! - Das kostet ja auch nichts, jeder kann es und nur selbst essen hält gesund! Die einzig wahren Gläubigen dort sind die Einsiedler und Eremiten!

Sie gehört in das Dorf, so wie das Dorf genau dort hingehört wo und wie es immer war! Und sie ist die Delia, eine ihrer Einwohnerinnen! Schüchtern, verlegen, bescheiden und sehr scheu, auch heute noch! Eben ein Kind! Und nichts sollte an diesem Zustand etwas ändern können. Zweiundzwanzig Ehepaare gibt es hier und alle lieben sie wie ihre leiblichen Eltern!

Trotzdem habe ich Angst um sie! Die Menschen sind so grausam und rücksichtslos! Man lässt sie nicht zur Ruhe kommen und wird alle legalen und illegalen Mittel einsetzen um sie zu vermarkten!

Wenn ich irgendwo schrieb sie sei ein ganz normales Mädchen wie alle ihres Alters, schüchtern, leicht verlegen und noch sehr verspielt, so trifft das für Delia nur sehr bedingt zu!

Im Gegensatz zu den anderen ist sie nämlich schon ganz hoffnungslos verliebt, mit all ihren großen kindlichen Gefühlen, Empfindungen und inneren Konflikten. Und das gleich in sechs Männer! Wenn sie von ihren „Liebsten“ spricht, und sie läßt keine Gelegenheit dazu aus, ja sie sucht sie gerade - schon ein richtiges Appetenzverhalten - dann strahlen ihre dunklen Augen und ein geheimnisvoller und glücklicher Ausdruck von innen heraus überzieht ihr Gesicht. Jede Achtzehnjährige mit „Hummeln und Schmetterlingen im Bauch“, also gleichermaßen „erkrankt“, kann davon noch lernen!

Gemeint sind der Herr Professor und sein Ärzteteam der Klinik! Die Chirurgen und Fachärzte, die ihre äußeren Entstellungen und inneren Verletzungen, zumindestens an den sichtbaren Partien, z. B. das Gesicht, Arme, usw. wieder ansehenswert gestaltet haben. Sie spricht nur ganz ehrfurchtsvoll und voller Liebe von ihnen.

-------- Ein sehr glückliches Mädchen! --------

Drei Tage habe ich gebraucht und mich bemüht, stumm ohne ein einziges Wort, um sie davon überzeugen zu können, dass ich keiner von diesen Geschäftemachern und Rattenfängern bin. Bis sie mich akzeptierte, Vertrauen bekam und merkte, dass von mir keine "Gefahr" im Sinne der üblichen "Sorte" ausgeht! Allerdings hat sie mich ständig aus den Augenwinkeln scharf  beobachtet, immer auf Distanz haltend! Wahrscheinlich hat man sie damit im Hospital oft genug gequält. Die Ärzte scheinen auch hier im psychischen Bereich sehr gute Arbeit geleistet zu haben! Alle Achtung!

Sie muß sehr gelitten haben!

Am 24. November ist ihr Namenstag, und ich habe mir ernsthaft vorgenommen dann einmal von meinem ständigen "Feriendomizil" dorthin zu wandern um sie an dem Tag zu besuchen.

Zweimal im Jahr muß sie für ca. zwei Wochen zurück in die Klinik zur Kontrolle und Überprüfung ihres Wachstumes, obwohl die ganzen stählernen Halterungen aus den Gelenken, Hüften, der Wirbelsäule und Teile der Schädelplatte längst entfernt wurden. Und auch die Vernarbungen der Brandwunden mit Hauttransplantationen und verschiedene Modellierungen sind einmalig gut gelungen. Das ist der Vorteil bei kleinen Kindern, die noch voll im Wachstum und der Entwicklung sind! Den Transport bis zu einer größeren Ortschaft innerhalb des Schutzgebietes des Teides haben die Teide-Ranger übernommen. Allerdings dürfen sie dabei nicht diese Gebiete verlassen, das ist Bedingung und Vorschrift!?! - Und wer will das überprüfen? Ab der Ortschaft wird sie weiter mit offiziellen Klinikwagen transportiert. Das ist insgesamt mehr als eine volle Tagesreise! Da möchte ich einmal mitfahren!

Gruß Dieter

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Schläft Teneriffa eigentlich im Winter, oder geht es munter weiter mit dem bunten Treiben?

Wie ihr alle ja schon gemerkt haben werdet, habe ich mit Hotels, der ganzen Gastronomie und dem was damit verbunden ist, beliebig wenig am Hut. Trotz der Ballungen sind sie, die in dieser Branche tätig sind, gegenüber den Landbewohnern und den restlichen Insulanern, weit in der Minderzahl. Erstere sind also nicht repräsentativ für eine Meinungsbildung. Aber auch bei denen wird schon merkbar die Bremse angezogen damit nicht so viele ungebetene Arbeitskräfte eingeschleust werden wie in den letzten Jahren. Schließlich haben die auch einen Urlaubsanspruch mit Sicherung ihres Arbeitsplatzes; jedoch über die Fest- und Feiertage ist Hochsaison.

Also wenden wir uns doch lieber meinen speziellen Freunden zu, nämlich den eigenständigen Bauernfamilien und ihren treuen Eseln! Da kenne ich mich weit besser aus. Beide haben sie natürlich keinen Urlaubsanspruch. Also dass da nichts los ist und die Fensterläden geschlossen sind, kann man nun wirklich nicht sagen.

Es ist die große Zeit der Fiestas!

Die Ernte ist geschafft, außer ein paar Früchten, aber die ganz große Arbeit ist getan. Bald wird auch das größte Fest der Heiligen Drei Könige vorüber sein. Jetzt kann man feiern, und dazu findet sich immer ein Anlass; kneift es einmal damit und dem sprichwörtlichen Einfallsreichtum der Kanarier, na dann hat eben kurzerhand das Eselchen Geburtstag! Oh ja, sie können feiern und wie! Gleichgesinnte finden sich immer in einem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt. Vorsichtshalber bleibt die Straßendekoration mit den Girlanden danach noch eine ganze Weile (meistens einige Wochen lang!) unverändert. Man kann ja nie wissen, denn die nächste Fiesta ist ja vielleicht schon in Sicht. Die Musik wird von den Bewohnern gestellt; wozu haben sie dann wöchentlich im Gemeindesaal so fleißig geprobt? Nun können sie richtig zeigen ob sie das Spiel auf der Timple gut gelernt haben. - Die Timple ist das kleinste Zupfinstrument und wird gespielt wie die Mandoline; sie ist wirklich sehr klein und schwer bespielbar, so etwa nur 55 bis 60 cm lang mit ausgeprägtem bauchigem Korpus, sie gehört aber zu jeder heimischen Musik unbedingt dazu! Die Ukulele ist ihre nächste Verwandte.- Es wird getanzt, gesungen und Wein getrunken bis der Morgen sich ankündigt.

Es ist ja nicht unbedingt kalt draußen, jedenfalls nicht wenn man tanzt und nebenbei noch „Leistungssport“ in Form von intensivem Flirten betreibt! Solche Feste sind immer die wahren Ehe-Anbahnungs-Vergnügungen – ein schreckliches Wort für eine solch schöne Sportart! Natürlich sind der Wein und die Musik die eigentlichen Vermittler, aber das tut den individuellen Erfolgen keinen Abbruch!

Wie die Spatzen, oder die Kanarienvögel, sitzen die jungen “Girls“ dann hinter vorgehaltener Hand tuschelnd und kichernd da und harren der Dinge, die ganz bestimmt auch auf sie zukommen, jedenfalls hoffen sie das, und die Mama auch! Derweil, vorwiegend ihre Mütter, schon ihre Ränke schmieden und über den sozialen Stand desjenigen, den sie ins Visier genommen haben, nachdenken, und dem sie, falls nötig, auf die „Hinterbeine“ helfen würden und auch etwas Anschub leisten, wenn die ganze Anbahnungsgeschichte ins Stocken geraten sollte! Dadurch wird natürlich dem Auserwählten eine Menge sonst üblicher und erforderlicher filigraner "Kleinarbeit" abgenommen! Er merkt davon nichts, denn sein Mädchen, das er meint erobert zu haben, stellt sich natürlich nach wie vor ganz "mädchenhaft" an.

Man muss schnell sein, und es muß alles nach Plan flutschen, denn die Konkurrenz schläft nicht; schließlich haben andere Mütter auch hübsche Töchter!

Ist es bei uns so viel anders? Doch nur der rüde, legere Umgangston ist hier das was den Schein der Romantik so trübt.

Das Endergebnis ist und bleibt doch dasselbe!

Die meisten spanischen Senoras, - also die mit der schwarzen Mantilla, ledige tragen weiße, das ist außer der Anrede auch das Zeichen für eine verheiratete Frau, - sind allgemein recht "unhandlich", also recht "gewichtig"! Vor der Ehe war es ein Jammer so zu leben, dass man rank und schlank bleibt um ja noch "Einen" abzubekommen, ein regelrechtes Kasteien war das. Dann war man verheiratet und die Kinderchen kamen, man hatte ein Heim, war versorgt, ein Mann war auch noch da so ganz nebenbei, das Auskommen war gesichert; alles war im Lot! Nun war es Schluß mit dem Schlankheitsbedürfnis. Es war doch kein Grund mehr vorhanden nicht ab sofort zu schlemmen und sich den Gaumengenüssen zu entsagen! Jeder weiß, dass ein Mann im fortgeschrittenem Stadium der Gewichtsklasse, seiner eigenen und der seiner Frau, also wenn die ehemaligen weiblichen Konturen seiner Frau sich langsam zu verwischen und einzuebnen beginnen, sich eine Freundin zulegt! Beim Mann ist das gaaaanz was anderes: Es zeugt vom Wohlstand der Familie! Das stört eigentlich überhaupt niemanden, denn alles ist bestens versorgt, und eine Scheidung ist wegen des unerschütterlichen Glaubens unmöglich und undenkbar. So ist doch alles von der Kirche geschützt und geschieht unter ihrem Dach! Zumal doch die Ehe heilig ist!

Daraus folgt doch notwendig der Schluss, dass die spanischen Frauen eigentlich die glücklichsten der Welt sind!

Aber ich wollte ja von den winterlichen Tätigkeiten berichten und nicht von den Romanzen junger Leute! Obgleich das auch zu den äußerst wichtigen „Arbeiten“ gehört!

Überwiegend wartet doch noch Einiges auf Erledigung. Das Häuschen muss dringend neu gestrichen werden, ein paar Ackerwerkzeuge haben den harten sommerlichen Einsatz nicht ganz unbeschadet überstanden und müssen in die Schmiede, von der ich vielleicht noch in einem Beitrag berichten werde, der kleine Acker muss gepflügt werden, die Steinmauer vor dem Haus droht einem Steinschlag zum Opfer zu fallen, denn sie ist ja trocken gebaut, d. h. ohne haltenden Mörtel nur so Stein auf Stein, das ist eine Kunst! Und all die früchtetragenden Bäume müssen ausgeschnitten werden – eine harte Arbeit – bei der jeder jedem hilft. Zwischendurch schaut man mal rum ob es irgendwo in der Nachbarschaft oder im nächsten Ort nicht wieder eine Fete gibt! Soviel Zeit muss sein! Auch die Zufahrtswege brauchen dringend eine Einebnung, ebenso wie die Stallungen, wenn deren Boden noch aus Lehm oder Basalt besteht. Am meisten Arbeit macht auch in dieser Jahreszeit die Landwirtschaft, denn es eilt; die erntefreie Zeit ist bald vorbei, und schon wieder ist die Tomaten-Pflanzerei und Vorzucht angesagt. Dann kommt wieder alles auf einmal! Also genießt die Abende, die nächste Ackersaison ist schnell da, und dann kommt unsere Bauernfamilie wieder mächtig ins Schwitzen; zum großen Luftholen bleibt da wenig Zeit! Reichtümer sind damit auch nicht zu machen!

Oh je, nun hätte ich beinahe etwas sehr Wichtiges vergessen! Natürlich gibt es manchmal Rangeleien und Streitigkeiten zwischen den Einwohnern, aber da niemand das Geld hat um Gerichte bezahlen zu können, ist man sein eigener Herr. Außerdem sind in einem kleinen Dörfchen die meisten Legasteniker, jedoch dieser Begriff hat dort eine ganz andere Bedeutung! Wegen der sommerlichen Arbeitsauslastung verlegt man solche "Verhandlungen" eben auf die Winterzeit.

Ihre Tageszeitung mit dem Sportteil schaffen zumindestens die Älteren gerade noch mit dem Finger auf der jeweiligen Zeile nachfahrend zu lesen. Auch dort gibt es eine Zeitung mit ganz großen Überschriften, versehen mit Frage- oder Ausrufezeichen oder beidem dahinter, und vielen Bildern! Also würden sie doch Probleme haben die Amts- oder Gerichtsergüsse lesen zu können! Dafür hat man die Institution eines gewählten Schiedsmannes. Es darf aber nicht der Alcalde (Bürgermeister) oder eine andere Amtsperson sein und erst recht kein Priester, denn die gelten als nicht vorurteilsfrei, also befangen und bestechlich! - Eine sehr weise Überlegung! - Oftmals ist es der Lehrer mit einem Ältesten des Ortes, der seine Pappenheimer am Gang kennt. Sie genießen hohes Ansehen und großen Respekt. Bis es eben zu dieser winterlichen Prozedur kommt, herrscht Burgfriede unter den Streithähnen. Denn eigentlich sind sie sich gar nicht richtig gram, sie spielen weiterhin gemeinsam friedlich Domino, diskutieren und streiten über längst vergangene Fußballspiele und trinken ihren Wein, ganz so wie bei uns, wenn nicht die Frauen dahinter stecken würden und andauernd Öl ins Feuer gießen damit ja auch nichts anbrennt! Dabei gibt es keinen Rechts- und Staatsanwalt, die dann auch noch korrupt wären. Man einigt sich eigentlich stets auf einen Vergleich, und damit ist die Sache dann auch abgetan und erledigt. Das ganze Spektakel findet sehr diszipliniert in einem öffentlichen Restaurant statt, und ist jedesmal ein großes Ereignes. Zumal für die Frauen, die dann triumphieren, oder auch nicht, mit: "Siehste, hab' ich dir doch gleich gesagt, aber du hörst ja nicht auf mich"! Und so ähnlich, wie man das hier ja auch kennt.

Die "Verhandlungen" betreffen aber ausschließlich Fälle, die, wie bei uns, unter das BGB fallen würden, natürlich keine Strafdelikte!

Und die Streitpunkte über die verhandelt wird, sind einfach umwerfend komisch! Sie erinnern mich immer an Ludwig Thoma's Lausbubengeschichten oder eine frühere Fernsehsendung, die "Das königlich bayerische Amtsgericht" hieß.

> Da klagt ein Nachbar, dass der Sohn des anderen den gleichen Namen des Heiligen Franziskus erhalten soll wie seiner. Erstens ist der Name geburtstagsgebunden, zweitens heißt beinahe jeder zweite Spanier in einem seiner Vornamen so und drittens ist er nicht geschützt. Der Grund dieser Klage war ein ganz egoistischer, wahrscheinlich eingefädelt von seiner "Madame". Es sollte verhindert werden, dass die Gunst des heiligen Franziskus für seinen Sohn dadurch geschmälert wird, da es nun doch einen zweiten gleichen Namens gibt. Außerdem ist doch der Namenstag viel wichtiger als der Geburtstag, und es müßte demzufolge auch zwei Feiern zu Ehren des Franziskus geben! Schließlich hat Franziskus der Heilige ja nur einen "Etat" für den Ort! Also lautete der Beschluß des "hohen Gerichtes" seine Frau aufzufordern den Sohn doch wieder "zurückzugeben" dahin wo er hergekommen ist! Da bekam er es mit der Angst zu tun, ich glaube wohl vorwiegend vor seiner Frau! Das wollte er auf gar keinen Fall riskieren.

> Ein Bauer hatte am Seitenpfosten seiner Haustür von innen einen sehr großen und starken Nagel eingeschlagen. Er wird der Götzenanbetung mit Glaubensverrat beschuldigt. Das ist ein schlimmes Vergehen, denn wenn der Besitzer sein Haus betritt, dann ist es üblich sich zu bekreuzigen. Hätte er das nicht getan, dann wäre es wieder Missachtung der Ehrfurcht Gottes gewesen. Da der Nagel nun dicht daneben war, sah es für den Kläger so aus als würde er den Nagel verehren, und dabei diente er nur dazu die Jacke und den Rechen daran aufzuhängen! Was ja auch zweckdienlich ist! Der weise "höchstrichterliche Entscheid" lautete einen zweiten Nagel neben dem ersten einzuschlagen. Denn die Bibel schreibt vor, das es nur EINEN Gott gibt, und welcher von den Nägeln soll nun der Eine sein? Somit ist die Aussage logisch unentscheidbar. Das wäre absurd und ein Widerspruch zu den Voraussetzungen und Annahmen des einen Gottes! Diese Logik ist umwerfend einfach derart eine Aussage ad absurdum zu führen! Jahrhunderte plagen sich Generationen großer Mathematiker mit unentscheidbaren Aussagen logischer Systeme herum, und hier wird das in der Praxis nach der klassischen Methode der Logik, der reductio ad absurdum, demonstriert!

> Ein anderer wird der Gotteslästerung beschuldigt. Eine von seinen Ziegen hat eine Glocke, die für den Ankläger wie die Mittags-Messe-Glocke der Kathedrale von Compostella klingt! Es war ihm schwer beizubringen, dass das wegen Mangel an Glockenmasse nicht möglich sei! Außerdem hatte er die von Compostella ohnehin noch nie gehört! Die Ziege durfte ihre Glocke behalten.

Frauen sind nicht "rechtsfähig", deshalb stacheln sie ihre Männer auch so an einen Streit anzufangen.

Ich habe mich innerlich gekringelt vor Vergnügen, durfte es aber keinesfalls zeigen wie mich das ganze belustigt! Es war ein schweres Stück Arbeit ernst zu bleiben.

Gleichwohl sind sie keineswegs neidisch auf uns; ganz das Gegenteil ist der Fall!

Es ist immer wieder erstaunlich und bewundernswert mit welchem Gleichmut und mit welcher Ergebenheit sie sich in ihr wahrhaftig nicht leichtes Schicksal, ohne zu klagen, fügen, und wie leidenschaftlich sie alles verteitigen! Möglicherweise ist das der Grund weshalb ich mich so zu ihnen hingezogen fühle?! Ich habe noch nicht darüber nachgedacht; es wird Zeit das einmal zu tun! Sie haben eine natürliche Scheu und Zurückhaltung vor allem Fremden, was uns doch sehr oft fehlt. Das „Mäntelchen“ des Touristen habe ich gottlob in ihren Augen und aus ihrer Sicht schon abgelegt und er ist mir genommen worden. Es hat viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert; aber es hat sich – wie ich glaube – für beide Seiten gelohnt! Manch ein Fremder arbeitet sein ganzes Leben lang daran und schafft es nicht in ihr Herz und Inneres schauen zu dürfen! Für diese Menschen ist das in der heutigen Zeit einfach notwendig und eine gewisse Art von instinktivem Selbstschutz.

Und schon steht der Frühling wieder vor der Tür, und alles wartet draußen darauf bedient zu werden. Schluss mit den Fiestas, genug getanzt und geflirtet! Aber, wenn alle Mühe nicht umsonst war, dann hat Carmen einen Freund gefunden. Vielleicht gibt es dann im nächsten Winter eine Verlobung. Sicherlich würde das die Señora Mama freuen, nur den Papa nicht, denn der hat gefälligst schon Überlegungen über die Mitgift anzustellen, und alle hätten wieder einen Grund zum Feiern! Eine Verlobung mit einem Eheversprechen ist dort noch eine sehr ernste Angelegenheit, nicht wie heutzutage in den “modernen“ Ländern, wo es doch mehr oder weniger die Bedeutung von: „Sicherstellen und weitersuchen“, hat!

Das war ein ganz kleines bisschen aus dem winterlichen Leben und meinem Schatzkästchen von den Leuten auf dem Lande erzählt!

Von den Ballermännern in den fernen großen Städten, in denen das Leben zu jeder Jahreszeit pulsiert, haben sie nichts mitbekommen, und es interessiert sie auch recht wenig. Auch in Sachen Kleidung, Handy’s und Co. bescheiden sie sich und müssen sich alle nach der Decke strecken! Das ist für die Familie und deren Wohlergehen unabdingbar.

So sind sie glückliche Menschen, zufrieden und mit ihrem Leben in Harmonie!

Haben wir es auch so gut?!

Gruß Dieter

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[color=#000000][size=14px]Danke, liebe Freunde, vergesst uns nicht, und kommt recht bald wieder![/color][/size]

Die Dorfbewohner. 

Es ist vorbei und geschafft, die schöne Zeit ist zu Ende und wir müssen nun gehen! Das fielen Lucita und mir nach so langer Zeit sehr schwer. Schon Tage vorher war die Stimmung auf ein Minimum gesunken. Schließlich waren wir alle so etwas wie eine große Familie geworden. Auf die Frage „Warum bleibt ihr nicht bei uns?“, mußten wir uns die Antwort schon sehr überlegen, und trotzdem fiel sie dann nicht befriedigend aus. Delia erkannte unser Problem und tat das was für alle einfach unfassbar war. Wir beide, Lucita und ich, hatten sie schon mehrfach gefragt ob sie nicht mit uns kommen möchte um eine Zeit lang Ferien bei Lucitas Eltern zu verbringen. Bisher war diese Frage nicht beantwortet worden, sondern wurde bei ihr eher zu einem seelischen Konflikt. Woraufhin wir nun diese Frage nicht mehr stellten. Nun, so kurz vor unserem Abschied, saßen wir abends alle in dem neuen Gemeinschaftsraum zusammen bei ziemlich gedämpfter Stimmung. Die Gedanken daran diese lieben Menschen verlassen zu müssen war quälend. Delia saß ohnehin schon lange Zeit immer neben mir in meinem Arm, aber nun sagte sie etwas, was uns alle traf wie ein Peitschenhieb: „Wenn ihr mich mitnehmt und meine Eltern und das Dorf es erlauben, komme ich eine Zeit lang mit euch zu Lucitas Eltern!“ Das schlug bei allen Anwesenden ein wie eine Bombe. Wir beide waren jetzt wirklich wie gelähmt und nahmen unsere Delia einfach nur in die Arme. Dazu ergab sich noch, dass ihr älterer Bruder Manolo seine Schwester begleiten würde.

Sofort wurde diese Nachricht nach Erjos zu meinen Gastgebern durchgegeben, und alle jubelten. Wie ein Volltreffer im Lotto. Kurz gesagt, diese Nacht wurde zum Tag gemacht und alle haben ausgiebig gefeiert. Alles hatten wir beide erwartet, nur diese Wendung nicht! Ob ich mich jemals schon einmal so gefreut habe, kann ich auch nicht sagen.

Selbstverständlich hatten die Eltern und Anverwandten nichts gegen Delias Wunsch. Was vorher widerwillig geschah, nämlich das Zusammenpacken, das flutschte nun mit Vergnügen und Freude. Jeder half mit, und wenn wir nicht energisch eingegriffen hätten, dann hätte so mancher Bewohner uns noch sein einziges Hemd geschenkt. Von Obst über Schnitzereien beschenkte man uns, wie auch schon bei den bereits heimgekehrten Elektro-Fachleuten geschehen. 

Es fiel mir auf, dass Lucita sich vehement als Bremse betätigte, was alles ins Auto sollte und was nicht, z. B. keine persönlichen Sachen und meine „Kaninchen-Waffen“, eine Flinte und eine Büchse?! Aber wir können die Sachen doch nicht in der Hand tragen, was soll das? Ich war schon fast dabei ärgerlich zu werden! Aber Lucita führte irgendetwas im Schilde, sie verschwieg uns etwas. Was da buchstäblich in der Luft lag, sollte sich erst zum Zeitpunkt des Abschiedes offenbaren. Mitten in der Abschiedszeremonie wurde diese durch ein großes Geknatter gestört und es landete ein Militärhubschrauber in der Nähe. Ja, aber was wollen die denn? Außer den beiden Piloten stiegen noch drei weitere Soldaten aus. Die Meldung des Kommandierenden lautete auf Deutsch und Spanisch klar und präzise: „Ihr Transport über El Amparo nach Erjos ist bereit. Zwei Mann überführen den Geländewagen zur Eremita!“ – Das war der Hammer und die Überraschung, die uns Lucita verschwiegen hatte. Nur ihre Eltern konnten das eingefädelt haben. Ich glaube wir alle müssen ein ziemlich dummes Gesicht gehabt haben.

Nun ging alles ganz schnell mit dem Verladen und Verabschieden, nachdem wir erst alles so richtig begriffen hatten.

Keine Angst, liebe Freunde, wir kommen ganz bestimmt wieder, und außerdem nehmen wir euch eure Delia und ihren Bruder nicht weg. Auch sie werden begleitet zurückkehren wann immer sie es wünschen!

Einsteigen, Türen schließen und anschnallen es geht heimwärts. Ich sah, dass Lucita bemüht war ein paar Tränen zu unterdrücken, waren wir doch dort schon fast heimisch geworden! Das ganze Dorf war versammelt und einige Nachbarn auch, die uns noch auf der Ehrenrunde, die der Pilot über dem Dorf flog, von unten zuwinkten. Und dann ging es über die Wipfel der Bäume ab in Richtung Eremita. Auch dort eine riesige Begrüßung als wir in der Nähe landeten. Eigentlich war eine Landung im Innenhof vorgesehen, aber dort war es zu eng für die Rotoren, so dass aus Sicherheitsgründen auf einen freien Platz außerhalb ausgewichen werden mußte.

Ein leichtes vorbereitetes Mittagsessen konnte aber nicht ausgeschlagen werden bei dem wir uns bei allen Beteiligten ganz herzlich für die Hilfe bedankten. Eine kurze ganz persönliche Messe für alle war vorbereitet und schloss sich an. Abschied von den treuen Eseln und allen Ordensbrüdern und -Schwestern des Klosters und auf ging es weiter nach Erjos. Nicht in den Ort, sondern direkt zum Anwesen Lucitas Eltern, wo uns trotzdem mindestens halb Teneriffa mit großem „Bahnhof“ empfing. Das war ein Wiedersehen, und nun flossen auch Tränen – der Freude, der Dankbarkeit?! Sie waren es doch alle, die all das organisiert und gemanagt hatten! Ohne diese Unterstützung wäre so etwas niemals möglich gewesen! Der Kommandierende meldete Vollzug mit „Auftrag ausgeführt“ und schon waren sie wieder weg, diejenigen, die ihren schönsten „Trainingsflug“ diesen Jahres durchgeführt hatten, wie uns gesagt wurde! Ich glaube es ihnen sogar!

Nun ging die Feierei weiter in großen offenen Zelten, die errichtet worden waren, bis weit nach Mitternacht. Natürlich schliefen unsere beiden Gäste Delia und Manolo schon längst; sie waren doch sehr erschöpft. Wir eigentlich auch!

Am folgenden Morgen wurde es doch für die beiden Kinder aufregend; so viel Neues, so viele Geschenke und all die freundlichen Menschen. Delia hielt Lucitas und meine Hand die ganze Zeit fest umklammert. Dann wurden die beiden sich selbst überlassen alles zu entdecken, ihre Zimmer, das riesige Haus in dem man sich beinahe verlaufen kann, den Garten, die Tiere und so Vieles mehr. Beide kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Viele neue Bekleidungsstücke waren angeschafft worden, aber besser war es sie nicht zu nötigen ihre heimischen Trachten unbedingt gegen diese zu wechseln. Sie hatten auch keine besonderen Zimmermädchen, wie normalerweise andere Gäste. Es waren eben Familienmitglieder und nichts anderes! Wie gesagt, es wurde ihnen alles selbst überlassen. Sie sollten sich einfach nur wohl und geborgen fühlen und keineswegs ihr Zuhause vergessen. Das lag allen am Herzen und hatte absolute Priorität.

Dass Delia ein neugieriges Persönchen ist, war wohl bekannt, aber was hier abging setzte dem die Krone auf. Die beiden sind einfach überall anzutreffen, selbst auf den Feldern bei den Nachbarn! Nun gut, das sind auch alles Landsleute und sprechen den gleichen Dialekt, da ist der Kontakt viel einfacher, außerdem sind diese fast genau so arm wie ihre Dorfbewohner. Viele Gäste von wer weiß woher sagten sich an, aber da wurde dann doch die Bremse gezogen. Ich werde das Gefühl bis heute nicht los, dass die nur ein armes Mädchen aus einem noch ärmeren Dörfchen beglotzen wollten. Da hörte bei uns allen aber der Spaß entschieden auf. Dann mögen sie in den Loro-Park gehen, dort können sie nach Herzenslust diese größtenteils bedauernswerten schizophrenen Tiere anglotzen!

Meine beiden letzten Wochen waren beinahe genau so ausgefüllt wie dort in dem Dorf. Bald ging Lucita wieder ihrer Arbeit als Juristin ihrer Eltern und deren Geschäfte nach und ich war voll ausgebucht mit den Kindern und all den Nachbarn und Freunden ringsum. Leider waren mir anstrengende Wanderungen etwas versagt, denn ich quäle mich immer noch mit einem verschleppten „Hexenschuß“ herum, der mir bis heute noch zu schaffen macht. Trotz aller Behandlungen.

Nun werden alle fragen: „Und was ist denn mit der Schule?“ Die Antwort ist einfach! In dem Dörfchen wurden alle Kinder ab sieben Jahren von einer Ordensschwester mehr oder weniger gut unterrichtet, so dass Delia momentan auf dem Stand etwa der dritten Klasse ist; das ist zu wenig um ihrem Alter gemäß in die angemessene Klasse zu kommen, trotz allen Fleißes. Also gibt es für alle hier eine Aufgabe sie und Manolo täglich zu unterrichten. Da machen viele von uns mit unter der „Schirmherrschaft“ des örtlichen Lehrers. Jeder, der Zeit hat, ist dabei und das mit viel Freude und ganz engagiert. Sehr zu unserer aller Freude erstreckt sich beider Neugierde auch auf diesen weniger lustigen Bereich. Mit viel Eifer und wissbegierig sind sie dabei, ohne großartigen Motivationsschub von außen.

Tagsüber sind beide regelrechte „Streuner“, überall zu finden. Wenn niemand was dagegen hätte, würden sie vielleicht liebend gerne in den Stallungen bei den Tieren schlafen, die sie in ihr Herz geschlossen haben. Es gibt hier aber auch genug davon! Und sie machen sich nützlich wo immer es eine Gelegenheit dazu gibt. Auf den Feldern sind beide schon wohlbekannte und gern gesehene „Mitarbeiter“, selbst wenn es zur Zeit wenig zu tun gibt. In ihrem Gefolge sind immer irgendwelche Tiere zu finden, ob Hunde, Esel oder Kakadus. Auch ich liebe Tiere und habe ein prima Verhältnis mit ihnen, aber das hier zwischen denen und mit den beiden ist die beneidenswerte Liebe auf den ersten Blick! In nächster Zeit, wahrscheinlich in der nächsten Woche, wird Esel-Nachwuchs erwartet. Delia und Manolo ahnen noch nicht, dass das einmal ihr ganz persönliches Eigentum sein wird, so ist es im Familienrat beschlossen worden; sie sind bisher nur gebeten Namen zu finden. Selbstverständlich wird der/die Esel/in dann mit in das Dörfchen gehen. Aber Eselfohlen bleiben sehr lange bei der Mutter! Selbst als "Köchin" macht Delia eine passable Figur; ihre mitgebrachten Dorfrezepte begeistern hier alle. Aber das kennt man ja auch bei uns: Was früher ein ausgesprochenes "Arme-Leute-Essen" war, gilt heute als Delikatesse! Es gibt ja auch hier das gleiche Gemüse und die gleichen Früchte wie bei ihr zu Hause.

Fische und andere Meeresfrüchte waren beiden ja ziemlich unbekannt was die Waren und die Speisen angeht, also nehmen wir sie mit an die Küste in die kleinen Fischerhäfen zum Einkaufen. Aber Fisch essen mögen sie nur zu gerne. Kein Wunder, denn das was allgemein Südländer aus alle den Meeresfrüchten an Speisen zaubern, ist bei uns hier völlig unbekannt und manch einer würde staunen, ohne zu wissen was er gerade ißt. Z. B. wenn Thunfisch entsprechend vorbehandelt wird, könnte er glatt als zartes Rinderfilet angesehen werden! Das ist für beide immer ein Erlebnis; dafür lassen sie alles stehen und liegen. Gestern waren wir mit einem mittleren Kühltransporter in La Mancha an der Nordwestküste, einem kleine Fischerhafen, um uns mit Thunfischen, lebenden Langusten, Knurrhahn, verschiedene Sorten Garnelen, Kalamar, Seehechten, Muscheln, Seezungen, usw. zu versorgen. Eine große Kiste gemischten unsortierten Beifang bekamen wir gratis mit, vorzüglich geeignet und fast auch notwendig für Suppen. Von den Fischern wird alles restlos verwertet außer zu kleine Exemplare und zu junge Tiere, die landen wieder in ihrem Element. Anders als bei den großen Fabrikschiffen, bei denen alles in die an Bord befindliche Verwertung geht was nicht erwünscht ist. Solche Beifänge holen sich meistens arme Leute direkt weg vom Schiff. Es werden wieder einmal viele Gäste erwartet, und da muß alles ganz frisch sein, direkt vom Boot und von den Fischern. Dann noch in die riesigen Markthallen von Icod, gegenüber dem Drachenbaum, wo es nur einheimische Produkte gibt, alles unter scharfer Kontrolle und Überwachung. Dort kann man auch die sehr begehrten ganzen Schafs-, Rinder-, Pferdeköpfe im Fell kaufen samt Gehirn, aber keine Schweineköpfe, die verderben zu schnell. Alles das schmeckt gut und richtig zubereitet ausgezeichnet! Da gehen einem die Augen über und man kann sich nicht satt sehen, so toll ist das dort, mit einem ganz großen Warenangebot an Naturalien. Natürlich kauften wir auch gleich für die ganze Nachbarschaft in Erjos mit ein, denn so häufig fährt niemand an die Küste um Fische zu holen. Sonst sind unsere Stammhäfen immer San Juan oder Puerto de Santiago an der Westküste, aber das ist viel weiter weg. Dann kann ich mich wieder mal auf gegrilltes Thunfischsteak mit allerlei Salaten freuen, oder auch große Langusten von ca. 1,5-2 Kg/Stück! Eine halbe davon schaffe ich locker! Sehr gesund sind sie aber nicht, weil ihr Fleisch pures Eiweis ist. Nahezu 75 Kg ganzen Thunfisch mittlerer Größe um die 8-12 Kg hatten wir dabei, und das für 2,00 Euro/Kg direkt vorbestellt vom Boot, also ganz fangfrisch von vor der Haustür in Richtung La Palma nachts geangelt! Das sieht man am Blut, wenn sie gerade eben erst geschlachtet wurden. Hier kostet er das fünf-bis sechsfache der rote oder auch große Thun, wenn nicht noch mehr, dafür hat er dann schon Tage auf Eis gelegen! Da hat Delia aber doch gestaunt. Beide wollten gar nicht mehr raus aus den Markthallen. Alle anderen Fleischsorten, Milch, Butter, Geflügel, Schweine, Rinder, Schafe/Ziegen, usw., werden direkt von den nahegelegenen Bauern bezogen und extra für uns groß gefüttert. Das ist selbstverständlich und bedarf keines Vertrages. Dabei verdienen sie selbst sehr viel mehr als würden sie das in den Handel geben, weil sie einen sehr anständigen Preis von uns bekommen und auch teilweise das Land meiner Gastgeber für sich zu ihrem ganz persönlichen Nutzen frei bewirtschaften dürfen, es sogar sollen. Und es ist sehr gutes aufbereitetes und ertragreiches Land! Landmaschinen können sich alle ausleihen, aber meistens benutzen sie lieber ihre seit altersher gebräuchlichen Geräte. Durch große begehbare Kühl- Gefrierräume können wir auch sehr gut und lange bevorraten, auch für unsere Nachbarn mit, den kleinen Bauern. Praktisch gehören sie alle schon zur Familie, denn einen Haciendero im Stile eines allmächtigen Grundbesitzers gibt es nicht. Ich schlief auch schon oft bei ihnen in ihren Häuschen. Es sind sehr fleißige und aufrechte Menschen mit einem guten Charakter.   

So verlaufen die schönen Tage mit sehr schönem Wetter hier; für viele Menschen die schönsten Tage ihres Jahres, ihr Urlaub! Ich beneide sie nicht, diejenigen die nun zu Hause arbeiten müssen um ein- oder auch zweimal im Jahr diese so wunderschöne Insel für viel Geld besuchen zu können. Ich konnte es früher auch nicht anders und deshalb bin ich meinen Freunden hier und anderswo so unendlich dankbar, dass sie es mir ermöglichen und gestatten mit ihnen zu leben und Einblick in ihr ganz privates Leben nehmen zu können! Das verstehen sie und ich unter Freundschaft und so bin ich Freund der Familien und deren Häuser mit allen Pflichten und Freiheiten. Ich bin stolz darauf es schon seit langer Zeit sein zu dürfen! Und besonders glücklich bin ich über meine Nähe zu denen hier, die als arme und genügsame aber glückliche Menschen mir gegenüber so aufgeschlossen, vertrauensvoll und freundschaftlich entgegenkommen, den kleinen Bauern. Wenn es mir möglich wäre, ich würde alles das mit Zins und Zinseszins zurückgeben. Dennoch glaube ich aber nicht, dass das ein guter Weg und ein gutes Unterfangen wäre, ganz im Gegenteil. Es ist ein Geschenk und bleibt es auch!

Nun will ich mich wieder meinen Aufgaben und Freuden zuwenden. Vielleicht lässt sich noch etwas finden was mir die Genugtuung verschafft hier nützlich sein zu können. Ganz gewiss besteht diese Aufgabe aber in Delia und ihrem Bruder, die mir auch schon so viel gegeben haben. Bei den allerkleinsten Anzeichen aufkommenden Heimwehes werden wir sofort beide wieder zurück zu ihrem Zuhause begleiten.

Viele hier bei uns können oder wollen meine Gedanken und Einstellung nicht verstehen. Sollen sie nur, vielleicht lernen sie es noch einmal irgendwann!

Und nun gehe ich mit meinen beiden jungen Freunden und zahlreichen Nachbarkindern nach San Jose de los Llanos, einem Nachbarort, auf die Plaza zum Eisessen! Immer ein besonderes Highlight für alle Kinder ob groß oder klein und wir werden auch querfeldein auf Pfaden schon knapp eine Stunde wandern müssen. Zurück werden wir allerdings abgeholt. 

 

Viele Grüße von

Dieter

 

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Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

Liebe Admins! Dieser Beitrag ist sehr lang, wenn er zu lang ist, dann streicht ihn zusammen oder teilt ihn oder macht sonstwas. Bitte!

 

 

[color=#000000][size=medium]Durch den Urwald Teneriffas! ( Teil I )[/color][/size]

Was machen ganz junge ungebundenen Single-Mädels der selbstbewussteren Kategorie, wenn sie nicht in der Küche stehen, gerade flirten, auf Partys gehen oder sich sonst wie als Models und wandelnde „Werbeträger für Briefmarken“, ihre Bikinis sind gemeint, betätigen und keinem Ehemann zur Sportschau seine Pantoffel und das Bier bringen brauchen? 

 

*Tipp*: Ihr jungen Ehefrauen, wenn ihr meint euer Männe beachtet euch manchmal nicht genug, dann zieht einfach bei laufender Sportschau den TV-Stecker aus der Dose! Und schon ist er wieder voll bei euch! - Ist doch egal wie!

Vielleicht kommen sie auf die Idee einmal zu wandern, was ja Leib und Seele gut bekommen soll! Es erstaunt mich immer wieder, dass es viele dieser Sorte gibt! Es muss ja nicht gerade der „Urwald“ Teneriffas sein.

Also mit einer solchen 12-köpfigen Truppe, es waren fast alles Studentinnen über 19 bis ca. 26 Jahre alt, waren wir drei bis vier Männer, der vierte still im Hintergrund agierend, 3 Wochen im „Anaga-Urwald“ unterwegs! Sie hatten sich bei ihrer UNI, die ein solches Unternehmen angeboten hatte, beworben.

Vorweg genommen: Es war für alle ein Erlebnis der ganz besonderen Art, wobei sogar einer von uns führenden und begleitenden Männer anschließend glatt weggeheiratet worden ist! Aber das ist nicht das Erlebnis, das war schon sehr bald vorausseh- und berechenbar! Alle waren sie sehr sportlich und trainiert, ob auch für ein solches Unternehmen? Das wird sich zeigen müssen.

Es war ein schöner Frühling, und es war April als wir uns erstmals für gute 3 Wochen beschnupperten. Im Mai sollte es losgehen. - Ist das ein Wunder, dass da einer von uns als Ehemann auf der Strecke bleibt? - Vorher gab es aber noch viel zu erledigen: Ein Teil der Ausrüstung, insbesondere sicherheitsrelevante Dinge wie Seile, Schutzhelme, die Genehmigungen, Auswahl der Depots, usw. Bei Frauen müssen ganz andere Dinge bedacht und berücksichtigt werden!

Jedenfalls trafen wir uns nun jeden Tag am Rande von La Laguna in ihrem Camp, das freundlicherweise kostenfrei von der UNI zur Verfügung gestellt wurde. Nach ein paar Tagen Theorie-Palaver ging es dann täglich raus in die nahen Wälder des Las Mercedes-Gebietes zum Training, insbesondere Anwendung und Behandlung der Sicherheitsausrüstung, wie Seile usw.

Es zeigte sich sehr bald, dass sie alle ganz tolle, hochmotivierte und disziplinierte Frauen waren, die auch mal einen kleinen Schubs vertragen können. Ein erfahrener Arzt der Klinik in St. Cruz war stets dabei, es war der gleiche wie im Bco. de Cochinos – Manolo der Profi - und er war sehr kritisch und pingelig! Das ist gut so! Lieber etwas strenger als zu lasch, aber immer mit dem richtigen Fingerspitzengefühl.

Hier geht es nicht um Styling, lange Haare, make up, Klamottenmarken oder die sonstige Anatomie, sondern nur und ausschließlich um ihr Können! - Ist eine Frau wirklich schön, dann ist sie es auch noch ohne Hilfsmittel, Tuschkasten, Ersatzteile und Styling! - Dass dabei trotzdem eine Änderung der Steuerklasse eines Mitgliedes herauskam, ist eben die Auswirkung eines „Blattschusses“ dieses kleinen hinterhältigen boys mit dem Pfeil und Bogen. Anders kann man das doch nicht ausdrücken, - oder seid ihr anderer Meinung?

Die Route: Start in Batan de Abajo, weiter über Casas de Afur, Las Casas de la Cumbrilla, nordöstlich von Laguna in sehr großen Schleifen nach  Chamorga, dem Ziel.

Ob das wohl gut geht? Denn der überwiegende Teil der Strecke war wirklich urwaldähnlich. Es gab fast keine Unterkünfte, nur ein paar sehr kleine Herbergen und Schutzhütten, aber nicht für so viele Leute bestimmt.

Auch sagten wir den Mädchen, dass wir nicht gedenken Sichtschutzwände Spiegel u.Ä. für die tägliche Reinigung und Körperpflege  mitzuschleppen, und dass wir gegebenenfalls alle in einem gemeinsamen, aus den kleinen per Reißverschluss gekoppelten Zelten, schlafen werden um die Wärme eines jeden in nur einem Zelt zu halten. Das ergibt viel weniger Energie-Verluste! - Kein Problem; sie waren sogar verwundert, dass das überhaupt erwähnt wurde!

So etwas ist schon im Vorfeld große Klasse! Die Moralapostel laufen bis außer Sichtweite um sich die Nase zu waschen, und dann kommt plötzlich ein hysterischer Schrei, weil sich vor ihnen auf dem Boden im Laub etwas bewegt hat. Plötzlich ist dann alles egal und sie kommen bar jeden Fetzen Stoffes angerannt. Diese Spezies hab ich besonders gerne! Sie hätten ja auch sehr wohl einen Abhang hinunterstürzen können!

Ein übergroßes Glück war es, dass 2 „Fast-Ärztinnen“ dabei waren, also solche, bei denen nur noch die Approbation ausstand, sie aber schon als Assistenz in einer Klinik tätig waren. Ebenso auch 2 mit einem Ausweis des Alpenvereins mit mehreren Seminaren, die schon eine gute alpine Ausbildung absolviert hatten. Soviel Glück musste doch einfach zum Erfolg führen!

Die Lorbeerwälder des Anaga sind genau das feuchte Gegenteil des Tenogebirges, von dem ich ja schon berichtete.

Die Zeit des Kennenlernens war um. Nun hieß es umquartieren nahe dem Startort, wo wir noch vier Tage verbrachten. Das war die Eremita Cruz del Carmen bei Vega de las Mercedes und Batan de Arriba.

Die Truppe wurde immer ungeduldiger, wie junge Pferde, die zwar schon eingespannt sind aber die Zügel noch nicht freigegeben wurden! Alle freuten sich ganz mordsmäßig, dass es nun endlich losgehen sollte. In dieser Situation ist ein Start oft eine heikle Sache, weil alle überdreht und wie eine Saite gespannt sind! Da könnten sie schon einiges an Bedacht und Zügelung vergessen, und dann fangen sie womöglich an zu schmollen: „Nun lass uns doch endlich vorwärts!“

Dann Verlegung nach Batan de Abajo, dem Ausgangspunkt; übermorgen in aller Herrgottsfrühe sollte es losgehen, das Unternehmen „Frauen im Urwald“!

Der vierte Mann kam noch kurz vorbei zur letzten Lagebesprechung und zur Kontrolle der Ausrüstung, sowie der Packordnung der Rucksäcke, die nicht mehr als sieben bis max. acht kg kurzzeitig wiegen sollten. Er brachte auch noch die 1,5 m langen Wanderstecken für jeden mit, das wichtigste Utensil überhaupt, sowie den letzten medizinischen Kram, wie diverse Medikamente gegen Stauchungen, Anästhetika, Injektionen für lokale Betäubung, Schmerzmittel, Analgetika als Injektionen, Antibiotika, Desinfektionsmittel auch für Trinkwasser usw. mit. Alles in Durchstechflaschen größeren Inhaltes, nicht in Ampullen, denn die brechen zu schnell trotz Sicherheitsbehälter. Tabletten waren nie gut wegen der Luftfeuchtigkeit, trotz dichter Verpackung habe ich damit stets schlechte Erfahrungen gemacht! Dann lieber Injektionen von einer der drei Sorten, sc., iv., im.. Sie wirken im Notfall auch viel rascher. Und wo hat man für Tabletten schon immer Wasser bereit? Diese wichtigen Dinge wurden auf uns und die beiden Doctores verteilt und zunächst an Gürteltaschen getragen, bis sich das als unzweckmäßig erwies. Dann landeten sie inmitten des Rucksackes.

Wenn wir die beiden Medizinerinnen ärgern wollten, benannten wir sie immer mit „….aber Frau Doktor hat gesagt …..“. Das löste mit hartnäckiger Konstanz den Spruch aus: „Ihr seid blöd! Wenn ihr das noch einmal sagt, spreche ich kein Wort mehr mit euch, das schwöre ich!“ Es wurde dann mit absoluter Sicherheit und Regelmäßigkeit schon nach einer Minute ein Meineid.

So gewappnet überstanden wir die Sichtkontrolle, um die wir selbst gebeten hatten.

Einen Freitag um drei Uhr früh war das Warten zu Ende! Katzenwäsche, hurtig in die „Ausgehuniformen“, ein leichtes Frühstück, statt Kaffe einen ungezuckerten Tee mit Mineralien, Antreten zum Appell und die Rucksäcke feldmarschmäßig geschultert. Das ging wie bei einer Ehrengarde auf dem Exerzierplatz!

Man wünschte uns Glück, gutes Gelingen und gesunde Heimkehr von unseren Wirtsleuten. Dabei umarmt man sich und spuckt über die linke Schulter.

Auf geht’s Richtung Batan de Arriba, weiter Mirador Pico del Ingles links vorbei am Bco. de Tahodio weiter nach Valle Vega, einer ganz kleinen Siedlung. Das sollte für den Tag reichen! Nach Valle Vega ging es schon durch reichlich viel Wald, aber der war noch sehr licht. Zu Beginn hatten wir starke Einschnitte und Schluchten vermieden und einigermaßen sanfte Höhenstrecken gewählt. Luftlinie war es vom Ausgangspunkt bis hier nicht weit, ca. 13 km, aber auch nur Luftlinie! Real waren es wohl eher 20 km.

Wir konnten im Buch vermerken: Ziel 1. Tag nach 6 gemütlichen Stunden plus 2 Stunden Pause vollzählig erreicht. KbV = keine besonderen Vorkommnisse. Es war Gott sei Dank nicht gar so heiß und gerade mal 13:30 Uhr. Nun wollen wir doch mal sehen wie das Zeltbauen im „Ernstfall“ so flutscht? Alle zu einem großen Kreis. Auch hier ging alles bestens. In der Tat, die girls waren ja wirklich gut und sehr dynamisch! Jedoch hüteten wir uns davor auf den weiteren Verlauf zu extrapolieren. Und mit Lob hielten wir uns noch sehr zurück. Frauen gewöhnen sich zu schnell an Lob, und dann hat man keine Reserven und Steigerungen an Komplimenten mehr für den wirklichen Bedarfsfall. Nur eine kleine Bemerkung: „Gut gemacht!“ Alle strahlten sie wie Models wenn sie irgendwo eine Kamera sehen, nur nicht so verkrampft gagebewußt, sondern ganz natürlich.

Unsere Zelte wollten sie auch gleich mit aufbauen, wenn sie ohnehin denn schon dabei sind! Das fehlte auch noch! Schließlich war Gleichberechtigung ausgemacht. Nun stellten wir uns aber auch einmal ganz dösig an. Mal sehen was passiert! Aber die Schlitzöhrchen von Weibchen hatten das sofort durchschaut.

Alle waren begeistert von der Gegend und der Natur, die ein Urlauber auf einer Rundfahrt niemals zu sehen bekommt! Und dabei ging es doch erst los! Ein schönes Lagerfeuer wurde gemacht, aber so gut wie ohne Rauch, denn dann kommen die Waldhüter und die Feuerwache (bomberos), die überall in den Wäldern sehr hohe Beobachtungstürme, ähnlich unseren Hochsitzen, haben. Dazu benötigt man harzfreies, trockenes Holz. Das gab es in Mengen. Auch wurde versucht Feuer wie in der Steinzeit mit Basaltstein als Reibunterlage, Holzstab und trockenen Flechten/Moosen zu entzünden. Es gelang nur meinem Kumpel! Bei jedem dieser Feuerwachen oder Waldhüter haben wir uns unterwegs brav gemeldet.

Die Etappen waren nach Möglichkeit so gelegt und geplant, dass, bis auf einige Ausnahmen, eine Tagestour nicht länger als 7 Stunden plus Pausen, dauern sollte. Je nach Schwierigkeitsgrad auch nur mal max. 6 Stunden, bei durchschnittlich 2,5 - 3 km/h. Nur recht selten kam das nicht hin und wir mussten „draufzahlen“! Puffer war aber viel mehr als reichlich vorhanden.

Auf, auf in die Heia! Morgen früh um 5:30 Uhr ist der Tag zu Ende und es geht gegen 7 Uhr weiter. Ohne Lampen ist ohnehin um 21 Uhr wegen hereinbrechender Dunkelheit Feierabend.

Nächstes Ziel über Valle Crispin, La Cumbrilla ist das Wald- und Forstamt Paso abseits der Hauptstraße TF 12 gelegen. Unser erstes Depot. Vor Cumbrilla wechseln auf die Nordseite der Straße durch den Wald des Parque de Anaga. Da kommt schon ein richtiger Vorgeschmack eines Urwaldes auf: Verfilzte und hohe Farngewächse, zugewachsene Wege, alles voller hoher fast abgestorbener Bäume völlig umkleidet von Moosen und langen Bartflechten. Das alles speichert ungeheure Wassermengen aus der Luft, so dass bis nachmittags unterhalb der Baumkronen alles eine einzige dicke Nebelsuppe ist. Alles sieht sehr gespenstisch aus. Auch hier müssen einstmals Siedlungen und Menschen gewesen sein, denn man findet noch erodierte, fast zugewachsene, Treppen von Pflanzen überwuchert. Merkwürdig ist, dass sie nicht aus dem hiesigen Lava- bzw. Basaltgestein hergestellt worden sind, von wem auch immer?! All das wollen wir  entdecken! Das wird etwas mehr Zeit brauchen als heute, weil es auch gleichzeitig ganz schön „hügelig“ wird! Hier sind wir völlig abgeschnitten und einsam. Nicht einmal ein befahrbarer Pfad geht hier durch. Wer sich hier verläuft hat schlechte Karten. Ganz auf sich allein gestellt neigt jeder Mensch dazu im Kreis zu laufen wegen der ungleichen Schrittlängen zwischen dem rechten und linken Bein. Bei Rechtshändern ist auffällig, dass der linke Schritt im Mittel um 1 – 1,5 cm länger ist. D. h. er würde einen großen Rechtskreis laufen, so er keine Uhr hat und nicht in der Lage ist sich am Sonnenstand zu orientieren. Das ist fatal und schon manchem zum Verhängnis geworden, insbesondere in der Wüste. Ich bereitete die 2 Doctores und unsere „Bergziegen“ darauf vor, dass sie auch ein wenig mit auf alle anderen achten mögen. Denn wir gingen ab nun in Gruppen je 4 Mädels auf Rufweite teilweise weit auseinander. Alleine auf sich gestellt, ohne Vorkenntnisse, würde hier ein neuer Wanderer niemals wieder herausfinden. Es ist nicht bös gemeint, auch ich war einmal Anfänger und musste lernen die kleinsten Dinge zu beachte, auch durch Fehler! Bei uns Kerlen wurden nun die Trillerpfeifen aktiviert. Diese sind als Signalgeräte sehr gut geeignet, weil es keinen Vogel gibt, der das nachäffen kann. Sonst ist der akustische Untergrund in den Wäldern ein einziges Geschnatter und Gepfeife. Man nimmt es schon gar nicht mehr richtig wahr. Ich kannte die Gegend schon grob und war deshalb sehr im Vorteil!

Bis nach La Cumbrilla gab es kaum etwas Bemerkenswertes, außer der wundervollen Aussicht nach unten auf die entfernte Küste mit den Abhängen und Terrassen zur Südseite hin. Die Passage auf die Nordseite, hinein in die eben kurz beschriebenen Wälder, verlief reibungslos.

Aber bis zum Forstamt Paso war es doch noch ein ganzes Stück Arbeit, zumal wir weit nach Norden ausholten, im Halbkreis weit von der Straße weg und es doch recht hügelig wurde. Alle waren sehr beeindruckt und glaubten es kaum auf Teneriffa zu sein! Sie blieben immer wieder mal kurz bewundernd stehen. Da die Sonne durch die Baumkronen und den dicken Nebel nur schwach und diffus zu sehen war, nahmen wir doch schon mal den Kompass raus. Es gab ja überhaupt nirgendwo Hinweise und Anzeichen, dass wir noch die gewünschte Richtung hatten! Kein Haus, kein Feuerwachturm, nichts war da an dem man sich auf den Vermessungskarten orientieren konnte. Alles sah gleich aus. Jedoch die Mädchen waren voller Vertrauen in uns; sie machten nicht die geringste auch nicht einmal unterschwellige Andeutung von Zweifel oder Besorgnis, sondern waren einfach ganz fasziniert von dem was sie sahen. Wir drohten sehr bald sehr nass zu werden, denn es tropfte auch von den Bäumen. Also erging die Anweisung: Die Anoraks anziehen und die Rucksäcke fest zu schließen!

Wir verfügen ja über sehr viel Zeit, also keine Hetze, aber Ruhetage wollten wir erst dann einlegen, wenn wir in den „dicken Enden“ sind. Vielleicht aber auch schon im Forstamt, so als kleine Überraschung und Belohnung. Bis jetzt ist es noch etwas halbwegs Mittelschweres und nicht gerade allzu hart, deshalb zunächst einmal jeden Tag gehen bei etwas reduzierter Leistung. Die drei „Häufchen“ blieben ganz brav beieinander und liefen nicht davon. Das ist viel wert, und ich habe es im Teno schon ganz anders erlebt, weil dann kein Schlusslicht benötigt wird! Ich sage immer „Hirtenhund“ zu denen. Und sie plapperten nicht dauernd; das nervt am meisten! Solch eine Gruppe ist angenehm und pflegeleicht; sie macht wirklich Spaß und recht wenig Arbeit! – Ach wären sie doch alle so!­

Die „Verletzungen“ des Volltreffers des Knaben mit dem Pfeil und Bogen waren nun schon deutlich zu bemerken. Es störte sich niemand daran, sondern es war niedlich anzusehen, obwohl beide Parteien es zu verheimlichen suchten. ­­­

Die erste Digi-Kamera meldete „Landunter“! Und ich hatte so gewarnt davor welche mitzunehmen; die extreme Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 % rF vertragen sie nicht. Und wenn sie anfängt zu spinnen, dann sofort den Akku raus sonst gibt es Kriechströme und Kurzschlüsse mit irreversiblen Schäden in der Elektronik. Dann die Kamera in die Hosentasche stecken, falls es keine von diesen großen DSRL-Modellen ist, und warten, warten, wa……..  Hinter den Linsen kann man die Feuchtigkeit als trüben Schleier schön deutlich sehen.

So langsam schwenkten wir ein mit einer Rechtskurve in Richtung Paso. Vorher aber noch eine Pause um Elektrolyte aufzuladen, und mit Traubenzucker den Zuckerspiegel anzuheben. Quellen gab es genug, aber ich fand keinen Ursprung der reineres Wasser bedeutet. Also doch eine Desinfektions-Brausetablette benutzen. Das war allen tausend Mal eingebläut worden warum das so ungeheuer wichtig ist!

Nach ein paar Stunden erreichten wir aus dem Wald kommend rückwärtig das Forstamt. Obgleich wir in unmittelbarer Nähe waren und es längst hätten sehen müssen, standen die großen Gebäude ganz plötzlich vor uns. Auf dem seitlichen Parkplatz zwei Rangerautos und eines von der Fireguard. Wir wären glatt ganz nah vorbeigelaufen, hätten wir kein Hundegebell gehört! Natürlich wusste ich das, aber ich hielt mich auf dem letzten Kilometer bewusst schweigend als Schlusslicht. Mal sehen was passiert? Nun waren wir da, am Etappenziel. Keiner der Bewohner war überrascht, man hatte uns erwartet! Und mich kannten sie dort schon. Es gab einen herzlichen Empfang. Als erstes sich des Gepäckes und der Anoraks entledigen und die Schuhe ausziehen und draußen vor die Tür stellen. Dann war allen schon viel wohler! Obgleich unterwegs nie das Spaßen und Lachen vergangen war!

Da so viele „Offizielle“ anwesend waren, kramten alle unaufgefordert ihre eingeschweißten Ausweise raus, und wir legten die Genehmigungen und die Streckenkarte vor, samt Protokollbuch. Das hat Eindruck gemacht. Einer der Polizeioffiziere lobte und sagte zu allen: „Seht mal her, das ist Disziplin! Wären alle so, müssten wir nicht hinter jedem verlaufenen Schaf hinterher suchen!“ Im administrativen Teil wurden alle unterschriftlich in ein dickes Registrierbuch aufgenommen. Dann war die Prozedur beendet, und nun kamen Fragen über Fragen. An mich gewandt: Du machst wohl hier immer solche verrückten Sachen? Eines Tages wird auch dich der Dämon eines Barrancos behalten!  - Eine wenig tröstliche Aussicht. Aber ich hatte auch nicht die Absicht das zuzulassen. Dem konnte ich nichts entgegen setzen, wir kannten uns ja schon! Die Kanarier glauben fest und ernsthaft daran, dass jeder Barranco von einem eigenen Dämon beherrscht wird. Na ja, solange der uns alle in Ruhe lässt ………! Keiner sollte darüber lachen; es sind schon zu viele dort umgekommen! Ob mit Dämon oder ohne, jedenfalls überwiegend durch Leichtsinn und Selbstüberschätzung! Und das soll unseren Mädchen, die sich uns anvertraut haben, und uns selbst nicht geschehen. Lieber einsehen dass etwas so nicht machbar ist und dann zurückstecken, als aus falschem Ehrgeiz und Eitelkeit mit dem Kopf durch die Wand und alles verlieren! Man muss es erst lernen auch verlieren und aufgeben zu können, auch noch die Kenner und Routiniers, und besonders die! Darauf weise ich bei den Ausbildungen der Führer immer wieder beharrlich und konsequent hin, auch wenn es vielen lästig ist. Natürlich könnte ich denen sehr leicht schon im Training ihre Grenzen zeigen und sie hängen lassen, um mich dann an ihrer Hilflosigkeit zu ergötzen! Das wäre ein ganz schlechter, charakterloser Zug von mir, denn für j e d e n gibt es jemanden, der noch besser ist! - Oh ja, ich habe schon einige aus ausweglosen und fast schon verlorenen Situationen, z.B. in Barrancos, herausholen können, und dabei oft den eigenen Kopf riskiert. So vermeide ich auch stets die Bezeichnung ‚retten‘, aber so war es, und dann wird man ganz bescheiden.

Merkt euch alle Eines, das Wichtigste: Solche Touren werden mit dem Kopf gemacht und durchgeführt, nicht mit von vor Öl triefenden, grinsenden ``Boddybilding-Playboy-Muskelprotzen``!

Draußen auf dem großen Hof standen Tische und Bänke unter großen Bäumen; dort machten wir es uns bequem bei Wein und Brot. Es wäre sehr unhöflich gewesen sogleich die weiteren Planungen besprechen zu wollen, oder sich unter der Dusche auf dem Hof wie die Wilden zu erfrischen. Jeder dort wusste doch, dass wir etwa zwei Nächte hier bleiben möchten. Wir brauchten ja nur ein Dach über dem Kopf, und nicht einmal das! Unser Nachschub-Depot war bereits aufgefüllt worden, und alle genossen das frische Obst gestiftet von der Försterei. Jemand von den Offiziellen hängte sich an seine Funke und gab unser Eintreffen als Rundspruch durch. Das fand ich ganz toll von ihm! Alles andere hatte Zeit, manana, manana! Man lässt immer den Gastgeber von sich aus mit dem Thema beginnen und fällt nicht mit der Tür ins Haus. Das gebietet die Höflichkeit! Eile und Drängelei gelten als Verstoß gegen diese.

Erst nach einer Stunde kam die lange ersehnte Frage ob die Senoritas sich nicht unter der Dusche etwas erfrischen wollen. Seife und Handtücher lagen schon bereit. Sie wurden immer besser unsere Mädels und stürmten nicht gleich los, sondern zogen sich jeweils zu zweit ganz gemächlich in Richtung Freiluftdusche zurück, als wäre das überhaupt nicht wichtig. ‚Frauen und Kinder zuerst!‘ So sagt man doch. Drinnen im Kopf schlugen sie aber Purzelbäume vor Freude. Die heimischen Anwesenden bemerkten das auch sehr wohlwollend. Zu mir meinten sie: Das ist wieder eine gute Arbeit gewesen, die Vorbereitung!

Dieser Auftritt muss später unbedingt ein Lob geben! Ich war ganz einfach stolz auf sie!

Sonst waren alle ganz topfit und ganz ohne Beschwerden. Nur die Injektionsmittel die mussten doch etwas gekühlt werden, obgleich es nicht zwingend vorgeschrieben war. Sonst flocken manche aus.

So  langsam nach fast 2 Stunden trollten auch wir uns zur Dusche. Obgleich das Wasser gut seine 22 – 25 °C hatte, war es eine tolle Erfrischung. Dann zerstreuten sich alle an den Waldrand mit der Verpflichtung nicht eigenmächtig allein auf Entdeckungstouren in den Wald zu gehen, und sei es auch noch so nah dabei. Komisch, es kam schon nach kurzer Zeit dazu dass sich alle doch wieder gemeinsam auf einem Haufen im Gras unter den Schatten spendenden Bäumen versammelt hatten. War das Unsicherheit oder Ausdruck ihres Zusammengehörigkeits-Gefühls?  Nach dem Motto: Wir sind eine Truppe und bleiben und halten zusammen!

Nach dem Abendbrot gegen 21 Uhr, das von unseren Mädels für alle, incl. der Gäste und Mitarbeiter der Forststation, angerichtet wurde, hockten wir noch draußen zusammen. Die Sonne war fast untergegangen, müde war aber noch keiner. Die Planungsgespräche mit den Verwaltern und Betreibern der Station waren längst erledigt, ohne dass das einer so richtig mitgekriegt hatte. Wir werden erst übermorgen weiterziehen!

Und genau in solch einer Situation eines lustigen Beisammenseins, die beiden „Schussopfer“ vertraten sich gerade die Beine, platzte eine unserer Frau Doktorinnen mit einem Vortrag über die intraspezifische arterhaltende Leistung der Aggression eines gewissen Freischützen mit Pfeil und Bogen, sowie über hormonelle Veränderungen und Langzeitwirkungen der Opfer inklusive deren Diagnose. Zuerst dachten alle wir sind im Kino, oder sie hat der Lagerkoller erwischt, so ernsthaft und quasi-wissenschaftlich, durchsetzt mit verballhornten Fachausdrücken versehen, gestaltete sie ihre Ausführungen! Das war eine richtig lässige, gekonnte Vorlesung mit allen Schattierungen moderner Physiognomie und ganz ernsthaft. Dann haben wir uns gekringelt vor Lachen! Das war absolut medaillenreif. Ob sie oder ihre medizinische Kollegin wohl dahintersteckten die beiden Betreffenden so lange auf einen Spaziergang zu schicken? Medizinern kann man doch nie trauen, aber alles zutrauen!

Auf ging‘s ins Bett um Mitternacht, d.h. in eine Scheune, schön weich gepolstert und luftig. Schon lange hatten wir alle nicht so bequem gelegen. Auch die nasse Kamera hatte sich eines Besseren besonnen, war ausgetrocknet und funktionierte wieder! Nochmal Glück gehabt!

Wir Männer machten uns noch daran die Zisterne für das Duschwasser wieder zu befüllen, was sonst die Bewohner hier immer als letztes erledigen. Strom gab es zwar, aber mit so wenig Leistung, dass es gerade mal für die Notbeleuchtung und vielleicht etwas mehr reichte mit ein paar KW Anschlussleistung. Gekocht wird mit Gas.

Na dann gute Nacht euch allen! Ihr ward wirklich alle gut! Buena noche und schlaft gut!

Der nächste Tag kündigte sich mit einem wundervollen Sonnenaufgang an. Die Hygiene-Prozedur ging deshalb auch in windeseile. Das wollte sich niemand entgehen lassen. Es lief wie geschmiert und völlig ruhig und diszipliniert, ohne dass es groß bemerkt wurde. Aus El Bailadero brachte der zweite Bus von San Andres nach San Christobal (La Laguna) um 6 Uhr früh ganz frische, noch warme Brötchen und miel de Montanas de Anaga, das ist Gebirgs-Honig, mit. Ich weiß bis heute nicht wer das organisiert hatte. Alle Frauen richteten lange Tafeln zum Frühstück. Es war ein richtiges Weiber-Gewusel. Dieweil wir Männer uns in den Ställen und Tierboxen umsahen und nützlich machen konnten, denn diese Station war auch gleichzeitig eine Wildtier-Klinik für die Region Anaga, und direkt unterstellt dem Ministerium für Wald- und Forstwirtschaft. Es ist dort üblich, dass sich jeden Morgen alle die bomberos, Polizei (Ranger), und viele mehr hier in der Station treffen. Deshalb war es auch ein ganzer großer **** voll Brötchen! Manche kannte ich, viele noch nicht, aber alle wussten dass wir hier sind. Das war wohl gestern der Rundspruch des Kommandanten gewesen! Fast jeder hatte etwas mitgebracht: Schinken, Eier, die besondere Wurst Sobrassada, die eigentlich von Mallorca kommt und vorwiegend zu den Schlachtfesten im Spätherbst hergestellt wurde, Früchte und natürlich selbstgemachte Aloe vera

Getränke. Das war ein Fest bis gegen 11 Uhr. Die meiste Zeit davon wurde palavert. Abgeräumt und abgewaschen machten wieder alle zusammen, ein Heer von ca. 17 Frauen. Ruck zuck war alles weg. Die Männer machten inzwischen z. B. Kaminholz usw. Die Spaltäxte und Beile mit den ergonomischen Stielen sind dort viel effektiver als unsere hier. So brachten wir den Tag um.

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---------------------------------------( Teil II )-------------------------------------

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