mcgee: Hallo, es gibt auch einen Fred für Cruiser mit dem Thema...
Der Fred (Feuerstein?) hat nichts mit einem Internetforum zu tun *lg*, es handelt sich um einen THREAD.
http://de.wikipedia.org/wiki/Thread_%28Internet%29
Warum sich einige User darüber aufregen, dass einzelne Angebote schon ab 299 EUR für 7 Tage Mittelmeer-Kreuzfahrt zu haben sind, erschließt sich mir nicht. Ich denke, man sollte sich vor Arroganz hüten und das fehlende Niveau bringen natürlich immer nur die anderen mit, nicht wahr? Wie auch das Fliegen einst nur für die "Oberen Zehntausend" überhaupt bezahlbar war, hat auch bei Kreuzfahrten längst eine Demokratisierung stattgefunden. Flieger und Schiffe wurden größer und nun steht beides breiten Bevölkerungsschichten zur Verfügung. Was gibt es dagegen zu sagen?
Wer die "Unterschicht" nicht so gern um sich hat, dem steht es frei, eine Aslaska-Expedition für 6.000 EUR pro Person zu buchen oder auch gern die "Europa 2". Da bleibt man dann wohl unter sich, nehme ich an, und das Niveau ist hoffentlich gesichert. Dass sich jedoch auch Millionäre gern und ausgiebig danebenbenehmen können, erlebe ich übrigens als Mitarbeiter im Luftverkehr täglich. Man sollte sich also vor der Vorstellung hüten, dass Geld automatisch auch Etikette bedeute.
Als ich zum ersten Mal an Bord der "Queen Mary 2" ging, erwartete ich aufgrund der Selbstdarstellung von Cunard inklusive seiner Dresscodes etc. schon ein gewisses Maß and Stil und Eleganz, wurde aber rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als ich erkannte, dass die Tour von Hamburg zum Nordkap und zurück offensichtlich in norddeutschen Tageszeitungen zum Schnäppchenpreis verschleudert worden war und somit eine großer Zahl jener mitfuhren, die man freundlich als "enfache Leute" bezeichnen kann.
Entsprechende Überraschungen bei der Kommunikation waren zu erwarten: da wurde gern einmal lautstark über die "Angestellten" gelästert, die ja "gar kein deutsch" sprechen, und dass da überall nur "Ausländer" im Service tätig seien. Viele trauten sich schon gar nicht in die Bedienrestaurants hinein, weil man da eventuell mit einem philippinischen Kellner sprechen und eine Bestellung aus der (ohnehin in deutsch verfügbaren) Speisekarte aufgeben müsste. Dass das gebrochene Englisch der Mitarbeiter oft viel schlechter als das ist, was man bei uns als "Schulenglisch" bezeichnet, wird man natürlich nie erfahren, wenn man es nicht wenigstens versucht.
Im Buffetrestaurant wurde dann dem philippinischen Koch am Eiertresen gern ein fröhliches "Rüüüüührei!" entgegengeschmettert und mit Unverständnis quittiert, dass dieser nichts verstand und auch lautere Wiederholungen zu nichts führten. Nachdem ich gern einmal mit Crambled Eggs und Sunny Side Up ausgeholfen hatte, wurde ich von den Anwesenden fast zwangsverpflichtet zu Übersetzungdiensten und musste mich dezent entfernen, um nicht mein eigenes Frühstück zu verpassen.
Im Theater dann der nächste kulturelle Höhepunkt: die dortige brasilianische Bedienung, welche Getränke servierte und die Gäste mit allerlei fröhlicher Selbstinszenierung unterhielt und zum Konsum eines Cocktails animierte, erregte die Aufmerksamkeit eines neben uns sitzenden Herren, den man spontan, ganz ohne Diskriminierungsabsicht, in der landwirtschaftlichen Branche verorten würde. Die Leistungen der talentierten Barbedienung würdigend entfuhr ihm: "Die Negerin da unten versteht ihr Geschäft."
Ja, diese und viele anderen Begegnungen mögen einen staunend und mit offenem Mund zurücklassen und gelegentlich auch zu Kopfschütteln Anlass geben. Wenn man diese Begegnungen später nachspielt (ein bisschen Talent ist auch hier nötig) und seinen Freunden davon berichtet, sind einem herzhafte Lacher sicher und meistens sind es genau jene unvergleichlichen Begegnungen, die einem Reisebericht die rechte Würze verleihen.
Auch wenn ich gelegentlich selbst dazu neige, es als anstrengend zu empfinden, stets von solchem Publikum umgeben zu sein, bin ich längst dazu übergegangen, das Umfeld eher selektiv wahrzunehmen und mir eben jene Aspekte herauszupicken, die mir angenehmer sind. Unter 2.000 bis 5.000 Passagieren wird es immer einige geben, mit denen man gut zurechtkommt und mit denen sich interessante Unterhaltungen entfalten können. Oft sind es gerade jene, bei denen man es nicht vermutet hat.
Langer Text, einfacher Sinn: leben und leben lassen (eines der bekannten Kölschen Mottos, und wie man sieht, auch außerhalb Kölns anwendbar). Wer sich unnötig über Dinge aufregt, die einfach sind wie sie sind, versaut sich nur den Urlaub. Darin scheinen viele Deutsche jedoch wahre Meister zu sein. Wie schade...