Ich grabe diesen Thread mal wieder aus, weil mir aufgefallen ist, dass in letzter Zeit die Anzahl und Häufigkeit der "bösartigen" OTs, d.h. in denen es nur noch um Recht oder Unrecht, um richtig oder falsch ging, stark zugenommen hat. Oft wurde sich dann auf die Meinungsfreiheit berufen. Ich beziehe mich mal als Beispiel auf das Thema "Sicherheit im Türkei-Urlaub", es lässt sich aber auf beliebige Themen anwenden.
Zunächst sollte man einmal unterscheiden zwischen Eindruck/Gefühl, Meinung, unbewiesener Behauptung und Behauptung mit Belegen.
Beispiele:
Eindruck/Gefühl: "ich möchte momentan nicht in die Türkei fliegen, weil ich mich dort total unsicher fühle und Angst vor Anschlägen habe." Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, und kein vernünftiger User wird schreiben, das sei Spinnerei. Möglich und legitim ist es, gegenteilige Eindrücke/Gefühle zu äußern. Damit ist es dann auch gut, diese Gefühle stehen sich gegenüber. Ende.
Meeinung: "nicht nur in der Türkei ist es unsicher, überall auf der Welt könnten Anschläge stattfinden". Hier wird nicht mehr von einem persönlichen Eindruck/Gefühl gesprochen, sondern von einer Einschätzung der Lage. Dieser Meinung kann eine andere gegenübergestellt werden,z.B., in der Türkei sei es durch die häufigen Anschläge besonders gefährlich. Diese Meinungen kann man noch begründen und dann sollte eigentlich Schluss sein. Der aktive und auch der stille Leser kann sich daraufhin seine eigene Meinung bilden oder beide verwerfen.
Bis hierhin sollte eigentlich noch nichts passieren. Es gibt bis jetzt noch kein richtig oder falsch, kein Recht oder Unrecht. Der Kardinalfehler hier ist, dass man aber meint, sein Gefühl sei richtig und man müsse es beweisen. Das ist aber Unsinn.
Das gefährlichste ist aber die unbewiesene Behauptung. "In der Süd-Türkei ist es absolut sicher, überall sind Sicherheitskräfte am Strand."
Das Wort "sicher" ist keine Tatsache, sondern eine Annahme, der Begriff "überall" ist völlig schwammig und lässt sich kaum beweisen. Diese unbewiesenen Behauptungen führen meiner Ansicht nach am häufigsten zum Streit. Wenn solche unbewiesenen Behauptungen aufgestellt und dann bezweifelt werden, wird gerne das Recht auf Meinungsfreiheit beschworen. Es gibt aber kein Recht auf Behauptungfreiheit in dem Sinne, dass man die Behauptung nicht widerlegen darf.
Daher ist das sicherste eigentlich die Behauptung mit Belegen, also mit der Angabe seriöser, aktueller Quellen. Die kann man interpretieren, aber das ist dann wieder eine Frage der Meinung, deshalb sollte es hier auch nur zu Gegenüberstellungen, nicht aber zu Streit und endlosen OTs kommen.
Zusammenfassung: streiten kann man sich eigentlich nur um unbelegte Behauptungen. Alles andere sollte akzeptiert werden. Leider ist sehr oft zu beobachten, dass übersehen wird, dass Akzeptieren und Gutheißen zwei Paar Stiefel sind. Oft läuft es darauf hinaus, dass User, die sich .z.B. in der Türkei momentan unsicher fühlen, indirekt verlangen, dass sich alle anderen auch unsicher fühlen und denjenigen angreifen, der bekundet, sich dort einigermaßen sicher zu fühlen.
Ich weiß nicht, ob meine Ausführungen hier viel helfen, aber vielleicht macht sich der eine oder andere doch Gedanken darüber, was er manchmal mit Haken und Ösen hier bekämpft, oft eben Dinge, gegen die man eigentlich nicht ankämpfen darf.