Es gibt Hotels, die einzig wegen der Sonne über Garten, Pool und dem angrenzenden Strand gebucht werden. Nichts spricht dagegen. Es gibt welche, die wegen ihrer traumhaften Lage in den Bergen, wegen der Stille, wegen der charmanten Gastgeber, wegen der Bewertungen bei HolidayCheck ausgewählt werden. Oder wegen vielfältigen Kombinationen daraus. Und es es gibt Hotels vor allem in größeren Städten, die sich selber als Destination inszenieren und davon profitieren: als ein Ort, an dem jeder Fremde einen Aufenthalt lang mit dem Lebensgefühl jener Stadt infiziert wird, mit ihrer Vitalität, ihrer Dynamik. Dafür muss er mit ihren Menschen in Berührung kommen. Denn genau die machen die jeweilige Metropole aus, sie erst erschaffen das spezifische Lebensgefühl. Damit das funktioniert und das Hotel als Dreh- und Angelpunkt von Kultur und Subkultur wahrgenommen wird, muss man diese Einheimischen ins Haus locken. Ganz einfach ist das nicht. Aber gut lösbar.
Eine Bar ist dafür notwendig. Oder eine Cigar Lounge. Ein Restaurant, das auch für Gäste von der Straße mit allen Alternativen eines Ortskundigen interessant genug ist. Eine Lobby, die einladend genug ist, dass sich der Galerist aus dem Viertel dort mit seinen Künstlern verabredet, der Musiker aus dem Studio nebenan mal kurz in einer Sitzecke durchatmet. Offen, modern muss all das sein, die passende Musik muss spielen. Und das, was vor der Hoteltür ist, muss sich auf dem Niveau des Hauses drinnen wiederfinden: in Kunst, Gestaltung, Sound, Kulinarik bis hin zu Auftreten und Aussehen des Hotelpersonals.
Eine ganze Marke baut mit großem Erfolg auf genau diesem Konzept auf: die W Hotels aus dem Portfolio von Marriott mit Keimzelle in New York. Über 60 Häuser hat der Brand inzwischen, ursprünglich vor allem Großstadthotels, inzwischen mehr und mehr auch Resorts. Statt eines klassischen Concierges gibt es dort z.B. einen sogenannten „W Insider“ mit besten Kontakten in die Fashion-, Kunst-, Musik- und Designerszene der Region.
Bei der Positionierung eines Hotels auch als Anlaufstelle Einheimischer hilft enorm, regelmäßig eigene Veranstaltungen anzubieten, am besten übers Jahr verteilt ein paar Termine, die inhaltlich alle in einem Zusammenhang stehen. Live-Jazz bietet sich da an, außerdem kleine Konzerte anderer Couleur, Lesungen, Vernissagen. Jede davon signalisiert ins lokale Umfeld: „Ihr seid hier herzlich willkommen, ihr seid sogar Teil von uns – so wie wir nicht Fremdkörper im Viertel, sondern Teil Eurer Community sein möchten.“
Wichtig ist dabei, dass die auftretende Musiker ebenso wie die ausstellenden Künstler aus demselben Umfeld kommen. Ein Jazzer aus New York in Hamburg lockt vielleicht Hamburger in die Hotel-Bar, aber er signalisiert der Nachbarschaft nichts an lokaler Verortung – und den Gästen auch nicht. Der Jazzer aus Hamburg trägt eine andere Botschaft in den Markt. Für diesen Zweck ist es die bessere.