Im Winter verwandelt sich Deutschlands ältester Nationalpark in eine stille Zauberwelt, die es mit Schneeschuhen oder Langlaufskiern zu entdecken gilt.
Den schönsten Wintertag im Nationalpark Bayerischer Wald hat Kristin Biebl nie vergessen, obwohl er schon einige Jahre zurückliegt. Es war der 25. Dezember, der erste Weihnachtsfeiertag, und die junge Rangerin hatte zusammen mit einer Kollegin Dienst am Berg. Es war kalt und der Nebel war so dicht, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Die beiden jungen Frauen stiegen zum Großen Rachel hoch, dem mit 1.453 Metern zweithöchsten Berg im Bayerischen Wald. „Als wir auf dem Gipfel ankamen, lichtete sich der Nebel. Die Sonne kam heraus. In den Tagen zuvor hatte es Eisregen gegeben, die Bäume waren alle eisbedeckt und glitzerten vor dem blauen Himmel wie Diamanten. Es war unbeschreiblich schön“, schwärmt Kristin.
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist auch im Winter ein fantastisches Erlebnis. Und niemand kennt seine schönsten Ecken besser als Kristin Biebl. Sie ist als Rangerin im ältesten deutschen Nationalpark unterwegs, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen für den Naturschutz zu sensibilisieren. „Meine Arbeit sieht im Winter ähnlich aus wie im Sommer. Ich führe die Besucher durch den Park, passe auf, dass die Leute auf den Wegen bleiben, kümmere mich besonders auch um den Schutz des Auerhuhns. In unserem Nationalpark lebt eine der größten Populationen Deutschlands.“
Der große Unterschied zur warmen Jahreszeit: Im Winter gehen Kristin und ihre Gäste in Schneeschuhen oder mit den Langlaufskiern los statt in Wanderstiefeln. Zum Beispiel zur geführten Tour „Leben im Grenzbereich“, in der Kristin den Besuchern vermittelt, wie schwierig für die Tiere das Überleben im Winter ist. „Wir suchen nach Spuren von Fuchs, Reh, Wildschwein oder Marder im Schnee. Wintertouren sind auch eine gute Gelegenheit, das Auge für die Natur zu schulen“, findet die Rangerin. Aber auch privat ist Kristin in der kalten Jahreszeit gern im Nationalpark unterwegs und zieht mit den Langlaufskiern durch den stillen, glitzernden Winterwald. Ihr liebstes Ziel: der Bretterschachten, eine ehemalige Hochweide. „Der liegt auf ca. 1.000 Metern Höhe und ist schneesicher, und bei gutem Wetter kann man bis in die Alpen sehen!“, begeistert sich die junge Frau.
Mehr erzählt Kristin im hockdiher Bayern-Podcast
Deutschlands erster Nationalpark liegt im Osten Bayerns in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau entlang der Grenze zu Tschechien. Er gilt zusammen mit dem benachbarten Böhmerwald als die größte zusammenhängende Waldfläche Mitteleuropas.