In Kanada gibt es 47 Nationalparks, einer schöner als der andere. Der größte misst stolze 44.802 km², der kleinste kommt gerade mal auf 9 km². Welche davon sollte man nun im Urlaub in Übersee besuchen? Wir haben den schon lange Zeit in Kanada lebenden Reisejournalisten Ole Helmhausen nach seinen Lieblings-Nationalparks gefragt – hier seine ganz persönliche Liste.
Warum? Weil die Anfahrt zu diesem Abschnitt der kanadischen Rocky Mountains die schönste im ganzen Land ist! Zunächst geht es aus der flachen Endlosigkeit der Prärie in die weitläufige Hügellandschaft der Foothills. Dort hebt und senkt sich das Land, als atme Mutter Natur.
Bis sie plötzlich die Luft anhält, weil eine riesige, scharf gezackte Wand in Sicht kommt, die so lang ist, dass sie sich nach Norden und nach Süden im blauen Dunst verliert. Und weil die Straße, der von Osten kommende Hwy. 5, geradewegs auf diese Wand zuhält. Bis ein gewaltiges Felsentor in Sicht gerät, von dem aus das schöne alte Prince of Wales Hotel über die langgestreckten Waterton Lakes hinweg tief in die alpine Wildnis hineinschaut. Und weil die Berge in diesem Abschnitt graziler wirken als die wuchtigen Klötze im Banff National Park.
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Warum? Weil er bei mir ganz besondere Eindrücke hinterlassen hat. Bei meinem ersten Besuch schüttete es wie aus Eimern. Dann hörte der Regen plötzlich auf, als habe jemand den Hahn zugedreht. Der Himmel riss auf, die Sonne kam durch, und erst da sah ich, wo ich war: in einer urweltlichen, vor Feuchtigkeit dampfenden Kulisse, mit den Tablelands und ihrem hunderte Meter fast senkrecht aufragenden Felsenplateau zur Linken und den Green Gardens, die mit ihren Tümpeln und Wäldchen aussahen wie ein überdimensionaler Golfplatz, zur Rechten.
Ich fuhr rechts heran, nahm einen kleinen Trail zu einem dieser Tümpel und sah dort einen riesigen Elchbullen im Wasser stehen. Seitdem bin ich immer wieder zurückgekehrt. Als sei die Welt gerade erst erschaffen worden, so fühlen sich die Fjorde, Bays und Buchten dieses Parks an. Die Aussichten sind fantastisch. Vom Gros Morne über das grüne Meer der Gipfelkuppen zum Western Brook Pond. Von Norris Point über die Bonne Bay nach Woody Point und den gleich dahinter aufragenden Tablelands. Und und und ...
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Warum? Weil die Gespräche im Auto verstummen angesichts von so viel Platz. Weil dies das letzte ursprüngliche Grasland in Kanada ist. Die ersten Europäer nannten es “Meer aus Gras”, bis heute steht man bis zu den Hüften darin und sieht der sanften Dünung zu, die der Wind in diesem “Meer” erzeugt. Weil man hier die Wölbung des Horizonts sieht, die Linie, wo Himmel und Erde miteinander verschmelzen.
Und weil man vom Parkranger nur eine handgeschriebene Skizze erhält, wenn man etwas tiefer in den Park vordringen will. Was sich dann so liest: “Parken Sie 2,8 km hinter dem Parkeingang. Steigen Sie in südöstlicher Richtung die enge Falte hinab, die in das Timmons Coulée führt ... “ Wenn ich in den Grasslands bin, fühle ich mich wie Kevin Costner alias “Der mit dem Wolf tanzt”. Grasbedeckte Täler, sogenannte Coulées, und endloses Hochland: Es gehört hier nicht viel Fantasie dazu, Kevin Costner und und seine Lakota-Freunde vorbeireiten zu sehen ...
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Warum? Weil dieser Park am östlichsten Ende der Gaspé-Halbinsel für mich das schönste Miteinander von Land, Meer und Himmel in Kanada schützt. Wälder aus Zedern, Kiefern und Pappeln, dazu Schwarzbären, Elche und Biber, lärmende Seevögel-Kolonien in den Steilküsten und fantastische, den Klippenrändern folgende Wanderwege. Von denen aus sieht man mit etwas Glück 300 bis 400 Meter tiefer die Umrisse von Walen.
Forillon, nicht groß und gut erschlossen, ist ein erhebendes Stückchen Wildnis. Auch mein Lieblingspanorama im Osten Kanadas finde ich hier: Vom hölzernen Aussichtssturm auf dem Mont-Saint-Alban hat man den schönsten Rundumblick!
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Warum? Weil ich jedes Mal, wenn ich auf dem Trans Canada Highway durch diesen Park in den Rockies fahre, den Kopf in den Nacken legen muss und laut “Wow” sage. Und weil ich damit in bester Gesellschaft bin, denn “Yoho” bedeutet auf Cree nichts anderes als – ja, genau das! Die meisten der über 20 Dreitausender des Parks stehen gleich neben der Straße. Am Kicking Horse Pass ist das Tal so eng, dass es spätnachmittags schon wieder dunkel wird.
Ich mag den Park auch deshalb, weil ich jedes Mal etwas Neues erlebe. Einmal, auf dem steilen Weg zu den Takkakaw Falls, blieb ein langer Camper in einer der Haarnadelkurven stecken. Toll, wie die Kanadier der deutschen Familie aus dem Schlamassel halfen. Ein anderes Mal habe ich junge Hiker aus Polen und Frankreich mitgenommen. Mit deren Geschichten aus dem Backcountry verging die Zeit bis Lake Louise wie im Flug. Und beim Paddeln auf dem Emerald Lake wäre ich einmal fast über Bord gegangen ... Yoho!
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Warum? Weil dieser Park in mancherlei Hinsicht extrem ist. Beispielsweise ist er nur 15 qkm groß und liegt am südlichsten Punkt Kanadas, auf einer pfeilförmig in den Lake Erie ragenden Halbinsel und auf gleicher Höhe wie Nord-Kalifornien. Er hat eine Vegetation, wie sie sonst erst viel weiter südlich vorkommt: Sykomoren, Walnussbäume, rote Zedern. Ein echter Dschungel, der am Nordrand auch noch ein herrliches, bepaddelbares Schilfgebiet hat.
Die größte Attraktion des Parks sind die Vögel. Weil er auf einer der großen Vogelfluglinien Nordamerikas liegt, ist Point Pelee der beste Ort für Vogelbeobachtungen in Kanada. Allein während der Nordwanderung im Frühjahr werden hier bis zu 350 Arten gezählt. Ich bin zwar kein Birdwatcher, aber es ist schon toll, so viele bunte Tiere im Geäst zu sehen.
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Warum? Weil die Touristenströme weiter nördlich fließen, in Banff, auf dem Icefields Parkway, in Jasper. Der Kootenay National Park hat alles, was diese Parks auch haben: spektakuläre Dreitausender, heiße Quellen, interessante Geologie, tolle Aussichten schon vom Hwy. 93 aus, und Wahnsinns-Trails. Vor allem hat er vor seinen Toren etwas, was die anderen nicht haben: echte Städtchen und Bergnester mit echten Einheimischen anstatt künstlicher Resorts mit zugewanderten Dienstleistern.
Nur eines von vielen Beispielen: Fernie, die alte Bergarbeitersiedlung zu Füßen der Lizard Range mit einer coolen, von Frontier-Architektur gesäumten Main Street, kleinen Shops und ein paar Läden mit Outdoor-Klamotten. Mein Lieblingsort in der Gegend: die Lussier Hot Springs samt der abenteuerlichen, kaum befestigten Whiteswan Forestry Rd. dorthin!
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Warum? Weil hier alles noch größer, noch wilder, noch schwerer erreichbar ist. Der Kluane National Park ist ein einziger Superlativ. Das fängt bei der Anfahrt an. Von Whitehorse führt kein geringerer Weg zum Park als der Alaska Highway, die Roadtrip-Legende schlechthin. Der Augenblick, an dem die im Juni noch schneeweißen Viertausender der St. Elias Monuntains in Sicht kommen, ist allein die ganze Anreise wert.
Für Hikes im Park hatte ich bislang keine Zeit. Ich möchte aber jedem ans Herz legen, in Haines Junction einen einstündigen Rundflug über diese grandiose, komplett straßenlose Bergwelt zu buchen. Ich erlebte diese alpine Wildnis von der halben Größe der Schweiz an Bord einer 35 Jahre alten Cessna 206. Wir schaukelten über riesige Gletscher, die aussahen wie zweispurige Freeways, und in 3000 m Höhe um makellos weiße Bergmassive herum. Es war einfach unvergesslich ...
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Warum? Weil allein der Anflug von Ft. Simpson aus so spektakulär ist, dass man nicht böse wäre, wenn der Trip bereits nach der Wasserung wieder zu Ende ginge. Zumal er kurz vor dem Ziel sogar noch einen Tiefflug über die gewaltigen Virginia Falls enthält.
Das Herzstück des Parks ist der South Nahanni River. In der Rafter-Community gilt er als Paradies: Man schiebt die Gummiflöße unterhalb der Virginia Falls ins Wasser, treibt eine Woche lang durch vier spektakuläre Canyons mit bis zu 1200 m hohen Wänden, sieht Schwarzbären und Dallschafe und fühlt sich insgesamt wie auf einem “Game of Thrones”-Set. Rafting the Nahanni ist Kanada im XL-Format: Besser geht's nicht!
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Warum? Und warum überhaupt auf dem 10. und nicht, wie in Rankings sonst meist üblich, auf einem vorderen Platz? Zunächst einmal, weil der Ort Jasper von einem Shopping-Overkill wie etwa im Banff-Nationalpark – relativ – verschont geblieben ist. Weil, zumindest möchte ich das glauben, die Leute, die nach Jasper kommen, vor allem Wildnis sehen wollen und nicht nur Einkaufen und Feiern im Sinn haben.
Und weil der Maligne Lake mein absoluter Lieblingssee in den kanadischen Rockies ist – selbst wenn es hier voll wird im Sommer. Weil mir dann nämlich der Medicine Lake, etwas nördlich im gleichen Park gelegen, genug Auslauf bietet. Und weil ich dort bereits zwei Mal Wölfe am Ufer gesehen habe ...
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Der Waterton Lakes National Park liegt im Süden der Provinz Alberta direkt an der Grenze zum US-Bundesstaat Montana. Seine Fläche beträgt 525 Quadratkilometer.
Der Gros Morne National Park liegt an der Westküste Neufundlands. Er erstreckt sich über 1805 Quadratkilometer und ist damit der zweitgrößte Nationalpark im atlantischen Kanada.
Der Grasslands National Park liegt im Süden der Provinz Saskatchewan an der Grenze zum US-Bundesstaat Montana. Er umfasst eine Fläche von 907 Quadratkilometer.
Der Forillon National Park liegt in der kanadischen Provinz Québec, am östlichen Rand der Halbinsel Gaspésie. Seine Fläche beträgt 240,35 Quadratkilometer.
Der Yoho National Park befindet sich in der Provinz British Columbia am Hauptkamm der Rocky Mountains. Er ist 1310 Quadratkilometer groß.
Der Point Pelee Nationalpark liegt in der Provinz Ontario auf einer Landzunge im Eriesee. Der Park ist mit nur 15 Quadratkilometern relativ klein.
Der Kootenay National Park liegt im Südosten von British Columbia. Er erstreckt sich über eine Fläche von 1406 Quadratkilometer in den kanadischen Rocky Mountains.
Der Kluane National Park liegt im Südwesten des Yukon. Er besitzt eine Fläche von 22.016 Quadratkilometer. Zu ihm gehört der höchste Berg des Landes, der Mount Logan (5959 m).
Die Nahanni National Park Reserve liegt in den kanadischen Nordwest-Territorien. Das Schutzgebiet ist noch nicht formal als Nationalpark ausgewiesen, es trägt aber einen ähnlichen Status. Die Fläche des Parks beträgt 30.050 Quadratkilometer.
Der Jasper National Park liegt in der kanadischen Provinz Alberta. Er ist mit seinen 10.878 Quadratkilometern Fläche der größte Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains.