Fereidoun Arbabi verkauft Jagdfalken in seinem Laden im Basar – und Lederhäubchen, Handschuhe, Ausrüstung für die edlen Vögel. Wie das Geschäft läuft? Er lächelt und nickt. „Gut“ soll das heißen, denn sogar die Mitglieder der katarischen Herrscherfamilie kaufen bei ihm ein und berappen umgerechnet bis zu 50.000 Euro für einen ausgebildeten Falken, das Statussymbol der Oberschicht am Golf. Ein paar Schritte weiter türmen sich Gewürze, eine Querstraße davon Stoffe und Kleider und noch eine Gasse weiter handelt einer mit Austern aus dem Persischen Golf – und mit ihren Perlen.
Leuchtwerbung ist in diesem Gassengewirr so gut wie verboten, Logos dürfen bestimmte Größen nicht überschreiten. Und die gesamte Anmutung eines Ladens muss der eines Basars entsprechen, der über Jahrhunderte gewachsen ist, wie in Istanbul oder Kairo oder Tunis. Verkauft werden soll dort nicht vorrangig, was es auch in den Shopping-Malls gibt, sondern das, was schon immer zum Alltag gehörte. Und so gibt es winzige Läden, die nichts als jemenitischen Honig oder ausschließlich einfache Küchengeräte ohne Elektrik und Schüsseln anbieten.
Die Bauarbeiter waren noch gar nicht ganz gegangen, da bröckelte scheinbar bereits der Putz im neuen Souk Waqif von Doha. Auch die weiße Fassadenfarbe in dem Basar war seltsam ungleichmäßig aufgetragen und schien an manchen Stellen von der ersten Sekunde an ausgeblichen. Die Balkendecken mit ihren grau angelaufenen Hölzern wirkten renovierungsbedürftig: alles Absicht! Der Souk Waqif im Zentrum der Hauptstadt von Katar ist zwar weitestgehend auf dem Reißbrett geplant – aber entworfen und zu großen Teilen errichtet erst vor ein paar Jahren nach den Kindheitserinnerungen des Ex-Herrschers Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani. Der milliardenschwere Mann hatte einen sentimentalen Moment und vermisste die Vergangenheit in seiner ansonsten supermodernen Hauptstadt aus Beton, Stahl und Glas. Vom Basar seiner Jugend waren nur halb verlassene Ruinen geblieben. Und alles neue sollte so aussehen wie in den Kindheitserinnerungen. Schön ist es geworden. Und stimmungsvoll!
Am schönsten ist all das, wenn die Sonne gerade hinter dem Horizont abgetaucht ist, die Muezzine zum Gebet rufen, die Dämmerung alles Neue drumherum kaschiert und die Kulisse mit abnehmendem Licht langsam zeitlos wird. Bester Platz: die Dachterrassen der Restaurants im Souk – z.B. im Damasca.
Doha ist die Hauptstadt des arabischen Emirats Katar, das an der Ostküste der arabischen Halbinsel direkt am Persischen Golf liegt.
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