An der Autobahn von Tel Aviv nach Norden stehen die Hinweisschilder überall, und weil die Autobahn hier meistens verstopft ist, kann man genauso gut mal die nächste Ausfahrt raus – und sich das antike Caesarea anschauen. Auf dem Gelände gibt es neben den Ausgrabungen auch ein paar nette Cafés und Restaurants, deswegen zählt dieses Mal auch die „Nicht schon wieder diese Trümmer“-Klage vom Beifahrersitz nicht: Er oder sie kann ja so lange Kaffee trinken gehen. Und wird einiges verpassen!
Caesarea wurde kurz vor der Zeitenwende von Herodes gegründet – also vor pi mal Daumen zweitausend Jahren – und zu Ehren des römischen Kaisers Augustus benannt. Herodes hatte ein Faible für Architektur (manche sagen: er hatte einen Spleen) und hinterließ im ganzen Land prächtige Bauwerke – in Caesarea aber hat er besonders viel Geld gesteckt. Die Stadt, die er da in wenigen Jahren an der Küste des Mittelmeers aus dem Wüstenboden stampfen ließ, muss damals state of the art gewesen sein: mit breiten Geschäftsstraßen, einem Theater, luxuriösen Palastanlagen, öffentlichen Bädern, einem Hippodrom und einem Hafen, wie ihn dieser Teil der Welt noch nicht gesehen hatte.
Dementsprechend berühmt war die Stadt bereits im Altertum.
Ja, die Kreuzritter! Die eroberten die Stadt 1101 und schlugen alles kurz und klein, bloß um anschließend wieder alles aufzubauen. Und nach den Kreuzfahrern kamen dann die Truppen des Sultans, und wieder wurde niedergebrannt und abgerissen, so ging das immer weiter, kein Wunder, dass die Archäologen jetzt schon seit Jahrzehnten hier buddeln und immer noch nicht fertig sind.
Über all das kann man nachdenken, wenn man durch die Ruinen von Caesarea schlendert, den kühlen Wind vom Meer abkriegt und den Möwen zuhört, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Kehle aus dem Hals zetern. Wenn man das Glück hat – oder früh genug aufgestanden ist – und sich Caesarea nicht mit vielen anderen Besuchern teilen muss, kann die Anlage wie eine Schleuse in die Vergangenheit sein, und wer ein Gespür für solche Dinge hat, hört vielleicht plötzlich das Rufen der Kaiarbeiter, das Klirren der Waffenröcke und die Anfeuerungsrufe aus dem Hippodrom.
Die Pferderennbahn ist sowieso der beeindruckendste Teil des Komplexes – man kann sich richtig vorstellen, wie das Publikum damals von den Sitzen sprang, wenn sich zwei Gespanne ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten:
Heute kostet der Eintritt für alle das gleiche, 39 Schekel, umgerechnet zehn Euro. Wenn man möchte, kann man dafür den ganzen Tag zwischen den Ausgrabungen herumlaufen. Kaffee trinken kann man ja dann anschließend immer noch.
Die bedeutendste archäologische Stätte Israels liegt nordwestlich von Hadera in der nördlichen Scharonebene am Mittelmeer, etwa auf halbem Wege zwischen Haifa und Tel Aviv.